Tod auf den Gleisen. Elisa Scheer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tod auf den Gleisen - Elisa Scheer страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Tod auf den Gleisen - Elisa Scheer

Скачать книгу

war, und arbeiteten auch eifrig mit. Doro lobte sie entsprechend, stellte am Ende noch einige Verständnisfragen und beschloss, nächstes Mal ein Ex mit einer kleinen Auswahl genau dieser Fragen zu schreiben. Wenn alle so gut aufgepasst hatten, musste da doch ein Schnitt von 15,00 herauskommen?

      Die Neunte fragte natürlich sofort, ob sie das Ex schon korrigiert habe, und Doro seufzte. „Leute, wann denn? Wenn ich ganz toll bin, kriegt ihr sie in der nächsten Geschichtsstunde wieder – also am Montag.“

      Lange Gesichter, aber mit der Aufforderung, in Gruppen nach Argumenten für einen Kleiderzuschuss zum Taschengeld zu suchen, lenkte sie sie ab. Sie suchten und trugen hinterher begeistert vor, wollten aber nicht so recht einsehen, dass das Argument „Dann kann ich mir mal echt coole Sachen kaufen, mit eurem peinlichen Kram werde ich ja doch bloß gemobbt“ ganz schlechte Verkaufe war. Dass man Eltern in der Argumentation etwas entgegenkommen musste, war ihnen noch schwer zu vermitteln, aber sie bemühten sich und jammerten auch nicht allzu laut, als die Hausaufgabe gestellt wurde: Ein überzeugendes Argument korrekt auszuformulieren, mit Behauptung, Begründung, Beweis und Zusammenfassung. „Schickt es mir als Mail-Attachment, dann füge ich alles zu einem Blatt zusammen und wir können schauen, was schon funktioniert und was noch nicht.“

      In diesem Moment läutete es, und nach kurzem lautem Aufräumen trampelten alle in die Freiheit. Doro sah ihnen nach. Nette Bande. Noch ein bisschen hormongesteuert, aber schon ziemlich vernünftig.

      Die einzige echt lästige Klasse war diese Siebte, bei denen sie Geographie hatte. Aber die konnten eigentlich auch nichts dafür, die waren eben mitten in der Pubertät. So, und jetzt würde sie ihren übrigen Kram einsammeln und sich zum Baumarkt aufmachen. Außerdem knurrte ihr der Magen.

      Im Lehrerzimmer war nicht mehr viel los, um kurz vor drei vielleicht auch nicht so erstaunlich. Merkwürdigerweise saß die Mendel in einer Ecke und schniefte. Das Schniefen wunderte Doro weniger, aber wieso war diese wehleidige Weib überhaupt noch da? Ließ die nicht spätestens um eins den Hammer fallen? War Nachmittagsunterricht nicht eine perfide Idee des KM, um speziell sie auszubeuten?

      Neben der Mendel saß diese brave Steinleitner und murmelte Beruhigendes. Die Steinleitner sah aus, als gebe sie Handarbeiten, fand Doro, dabei waren ihre Fächer Deutsch und Französisch. Mitte dreißig, die Haare ordentlich aufgesteckt, Jackenkleider aus Jersey in gedeckten Farben (oder biedere Twinsets), keinerlei Make-up. Man konnte sie sich richtig vorstellen, wie sie den Kreuzstich an einem Stück überdimensionalen Stramins demonstrierte. Aber immerhin war es nett von ihr, dass sie versuchte, die dämliche Mendel vom Ausrasten abzuhalten.

      In der nächsten Ecke saßen Trattner und Pütz und ignorierten sich nach Kräften.

      „Für heute erlöst?“, fragte Pütz sie und Doro nickte. „Haken dran und ab nach Hause.“ Trattner schaute neidisch. Tja – mit Sport hing man noch länger hier herum, aber dafür war er ja wohl auch nicht um Viertel vor acht hier angetreten. Außerdem: Augen auf bei der Fächerwahl!

      Sie stopfte ihre übrigen Mappen und Bücher in die Tasche, wünschte allseits einen schönen Restnachmittag und entfloh, bevor sich die Mendel womöglich noch verarscht fühlte. Merkwürdig, dass sie offenbar erst seit diesem Jahr so durchdrehte. Und für Wegheiraten und Kinderkriegen war sie wohl schon zu alt.

      Doro parkte vor dem Baumarkt und eilte die Gänge entlang. Wo hatten die hier die Regale? Und wie schwer waren die wohl? Ihr ältlicher Kleinwagen fasste nicht unbegrenzt viel, aber notfalls würde sie eben täglich hier vorbeischauen.

