Geschwisterliebe. Detlef Wolf

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Geschwisterliebe - Detlef Wolf

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untergekommen seid. Ich hielt das für wichtig, denn ich hätte den Mann gern als unseren Verbündeten, weißt Du.“

      Nicole sah ihn an und lächelte. Es war das erstemal, daß er sie lächeln sah. Ermutigt dadurch griff er nach ihrer Hand. Aber das ließ sie nicht zu.

      ***

      Zurück in Stephans Haus, zeigte er Nicole auch den Rest der weitläufigen Anlage. Einmal mehr blieb dem Mädchen dabei vor Staunen der Mund offenstehen. Zuerst führte er sie durch einen der gläsernen Gänge in die ehemalige Scheune. Die war jetzt zu einem großzügigen Schwimmbad umgebaut, mit einem etwa sechs mal zwölf Meter großen Schwimmbecken, einer Sauna, Tauchbecken, Duschen, Toiletten und allem was dazugehört. Mehrere Liegen standen auf der freien, gekachelten Fläche vor dem Becken, an der Wand war eine richtige Bar eingebaut. Die Wand zum Garten hin war vollständig verglast. Mehrere Schiebetüren befanden sich darin, so daß der Pool auch im Sommer vom Garten her nutzbar war. Tags zuvor hatte Nicole das nicht sehen können, weil die Jalousien heruntergelassen waren. Jetzt öffnete Stephan sie, ebenso wie eine der großen Schiebetüren.

      „Wenn Ihr Lust zum Schwimmen habt, jederzeit und sooft Ihr wollt“, erklärte er. „Ich springe jeden Tag mindestens einmal kurz hier rein. Im Sommer ist es ganz besonders toll. Dann kann man draußen in der Sonne liegen, und wenn’s einem zu warm wird, kann man sich schön abkühlen.“

      Sie gingen hinaus in den Garten. Eine riesige Rasenfläche erstreckte sich hinter den Häusern bis hin zu der Hecke, die das Grundstück begrenzte. Etliche große, alte Bäume standen darauf, die im Sommer als wunderbare Schattenspender dienten. Aufgelockert war die Wiese durch eine Reihe von Blumenbeeten. Nicole entdeckte eine Reihe von Tierfiguren aus Granit, die ‘Big Five‘ aus dem afrikanischen Busch, Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard.

      „Meine Eltern hatten eine große Liebe zu Afrika“, erklärte Stephan. „Meine Mutter stammte aus Namibia. Ich habe noch immer Verwandte dort.“

      Sie gingen über die Wiese zu einer Holzhütte im Hintergrund. Davor befand sich ein gepflasterter Platz mit bequemen Holzstühlen und Bänken. In der Mitte eine große Feuerstelle, in einem Halbkreis darum herum ein hölzerner Tisch, der sich als Eßtisch eignete. In der Hütte gab es eine fast vollständig eingerichtete Küche. Seitlich davon eine weitere Bar mit Tresen und hölzernen Barhockern.

      „In Namibia nennt man das eine Lapa“, sagte Stephan. „Die Leute dort haben solche Plätze irgendwo auf ihren Farmen, wo sie abends oder am Wochenende hinfahren, um sich zu entspannen, mit Freunden zu grillen und zu feiern. Wenn’s wieder wärmer wird, machen wir das auch. Es ist ganz lustig, das kannst Du mir glauben.“

      „Wir haben noch nie gegrillt“, antwortete Nicole leise.

      Stephan lächelte sie an. „Na, dann wird’s ja langsam Zeit. Ich wette, es wird Euch gefallen.“

      Sie gingen zurück zum Haus. Stephan zog die Tür zum Schwimmbad wieder zu.

      „Was ist in dem anderen Gebäude?“ erkundigte Nicole sich.

      „Garage, Werkstatt und der Raum für die Gartengeräte. Willst Du’s sehen?“

      Nicole nickte.

      Stephan führte sie vom Wohnhaus aus durch den zweiten Glasgang hinüber in das Gebäude. In der Garage standen zwei Autos. Eine große Mercedeslimousine älteren Baujahrs und ein VW-Golf der neuesten Baureihe. Der Platz für ein drittes Auto war leer.

