Geschwisterliebe. Detlef Wolf

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Geschwisterliebe - Detlef Wolf

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ihm ein T-Shirt und eine Unterhose“, forderte er sie auf.

      Sie wühlte in der Sporttasche herum, zog schließlich die Sachen daraus hervor.

      „Hier“, sagte sie und legte die beiden Kleidungsstücke auf Kevins Bett.

      „Kannst Du das alleine?“

      Kevin zuckte die Achseln. „Weiß nicht. Ich soll nicht aufstehen.“

      Stephan nickte. „Ich hol eine Schwester. Die kann Dir helfen. Auch mit der Infusion.“

      Als er wenig später mit einer Krankenschwester zurückkam, hatte Kevin den Slip bereits angezogen. Nicole hatte ihm offenbar dabei geholfen. Gerade breitete sie die Decke wieder über ihm aus. Das Krankenhaushemdchen hatte er ausgezogen. Stephan sah den schmächtigen, nackten Oberkörper des Jungen und die blutunterlaufenen Striemen, die sich über seine Brust zogen. Die Schwester zog den Infusionsschlauch ab, damit er das T-Shirt anziehen konnte. Sie schloß den Schlauch wieder an.

      Stephan lächelte ihr zu. „Danke Schwester.“

      Sie nickte. „Kann ich Sie nachher mal kurz sprechen?“ fragte sie.

      Stephan sah sie an. Er hatte sofort verstanden, was sie wollte. „Natürlich“, sagte er.

      Sie ging hinaus.

      Stephan wandte sich an den Jungen. „Besser so, oder?“

      Kevin nickte dankbar. „Viel.“

      Nicole stand immer noch neben dem Bett. Stephan faßte sie am Arm und zog sie auf den leeren Stuhl. „Setz Dich, Mädchen“, sagte er.

      Sie rutschte ganz nach vorn auf die Stuhlkante.

      „Was ist mit den anderen?“ erkundigte Kevin sich.

      „Zwei sind ebenfalls hier gelandet, den dritten hatten die Bullen dazwischen als ich ging“, antwortete Stephan.

      „Und Nicci?“

      Stephan sah ihn verständnislos an.

      „Na Nicole“, erklärte Kevin und deutete mit einer knappen Handbewegung auf seine Schwester.

      „Der ist nix passiert. Siehst Du ja.“

      „Ich soll mit zu ihm kommen“, sagte Nicole.

      „Zumindest mal heute Nacht“, ergänzte Stephan. „Bei Euch wird heute Abend der Teufel los sein, wenn Deine Mutter Deinen Vater findet. Da dachte ich, es ist besser, ich nehm sie erstmal mit.“

      Kevin nickte. Aber er schien beunruhigt. „Wo wohnst Du denn?“

      „Keine Angst, bei mir ist Platz genug“, sagte Stephan, statt seine Frage zu beantworten.

      Kevin sah ihn an. „Warum hast Du mir geholfen?“

      „Ist das nicht selbstverständlich?“ fragte Stephan zurück. „Die drei hätten Dich richtig aufgemischt. Du bist ja so schon übel genug dran. Wer weiß, was passiert wäre.“

      „Wenn nicht diesmal, dann eben beim nächsten Mal.“ Kevins Stimme klang resigniert. „Sie werden’s wieder versuchen. Schließlich sind sie mal in Nicols Klasse gewesen.“

      „Das wollen wir erst mal abwarten“, versuchte Stephan, ihn zu beruhigen. „In welche Schule geht Ihr denn?“

      „Willy Brand Hauptschule“, antwortete Kevin knapp. „Sie ist nächstes Jahr fertig. Ich muß noch ein Jahr länger.“

      „Und dann?“

      „Keine Ahnung“, sagte Nicole. „Ich hab schon mal angefangen, mich zu bewerben. Bis jetzt nur Absagen. Wer will schon eine mit Hauptschulabschluß?“

      „Aber die Schule machst Du auf jeden Fall fertig?“

      „Was hast Du denn gedacht?“ rief Kevin. „Wir haben doch sonst nichts.“

      Stephan sah ihn eine Weile durchdringend an. Dann stand er auf. „Ich muß mal“, erklärte er.

      Draußen auf dem Flur sah er sich nach der Krankenschwester um. Sie saß in einem kleinen Glaskasten in der Mitte des langen Flurs hinter einem Schreibtisch.

      „Sie wollten mit mir sprechen“, sagte er.

      Sie sah ihn an. „Haben Sie den Jungen gesehen?“

      „Sie meinen die Striemen auf seinem Oberkörper. Ja, die hab ich gesehen.“

      „Kennen Sie die beiden?“

      „Nein. Jedenfalls bis heute Mittag hab ich sie nicht gekannt. Der Junge wurde gerade von ein paar anderen zusammengeschlagen als ich dazukam. Ich hab ihm geholfen. Das Mädchen ist seine Schwester. Die Striemen hat er wohl von seinem Vater. Als sie den Jungen hierhergebracht haben, bin ich mit ihr zu ihr nach Hause gegangen. Der Alte war da und wollte auf sie los. Ich hab ihn daran gehindert. Sie werden ihn wohl bald hier haben. Tun Sie mir nur einen Gefallen und legen Sie ihn nicht zu seinem Sohn aufs Zimmer.“

      „Und das Mädchen?“

      „Das nehm ich erst mal mit zu mir.“

      Sie sah ihn prüfend an. „Aber Sie werden ihr nichts tun?“

      Er hielt ihrem Blick stand. „Nein, ich werde ihr nichts tun. Ich will nur nicht, daß sie in das Dreckloch zurückkehrt, in dem sie hausen muß.“

      „Wie lange wollen sie sie denn bei sich behalten?“

      „Keine Ahnung. Das muß sich ergeben. Morgen gehe ich erstmal zur Polizei und mache meine Aussage. Danach werde ich wahrscheinlich mit dem Jugendamt reden. Vielleicht können die ja was machen.“

      „Sie meinen’s ernst, oder?“

      „Die beiden tun mir leid“, antwortete Stephan nur.

      „Kommen Sie morgen wieder?“

      „Ja, sicher. Wie lange muß der Junge denn hierbleiben?“

      „Der Doktor meinte, ein, zwei Tage. Aber dann…“

      „Ich weiß. Dann muß er viel liegen, darf sich nicht anstrengen und so weiter. Er hat eine Gehirnerschütterung. Ich weiß nicht, ob er die bei sich zu Hause auskurieren kann. Jetzt, wo der Alte weg ist, vielleicht. Wir werden sehen.“

      „Ich rede mit dem Arzt. Mal sehen, was sich machen läßt. Sprechen Sie mich auf jeden Fall morgen nochmal an. Und jetzt wäre es besser, wenn Sie ihn allein ließen. Er braucht Ruhe.“

      Stephan nickte. Er ging zurück in das Krankenzimmer. Nicole saß noch immer auf der Stuhlkante. Sie und ihr Bruder sahen sich schweigend an.

      „Wir sollten jetzt gehen“, sagte Stephan. „Die Schwester meint, Kevin braucht Ruhe.“

      Sofort stand das Mädchen auf, hob die Hand zum Abschied und wandte sich von ihrem Bruder ab.

      „Wir kommen

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