Geschwisterliebe. Detlef Wolf

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Geschwisterliebe - Detlef Wolf

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hinzog. Die Toilette befand sich in der hinteren Ecke und war durch eine halbhohe Maurer abgetrennt. Neben dem Waschtisch und zwischen Dusche und Badewanne auf der gegenüberliegenden Seite führten zwei Türen, die zur Gänze mit einem Spiegel bedeckt waren, in die beiden Nachbarzimmer.

      Stephan stellte die Sporttasche auf den Waschtisch. „So, hier kannst Du duschen oder auch baden, wenn Du willst. Handtücher und Badetücher findest Du hier.“ Er öffnete den Schrank neben einer der Türen, gegenüber der Dusche. „alles was Du sonst noch brauchst, ist in dem Spiegelschrank.

      Nicole sah ihn an und nickte.

      Er ging zur Tür. „Ich laß Dich dann mal allein.“

      Leise zog er die Tür hinter sich ins Schloß. Nicole wartete einen Moment, dann drehte sie die Schlüssel in allen drei Türen um. Erst danach zog sie sich aus.

      ***

      Stephan ging hinunter in die Küche. Er war auf Besuch nicht vorbereitet und hatte dementsprechend nichts Besonderes zum Essen anzubieten. Allerdings war genug Wurst, Käse und Brot da, daß es allemal für zwei Personen reichte. Er richtete alles appetitlich auf Platten an, stellte ein Schälchen mit kleinen Tomaten dazu und einen Teller mit Gurken. Er war gerade dabei den Tisch in der Küche zu decken, als Nicole hereinkam. Sie war splitternackt.

      „So, ich wär dann soweit“, sagte sie.

      Stephan wich einen Schritt zurück und sah sie an. Der Kopf mit dem bildhübschen Gesicht und den traurigen Augen saß auf einem mageren, ausgemergelten Körper, der von Striemen übersät war. Unter der wächsernen Haut des Brustkorbs zeichneten sich die Rippen ab, die kleinen Brüste entsprachen keineswegs dem Entwicklungsstadium einer Fünfzehnjährigen. Die Hüftknochen standen deutlich heraus, Ihr Bauch war flach, fast konkav. Das Geschlecht war mit dünnem, dunkelblondem Schamhaar bedeckt, trotzdem war die gerötete, entzündete Haut deutlich zu erkennen. Die Muskulatur der endlos langen Beine war unterentwickelt, ebenso wie auch an die der Arme. Großflächige Hämatome hatten sich an den Innenseiten der Oberschenkel und den Oberarmen gebildet. Das Mädchen sah wirklich erbarmungswürdig aus.

      Stephan erschrak. „Bist Du verrückt geworden?“ fragte er. „Was soll das denn?“

      „Na, das wolltest Du doch, oder? Deshalb hast Du mich doch hierhergebracht.“

      „Was wollte ich?“ fragte er ungläubig. „Gar nichts wollte ich. Jetzt lauf nach oben und zieh Dir was an, Du erkältest Dich ja. Und dann komm wieder runter. Das Essen ist fertig.“

      Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief sie hinaus. Als sie kurz darauf wieder zurückkam, trug sie Jeans, ein T-Shirt und Sandalen.

      „Ist Dir nicht zu kalt in dem dünnen Shirt?“ fragte er.

      Völlig eingeschüchtert schüttelte sie den Kopf.

      „Setz Dich“, forderte er sie auf. „Was möchtest Du trinken? Ich trink Milch.“

      „Kann ich auch ein Glas davon haben?“ fragte sie leise.

      „Ja, sicher, deshalb frag ich ja.“

      Er schüttete ihr ein Glas Milch ein. „Greif zu, Du hast doch sicher Hunger.“

      Langsam und sorgfältig machte sie sich eine Scheibe Brot zurecht. Stephan hielt sein Glas in beiden Händen und sah ihr zu.

      „Hast Du wirklich geglaubt, ich hab Dich nur hierhergebracht, um mit Dir…?“

      Sie sah ihn an und nickte.

      „Du bist schon oft dazu gezwungen worden?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

      Wieder nickte sie nur. Tränen stiegen ihr in die Augen.

      Er wollte ihre Hand nehmen, aber sie zog sie blitzschnell weg. „Du brauchst keine Angst zu haben“, versicherte er. „Ich tu Dir bestimmt nichts.“

      Sie gab ihm keine Antwort.

      Schweigend aßen sie ihr Abendbrot.

      „Setz Dich ins Wohnzimmer“, sagte er, als sie mit dem Essen fertig waren. „Ich räum nur noch schnell hier auf, dann komm ich auch.“

      Aber statt seiner Aufforderung nachzukommen, machte sie sich daran, den Tisch abzuräumen. Er lächelte sie an und nahm ihr die Wurstplatte aus der Hand. „Ich mach das schon, setz Du Dich schon mal rüber.“

      Zögernd ging sie hinaus. Nachdem er die Reste des Abendessens weggeräumt hatte, setzte er sich zu ihr. Mit Bedacht wählte er einen entfernt von ihr stehenden Sessel. Er wollte deutlich machen, daß er ihr nicht zu nahe kommen würde.

      „Hast Du schon mal in die Nachbarzimmer geguckt, rechts und links neben dem Badezimmer?“

      Sie schüttelte den Kopf.

      „Eins von den Zimmern kannst Du Dir aussuchen. Eigentlich sehen sie genau gleich aus. Nur spiegelverkehrt. Früher haben sie mal mir und meiner Schwester gehört. Jetzt stehen sie leer. Aber sie sind in Ordnung.“

      „Wo ist denn Deine Familie?“ fragte sie zaghaft.

      „Die gibt’s nicht mehr“, antwortete er beiläufig, fast schroff. „Ich wohne alleine hier.“

      Nicole ahnte eine Geschichte hinter seiner knappen Antwort, aber sie wagte es nicht, ihn danach zu fragen.

      Stephan sah das Mädchen an. „Du hast Angst, stimmt’s?“

      Sie nickte.

      „Vor mir?“

      Sie sah ihn stumm an.

      „Mußt Du nicht. Ich will Euch nur helfen, Dir und Deinem Bruder. Ihr steckt so in der Scheiße, da muß man doch einfach was tun.“

      „Pah“, machte sie. „Und was willst Du da tun?“ Es klang aggressiv.

      „Weiß ich noch nicht“, gab er zu. „Jedenfalls bist Du jetzt erstmal hier, Dein Bruder ist im Krankenhaus gut aufgehoben und Dein Alter vorerst aus dem Verkehr gezogen. Was dann kommt, müssen wir sehen.“

      „Ich muß morgen in die Schule.“

      „Du mußt gar nichts. Morgen bleibst Du erstmal hier und schläfst Dich aus. Übermorgen kannst Du dann wieder hingehen. Wann hast Du das letzte Mal richtig geschlafen?“

      Sie zog die Schultern hoch. „Weiß nicht.“

      „Sie holen Dich oft, nicht wahr?“

      Sie fing wieder an zu weinen. Er widerstand der Versuchung, sie in den Arm zu nehmen. Statt dessen holte er ihr nur ein Papiertaschentuch. Sie schneuzte sich laut und kräftig.

      „Einmal hat Kevin sie daran hindern wollen. Sie haben ihn fast totgeschlagen. Seitdem macht er nichts mehr.“

      „Du liebst Deinen Bruder?“

      Sie zuckte die Achseln. „Weiß nicht. Ich hab niemanden sonst. Er versucht, mich zu beschützen. Und er ist der einzige, mit dem ich reden kann.“

      „Hast

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