Schatten und Licht. Gerhard Kunit

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Schatten und Licht - Gerhard Kunit

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in einem Duell auf Leben und Tod.

      Magistra Feuerstaubs weitere Ausführungen drangen wie aus einem Nebel zu ihm durch. Sie unterstrich nochmals die abschreckende Wirkung eines Kampfmagiers, die selbst in militärischen Konflikten mehr zählte, als das tatsächliche Zerstörungspotential. Schaudernd fiel Lothran Sylvas kalter Blick ein und verstand, was die Lehrerin meinte.

       * * *

       Nikki, Novizin an der Akademie des Kampfes zu Bethan

      Widerwillig zog Nikki das steife Lederzeug über. Neben ihr legte Farin seinen Übungsanzug an. Auch Lothran und Sylva machten sich kampfbereit. Die uralten Kleidungsstücke schützten im Nahkampf vor Verletzungen. Die Artefakte mochten selten und wertvoll sein, doch die Novizin hasste sie. Als Ansporn, die Übungskämpfe ernst zu nehmen, hatte man dem Schutzzauber eine magische Schmerzauslösung beigefügt. Nikki fürchtete die nervenzerfetzenden Stiche, die durch den Körper fuhren, sobald man getroffen wurde. Schon der Gedanke daran störte ihre Konzentration auf den eigentlichen Kampf.

      Heute war es halb so schlimm. Sie durfte gegen Farin kämpfen, und der hielt vom Kampf Mann gegen Mann noch viel weniger als sie. „Ich werde nicht Magier, um mich zu prügeln“, pflegte er zu sagen, wenn Reimer nicht in der Nähe war. Falls sie ihn nicht in die Enge trieb, brächten sie den Kampf hinter sich, ohne sich weh zu tun. Scheu sah sie zu Sylva, die sich aufwärmte. Die Schwarzhaarige nahm die Kämpfe sehr ernst. Sie wolle damit ihr Versagen in den theoretischen Fächern kompensieren, behauptete die Südfahrer, wenn sie sich über Sylvas Ungestüm aufgeregte. Armer Lothran, dachte Nikki. Ich weiß nicht, warum Reimer gerade ihn so oft gegen Sylva antreten lässt.

       * * *

      Sie trat in den Übungskreis und nickte Farin zu. Der hob grüßend seinen Stab.

      „Bis zum ersten Schmerzensschrei“, befahl Reimer. Er klatschte in die Hände und Nikkis Griff um ihren Stab festigte sich.

       Schlagen. Abwehren. Schlagen.

      Farin sprang zurück und entging ihrem Angriff um Haaresbreite.

       Abwehren. Ausweichen. Abwehren. Heute will er es wissen. Wie kann ich ihn überrumpeln?

      Sie stolperte. Farins Stab traf ihr Bein und ein flammender Stich schoss durch ihren Oberschenkel. Sie könnte die Zähne zusammenbeißen, doch was hätte sie davon? Also brüllte sie ihren Schmerz hinaus. Der Kampf war vorüber und den blöden Anzug konnte sie auch wieder loswerden.

      „So geht das nicht!“, schimpfte Reimer. Nikki konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so verärgert geklungen hatte. „Glaubt Ihr, wir machen das hier zum Spaß?! Zweimal hin und her stochern und sich dann schreiend auf den Boden legen?! Denkt Ihr, das genügt, um eine Schlacht zu überleben?!“ Der sonst so besonnene Lehrmeister beruhigte sich nur langsam, und Nikki schlich mit eingezogenen Schultern aus dem Kreis.

      „Du bleibst!“

      Sie zuckte zusammen und blieb stehen.

      „Sylva! In den Kreis!“, befahl Reimer.

      Oh nein, dachte Nikki resignierend, als sie den entschlossenen Gesichtsausdruck ihrer Gegnerin sah. Es würde wehtun, aber nicht lange dauern. Halbherzig konterte sie Sylvas ersten Angriff, und schon traf sie ein harter Schlag am Brustbein. Mit einem erstickten Schrei fiel sie hintüber und blieb wimmernd liegen.

