Geschwisterliebe. Detlef Wolf

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Geschwisterliebe - Detlef Wolf

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gut, Kevin“, sagte Stephan, nahm die Sporttasche auf und ging hinter Nicole her, die bereits in der Tür stand. Schweigend verließen sie das Krankenhaus. Es regnete noch immer. Die Luft war zwar warm, aber Stephan sah, daß das Mädchen in seinem dünnen T-Shirt fröstelte. An der Bushaltestelle mußten sie ewig auf den Bus warten. Als er endlich kam, waren sie beide völlig durchnäßt.

      ***

      Sie fuhren bis zur Endhaltestelle vor der Stadt. Stephan ging mit ihr auf einem geteerten Feldweg zwischen Getreidefeldern hindurch. Nicole fühlte sich unbehaglich, um so mehr, je weiter sie sich von der Stadt entfernten. Aber sie stellte keine Fragen. Sie lief einfach stumm neben Stephan her. Zehn Minuten später kamen sie an ein eingezäuntes Grundstück. Eine übermannshohe, dichte Hecke hinter dem Zaun versperrte den Blick darauf. Ein großes, schmiedeeisernes Tor schloß die Einfahrt gegen die Straße ab. Stephan hob den Deckel eines kleinen Metallkästchens an, das am linken Torpfeiler montiert war. Er tippte einen fünfstelligen Code in das Zahlenfeld, das sich in dem Kästchen befand. Das Tor öffnete sich langsam.

      Der gepflasterte Weg dahinter schlängelte sich durch eine Wiese, zwischen gepflegten Beeten und sorgsam gestutzten Büschen hindurch zu einer Gruppe von Häusern, die ursprünglich ein Bauernhof gewesen sein mochten. Der gepflasterte Platz vor dem Eingang war von hohen, alten Bäumen gesäumt. Das Wohnhaus, die Scheune und ein weiteres, kleineres Gebäude, ursprünglich vermutlich ein Geräteschuppen, die um den Vorplatz herum in einem Halbkreis zueinander standen, waren behutsam renoviert worden, ohne den ursprünglichen Charakter des Hofes zu zerstören. Beide Nebengebäude waren mit dem Wohnhaus durch gläserne, überdachte Gänge verbunden.

      Neben der schweren, hölzernen Haustür befand sich wiederum ein Metallkästchen mit einer Tastatur darin. Stephan gab den Code ein, die Haustür öffnete sich. Er winkte Nicole, einzutreten. Überrascht blieb das Mädchen an der Tür stehen, als es die riesige Eingangshalle sah, die sich bis ins Dach hinauf erstreckte. Der Fußboden war mit schwarzem Marmor ausgelegt, in der Mitte der Halle plätscherte ein Marmorbrunnen, dessen Rand einen umlaufenden Blumenkasten bildete. Die Blumen darin blühten in kräftigen Farben. Rechts vorne gab es eine großzügige Garderobe, an der Stephan seine Jacke aufhing. Links, gegenüber ein kleiner Raum, offenbar eine Gästetoilette. Dahinter eine offenstehende Tür zu einem großen Arbeitszimmer. Die ebenfalls offene Tür gegenüber führte in die Küche. Dazwischen mündeten die gläsernen Gänge zu den anderen Gebäuden. Sie waren mit Glastüren abgeschlossen. Weiter hinten gelangte man über eine geschwungene Holztreppe mit geschnitztem Geländer nach oben auf eine Art Empore, die nach vorne hin und zu beiden Seiten mit dem gleichen Holzgeländer abgeschlossen wurde. Von der Empore gingen mehrere Türen ab, die allesamt geschlossen waren. Hinter der Treppe befand sich eine große Flügeltür, durch die offensichtlich ins Wohnzimmer kam. Mehrere riesige Topfpflanzen standen in der Eingangshalle und nahmen dem Raum die Kälte und die Unpersönlichkeit. Sie wurden von weichem Licht aus mehreren Strahlern angeleuchtet. Ansonsten war die Halle durch indirekte Beleuchtung in ein angenehmes Licht getaucht.

      Eine graugetigerte Katze tauchte auf und strich Stephan um die Beine.

      „Das ist Napoleon, genannt Polo“, stellte Stephan das Tier vor. „Seine Frau heißt Katharina die Große, genannt Katie. Die ist ein bißchen scheu und versteckt sich wohl.“ Er bückte sich und kraulte den Kater. Das Tier hob den Kopf und maunzte.

      „Ja, ich weiß, Du hast Hunger“, sagte Stephan.

      Er ging in die Küche. Der Kater lief hinter ihm her. Nicole blieb bewegungslos in der Eingangshalle stehen.

      „Kommst Du?“ rief Stephan aus der Küche.

      Zaghaft ging sie hinein.

