Tod auf den Gleisen. Elisa Scheer

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Tod auf den Gleisen - Elisa Scheer

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wohlgeratene Kinder und die sind gerade aus dem Gröbsten heraus – und da wollt ihr euch das Ganze noch mal antun?“

      „Das verstehst du nicht“, maulte Silvia. „Gerade, weil die drei schon so selbständig sind… da ist man ja gar nicht mehr gefragt. Sogar die Hausaufgaben machen sie unaufgefordert! Ich brauche wieder jemanden, den ich umsorgen kann.“

      „Du hast auch noch einen Mann“, erinnerte Doro sie. „Kümmere dich doch mal um den! Oder um den Wiedereinstieg in den Beruf. Silvi, du bist erst dreiunddreißig, du bist noch nicht zu alt. Oder willst du Kinder kriegen, damit du bis zum Rentenalter gut beschäftigt bist? Viel Rente wirst du dann allerdings nicht kriegen.“

      „Sei nicht so fies. Und ich wüsste nicht, dass du so besonders viel von Männern verstehst, schon gar nicht von meinem.“

      Das stimmte allerdings. Doro kannte Günther, ihren Schwager, eher flüchtig und fand ihn herzlich uninteressant. Harmlos und belanglos. Vielleicht hatte er ja verborgene Tiefen, aber dazu hätte sie ihn besser kennen müssen. Ach, wozu? „Ich will gar nicht fies sein“, begütigte sie also. „Dann wünsche ich dir einfach viel Erfolg bei euren weiteren Versuchen. Was hättest du denn am liebsten, Bub oder Mädel?“

      „Noch ein Mädel… zwei Jungs und zwei Mädels wären doch toll… und von Mädchen hat man ja auch länger was.“

      „Ehrlich? Ich finde, Mädchen sind viel alltagstauglicher. Ich hab in meinen Kursen Jungs, die sind achtzehn und wenn sie was wollen, schicken sie die Mama rein. Den Mädels wäre das schon mit zwölf zu peinlich. Pass bloß auf, dass du nicht in fünfzehn Jahren als Hotel Mama dastehst.“

      „Das fände ich gar nicht so tragisch. Ist doch schön, wenn man noch gebraucht wird.“

      „Zum Frühstückmachen und Wäschewaschen? Silvi, was ist mit deinem Beruf?“ Silvia prustete verächtlich in den Hörer. „Zurück ins Büro? Ich bin doch nicht blöd!“ Silvia war Verwaltungsfachangestellte gewesen, bevor sie geheiratet hatte. Und da sie schon mit einundzwanzig geheiratet und dann zügig Lisa, Sebastian und Benedikt in die Welt gesetzt hatte, die jetzt elf, zehn und neun waren, hatte sie in ihrem Beruf nicht gerade lange gearbeitet. Vielleicht verständlich, dass ihr das jetzt etwas fern gerückt war, überlegte Doro.

      „Ja gut, aber vielleicht könntest du was anderes machen? Irgendein Hobby zum Beruf machen?“

      „In Volkshochschulkurse gehen, was?“, höhnte Silvia.

      „Quatsch. Selber welche geben schon eher. Oder einen Wollladen – ein kleines, aber feines Catering… irgend so was.“

      „Und warum soll ich mich nicht um meine Kinder kümmern? Immerhin muss Benni noch den Übertritt schaffen!“

      Doro verkniff sich eine Bemerkung über Eltern, die ihre Kinder um jeden Preis aufs Gymnasium prügelten, weil sie sich nicht vor den Nachbarn genieren wollten. „Und sonst ist bei euch nichts los?“, wechselte sie also entschlossen das Thema. „Was macht denn Vinzenz? Von dem hört man ja auch nichts.“

      „Weiß ich auch nicht. Geschäfte, denke ich. Mensch! Du kennst doch den Pointner, der bei uns an der Ecke zur Wasserburger diese Riesenscheune gebaut hat, oder?“

      „Den gelben Klotz?“, fragte Doro, die sich vage an das überdimensionierte Ding mit den vielen spacigen Erkern, Terrassen, Balkonen und merkwürdigen Einbuchtungen erinnerte. Dass so was genehmigt worden war?

