Schatten und Licht. Gerhard Kunit

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Schatten und Licht - Gerhard Kunit

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dem Kenner den kundigen Schmied. Der Söldner war stolz auf seine Waffen. So etwas konnte sich nicht jeder Mietling leisten. Er trat neben das Mädchen, fasste nach ihrem Handgelenk und korrigierte ihren Griff. „So ist die Waffe beweglicher und entgleitet Dir nicht so leicht.“

      „Ich bin Serena“, erklang es hinter ihm. „Ich würd‘ mich wirklich gerne hinsetzen, wenn’s Euch recht ist. Scheinst ein Faible für lange, spitze Dinger zu haben. Da bist Du bei uns in bester Gesellschaft. Kannst Dich gerne eine Weile zu uns hocken.“

       * * *

      Wenige Wochen nach dieser Begegnung waren Reuben und Serena Stammgäste im Kupferkrug. Am Nachmittag der Erdtage hatte Sylva frei, und Reuben hatte Spaß daran, die „Kinder“, wie er die jugendliche Novizin und den heranwachsenden Torin bezeichnete, in den grundlegenden Schwerttechniken zu unterweisen. Der Schuppen bot ausreichend Platz für Fechtübungen und schützte die Anfänger vor neugierigen Blicken und bösen Kommentaren. Die nötige Kritik steuerte Serena bei, die rasch ein Gefühl dafür entwickelte, welche Menge an Spott und spitzen Bemerkungen die Schützlinge vertrugen.

      Torins Vater stellte ihnen den Raum gerne zur Verfügung. Nachdem er den Entschluss seines Sohnes der Stadtgarde beizutreten akzeptiert hatte, war es ihm wichtig, dass er das Handwerk von Grund auf lernte. Im Gegenzug versorgte er die Söldner freizügig mit Essen und Getränken, da er wusste, was Fechtstunden kosteten.

      Reuben war es recht. In die neue Anstellung hatten sie sich gut eingearbeitet, der Händler war mit ihnen zufrieden, und der Kupferkrug entwickelte sich zu einem zweiten Zuhause. Wie es aussah, könnte aus der Sache mit Serena sogar etwas Dauerhaftes werden. Anfänglich umgarnte die Söldnerin Torin, um Reuben zu ärgern, verlor aber rasch den Spaß daran, da er nur Augen für Sylva hatte. Gleichzeitig bot der Junge seine ganze Selbstbeherrschung auf, um sich seine Schwärmerei nicht anmerken zu lassen.

      Heute freute sich Reuben auf das Ende der Übungsstunde. Vor drei Tagen hatte Serena am Markt zwei gebrauchte Dolche entdeckt. Sie hatten die Waffen um einen guten Preis erstanden und die Klingen mit einigen Stunden Arbeit wieder in einen tadellosen Zustand gebracht.

      Der Söldner konzentrierte sich auf Torin, der mit Serena eine neue Parade einübte. „So geht das nicht“, rief er dazwischen. „Ohne Balance schaffst Du die Drehung niemals schnell genug.“

      „Ihr habt doch selbst gesagt, dass das Übungsholz nicht ausgewogen ist“, verteidigte sich der Junge.

      In diesem Moment trat Serena gegen seinen Oberschenkel und schickte ihn auf die Bretter. „Nicht ablenken lassen“, erläuterte sie mit erhobenem Zeigefinger. Halbherzig unterdrückte sie ihr Grinsen, während sich Torin aufrappelte.

      „Wollen wir?“, schlug sie vor, als Sylva und Torin müde wurden. Reuben nickte und zog zwei Stoffbündel hervor. „Los, auspacken!“, befahl Serena.

      Die Beiden öffneten die Knoten und entdeckten die Waffen. Der Junge zog die Klinge behutsam aus der einfachen Lederscheide, während Sylva fragend zu den Söldnern schaute. „Zum Üben?“, wollte sie wissen.

      „Eigentlich sollt ihr sie behalten“, antwortete Reuben. „Aber nachdem sie jetzt euch gehören, dürft ihr natürlich auch damit üben.“

      Sylva erfasste den Sinn seiner Worte zuerst. „Danke“, jauchzte sie und fiel ihm um den Hals. Torin konnte den Blick nicht von seinem neuen Besitz abwenden. Er suchte nach Worten und bedankte sich schließlich ebenfalls.

      „Schon gut“, wehrte der Söldner lachend ab, doch seine Augen blitzten vor Freude.

      Serena trat hinter ihn und legte die Hand auf seine Schulter. „Ich denke, das hast Du gut hingekriegt, Großer.“

      Er legte den Arm um ihre Taille, zog sie an sich und küsste sie zärtlich. „Wir haben das gut hingekriegt“, korrigierte er und küsste sie noch einmal.

