Czordan und der Millionenerbe. Manfred Rehor

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Czordan und der Millionenerbe - Manfred Rehor

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kostet pro Tag mehr, als ein Kellner in der Woche verdient. Wo fährst du hin?“

      „Zurück ins Büro.“

      „Sollten wir nicht im Hotel versuchen, den Namen des Chinesen herauszubekommen? Vielleicht wird sein Zimmer sogar von einer chinesischen Hightech-Firma bezahlt. Das wäre ein Beweis.“

      „Wer in diesem Hotel würde einem Fremden solche Infos geben?“

      „Der Portier. Solche Leute haben ihren Preis.“

      „Den Czordan bezahlen müsste. Besser, wir fragen ihn vorher.“

      „Schleimer“, sagte Ron. „Du willst ihm doch nur brühwarm erzählen, dass du es warst, der dem Kellner auf die Schliche gekommen ist.“

      „Während du nicht bemerkt hast, was sich direkt vor deiner Nase abspielt. Wie soll ich das bei deiner Spesenabrechnung berücksichtigen? Ich schlage vor, alle Essen gehen auf deine Kosten.“

      „Von mir aus. Dann reiche ich euch stattdessen die Arztrechnung ein. Ich musste jeden Tag ein riesiges Menü verdrücken. Als Vorwand, lange da drin sitzenzubleiben. Das ist meiner Verdauung nicht gut bekommen.“

      „Ich spendiere dir eine Tasse Kräutertee. Das muss reichen.“

      Ron schimpfte noch, als ich den Wagen in der Tiefgarage parkte.

      „Sig, schreib das auf, aber in einer Form, die man dem Klienten vorlegen kann“, sagte Czordan. „Ron, das war noch nicht alles, du hörst von mir.“

      Ron wollte etwas sagen, aber Czordan kam ihm zuvor, indem er aufstand und kopfschüttelnd durch die hintere Tür das Büro verließ. Von dort gelangte man in ein Treppenhaus, das nach oben in seine Wohnung führte.

      „Was werde ich von ihm hören?“, fragte mich Ron erstaunt.

      „Keine Ahnung. Wenn er mit deiner Leistung unzufrieden wäre, hätte er das gleich gesagt, und zwar mehr als deutlich. So gut kenne ich ihn inzwischen. Alte Leute sind eben manchmal wunderlich.“

      „Lass ihn das besser nicht wissen.“

      „Ich habe es ihm schon auf den Kopf zu gesagt. Er hat nur gelacht.“

      „Pass auf, dass dich deine große Klappe nicht diesen Job kostet“, riet mir Ron, bevor er nach Hause ging.

      Ich holte mir ein Glas Cola und begann mit der Arbeit. Am PC tippte ich den gewünschten Bericht über unsere Beobachtungen, druckte ihn für Czordan aus und deponierte das Papier gut sichtbar auf seinem Schreibtisch.

      Anschließend fahndete ich im Internet erfolglos nach Informationen über chinesische Firmen, die in derselben Branche tätig waren wie unser Auftraggeber. Es war kaum etwas auf Deutsch oder Englisch zu finden. Immerhin entdeckte ich auf einer Behördenseite die Einreisebedingungen für Chinesen. Auch die druckte ich für Czordan aus.

      Um meinen Beinen die notwendige Bewegung zu verschaffen, gönnte ich mir einen ausgiebigen Spaziergang. Als ich nach einer Stunde wieder ins Büro zurückkam, lagen die Ausdrucke noch an derselben Stelle.

      Gegen sechzehn Uhr schaute Gregoria vorbei, um den Maschinen im Computerraum den Puls zu fühlen. Alle arbeiteten wie gewohnt störungsfrei. Wir unterhielten uns über die Chancen für einen warmen Sommer und andere wichtige Dinge, bis ihr Handy uns unterbrach. Bei einem ihrer Kunden war der Server abgestürzt, also machte sie sich auf den Weg.