      „Ja, genau. Der Pointner hat sich ja beim Boom 2000 dumm und dämlich verdient, nicht? Und jetzt hat er alles wieder verspekuliert.“

      „Hui“, machte Doro. „Hatte der nicht diese unglaublich arrogante Zimtzicke zur Frau? Die mit dem roten Sportflitzer und den Riesensonnenbrillen?“

      „Die Vanessa, genau. Naja, Hochmut kommt vor dem Fall. Jedenfalls, der Pointner hat sich vor den Zug geworfen, und die Vanessa muss aus dem Haus raus, wird alles zwangsversteigert, damit die Bank wenigstens einen Teil der Schulden wieder reinkriegt.“

      „Bitter. Der arme Mann. Ich muss zugeben, diese Vanessa tut mir jetzt nicht so furchtbar leid.“

      „Mir auch nicht“, sagte Silvia mit etwas schwankender Stimme.

      „Kicherst du etwa??“, fragte Doro streng, musste aber auch lachen. „Da gab´s doch mal eine Serie, wo ganz Reiche alles verloren haben und sozusagen ins Hasenbergl ziehen mussten… stell ich mir gerade mit Vanessa Pointner vor…“ Sie prustete los, und Silvia lachte mit.

      Schließlich wurde Doro wieder ernst. „Trotzdem, vor einen Zug? Das stelle ich mir total grässlich vor.“

      „Ja, ich auch. Aber anscheinend wollte er seinen Gläubigern und seiner Frau nicht ins Gesicht schauen.“

      „Gut, aber warum nicht eine friedliche Dosis Schlaftabletten?“

      „Musst du erstmal auftreiben. So viele verschreibt dir ja auch keiner. Und wenn du´s eilig hast…“

      „Na gut, dann Auspuffgase.“

      „Geht das mit Kat überhaupt noch?“, wandte Silvia ein.

      „Hm, weiß ich auch nicht“, musste Doro zugeben. „So einfach ist ein Selbstmord wohl doch nicht. Naja, Strick um den Hals geht wohl immer. Übrigens hatten wir hier auch so eine Bahnleiche. War aber wohl einfach ein Besoffener, der den Abhang runtergefallen und auf die Gleise gekullert ist.“

      „Du meinst, gruselfaktormäßig kann Leisenberg mit München durchaus mithalten?“, spottete Silvia, und Doro wusste wieder, warum sie sich eigentlich doch ganz gut verstanden – es war die familieneigene spitze Zunge.

      „Hauptsache, Vinz spekuliert vernünftig“, hoffte sie abschließend, während sie allmählich sehnsüchtige Blicke auf die verlockenden weit offenen Schranktüren warf.

      „Ach, der ist doch eher risikoscheu. Da mache ich mir mal keine Sorgen. So, und du bleibst also in diesem Kaff und erziehst die Kinder anderer Leute. Na, jedem Tierchen sein Pläsierchen!“

      Als sie endlich aufgelegt hatte, rieb sich Doro vergnügt die Hände. Erst mal feucht auswischen, falls es drinnen auch noch Sägemehl gab! Eigentlich war es ganz gut, dass Silvia angerufen hatte – sie hätte sonst das Putzen womöglich in ihrem Eifer ganz vergessen.

      Also wischte sie mit einem leicht feuchten Tuch sorgfältig durch alle Fächer und Schubladen, verteilte auch ein paar Tropfen Zedernöl in den Ecken, polierte die Edelstahlgriffe, bis sie funkelten, und amüsierte sich dann damit, die T-Shirt- und Pulloverstapel auf dem Bettsofa noch gleichmäßiger und nach Farben sortiert zu arrangieren.

      Perfekt.

      Und alle Söckchen waren ordentlich gerollt, sogar die Wäschegarnituren sahen tadellos aus, je drei Slips gerollt und in die ineinander geklappten Schalen des dazu passenden BHs gesteckt. Bildschön.

      So, und jetzt kam alles in den Schrank!

      Sie begann mit allem, was auf einen Bügel gehörte, ihren paar Blazern, den Blusen, dem einzigen Rock und den zwei Sommerkleidern, hängte einige Male um, bis die Reihenfolge einleuchtend schien, und füllte dann die Fächer. Auf den Boden unter den Blazern stellte sie alle ihre Schuhe und Stiefel, ordentlich auf Spanner gezogen und frisch geputzt. Oh, die blauen Lackballerinas mussten neue Absätze kriegen! Sie ließ sie im Flur stehen, morgen nach der Schule würde sie

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