Geschwisterliebe. Detlef Wolf

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Geschwisterliebe - Detlef Wolf

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Bett und schläfst?“

      Der Junge zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich hab ja geschlafen. Aber auf einmal bin ich wach geworden und hab die tolle Musik gehört. Da bin ich aufgestanden und runtergekommen.“

      „Ja, ohne Dir was anzuziehen. Bist Du noch zu retten, Du Held?“

      „Schlimm?“

      „Für mich nicht, aber Du holst Dir ’ne Erkältung. Guck mal, da unten in dem Schrank, da ist ’ne Wolldecke. Die nimmst Du jetzt und packst Dich darin ein. Du kannst doch in Deinem Zustand nicht so splitternackt durch die Gegend laufen. Was denkst Du Dir denn? Möchtest Du was zu trinken haben?“

      Kevin nickte. „Ich hol’s mir schon.“

      Stephan hielt ihn am Arm fest. „Du holst Dir garnix. Ich mach das. Du setzt Dich jetzt dahin und deckst Dich zu. Verstanden?“

      Stephan stand auf und holte ihm ein Glas Apfelschorle aus der Küche.

      Kevin trank einen Schluck. „Darf ich zu Dir kommen?“

      „Natürlich darfst Du zu mir kommen, Du Quälgeist. Du willst kuscheln, stimmt’s?“

      Schnell setzte sich der Junge auf Stephans Schoß. Stephan breitete die Decke über ihn.

      „Du bist mir ’ne Schmusebacke“, sagte Stephan lachend. „Wie kommt das denn?“

      „Ich hab das noch nie gemacht. Und ich hab’s mir immer so gewünscht. Bei Nicci hab ich mich nie getraut. Obwohl, heute Mittag, da haben wir uns richtig toll geküßt. Das war so toll.“

      „Och Du“, sagte Stephan und drückte den Jungen fest an sich.

      „Kannst Du das nochmal von vorn laufen lassen?“ bat Kevin. „Das gefällt mir richtig gut.“

      Stephan tat ihm den Gefallen. Kevin schmiegte sich in Stephans Arme und schloß die Augen. Es war ziemlich unbequem für Stephan, aber er ließ den Jungen. Zärtlich streichelte er seinen Kopf. „Du bist mir einer“, sagte er leise.

      Gemeinsam lauschten sie der Musik.

      „War das schön“, flüsterte Kevin, als der dritte Satz zu Ende war. „Können wir noch was hören?“

      „Ja, willst Du denn überhaupt nicht schlafen gehen?“ fragte Stephan.

      „Och nee. Das ist so schön hier bei Dir.“

      Stephan lachte. „Na schön. Eins noch. Aber diesmal was ohne Klavier. Vielleicht gefällt Dir das ja auch. Steh mal auf, Du Nacktfrosch.“

      „Soll ich mir was anziehen?“

      Stephan schüttelte den Kopf. „Ist nicht nötig. Wenn Du Dich schön in Deine Decke einwickelst, dann geht’s schon. Ich will nur nicht, daß Du Dir zusätzlich zu Deinem ramponierten Schädel noch ’ne andere Malaise einhandelst.“

      Stephan nahm die CD aus dem Spieler und suchte statt dessen eine andere heraus. „Das hier ist jetzt von dem gleichen Komponisten, Ludwig van Beethoven, und es ist seine sechste Symphonie. ‚Pastorale’ heißt die, und ich finde, die paßt jetzt ganz gut.“

      Er schob die Scheibe in den CD-Spieler und setzte sich wieder in seinen Sessel. Sofort saß Kevin wieder auf seinem Schoß und kuschelte sich an ihn. Lachend drückte Stephan den Jungen und startete die CD.

      „Wow!“ machte Kevin, nachdem er die ersten Takte gehört hatte. „Das ist ja der Wahnsinn.“

      „Gefällt’s Dir?“ fragte Stephan.

      „Sehr“, antwortete Kevin.

      „Na, dann hör mal gut zu.“

      Irgendwann, in der Mitte des zweiten Satzes, stand Nicole neben ihnen. Wie ihr Bruder auch, hatte sie es nicht für nötig gehalten, sich etwas anzuziehen.

      „Nicci!“ rief Kevin überrascht. „Was machst Du denn hier?“

      „Und Ihr? Was macht Ihr hier?“ fragte sie zurück.

      „Musik hören“, antwortete Kevin. „Ich bin auf einmal wach geworden und hab die Musik gehört. Da bin ich einfach aufgestanden und hier runtergegangen. Na, und jetzt sitz ich hier bei Stephan, und wir hören gemeinsam zu.“

      „Ich bin auch von der Musik wachgeworden“, erklärte Nicole. „Und da wollte ich auch mal nachsehen, was hier unten los ist.“

      Stephan blies die Backen auf und ließ die Luft zischend entweichen. „Ihr seid vollkommen meschugge, Ihr zwei, wißt Ihr das?“ sagte er lachend. Er nahm die Decke zur Seite und klatschte Kevin auf den Oberschenkel. „Hopp, steh mal auf, Du verrückter Kerl.“

      Gehorsam rutschte Kevin von seinem Schoß herunter.

      „Noch ’ne Decke hab ich jetzt nämlich nicht. Also setzt Euch mal dahin, Ihr beiden Nackedeis.“

      Kichernd quetschten sich die beiden Kinder in den Sessel. Stephan breitete die Decke über ihnen aus. Behaglich kuschelten sie sich aneinander. Stephan schüttelte lachend den Kopf.

      „Das glaub ich jetzt nicht“, stellte er fest. „Ich nehme an, Du willst auch was zu trinken?“ fragte er Nicole.

      Sie richtete sich auf.

      „Sitzenbleiben“, befahl Stephan. „Ich hol Dir was.“

      Nachdem er das Mädchen mit Apfelschorle versorgt hatte, setzte er sich in den Sessel neben den beiden. „Und jetzt?“

      „Nochmal von vorn“, bat Kevin.

      Stephan stoppte die CD und startete sie erneut von Anfang an. Beim zweiten Satz waren sie beide eingeschlafen. Stephan ließ die Musik weiterlaufen. Er nippte von seinem Wein und betrachtete lächelnd die schlafenden Kinder, die eng umschlugen in dem Sessel saßen.

      „Ihr seid so niedlich, Ihr zwei“, murmelte er. „Und morgen habt Ihr beide steife Knochen.“

      Er kicherte leise in sich hinein.

      Als die Musik zu Ende war, wachten sie auf.

      „Ich glaub, ich bring Euch jetzt wieder ins Bett“, sagte er.

      „Och schon?“ maulte Kevin.

      „Laß uns doch noch ‘n bißchen hierbleiben“, bettelte Nicole.

      Stephan hielt ihnen seine Armbanduhr vor die Nase. „Habt Ihr mal geguckt, wie spät es ist?“

      „Au, Mensch, das ist ja schon halb zwei durch“, sagte Nicole erschrocken.

      „Eben. Und das ist ja wohl wirklich spät genug, oder?“

      Da gaben sie ihren Widerstand auf und krochen unter der Decke hervor aus dem Sessel. Stephan legte den beiden die Arme um die Schultern und ging mit ihnen sie nach oben. Dort brachte er zuerst Kevin ins Bett und danach Nicole. Diesmal ging es ohne Tränen ab. Er ließ sich von jedem noch einmal drücken, wartete darauf, daß sich jeder gut in seine Decke einwickelte und ging

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