Czordan und der Millionenerbe. Manfred Rehor

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Czordan und der Millionenerbe - Manfred Rehor

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elf erschien Gregoria mit einem Satz Kabel, die sie im Computerraum installierte. Sie sagte etwas von „besserer Dämpfung“, aber ich hörte nicht zu, weil ich von dieser Technik zu wenig verstand.

      Als sie fertig war, setzte sie sich auf Czordans Stuhl. Sie war so klein wie er, aber vier Mal so schwer. Trotzdem war sie mit ihren achtundzwanzig Jahren eine attraktive Frau. Was auch an den hellroten Haaren und ihrem blassen Teint lag, der sie frisch und kühl wirken ließ. Im Gegensatz zu ihrer türkischen Freundin Ayse, die eher der dunkle, feurige Typ war - aber das ist ein anderes Thema.

      „Deine Geschäfte gehen gut“, stellte ich fest. Gregoria verdiente ihr Geld als selbständige IT-Beraterin, wobei sie mehr vom Aufstellen und Betreuen der Computer lebte, als von der Beratung.

      „Wie kommst du darauf?“

      „Dein neuer Wagen. Eine Klasse besser als der letzte.“

      „Geleast. Stimmt, es läuft im Moment alles rund. Was nicht heißen soll, dass ich ausgelastet bin. Habt ihr in der Auskunftei irgendwelche technischen Anfragen, die ich bearbeiten kann?“

      „Im Moment nicht. Außer, du verstehst etwas von neuassyrischer Kanalbautechnik. Ein reicher Hobbyarchäologe bezahlt Czordan dafür, bestimmte Einzelheiten darüber in Erfahrung zu bringen.“

      „Nicht mein Gebiet. Hat sich Czordan schon zu meiner Idee geäußert?“

      „Er will lieber Detektiv sein, als in weitere Computerkapazität zu investieren. Obwohl auch eine Detektei ein elektronisches Gedächtnis gut gebrauchen kann.“

      „Jeder braucht das heutzutage. Die drei Mal achthundert Terabyte werden nicht mehr lange reichen. Ich könnte euch einen neuen RAID ...“

      Ich hob die Hände. „Ich ergebe mich. Lass uns über etwas Schöneres reden.“

      „Ayse braucht mal wieder Geld. Czordan kann sie zurzeit wohl nicht beschäftigen?“

      „Sie könnte höchstens mir die Arbeit wegnehmen.“

      „Verstehe. Aber vielleicht kennt er jemanden, der eine Sekretärin sucht.“

      „Czordan kennt vermutlich eine Menge Leute. Aber ich glaube nicht, dass darunter Geschäftsleute sind.“

      „Sondern?“

      „Wenn ich das wüsste. Sein Privatleben ist mir so unbekannt wie der Stand seines privaten Bankkontos.“

      „Wie wäre es, wenn Ayse und ich in der Detektei mitarbeiten? Wir könnten Leute beschatten oder was man sonst so treibt als Detektiv.“

      „Ich werde deinen Vorschlag wohlwollend prüfen und ihn höheren Orts vortragen“, versprach ich.

      „Tu das. Ein wenig Abwechslung wäre meinem Befinden ganz zuträglich.“

      Wir kamen nicht dazu, weiter zu tratschen, weil das Telefon klingelte. Der interne Klingelton, also konnte es nur Czordan sein.

      „Guten Morgen!“, grüßte ich ihn.

      Gregoria zwinkerte mir zu, denn es war kurz vor zwölf Uhr.

      Ich lauschte seinen gegrunzten Anweisungen und legte dann auf. „Er will Zeitungen und Post hochgebracht haben“, berichtete ich.

      „Tu deine Pflicht. Ich gehe.“

      Ich ließ Gregoria hinaus und schloss hinter ihr ab.

      In der Post war ein Schreiben aus den USA, Absender eine Smith Agency in Danbury, CT. Vermutlich erwartete er das so dringend. Durch das hintere Treppenhaus ging ich nach oben in den ersten Stock. Dort hatte sich Czordan drei Wohnungen zu einer großen Suite umbauen lassen. Selbstverständlich mit Schallschutz, Klimaanlage und was sonst noch alles Standard war in New York - wenn man ihm Glauben schenkte. Da ihm das Haus gehörte, konnte ihm keiner dreinreden.

