Zwielicht Classic 13. Michael Schmidt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwielicht Classic 13 - Michael Schmidt страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Zwielicht Classic 13 - Michael Schmidt

Скачать книгу

diese Ausdrücke.“

      „Was?“

      „Die Maschine hat dich tausend Jahre weiter gebeamt.“

      „Gebeamt?“

      „Entschuldige“, sagte sie, „die Vokabel hab ich aus meinen rudimentären Archaische-Sprachen-Kenntnissen, die hab ich nicht aus deinem Hirn gezogen. Das muss aus einer späteren Epoche sein. Ich dachte, es passte.“

      Was redete dieses Weib bloß? Ich wurde immer verwirrter.

      Sie war rot geworden. „Du musst wirklich verzeihen“, sagte sie. „Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ich Gelegenheit habe, mit jemandem zu reden, der aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammt.“

      Was sollte das jetzt wieder heißen? Sie tat gerade so, als sei ich hundert Jahre älter als sie! Dabei war sie doch augenscheinlich –

      „Wie alt – äh, wie heißt du eigentlich?“ Im letzten Moment fiel mir ein, dass man eine Dame besser zuerst nach dem Namen fragt, bevor man alles Weitere erkundet.

      „Eva“, sagte sie, und da wusste ich endgültig, dass ich entweder vollkommen durchgeknallt oder aber im Paradies gelandet war. – Ja, warum nicht? Ich war gestorben, und das hier war das Paradies! Mir sollte es recht sein. Ich hatte meine Eva gefunden! Und wenn ich tatsächlich durchgeknallt sein sollte, so war dies jedenfalls eine der angenehmsten Arten der Verrücktheit, die ich mir je hätte ausdenken können.

      Wieder errötete sie. Aber sie fasste sich schnell wieder.

      „Lieber Adolf“, sagte sie, „es hat schon alles seine Richtigkeit. Du lebst und bist immer noch auf dem Planeten Erde. Ich hatte die Projektleitung und damit auch die Verantwortung für deine Deportation.“

      „Depor– was?“

      Sie sah ein wenig verwirrt drein. „Ich hab den Begriff in deinem Kopf gefunden. Mag sein, dass du ihn noch nicht recht entwickelt hattest. Aber er war dort schon angelegt.“

      „Deportation.“ Ja, mir dämmerte etwas. – Die Judensau! Stefanie! Jäh flammte die Wut in mir wieder auf. „Untermensch“ hatte ihre Mutter mich genannt!

      „Beruhige dich“, sagte Eva sanft.

      Ich tat's. Ihre Wirkung auf mich war wirklich ungeheuerlich. Sie las meine Gedanken. Sie verstand alles. Meine Wut. Sie hörte mein innerliches Fluchen. Aber sie ließ mich nicht die geringsten Ressentiments spüren, auch wenn sie missbilligte, was ich dachte. Sie reagierte auf eine Art und Weise, die mich selbst friedlich stimmte.

      „Bitte, Adolf, es tut mir leid, aber man hat dich ins Jahr 2906 befördert. Es ist etwas schiefgelaufen.“

      „Was? 2906? – Das kann nicht sein! Ich müsste ja zu Staub zerfallen sein!“

      Keine Sorge, das beherrschen wir schon. Zeitreisen überlebt man, wie du siehst. Zu deiner Zeit war das sicherlich noch nicht vorstellbar.“ Sie stockte. „Das Problem ist nur: Ich kann dich nicht mehr zurückschicken.“

      „Moment mal! Wieso – inwiefern ist da überhaupt etwas schiefgelaufen?

