Sünden von einst. Elisa Scheer

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wegen der Restposten vom letzten Jahr!“ Mayring sah mich strafend an. Ich fischte einen Zettel aus meinem Ablagekorb. „Hier. Hätte das nicht bis nachher Zeit gehabt?“

      Er schnaufte und wandte sich ab. Wie immer eben. Ich starrte ihm giftig hinterher und vertiefte mich dann wieder in meine Unterlagen. Vielleicht gestaffelt, ab zweimal pro Vierteljahr günstiger, ab viermal noch günstiger... Quatsch, einfach einen Daueraborabatt mit verlängerten Kündigungsfristen!

      Wen liebte ich außer Nathalie? Ja, wen sollte ich denn lieben? Unseren Vater womöglich? Der konnte uns doch auch nicht leiden! Und Mama – warum sollte ich ihr jetzt noch nachtrauern, sie war seit zwanzig Jahren tot, und meine vagen Erinnerungen bestanden mehr aus Jetzt nicht, Nina, du siehst doch, dass ich telefoniere und Kannst du denn nicht einmal alleine spielen? Ach ja, und Hörst du nicht, dass deine kleine Schwester schreit? An Geknuddeltwerden oder Ausflüge oder einfach nur mütterliches Getue konnte ich mich wirklich nicht erinnern. Der Bruder, dem unser Vater so nachzutrauern pflegte, war meinen eher vagen Erinnerungen nach etwa vier Jahre nach meiner Geburt tot zur Welt gekommen – und mehr Familie hatten wir nicht.

      Es gäbe natürlich immer noch Männer...

      Zum Lieben? Da lachten ja die Hühner!

      Obwohl, Markus hatte ich schon geliebt. Glaubte ich jedenfalls, das war ja auch schon wieder ewig her. Letztes Schuljahr und die ersten drei Semester...

      „Warum seufzt du denn so liebeskrank?“

      Ich sah zornig zu Max auf. „Was schleichst du dich so blöde an? Und ich bin absolut nicht liebeskrank!“

      „Natürlich nicht, du bist ja unsere Eisprinzessin. Aber geseufzt hast du doch.“

      „Na und? Ist das verboten?“

      „Zick nicht rum. Passt es dir, wenn wir das Meeting nachher um eine halbe Stunde verlegen? Auf drei Uhr?“

      „Solange ich trotzdem um fünf gehen kann – ich hab ja noch was vor.“

      „Glaubst du, ich nicht? Ab auf die Piste!“

      Was sonst? „Drei ist okay. Dann mach ich um halb zwei Mittag. Wo ist der Chef eigentlich hin?“

      „Verhandlungen außer Haus. Bei irgendeinem Fernsehsender.“

      „Ehrlich? Kriegen wir so ein Magazin wie alle anderen auch?“

      „Keine Ahnung. Willst du es moderieren?“

      Ich wedelte abwehrend. „Da sei Gott vor!“

      „Wieso? Du bist doch ganz fotogen, oder?“

      „Woher willst du das wissen, hast du jemals ein Foto von mir gesehen? Mach du´s doch, du kriegst sicher waschkörbeweise Fanpost.“

      „Lieber nicht, Sandra tickt aus!“

      „Du meinst, dann merkt sie erst so richtig, was du die ganze Zeit treibst?“ Ich grinste ihn an.

      „Ich treibe doch gar nichts“, entgegnete er, leicht beleidigt.

      „Würdest du aber, wenn du hier irgendwo zum Zuge kämst, oder?“

      „Nicht nur Eisprinzessin, auch noch gehässig!“ Er verzog sich und ich versuchte es weiter mit den Abo-Strategien, wobei ich mir energisch verbot, meine Verflossenen Revue passieren zu lassen. So blöde waren die auch nicht gewesen, bloß eben nicht die Richtigen. Solo war schon besser, dann konnte man sich wenigstens auf die Arbeit konzentrieren.

      Nathalie konnte unserem Vater ja eines Tages Enkel bescheren. Wenn dieser Hardy mehr taugte als seine Vorgänger, hieß das. Nicht, dass Vater auf Enkel scharf gewesen wäre.

