Czordan und der Millionenerbe. Manfred Rehor

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Czordan und der Millionenerbe - Manfred Rehor

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dass es unverantwortlich war, sie alleine auf die andere Straßenseite hinüber torkeln zu lassen. „Soll ich Sie nach Hause bringen?“, fragte ich.

      „Lass das, Jungchen!“ zischte sie. Ihre Schnapsfahne war noch intensiver als der Gestank nach Schweiß, der sie umgab.

      „Sie wohnen gegenüber“, sagte ich freundlich.

      „Det wees ick! Ich will zum Tschsssordan.“ Sie drängte sich an mir vorbei ins Büro.

      Ich ließ sie gewähren, weil ich sie vom Sehen kannte. Tag für Tag stand sie auf einen Besen gestützt vor dem Mietshaus auf der anderen Straßenseite, beobachtete alles und jeden und tratschte mit Passanten. Ihr verknautschtes Gesicht mit den zahnlosen Kiefern und ihre Kittelschürze waren Erkennungszeichen unserer Gegend; eben ein typisches Berliner Original. Vermutlich wusste sie mehr über uns als wir selbst - zumindest, was die Gerüchte betraf, die in Umlauf waren.

      Sie zeigte mit dem Finger auf Czordan und folgte dann der so angedeuteten Linie bis zu seinem Schreibtisch. „Du! Du bist doch der Ami... Amerikaner. Ick habe nen Auftrag für dir.“

      Ich schob ihr einen Stuhl in die Kniekehlen. Sie kippte nach hinten auf ihn.

      Czordan umfasste mit den Händen die Lehnen seines Bürostuhls. Um zu verhindern, dass er einfach aufstand und das Büro verließ, bedachte ich ihn mit meinem breitesten Grinsen. Wenn er jetzt kniff, würde ich ihm das tagelang vorhalten. Er presste die Lippen zusammen, setzte sich aufrecht hin und schob die Zeitschriften beiseite. „Mein Name ist Samuel Czordan. Was kann ich für Sie tun?“

      Ganz der korrekte Dienstleister. Er zeigte mir, wie man mit Klienten umgeht.

      Die Frau wackelte mit dem Kopf, starrte dabei Czordan an und antwortete langsam und konzentriert: „Mir Geld verschaffen. Ick habe was gesehen, das die Polizei interessiert. Dafür will ich ne Belohnung.“

      „Falls Sie Zeugin eines Verbrechens geworden sind ...“

      „Bin ick.“

      „... ist es Ihre Pflicht, das der Polizei mitzuteilen.“

      „Will ich aber nicht.“ Ihre Augen funkelten. Mit jedem Wort wirkte die Frau nüchterner. „Und jetzt schick mich nicht zu nem Anwalt. Anwälte sind noch schlimmer. Ich traue niemandem.“

      „Warum kommen Sie zu uns, wenn Sie niemandem vertrauen?“

      „Da ist seit ein paar Wochen ein Schild ‚Detektei‘ an eurer Tür. Ich war noch nie bei einem Detektiv. Bin nur mal von einem im Kaufhaus erwischt worden, aber das will ich euch nicht anrechnen.“

      „Sehr freundlich von Ihnen“, mischte ich mich ein. Ich saß wieder an meinem Platz und legte am PC einen neuen Eintrag in der Klientenkartei an. Fortlaufende Nummer zwei. Wenn schon, dann richtig. „Wie heißen Sie?“

      „Gisela Ahner.“ Sie rasselte Anschrift und Geburtsdatum herunter, als wäre sie solche Befragungen gewohnt. „Beruf: Hauswartsfrau. Jedenfalls amtlich.“

      „Hauswartsfrau nur amtlich?“

      „Ja. Ich arbeite nämlich noch nebenher. Abends zwei, drei Stunden bei Joschi‘s. Bin natürlich nicht angemeldet. Ist mehr so ein Freundschaftsdienst.“

      Czordan runzelte fragend seine Stirn, auf der auch so schon unzählige Linien eingegraben waren.