      „Bleib im Kreis!“, herrschte Reimer sie an. „Glaubt Ihr, jemand gibt Euch Pardon, nur weil ihr am Boden liegt? Wenige Augenblicke reichen für einen tödlichen Zauber. Euer Gegner weiß das und wird Euch töten, sobald Ihr ihm die Gelegenheit gebt. Du kämpfst gegen Sylva, bis Du einen Treffer landest. Dunkelheit!“

      Nikki keuchte erschrocken auf, als sie so plötzlich gar nichts mehr sah. Wie waren die Regeln für den Kampf im Finsteren? Leise sein? Nach dem Gegner horchen?

      „Auh!“

      Nikki schrie auf, als Sylva ihre Schulter traf und hätte fast auch noch den Stab fallen lassen. Ach ja! Standortwechsel, sobald der Gegner weiß, wo Du stehst.

      Leise schlich sie zur Seite und begann sich zu konzentrieren. Sie wollte nicht verprügelt werden wie ein Hund. Vor ihr, in der Schwärze, musste Sylva stecken. Zögernd stieß sie ihren Stab vor, ohne Widerstand zu treffen. Die Hilflosigkeit machte Nikki wütend. Da ertönte ein schabendes Geräusch. Sylvas Stab hatte den Boden gestreift. Nikki schlug mit aller Kraft ins Leere – und begriff, dass sie in die Falle gegangen war. Die Wucht des Treffers trieb ihr die Luft aus der Lunge und Tränen in die Augen. Sie unterdrückte ihren Schmerz und kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben.

      Sylva war besser, aber das war kein Grund, es ihr leicht zu machen. Rasch änderte sie ihre Position und duckte sich. Keinen Augenblick zu früh, schoss es ihr durch den Kopf, als sie einen Luftzug spürte. Verdammt, sie muss doch atmen, dachte sie, während sie in die Dunkelheit lauschte.

      Sylva atmete nicht. Sie stieß einen lauten Kampfschrei aus, der Nikki überrumpelte und zu einem überhasteten Ausweichschritt verleitete.

      „Auh!“ Wieder wurde sie getroffen. Wütend griff sie an. Einmal, zweimal prallten die Kampfstäbe gegeneinander. Noch ein Treffer, und wieder raubte ihr der Schmerz den Atem.

      Egal. Nikki schlug zu und traf etwas Weiches. „Ah!“, vernahm sie Sylvas Stimme mit einiger Verzögerung, als wollte sie ihr einen Gefallen tun.

      „Schluss jetzt!“, befahl Magister Reimer. Nikki kniff die Augen zu, als es plötzlich hell wurde. Sylva stand keine anderthalb Schritt vor ihr und streckte ihr die Hand entgegen. Nikki stampfte auf, pfefferte den Kampfstab auf den Boden und stapfte davon. Es war ihr egal, ob der Unterricht weiter ging, und es war ihr egal, was Reimer und die Anderen von ihr hielten.

      „Nikki!“ Das war Reimer. Sie senkte den Kopf und ging weiter. Sollte er sie doch bestrafen. Schlimmer als Heute konnte es kaum werden.

      „Nikki, ich glaube, jetzt hast Du’s!“

      Was war das? Er klang nicht böse, eher zufrieden, vielleicht sogar stolz. Stolz auf mich? Trotzig ging sie weiter, aber sie gestattete sich ein leises Grinsen. Sylva würde mit ihr üben, falls sie darum bat.

      In ihrer Kammer schälte sie sich Stück für Stück aus dem steifen Lederzeug und schmiss jedes einzelne Teil gegen die Wand. Als sie fertig war, warf sie sich auf ihre Pritsche. Sie weinte und lachte, bis sie nicht mehr konnte.

       * * *

      Dunkle Geschäfte

      Jahr 27 des Kaisers Polanas, Frühjahr

       Chiero Albacca

      Chiero Albacca sah von seinen Büchern auf, als Semira, begleitet von einem Schwall mittäglicher Hitze, in sein Kontor rauschte. „Hallo“, hauchte sie und begrüßte ihn mit flüchtigen Wangenküssen. Ihre Aufmerksamkeit galt jedoch dem abgegriffenen Buch in ihrer Linken. Er sah ihr nach, bis sich die Türe zu ihrem Lagerraum hinter ihr schloss.

      Das aufgeweckte Mädchen war zu einer außerordentlichen und begehrenswerten Schönheit gereift. Der Händler lächelte, als er an die drei Jahre seit ihrer ersten Begegnung dachte. Obwohl

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