      Sie seufzte. „Der Plan war anders. Miele sollte dich aus dem Verkehr ziehen, mehr nicht.“

      „Miele? Die Waschmaschine? Sie hatte einen Auftrag? – Von dir?“

      „Ja. Miele steht für ‘Maschinen zur Internierung beziehungsweise Extraktion lebensbedrohender Existenzen‘. Wir mussten es tun, um unsere eigene Existenz zu sichern. Unser tausendjähriges Reich, das verstehst du doch!“

      Nun, für den Wunsch nach tausendjährigen Reichen hatte ich durchaus irgendwie Verständnis. Aber was hieß hier ‘Internierung beziehungsweise Extraktion lebensbedrohender Existenzen'? „Ihr wolltet mich aus dem Verkehr ziehen?“, fragte ich, immer noch ungläubig.

      „Eine Säuberungsaktion, ja. Eine Weile einsperren beziehungsweise ins Exil schicken. Jeden, der das friedliche Miteinander durcheinanderzubringen drohte, musste wir ausschalten. Zumindest bis die kritische Phase vorbei war.“

      Ich war empört. Wieso gerade ich? Wenn irgendjemand das friedliche Miteinander in empfindliches Ungleichgewicht gebracht hätte, dann war es gewiss nicht ich! Ich war doch immer nur das Opfer gewesen! Zuallererst meines Vaters – okay, im Nachhinein kann man sich in dem Zusammenhang über den Begriff „Opfer“ sicherlich streiten. Aber er hatte angefangen, ganz klar! Alles andere war Notwehr gewesen! „Und was, bitte schön, hattet ihr von mir zu befürchten?“

      „Oh, je“, meinte sie, „das willst du gar nicht wissen.“

      Natürlich wollte ich das, und sie wusste das auch.

      „Nun gut. Du hättest einen Weltkrieg entfacht, halb Europa erobert, die Juden dort so gut wie ausgerottet, daneben alle, die dir nicht passten. Einschließlich der gefallenen Soldaten wären dir alles in allem gut dreizehn Millionen Menschen zum Opfer gefallen.“

      „Waaas?“

      Eine Weile schwiegen wir beide.

      „Äh, findest du das nicht ein wenig arg spekulativ?“, fragte ich schließlich.

      „Unsere Prognosen sind eigentlich ziemlich genau“, entgegnete sie trocken. „Besser als die Miele-Waschmaschinen.“

      „Habt ihr noch andere aus dem Verkehr gezogen?“, wollte ich wissen.

      „In tausend Jahren sicherlich einige Millionen“, entgegnete sie. „Sonst wären du und ich jetzt nicht hier.“

      Das fand ich durchaus ein Stück weit entlastend.

      „Du warst allerdings der schlimmste Fall. – Ich muss gestehen, ich war sehr neugierig, als es hieß, du seist angekommen.“

      „Und ein Zurück gibt es nicht?“, vergewisserte ich mich.

      Sie lachte. „Wie denn? Dann wäre die Welt längst untergegangen. Es gäbe dieses Leben in Freiheit und Liebe nicht.“

      Freiheit und Liebe. Da regte sich schon wieder etwas. Ah, dieser Drang! Ich wollte stürmen! Vorwärts! „Eva – wie heißt euer tausendjähriges Reich?“

      „Paradies“, gab sie zurück. Sie erhob sich und beugte sich über mich. „Ganz ehrlich, Dölfchen, ich hab den Eindruck, du bist gar nicht so. Irgendetwas muss da ziemlich aus dem Ruder gelaufen sein.“

      Ruder. Wieder so ein Begriff. Und dann in diesem Tonfall! Ich konnte mir ein Stöhnen nicht verkneifen.

      Ihr Lachen gurrte. „Du bist schon aus dem richtigen Holz“, sagte sie. „Hart. Aber nicht brutal, nicht wahr?“

      Ich zog sie an mich. Da war kein bisschen Widerstand. Aber auch kein bisschen Unterwerfung. Miele sei Dank! „Ich zeig's dir!“, sagte ich.

      Merlin Thomas – Operation Heal (2013) 23

      Amerika hat – nein, wir haben in dem letzten Jahrzehnt der Welt nicht so gedient, wie unsere Position in der Welt, wie unsere Verantwortung für die Welt es von uns, von Amerika verlangt.

      Im

Скачать книгу