      „Joschi‘s Curry-Imperium“, informierte ich ihn. „Ein Imbiss in der Nähe der Potsdamer Straße. Keine gute Gegend. Nachts dürften Huren und Freier die Hauptkunden sein.“

      „Na, und?“, fuhr mich Frau Ahner an. „Sind auch nur Menschen. Jedenfalls, ich habe vorhin mal in ner ruhigen Minute das alte Fett weggebracht. Stehe in der dunklen Ecke zwischen den Müllcontainern, da kommt ein Auto. Ein Geländewagen, so ein ganz teurer. Eine Frau steigt aus. Auch ganz teuer. Ihr Fummel, meine ich. Dafür habe ich einen Blick.“

      „Manche verdienen ganz gut beim Anschaffen“, warf ich ein.

      „Quatsch. Das war keine von denen. Die kenne ich alle. Nee, die gehörte zu diesen jungen Frauen, bei denen man sich fragt, wen sie wohl geheiratet haben, um an so viel Geld zu kommen. Jedenfalls, ich denke noch, was will die hier? Da kommt ein Mann die Straße lang. Die beiden reden. Ich habe das Fett unter den Hausmüll gemischt und will gehen. Da schreien die sich an, der Mann zieht einen Revolver und zielt auf die Frau!“

      „Sie haben die Waffe gesehen?“, fragte Czordan.

      „Sag ich doch. Die beiden setzen sich ins Auto, sie ans Steuer, er neben sie, immer den Revolver in der Hand, und sie fährt los. Direkt auf mich zu. Fast hätte der Wagen mich erwischt. Aber der Müllcontainer war im Weg, es hat gekracht. Die Frau hat Gas gegeben und weg waren sie.“ Frau Ahner mummelte mit ihren eingefallenen Lippen, als redete sie weiter, sagte aber nichts mehr.

      „Der Wagen fuhr also davon.“

      „Na, der Container ja wohl nicht. Das war eindeutig eine Entführung. Da geht es um Lösegeld. Davon will ich meinen Anteil haben. Schließlich habe ich es gesehen!“

      „Sie möchten einen Anteil vom Lösegeld?“

      „Jau!“ Sie stutzte. „Nee, von der Belohnung, meine ich. So von wegen sachdienliche Hinweise für die Polizei. Aber die nehmen mich nicht ernst, das kenn ich schon. Deshalb bin ich hier: Du regelst das für mich und bekommst Prozente. Ist das ein Angebot?“

      „Das ist keine Arbeit für einen Detektiv!“, wehrte Czordan ab.

      „Na, dann geh eben los und such den Entführer. Das ist Detektivarbeit, oder?“ Frau Ahner fuhr mit der Hand suchend über die Fläche von Czordans Schreibtisch. „Warum sitze ich hier eigentlich noch auf dem Trockenen?“

      „Ich bringe Ihnen gerne ein Mineralwasser“, bot ich an.

      „Hier bin ich verkehrt“, murrte sie.

      „Haben Sie sich die Nummer des Wagens gemerkt?“, hakte Czordan nach.

      „Nee, ging zu schnell. Aber die Farbe, das war so ungefähr Silber untenrum und oben Rosa. Ziemlich abartig, wenn de mich fragst. Und eine ordentliche Beule muss er haben, vom Müllcontainer.“

      „Wenn es ein hochwertiger Geländewagen war, hat er höchstens eine Schramme“, korrigierte ich.

      Czordan sah einen Moment lang starr vor sich ihn, bevor er mich entschlossen anwies: „Sig, ruf die Polizei an!“

      „Nein!“, rief Frau Ahner.

      Czordan warf ihr einen bösen Blick zu, was er sehr gut konnte. Er drehte dabei sein hageres Gesicht halb vom Licht weg, so dass es einen diabolischen Zug bekam. Frau Ahner verstummte.

      Ich suchte das Revier in der Nähe von Joschi‘s aus dem Telefonbuch heraus und gab die Beobachtung von Frau Ahner durch, ohne ihren Namen zu nennen. Auf Rückfragen ließ ich mich nicht ein.

      „Ihr bescheißt die Leute auch nur!“, giftete Frau Ahner. „Detektive, von wegen! Hätte ich mir denken können.“

      Czordan hob belehrend den Zeigefinger: „Eine Belohnung wird erst ausgelobt, wenn eine Forderung des Entführers vorliegt oder zumindest jemand als vermisst gemeldet wird. So oder

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