Böse Mächte. Dietrich Novak

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Böse Mächte - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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lesbische Pathologin, mit der Mama mal … Na, du weißt schon?«

      »Die Pathologin, die eine Rechtsmedizinerin war. Das andere ist der Schnee von gestern.«

      »Den Eindruck hatte ich nicht. Sie war immer mal wieder Thema bei euch.«

      »Nicht wirklich. Tina war nur ziemlich nachtragend und hätte mich am liebsten auf den Mond geschossen.«

      »Und Mama ist jetzt in Tränen aufgelöst, weil ihr doch noch was an Tina lag?«

      »Nein, das dürfte nicht der Grund sein. Es ist immer hart, wenn man einen nahestehenden Menschen verliert. Unabhängig davon, ob man mit ihm das Bett geteilt hat. Du hast doch deiner Süßen auch bittere Tränen nachgeweint.«

      »Der Süßen, die sich als ziemlich Saure herausgestellt hat, um es mit deinen Worten zu sagen. Wütend war ich, dass sie mich nicht einmal im Krankenhaus besucht hat. Dabei hätte ich den Überfall leicht nicht überleben können.«

      Ben war in der Nähe des Hauptbahnhofs niedergeschlagen worden, und ihm war sein Moped gestohlen worden. Nach einem mittelschweren Schädelhirntrauma, das Gott sei Dank ohne Folgen blieb, war er in der Charité aufgewacht und konnte sich zunächst an nichts mehr erinnern. Die Rückkehr der Erinnerung hatte ihm unter anderem die Erkenntnis beschert, dass seine Freundin, die er hatte heiraten wollen, sich kurz zuvor von ihm getrennt, um einen anderen zu ehelichen, und angeblich sein Kind abgetrieben hatte. Valerie hatte die schwere Aufgabe gehabt, ihm die wahren Zusammenhänge mitzuteilen, nachdem sie während eines vertraulichen Gesprächs mit der Mutter dieser Frau erfuhr, dass alles eine große Lüge war. Es gab keinen neuen Bräutigam, und es hatte auch keinen Fötus gegeben. Die Folge einer lang zurückliegenden Totaloperation.

      »Eine leicht weiche Birne hast du ja schon immer gehabt, mein Sohn«, feixte Hinnerk, »aber wir sind unendlich froh, dass keine Folgeschäden zurückgeblieben sind. Und dieser Lügnerin brauchst du nicht nachzuweinen. Die hat dich einfach nicht verdient.«

      »Danke, aber so etwas Besonderes bin ich schließlich auch nicht.«

      »Etwas mehr Selbstbewusstsein, wenn ich bitten darf! Du bist intelligent, siehst für einen jungen Mann recht hübsch aus – kein Wunder bei solchen Eltern – und bist nur gelegentlich eine gehörige Nervensäge. Was will man mehr? Eigentlich müssten die Frauen Schlange stehen.«

      »Ja, ich kann mich kaum erwehren.«

      2. Kapitel

      Die Nachricht über Tina Ruhlands Tod hatte sich im Präsidium wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Marlies Schmidt, die Kriminalassistentin und Sekretärin in einer Person, die von allen nur liebevoll Schmidtchen oder Lieschen genannt wurde, umarmte Valerie, als diese morgens ins Büro kam.

      »Es tut mir so leid. Was für eine Tragödie«, sagte sie mitfühlend.

      »Das zeigt nur, dass wir eben auch nur Menschen aus Fleisch und Blut sind, und vor allem sterblich. Tina war ein wunderbarer Mensch, und ich werde sie als Freundin sehr vermissen.«

      »Weiß man schon, wann die Beerdigung sein wird?«

      »Sobald die Staatsanwaltschaft die Leiche freigegeben hat. Wie üblich in solchen Fällen. Apropos Staatsanwalt … ich mach mich am besten gleich auf den Weg nach Moabit. Eigentlich hätte ich gleich durchfahren sollen, aber aus begreiflichen Gründen habe ich zunächst gezögert.«

      »Wo willst du hin?«, fragte Hinnerk kurz darauf.