      Stephan wies auf den Mercedes. „Das war das Auto meines Vaters. Ich benutze es nie, aber irgendwie widerstrebt es mir auch, es zu verkaufen. Der Golf hier ist meiner. Mit dem fahr ich gelegentlich, aber auch nicht sehr oft. Eigentlich nehm ich lieber den Bus. Oder das Fahrrad, wenn das Wetter schön ist.“

      Er öffnete die rechte der beiden Türen an der Rückwand der Garage. Dahinter befand sich eine vollständig eingerichtete Werkstatt mit Werkbank und allerlei Maschinen. Das Werkzeug war ordentlich in Reih und Glied an den Wänden aufgehängt. Schrauben und allerlei sonstiges Material und Zubehör befand sich in zahlreichen Schubladenschränkchen, die ebenfalls an den Wänden montiert waren.

      „Das ist die Werkstatt. Ich benutze sie so gut wie nie. Die Schrauberei ist nicht so mein Ding“, erklärte Stephan. „Der Gärtner arbeitet oft hier drin. Manchmal auch mit einem Kollegen oder Kumpel zusammen. Mir ist das ganz recht. Dann werden die Sachen hier wenigstens benutzt.“

      Durch die andere Tür an der Garagenrückwand gelangten sie in einen weiteren Raum, in dem allerlei Gartengeräte untergebracht waren, darunter auch ein kleiner Traktor, der im Sommer als Rasenmäher und Kehrmaschine und im Winter als Schneepflug eingesetzt werden konnte.

      „Mit dem ganzen Zeug hier hab ich gar nichts zu machen“, sagte Stephan lachend. „Ich hasse Gartenarbeit aus tiefster Seele. Drum hab ich auch diesen tollen Gärtner, der den ganzen Laden hier in Ordnung hält.“

      Nicole vermochte nur zu nicken. Schweigend gingen sie wieder zurück ins Haus. Stephan nahm sie mit ins Wohnzimmer.

      „Setz Dich. Was möchtest Du trinken?“

      Nicole setzte sich auf die Kante eines Sessels.

      Stephan stellte sich vor sie hin. „Mein Gott, Mädchen, jetzt entspann Dich mal“, sagte er lächelnd. „Du bist ja völlig mit den Nerven runter. Das ist ja nicht mit anzusehen.“

      Kopfschüttelnd ging er hinaus. Wenig später kam er zurück mit einer Piccoloflasche und zwei Gläsern. Er öffnete die Flasche, schenkte ein und gab ihr eins der Gläser in die Hand.

      „Paß auf, das trinkst Du jetzt, das wird Dir guttun. Dann essen wir was, und dann räumen wir Deine Sachen ein. Und Kevins gleich mit. Damit er sofort weiß, daß er hier zu Hause ist, wenn er morgen aus dem Krankenhaus kommt. Okay?“

      Er setzte sich ihr gegenüber auf eine Couch. Sie stießen miteinander an.

      „Auf Euch beide, und daß es Euch hier gefällt“, sagte er.

      Statt zu trinken, fing sie an zu weinen. Stephan nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es zusammen mit seinem eigenen auf den Tisch.

      Er wollte sich neben sie setzen, aber sie sprang auf und lief davon. Erschrocken stand er ebenfalls auf. „Mein Gott, Nicole, ich tu Dir doch nichts.“ Er ging um den Tisch herum. „Komm her und setz Dich wieder.“

      Zögernd kam sie zurück. Stephan achtete darauf, genügend Abstand zu dem Mädchen zu halten, als er ihr von Neuem das Glas hinhielt. Sie nahm es ihm aus der Hand und trank einen winzigen Schluck.

      „Setz Dich, Mädchen, um Gottes Willen.“

      Gehorsam ließ sie sich wieder auf der Couch nieder. Verlegen sah sie zu Boden und drehte das Glas in der Hand.

      Stephan betrachtete sie nachdenklich. Was hatte er getan? Wen hatte er sich da ins Haus geholt? Im Moment war das Mädchen völlig verschüchtert. Aber das würde ja nicht immer so bleiben. Hoffte er zumindest. Und wie würde sie sich dann entwickeln? Unwillkürlich tauchte das Bild seiner Schwester in seinem Kopf auf. Sie war vierzehn als sie starb. Im Allgemeinen hatten sie sich gut verstanden. Nur manchmal, wenn sie zickig war, wurde der Ton zwischen ihnen etwas lauter. Aber oft kam das nicht vor. Einmal mehr wurde ihm bewußt, wie sehr er sie vermißte. Hatte er Nicole hierhergeholt, damit sie ihm die Schwester ersetzte? Nein, niemals. Niemand würde Carmen je ersetzen können. Nicole war Nicole und nicht Carmen. Aber was war das fremde Mädchen dann?

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