      Um nicht aus Langeweile auf trübsinnige Gedanken zu verfallen, begann ich, die Aufträge durchzusehen, die Czordan für seine ‚Wissenschaftliche Auskunftei‘ an Land gezogen hatte. Das meiste war für mich unverständlich, aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, also tippte ich die mir rätselhaften Passagen in verschiedene Suchmaschinen und erarbeitete mir nach und nach ein Verständnis dafür, um was es eigentlich ging. Anschließend sah ich mir an, was Czordan sich bereits zu diesen Themen notiert hatte. Was auch immer sonst im Kopf des Alten vorgehen mochte: Er verfügte über ein enormes Faktenwissen. Ich glaubte ihm gerne, wenn er behauptete, viele der abertausend Bände seiner privaten Bibliothek habe er nicht nur ein Mal gelesen.

      Zwanzig nach sechs kam er herunter. Er hatte glasige Augen, seine dünnen weißen Haare standen wirr nach oben weg, Essensreste hingen in seinem Ziegenbart. Etwas Unverständliches vor sich hin grummelnd griff er sich die Papiere vom Schreibtisch und verschwand wieder nach oben.

      Er verpasste so um wenige Minuten den zweiten Besuch von Frau Ahner. Sie war angetrunken und drehte sich suchend mit tapsenden Bewegungen um sich selbst, nachdem sie das Büro betreten hatte: „Is dein Chef nich da? Macht nichts, sag ich es eben dir: Meine Tochter ...“

      Ich führt sie zu einem Besucherstuhl.

      „Also, die Renate, was meine Tochter ist, die lebt in Dortmund. Hat ihre Arbeit verloren und kellnert nur noch, verdient nicht viel. Die soll nach Berlin kommen. Weil, mein Herbert wird senil. Parkinson, sagt der Arzt. Ist zu anstrengend für mich allein.“

      „Verständlich“, sagte ich. „Möchten Sie ein Glas Wasser?“

      „Hör auf, mich zu veräppeln, das ist ernst! Die Renate soll kommen und meinen Herbert pflegen. Sie kann bei uns wohnen oder sich ne Wohnung in der Nähe suchen. Geht ja alles, wenn man Geld hat.“

      „Sie meinen die Belohnung.“

      „Genau, Blondköpfchen, ich meine die Belohnung. Ich brauche sie dringend, für die Renate, weil das mit meinem Herbert ...“

      „Habe ich verstanden. Herr Czordan wird gleich morgen früh noch einmal nachhaken, damit Sie die Belohnung so schnell wie möglich bekommen. Soll ich Sie heimbringen?“

      „Nee, ich muss jetzt Arbeiten gehen. Zum dicken Joschi. Hab ich ihm versprochen.“ Sie stemmte sich hoch und ging zur Tür.

      „Herr Czordan hat Ihnen davon abgeraten.“

      Sie schüttelte sich, als hätte sie auf etwas Bitteres gebissen. „Auf die Ratschläge von Männern höre ich schon lange nicht mehr. Man muss selbst entscheiden, was man tut. Ich gehe arbeiten.“

      „Ich fahr Sie hin.“

      „Danke, is nett gemeint, aber ich geh zu Fuß. Die Zeit habe ich noch. Mache ich immer so. Bis ich dort ankomme, bin ich wieder klar im Kopf. Nen schönen Abend noch.“

      Ich sah ihr nach. Mit jedem Schritt in die Dunkelheit ging sie sicherer und aufrechter. Eine Aufgabe, und sei es nur der Verkauf von Currywurst, gibt dem Menschen eben doch etwas, das er braucht. Mit diesem erhebenden Gedanken machte ich Feierabend.

      Es war das letzte Mal, dass ich Frau Ahner sah.

      Kapitel 3

      Mittwochmorgen kam Czordan nicht herunter, um sich seine Zeitungen zu holen. War der große Detektiv indisponiert? Was ja bei seinem Alter von rund siebzig Jahren durchaus vorkommen konnte. Vielleicht leistete er sich deshalb einen Angestellten, also mich, der das Büro am Laufen hielt.

      Ich war mir im Klaren darüber, dass ich mit meiner Arbeit mein Gehalt nicht annähernd erwirtschaftete. Was sich Czordan dabei gedacht hatte, einen ehemaligen Personenschützer für das Büro anzuheuern, wusste nur er allein. Auch als Detektiv war ich eigentlich ungeeignet. Das war ein Job für jemanden wie

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