Kaana. Rudolf Jedele

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Kaana - Rudolf Jedele

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Väter haben es ebenso empfunden. Damals war der Älteste der ersten Sippe mit seinen Söhnen zu Besuch bei der vierten Sippe, denn es galt ein paar dringende Anliegen zu besprechen. In Zeparana war ein ehrgeiziger junger Händler aufgetaucht, der neue und völlig andere Wege ging und oft unverständliche Ansichten besaß, was den Handel mit dem Volk anbelangte. Sein Name war Sabandin und er bereitete meinem Vater, der wie ich oberster Kriegsherr des Volkes war, großes Kopfzerbrechen. Der Händler war bei ihm gewesen und hatte ihm Vorschläge unterbreitet, die dazu führen mochten, die erste Sippe noch bedeutsamer zu machen und den obersten Kriegsherrn zu einer Art Herrscher zu erheben, wie es ihn auch in Zeparana und den anderen Städten gab.

      Mein Vater war wie ich oder, besser gesagt, ich bin in vielen Dingen wie mein Vater. Strategisches Verständnis und Kriegstaktiken liegen den Männern unserer Familie im Blut, doch Intrigen, alles was mit Politik zu tun hat, entzieht sich unserem Geist sehr häufig. Deshalb war mein Vater an den Gänsesee geritten, um sich mit deinem Vater zu beraten.

      Beratungen können sich lange hinziehen und langweilig werden, also lud dein Vater als Gastgeber am dritten Tag der Beratungen uns alle zu einer Jagd auf einen alten Bären ein, der sich zunehmend an den Kälbern der vierten Sippe vergriff. Wir zogen am frühen Morgen hinaus und fanden den Bär, wie er gerade im Begriff war, ein frisch gerissenes Stierkalb zu verspeisen. Es war ein sehr alter Bär und seine zahlreichen Narben bewiesen, er hatte schon viele Jagden überstanden. Er stammte auch nicht aus der Steppe, denn solche Bären gab es in der Steppe nicht. Er muss aus den Bergen herunter gekommen sein und wenn man ihm in die Augen sah, erkannte man, dass es sich um ein besonders tückisches Tier handelte. Es war also Vorsicht geboten, doch welcher Kentaur mag schon vorsichtig sein, wenn ihn die Jagdleidenschaft erfasst hat? Wir sind nun mal heißblütig, wir Männer vom Volk Kaana und die Söhne der ersten Sippe übertreffen darin die meisten anderen noch. Vielleicht müssen wir gerade deshalb auch einen besonders hohen Blutzoll entrichten. Mein ältester Bruder hatte den Bären aufgespürt und deshalb gebührte ihm auch das Recht der Tötung. Doch der Bär wollte noch lange nicht sterben, er wehrte sich und er wehrte sich mit Mitteln, die den Steppenreitern fremd waren.

      Plötzlich stand er auf den Hinterbeinen, seine Arme weit ausgebreitet erwartete er den Angriff meines Bruders und als dieser seinen Hengst auf ihn zu jagte, legte der Bär den Kopf ein wenig in den Nacken und begann zu brüllen, wie man in der Steppe noch keinen Bären hatte brüllen hören. Sein Gebrüll ging durch Mark und Bein und der Hengst meines Bruders verweigerte den Angriff. Er blieb stehen, er stieg und bockte und dann geschah das schrecklichste, das einem Kentaur geschehen kann. Mein Bruder fiel vom Pferd und der Hengst rannte in panischem Entsetzen davon, während mein Bruder von einer lebenden Lawine aus Klauen und Zähnen, aus dickem Fell und harten Muskeln förmlich überrollt wurde. Die ganze Angelegenheit hatte kaum zehn Atemzüge gedauert, dann lag mein Bruder zu einem blutigen Bündel zerfetzt am Boden und rührte sich nicht mehr. Der Bär aber wandte sich ab, packte im Vorbeilaufen die Überreste des Stierkalbs und trug diese zwischen seinen Zähnen davon. Er verschwand auf einem schmalen Pfad, der durch dichtes Gestrüpp führte und schien wie ein Geist im Berg zu verschwinden.

      Wir folgten ihm, denn keiner von uns glaubte an Geister und so kamen wir in dieses Tal. Wir standen am Eingang eines Urwaldes. Dichtes Unterholz wurde von riesigen Bäumen mit weit ausladendem Geäst überragt. Das Astwerk der Baumriesen bildete ein nahezu dichtes Kuppeldach über das ganze Tal hinweg und im Zwielicht unter dieser grünen Kuppel war der Bär verschwunden. Wir hörten ihn weit weg rumoren und mein Vater stand am Eingang des Tals und trauerte um seinen ersten Sohn. Er weinte nur blutige Tränen, ganz so, wie es sich für einen Krieger gehört. Sein Messer zerfetzte seine Unterarme und seine Brust und er schwor dem Bär Rache. Meine Brüder und ich weinten und schworen mit ihm.