      Gegen eins war ich mit dem Konzept endlich fertig und hatte zwischendurch noch allerlei anderen Kram abgearbeitet und weitergeleitet. Zufrieden betrachtete ich meinen fast aufgeräumten Schreibtisch: Reif fürs Wochenende! Nur das alberne Meeting und diesen überflüssigen Besuch bei Vater musste ich noch hinter mich bringen.

      Lieblos und fotogen. Jetzt hatte mir Max schon zwei Eigenschaften untergejubelt, über die ich nachdenken musste. Also, lieblos war ich nicht, beschloss ich. Ich liebte bloß praktisch niemanden – wen denn auch? Und fotogen... nein. Jedenfalls nicht so, dass es für ein TV-Magazin gereicht hätte. Außerdem wurde ich schon nervös, wenn ich in ein Mikrofon sprechen musste. Und früher war ich vor jedem Referat fast gestorben und hatte alle Statements mit verlegenem Räuspern und Äh, ja, also... begonnen. Das musste man ja nicht auch noch im Fernsehen haben!

      Und außerdem konnte ich mich langsam in die Mittagspause aufmachen.

      Ich holte mir in der Sandwichbar ein dickes Prachtstück mit Putenbrust, Salat, Tomaten und dieser himmlischen giftgrünen Kräutermayonnaise und setzte mich in der kleinen Anlage gegenüber von Markt&Geld auf eine Bank. Sonnenbrille auf, Beine ausgestreckt und zufrieden kauend. Ja, so konnte das Wochenende kommen! Vor allem, weil ich das Wochenende garantiert nicht in einem dunkelblauen Hosenanzug verbringen und folglich auch nicht dermaßen schwitzen würde. Bikini und Balkon waren angesagt – und Sonnenschirm, Leute mit rötlichen Haaren und heller Haut mussten ja leider aufpassen.

      Lecker. „Was isst du denn da?“

      Ich blinzelte. Ach, Gabi! „Sandwich. Schmeckt super. Und die kosten bloß zwei fünfzig, drüben in dem Laden da.“

      „Ist da Butter drauf?“, fragte Gabi misstrauisch. „Du weißt ja, tierische Fette...“

      „Nein. Mayo, aber Putenbrust. Ganz mager.“

      „Hm.. na, lieber nicht.“

      „Die haben sicher auch was Vegetarisches“, lockte ich, aber Gabi blieb standhaft und packte eine Reiswaffel aus. Ohne was drauf.

      „Schmeckt das nicht ziemlich fad?“, erkundigte ich mich. Sie zuckte die Achseln. „Dafür ist es gesund. Man kann nicht alles haben. Und Kalorien hat das Zeug auch praktisch nicht.“ Ja, so sah es auch aus.

      „Warum machst du bloß immerzu Diät? Du bist doch gar nicht dick“, versuchte ich es wieder mal. „Nicht dick? Hast du eine Ahnung! Dieser Superbikini kneift an allen Ecken und Enden – obwohl, von Ecken kann man bei mir sowieso nicht sprechen, und nächsten Freitag fliegen wir für zwei Wochen nach Lanzarote! Ich muss unbedingt noch mindestens drei Kilo abnehmen!“

      „Ich würde mir einfach den Bikini eine Nummer größer kaufen und schon ein bisschen bräunen“, schlug ich vor. „Braun sieht man immer schlanker aus. Ich werd ja leider nicht so braun.“

      „Du brauchst das ja auch gar nicht, du bist so toll dünn.“ Sie musterte mich nicht ohne Neid. „Du wiegst bestimmt nicht mehr als fünfzig Kilo, oder?“

      Ich grinste. „Gabi, ich bin einsfünfundsiebzig groß, da verteilt sich das Gewicht bloß besser. Ich wiege sechzig Kilo, und das ist auch gut so. Apropos, hast du´s mal mit höheren Absätzen probiert? Ich meine, nicht, dass du dick wärst, aber wenn die Körpergröße um - sagen wir mal - fünf Zentimeter steigt...“

      „In so was kann ich nicht laufen. Und wenn ich mit Strandpantöffelchen durch die Lava stakse und dann auf die Schnauze fliege – das macht den Urlaub auch nicht schöner.“ Sie seufzte tragisch und

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