      Vor den Regalen traf sie Maja Körner, die letztes Jahr am Mariengymnasium angefangen hatte. „Aha, willst du auch mal Ordnung in die Bude bringen?“, begrüßte diese sie. Doro nickte. „Ich hab die Wohnung ja erst seit ein paar Wochen, und immerzu aus Kisten leben…“

      „Schöne Wohnung?“

      „Och – ja. Ein Zimmer halt. In Selling. Aber ganz in Ordnung, finde ich. Gute Infrastruktur.“

      „Selling ist nicht schlecht, da hast du Recht. Haufenweise normale Läden und an jeder Ecke eine Bushaltestelle.“

      „Normale Läden?“

      „Solche, die man brauchen kann“, erläuterte Maja. „Lebensmittel, Klamotten, Schreibwaren, Apotheke… An der Uni gibt´s praktisch nur noch Cafés und Copyshops, was soll einem das, wenn man mit dem Studium fertig ist? Und in der Altstadt… schick schon, aber Designerklamotten braucht man ja auch nicht täglich!“ Doro lachte. „Stimmt. Obwohl, das Schaufenstergucken macht bei Designerklamotten natürlich mehr Spaß.“

      „Auf der Suche nach schicken Blazern…“ Maja seufzte.

      „Woher weißt du?“

      „Luise, Hilde und Katja haben schon eine starke Vorbildfunktion, findest du nicht?“

      „Doch… vor allem, wenn man manche andere danebenhält…“

      „Den fettigen Ederer… oder die Trautenwolf?“

      „Trautenwolf… ist das diese Dicke?“

      „Ja. Mit der Figur ist es wohl echt schwierig, sich gut anzuziehen… Größe 56 ist das bestimmt.“

      „Aber dafür kann sie ja wohl nichts… ich meine, wer so viel Speck angesammelt hat, hat doch bestimmt irgendein gesundheitliches Problem, eine Stoffwechselstörung oder so was?“

      „Meinst du?“

      „Weiß ich nicht, ich denke mir das halt so… Aber an dieser Schule laufen eigentlich viele recht gut gekleidet rum. An meiner Seminarschule hatte nicht mal der Chef einen Anzug an, sondern Cordhosen und ganz unglaubliche Pullis. Die hat ihm seine Alte offenbar selbst gestrickt. Und soo eine Wampe!“ Sie deutete das mit einer entsprechenden Geste an, und Maja lachte. „Wie der Ederer, das alte Ferkel! Die Trautenwolf ist immerhin Kult bei den Schülern, die hat einen wahnsinnig trockenen Humor. Ich hab bloß Angst, dass sie eines Tages tot umfällt – die muss doch unglaubliche Werte haben. Und rauchen tut sie auch noch, wie ein Schlot!“

      „Was? Huch, wo kann man denn am Mariengymnasium rauchen? Etwa vor der Tür, mit den Schülern? Geht ja gar nicht!“

      „Entweder dort, aber das hat wirklich was von Anbiederung. Oder um die Ecke im Georgenweg, da ist so eine ganz kleine Anlage. Da hängen die Kollegen dann gerne herum.“

      „Zur Freude der Anwohner?“

      „Genau. Und, was willst du hier kaufen?“

      Doro erzählte, ließ sich beraten und schleifte schließlich mit Maja zusammen die Bauteile für zwei Regale zur Kasse. Soviel würde in ihr Auto passen, hatten sie beschlossen. Und ein ganz hohes und ein fast ganz hohes Regal, das müsste doch ein guter Anfang für eine interessant gestaltete Regalwand sein?

      Leider verabschiedete sich Maja schon auf dem Parkplatz, also musste Doro den Kram alleine nach oben schleppen. Gut, dann war für heute die Fitness abgehakt!

      Oben zog sie den klapprigen Tisch von der Wand, saugte den Boden an der Wand entlang sorgfältigst ab, räumte auch alle Bücherkisten aus der Nähe weg und ging an die Arbeit. Die hohen Regale außen, dann nach innen absinkend bis zum Tisch, hatten sie sich überlegt.

      Sie begann mit dem ganz hohen Regal an der Wand zur Küche, fröhlich die Songs aus dem Radio mitpfeifend. Schwierig war das nicht – oberstes und unterstes Brett mit den Seitenleitern verschrauben, Stützkreuz anschrauben, alles

Скачать книгу