      Bald darauf saß er mit Serena in der Gaststube und ließ sich einen gebratenen Schweinerücken schmecken. Sylva war auf dem Weg zur Akademie und Torin begleitete sie. Reuben war zufrieden. Er war Mitte dreißig, verfügte über ansehnliche Ersparnisse, eine respektable Anstellung und, recht bedacht, war es verdammt nochmal Zeit herauszufinden, was Serena von Kindern hielt.

       * * *

       Sylva

      Noch in derselben Nacht bastelte Sylva aus Lederresten und Schnüren einen provisorischen Gürtel. Die Arbeit gelang mehr schlecht als recht, aber schließlich konnte sie den Dolch an der Hüfte tragen. Der blonden Satina, mit der sie seit zwei Jahren die Kammer teilte, gefiel die Waffe, aber sie weigerte sich, sie zu berühren. Obwohl Sylva auf die Reaktion der Anderen neugierig war, verzichtete sie darauf, den Dolch in den Lehrsaal mitzunehmen.

      Endlich stand Kampfunterricht am Programm, und das war die perfekte Gelegenheit, ihre neue Waffe zu zeigen. Sie ignorierte das Drücken und Scheuern der schlecht sitzenden Riemen und marschierte stolz zum Kampfplatz.

      Der Trainingsplatz für Stockfechten und unbewaffneten Kampf lag im hinteren Hof der Akademie. Er umfasste sechs Übungskreise mit einem Durchmesser von jeweils sieben Schritten. Dahinter erstreckte sich ein sorgfältig angelegter Garten, in dem sie Kämpfe im widrigen Gelände, von Schlingpflanzen über eng stehende Jungbäume bis hin zu einer hochstehenden Wiese, übten. Daran anschließend lag das Areal, auf dem die zerstörerischen Feuerzauber unterrichtet wurden, welche die Grundlagen für das Arsenal bethanischer Kampfzauberer darstellten. Lebensgroße, verkohlte Puppen aus magisch geschütztem Leder standen einzeln oder in kleinen Gruppen und zeugten ebenso von dem Vernichtungspotential der Akademiemagier, wie die zahllosen Brandnarben auf dem gestampften Lehmboden. Zwei veraltete Plattenrüstungen hatten es Sylva besonders angetan. Sie wiesen mehrere, kaum münzgroße Löcher auf, an deren Rändern das Metall aufgeschmolzen worden war. Weiter hinten bezeugten die Überreste einer einst mächtigen Ulme, dass nicht jeder Kampfzauber das ihm zugedachte Ziel fand.

      Magistra Esperia Feuerstaub hatte ihnen für heute eine Überraschung in Aussicht gestellt, und so war es verständlich, dass sich die sieben Schülerinnen und Schüler allesamt vorzeitig am Sandplatz im hinteren Hof einfanden. Die Lehrerin war noch nicht zu sehen und Sylvas Dolch stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Reaktionen waren höchst unterschiedlich. Nikki war begeistert, aber insgesamt überwog die Ablehnung. Enttäuscht schob Sylva die Klinge in die Scheide und legte sie ab.

      Am Eingang des Hofes erschien Magistra Feuerstaubs hohe, schlanke Gestalt. Sie winkte die Schüler zum Übungsareal für die Feuerzauber. In der Hand trug sie ihren anderthalb Schritt langen, reich verzierten Stab, an dessen Spitze ein faustgroßer Rubin funkelte. Sylva vermeinte, in dem Edelstein ein unstetes Flackern wahrzunehmen.

      „Kommt näher“, lud die Magierin ein. „Nachdem einige von Euch bald die Prüfung für das Noviziat ablegen, möchte ich Euch heute Harazzin vorstellen. Er ist noch jung. Geht also ein wenig zurück und erschreckt ihn nicht.“

      Sylva trat zwei Schritte zurück und stieß gegen Satina, die aufgeregt mit Nikki tuschelte. Neugierig beobachtete sie, wie sich Magistra Feuerstaubs Hand dem Kristall näherte und ihn sacht berührte. Im nächsten Moment schossen gleißende Funken aus dem Stab und verdichteten sich zu einer feurigen Wolke. Begleitet von einem neuerlichen Funkenregen, verfestigte sich die Erscheinung zu einer kindsgroßen Gestalt aus reinem Feuer. Die Arme waren viel zu lang und waberten unstet an den Seiten. Der Kopf mit den tiefrot glühenden Augen saß ohne Halsansatz auf dem lodernden Rumpf und war von einem leuchtenden Flammenkranz umgeben. Obwohl die Proportionen der Gestalt ein kindliches Aussehen verliehen, vermittelten sie große Macht.

      Die

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