      Das Treppenhaus war durch Bewegungsmelder und Kameras gesichert. Auch das war angeblich in New York so üblich. Ich brauchte nicht zu klingeln. Als ich vor der Tür stand, öffnete sie sich von alleine.

      Czordan lag in einem großen Sessel. In der Rechten hielt er die Universal-Fernbedienung, mit der er die Tür geöffnet hatte. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft, die von der Klimaanlage auf arktische Temperaturen herunter gekühlt wurde. Durch den Raum dröhnten die Schläge einer Bassgitarre und das Krächzen einer heiseren Stimme: Czordan hörte etwas Frühes von Bob Dylan. Auf dem Tisch lag ein zerfleddertes Taschenbuch. Wahrscheinlich Kerouacs On the Road oder Gedichte von Ginsberg.

      Mit glasigen Augen stierte mich der Alte an. Ich streckte ihm die Post entgegen, die er zitternd nahm. Da er mich bei der Lautstärke der Musik ohnehin nicht verstehen konnte, zog ich nur fragend die Augenbrauen hoch. Er winkte mich mit einer schlaffen Geste zur Tür.

      In diesem Zustand hatte ich ihn schon mehrmals angetroffen. Ob er dabei von der guten alten Zeit träumte und sich zudröhnte, weil er das Leben außerhalb seines geliebten New York nicht mehr ertrug, weiß ich nicht zu sagen. Als ich ihn zum ersten Mal so erlebte, befürchtete ich, dass ihm diese Exzesse in seinem Alter nicht gut tun. Aber am Morgen danach war er fit wie ein frisch geladener Akku.

      Ich rechnete nicht mehr damit, ihn an dem Tag noch einmal zu sehen, doch kurz vor neunzehn Uhr kam er herunter ins Büro und schaltete seinen PC ein. Seinem Aussehen nach hätte man ihn eigentlich sofort in ein Pflegeheim einweisen müssen. Er hing mehr auf dem Stuhl, als dass er saß. Nach einem Blick in den Emaileingang schaltete den PC wieder aus und sagte: „Feierabend.“

      Ein versöhnliches Ende dieses Arbeitstags. Anscheinend hatte er den kleinen Zwist vom Montag noch nicht vergessen.

      Doch aus dem pünktlichen Feierabend wurde nichts.

      Während ich meinen Schreibtisch aufräumte, läutete es an der Tür. Ich öffnete und vor mir stand ein bulliger fünfzigjähriger Mann, der so sehr nach Polizist aussah, dass er bestimmt in seinem Leben noch nie die Dienstmarke zeigen musste.

      „Schmidt“, sagte er. „Ist Sam Czordan da?“

      Ich wandte mich nach Czordan um. Der zog eine Grimasse und nickte. Also trat ich beiseite und ließ den Besucher herein.

      Schmidt ging auf den Besucherstuhl vor Czordans Schreibtisch zu, beäugte ihn missmutig und sah sich im Büro um. Mit ausgestrecktem Arm hinderte er mich daran, an ihm vorbei zu gehen. Stattdessen marschierte er um meinen Schreibtisch herum, zog meinen Stuhl näher zu Czordan und ließ sich darauf nieder.

      Da Czordan auf diesen Affront nicht reagierte, blieb ich ebenfalls gelassen. „Möchten Sie etwas zu trinken?“, fragte ich.

      „Gut trainiert, der Junge, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Könnte der Richtige sein“, sagte Schmidt zu Czordan. Zu mir gewandt forderte er: „Cola!“

      „Kaffee, stark!“, ergänzte der Alte heiser.

      Ich ging nach hinten in die Miniküche, ließ aber die Türe offen.

      Schmidt rief mir nach: „Wie heißen Sie, junger Mann?“

      „Siegfried Ehrlich“, antwortete ich.

      „Genannt Sig, vierunddreißig Jahre alt. Wusste ich doch,

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