      Dein Vater war wie du Kazar, ein vernünftiger Mann. Er erklärte unserem Vater, dass es Unsinn wäre, sich an einem Bären, einem Tier rächen zu wollen. Der Bär hatte seiner Natur entsprechend gehandelt und keinerlei böse Absicht stand hinter seinem Tun. Mein Vater war lange Zeit nicht zu beschwichtigen, doch dann geschah etwas Seltsames.

      Es war, als würde es ein wenig heller unter den Bäumen, ein grünes Leuchten tauchte auf und dann erschien unter den Bäumen eine wunderschöne, nackte Frau mit grüner Haut und eigenartigen roten Mälern. Die grüne Göttin erschien uns und bestätigte die Worte deines Vaters. Sie sagte, dass der Bär zu ihren Kindern gehöre wie alles, was in der Steppe lebt und wir sollten und zurück ziehen um ihn in Ruhe und Anstand sein Leben beenden zu lassen, denn lange hatte er auf Grund seines Alters nicht mehr zu leben.

      Noch während sie sprach tauchte ein weiteres Wesen auf. Ein Mann in der Kleidung der Iboa, der Sheenlandratten und er mischte sich sofort in das Gespräch ein, belächelte meinen Vater, nannte ihn einen Feigling und einen Schwächling und meinte, wenn ein Kentaur erst einmal auf seine Rache verzichtete, wäre das Ende Kaanas nicht mehr weit.

      Wir wussten nicht, wer dieser Mann war bis die Grüne ihn bei seinem Namen nannte. Sheehano war es selbst, der Herr des Sheenlands und jeder Mann bei klarem Verstand hätte gewusst, wohin dessen Einflüsterungen führen würden. Mein Vater war aber nicht bei klarem Verstand. Er beschloss seine Rache zu vollziehen und als sich ihm sein Freund und Ratgeber in den Weg stellte, erschlug er ihn hinterrücks. Dann zündete er das Buschwerk an und wenig später brannte der ganze Wald, aus dem grünen Tal wurde an einem einzigen Tag ein Sheenland, ein Teil des Reiches Sheehanos. Die grüne Göttin aber verschwand und bis zum letzten Sommer hat niemand aus der ersten Sippe sie jemals wieder gesehen.

      Der vierten Sippe erzählte mein Vater, dass der Sippenälteste ebenfalls den Bären zum Opfer gefallen und mit dem Tier verbrannt war. Niemand außer seinen Söhnen konnte das Gegenteil beweisen. Die vierte Sippe benannte deinen Onkel Dohal als Sippenältesten und dieser gab sein Amt einige Jahre später an deinen Bruder Joshra ab.

      Nun wisst ihr, wie dieses Tal zu einer Sheenland wurde und du, Kazar weißt nun, weshalb ich oft nicht auf deiner Seite stand. Ich dachte stets an das Ereignis in diesem Tal und ich fürchtete mich vor dem Tag, an dem die Wahrheit vielleicht ohne mein Zutun ans Tageslicht käme. Deshalb habe ich immer versucht, die vierte Sippe auszulöschen, denn einer Blutrache deinerseits hätte ich nichts entgegen zu setzen gehabt.“

      Es herrschte Ruhe. Nur das Knistern der Flammen unterbrach die Stille und ab und zu das Geräusch eines kleinen Tiers im Unterholz. Dann setzte sich Joshara ein wenig auf und wollte von Chamjak wissen:

      „Hast du noch eine genaue Erinnerung an den Bären? Hatte er irgendwelche Besonderheiten?“

      „Er bestand eigentlich nur aus Besonderheiten. Weshalb fragst du mich das?“

      „Gleich. Doch zuerst versuche ich dir den Bären zu beschreiben und du sagst mir ob alles stimmt, was ich sage.

      Er war groß und sein eigentlich braunes Fell war am Bauch und unter den Vorderbeinen so hell, dass es beinahe gelb wirkte. An seiner rechten Hinterpranke fehlten zwei Krallen und der linke Eckzahn im Oberkiefer war abgebrochen. Seine Augen waren nicht schwarz und gelb, wie bei anderen Bären, sondern weiß mit roten Pupillen. Stimmt das?“

      Chamjak starrte Joshara an und fragte:

      „Hast du nun, neben deinen zahlreichen anderen Fähigkeiten auch noch die eines Sehers in dir entdeckt? Du warst nicht hier, wie kannst du wissen, wie der Bär aussah?“

      „Weil der Bär kein Bär war. Ihr seid Hiron begegnet. Der Herr des Gebirges nimmt manchmal die Gestalt eines Bären an, wenn er seine Kinder strafen will oder einfach nur Unfug im Kopf hat. Ihr seid an diesem Tag drei Göttern begegnet und ich frage mich, was sie hier zusammen geführt haben mag. Hiron, Sheehano und die Grüne…. Seltsam.“

      Chamjak war verwirrt, dann sah er Kazar an und fragte vorsichtig:

      „Wirst

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