      »In die Turmstraße. Ich denke, das bin ich Tina schuldig. Fangt doch schon mal an, die Identität der unbekannten Leiche herauszufinden.«

      »Alles klar, toi, toi, toi.«

      Staatsanwältin Ingrid Lindblom saß hinter ihrem Schreibtisch, als Valerie eintrat. Die rotgeweinten Augen der hübschen Frau zeigten Valerie, dass man die schreckliche Nachricht bereits überbracht hatte.

      »Mit Ihnen habe ich am wenigsten gerechnet«, sagte die Staatsanwältin mit hochgezogener Augenbraue.

      »Warum eigentlich nicht? Ich habe Sie nie als Konkurrentin oder gar Feindin angesehen und Tina auch geliebt.«

      »Deshalb haben Sie auch Herrn Lange den Vorzug gegeben …«

      »Als ich mit Tina zusammen war, konnte ich mir noch nicht vorstellen, jemals verheiratet zu sein. Wir haben beide unsere Freiheit genossen. Abgesehen davon wird eine gleichgeschlechtliche Ehe frühestens im Oktober dieses Jahres möglich sein. Und eine eingetragene Lebenspartnerschaft kam weder für Tina noch für mich infrage. Als ich dann überraschend schwanger wurde, war für mich klar, dass mein Kind nicht ohne Vater aufwachsen sollte.«

      »Sie sind mir keine Rechenschaft über ihr Privatleben schuldig. Aber Tatsache ist, dass Tina sehr an Ihnen gehangen und nie schlecht über Sie gesprochen hat. Sie konnte nur nicht den Wechsel auf die „andere Seite“ verstehen.«

      »Ich selbst kaum, denn ich bin schon immer zweigleisig gefahren. Aber mit Hinnerk hat es sich richtig angefühlt. Ich habe meinen Entschluss nie bereut.«

      »Seien Sie mir nicht böse, aber das nehme ich Ihnen nicht ab. Sonst hätten Sie sich wohl kaum von Herrn Lange scheiden lassen.«

      »Das war eine reine Trotzreaktion, wie ich später einsah. Weil ich traurig und verletzt war.«

      »Dann müssen Sie gut nachvollziehen können, wie Tina sich gefühlt hat. Sie kam sich wie ausrangiert vor.«

      »Das tut mir alles sehr leid. Aber wie gesagt eine feste Verbindung war nie Thema zwischen uns. Und nach der Trennung von Hinnerk mich wieder ihr zuzuwenden, war mir zu billig. Sie sollte sich nicht als Lückenbüßer fühlen.«

      »Das ist das richtige Wort, denn schließlich haben Sie Herrn Lange ein zweites Mal geheiratet.«

      »Ja, weil ich meinen Irrtum eingesehen habe und ihn aufrichtig liebe. Tina habe ich auf meine Art geliebt.«

      »Man musste sie ja einfach lieben«, sagte Frau Lindblom mit erstickter Stimme. »Ich weiß nicht, wie ich über den Verlust hinwegkommen soll.«

      Valerie ging auf die weinende Frau zu.

      »Darf ich?«, fragte sie leise und nahm Ingrid vorsichtig in die Arme.

      Die Staatsanwältin ließ es geschehen und schluchzte hemmungslos. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper, da sie sich der unmöglichen Situation bewusst wurde, und sie löste sich von Valerie.

      »Der Teufel soll Sie holen, wenn etwas davon nach außen dringt«, sagte sie mit harter Stimme.

      »Wofür halten Sie mich? Aber Teufel ist ein gutes Stichwort. Der unbekannte Leichnam, der Ursache für den Unfall war, weist satanische Symbole auf. Die Frau könnte einer Sekte angehört haben.«

      »Dann tun Sie Ihre Arbeit, und versprechen Sie mir, dass Sie die Hintergründe aufklären und die Schuldigen finden werden. Das sind Sie Tina einfach schuldig.«

      »Ich weiß. Sie müssen mich nicht extra darauf hinweisen. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun.«

      »Danke, wenn Sie Hilfe brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden.«

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