      Auch die Küche war ungewöhnlich groß, beinahe geeignet, ein kleines Restaurant daraus zu versorgen. Eine Kochinsel in der Mitte des Raumes unter einer großen Dunstabzugshaube barg einen Sechs-Flammen Induktionsherd und gegenüber ein Waschbecken. Zu beiden Seiten gab es großzügige Arbeits- und Ablageflächen. Die Stirnwand war mit Geräteschränken bestückt. Ein großer Gefrierschrank reihte sich neben einen ebenso großen Kühlschrank, es gab einen Mikrowellenherd, zwei Backöfen, Spülmaschine, eine Eiswürfelmaschine und einen kleinen Dampfgarer. Über die Länge der Seitenwand neben der Eingangstür zog sich eine Arbeitsplatte hin, in die zwei Spülbecken und das Ablaufblech eingebaut waren. Darüber Hängeschränke, deren Türen nach oben aufgefaltet wurden. Die gegenüberliegende Seitenwand war die Fensterwand mit einer Glastür in den Garten. Vor dem Fenster stand ein großer, runder Eßtisch mit vier Stühlen. Unter dem Fenster, neben der Tür gab es ein Loch in der Wand mit einer Holzklappe darin, durch das die Katzen schlüpfen konnten Die vierte Wand bestand vollständig aus Einbauschränken, darin in der Mitte die Tür zum Eßzimmer.

      Die Küche war tipp-topp aufgeräumt und blitzte vor Sauberkeit.

      „Sag mal, wieviele Leute wohnen denn hier?“ fragte Nicole fassungslos. „Das ist ja riesig.“

      Stephan lachte. Er gab der Katze zu fressen. „Komm, ich zeig Dir das Eßzimmer“, sagte er.

      Der Raum war lang und schmal, ausreichend groß für einen Eßtisch mit zwölf Stühlen und eingebaute Büffetschränke an beiden Längsseiten. Darüber an der einen Längswand große Fenster zum Garten, in den man durch eine Flügeltür an der schmalen Seite des Raumes gelangte. Eine ebensolche Tür an der anderen Längswand führte ins Wohnzimmer, das zweifellos der größte Raum im Haus war. Es war von zwei Seiten zum Garten hin vollkommen verglast. In den Glaswänden befanden sich mehrere Schiebetüren, die einen ungehinderten Zugang zum Garten ermöglichten. Der Raum war im wesentlichen in drei Bereiche aufgeteilt. Der eine wurde beherrscht von einem großen Konzertflügel, ein weiterer von einer großen, sehr gemütlich aussehenden Sitzgruppe, in der leicht ein Dutzend Personen Platz finden konnten und der dritte schließlich diente der Unterhaltung mit einer weiteren, bequemen Sitzgruppe vor einem riesigen, versenkbaren Flachbildfernseher samt allen möglichen Geräten zur Bild und Tonwiedergabe, inklusive einer ausgesucht wertvollen Musikanlage, die alle so dezent in eine Schrankwand eingebaut waren, daß sie bei Nichtbenutzung gar nicht weiter auffielen.

      Eine in diese Schrankwand eingebaute Tür führte schließlich ins Arbeitszimmer, das ungefähr die gleiche Größe wie die Küche hatte und das mit seinen raumhoch eingebauten Bücherregalen, die sich über geschlossenen Unterschränken über drei der vier Wände hinzogen, eher einer Bibliothek als einem Büro glich. Der Schreibtisch mit einem hypermodernen Schreibtischstuhl war in der Ecke vor dem Fenster aufgestellt, darauf zwei reichlich dimensionierte Computerbildschirme, davor zwei bequeme Drehsessel. Zwischen den Regalen, in der Mitte des Raumes gab es eine Sitzgruppe mit schweren, englischen Ledersesseln und einem niedrigen Glastisch in der Mitte. Das helle Kirschbaumholz, in dem alle Möbel gehalten waren, nahm dem Raum die Schwere. Ein weiteres dazu trug eine raffiniert angebrachte Beleuchtung bei, wie sie auch in den anderen Räumen zu finden war.

      Das Arbeitszimmer war der einzige Raum, den Nicole bis dahin gesehen hatte, welcher etwas unaufgeräumt aussah. Zeitungen lagen verteilt auf dem Glastisch und zwei der drei Sessel der Sitzgruppe, auf dem Schreibtisch stapelten sich Papiere und Zeitschriften. Mehrere Aktenordner lagen auf dem Fußboden neben dem Schreibtisch.

      Stephan ging wieder in die Eingangshalle hinaus. „Laß uns nach oben gehen“, sagte er zu Nicole, die, immer noch stumm, hinter ihm hergekommen war. „Dort kannst Du duschen und Dich umziehen.“

      Er nahm Nicols Sporttasche, die er auf der Garderobe abgestellt hatte und ging die Treppe hinauf. Nicole folgte ihm zögernd. Von der Empore im ersten Stock des Hauses zog sich ein breiter Gang nach hinten, von dem rechts und links Türen zu den einzelnen Zimmern abgingen. Nicole zählte sechs Türen zu beiden Seiten und eine geradeaus am Ende des Flurs.

      Stephan öffnete die mittlere Tür auf der

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