Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban
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Am 3.Januar 1807 brachte Kitty, Arthurs kleinen Sohn zur Welt. Wie Sarah Lennox es prophezeit hatte, verlief die Geburt schnell und unkompliziert. Doch vor der Haustür der Familie war die Welt im Aufruhr: Der Winter war hart und durch die Kontinentalsperre gegen England waren die Preise für die Grundnahrungsmittel steil nach oben geschnellt. Da fast alle Häfen des Kontinents für die Schiffe seiner Majestät gesperrt worden waren, hatten die englischen Industriellen viele ihrer Arbeiter entlassen müssen. Die Kartoffelernte in Irland war verheerend schlecht ausgefallen und die Armen des Landes befanden sich in einem Zustand tiefster Verzweiflung. Der König hatte zum Jahresende 1806 ein rebellisches Unterhaus aufgelöst, um der angeschlagenen Regierung Grenville eine Verschnaufpause zu gewähren. Am 26.Dezember 1806 hatten die Franzosen und die Russen sich bei Pulutsk und Golymin in Polen blutig beschlagen. Nun lagen beide Armeen im Winterlager und spähten argwöhnisch über die Palisadenzäune. Mit dem Frühling würde auch die Entscheidungsschlacht kommen und alle politischen Kräfte Englands befürchteten den Sieg Napoleons und den Zusammenbruch der vierten Koalition gegen Frankreich. Die rebellischen, jungen Männer beider Parteien stritten sich nach der Auflösung des Unterhauses in den Klubs weiter: Welchen Ausweg gab es noch für England? Intervention oder Friedensschluss mit Frankreich? Teile der Armee waren fast im Aufruhr. Viele jüngere Offiziere konnten die Drückebergerei ihrer Regierung nicht mehr ertragen. Die Radikalen predigten den Friedensschluss mit Frankreich. Ihr Anführer Cobbett pries lautstark die Ideale der Französischen Revolution und die Notwendigkeit, um des Handels und der Wirtschaft willen, die Oberherrschaft des französischen Kaisers über den Kontinent zu akzeptieren. Arthur hatte im allgemeinen Aufruhr, irgendwann Ende Februar 1807, in der heißesten Phase des Wahlkampfes für ein neues Unterhaus, eine fürchterliche Auseinandersetzung mit Cobbett. Er sprach für die Intervention, für die Freiheit aller Nationen und für den Kampf bis aufs Messer gegen den Tyrannen Bonaparte. Cobbett warf ihm vor, dass er, der Sieger von Assaye, lediglich aus persönlichem Ehrgeiz heraus neues Blutvergießen anstacheln wollte. Nur das Eingreifen des alten Herzogs von Buckingham verhinderte, dass beide Männer bereits im White’s Club handgreiflich wurden. Arthur forderte den radikalen Politiker zynisch und kalt auf, er möge ihm seine Sekundanten nennen und die Waffen wählen. Cobbett verlies wütend den Klub und schwor, die irische Wellesley-Brut eines Tages zu Fall bringen. Bereits am nächsten Morgen standen sich die beiden Hitzköpfe um fünf Uhr morgens auf dem Battersea Commons gegenüber. Cobbetts eigentliche Waffe war die Feder. Zitternd vor Angst nahm er eine der beiden Pistolen von Lord Cheltenham entgegen, der als Schiedsrichter fungierte. Der Journalist hatte noch nie in seinem Leben von einer Schusswaffe Gebrauch gemacht. Cheltenham wollte eine Münze werfen, um zu entscheiden, welcher der beiden Kontrahenten den ersten Schuss abfeuern durfte. Arthur betrachtete den radikalen Politiker, der seine Angst nicht mehr verbergen konnte, voller Verachtung. Dann wandte der Soldat sich dem Schiedsrichter zu: "Lassen Sie gut sein, Cheltenham! Der Schmierenjournalist kann meinetwegen den ersten Schuss abgeben. Falls er sich jedoch jetzt in aller Form bei mir entschuldigt, dann bin ich bereit, auf Genugtuung zu verzichten." Cheltenham stellte Cobbett die Frage. Die beiden Sekundanten des Journalisten flehten ihn an, sich bei Arthur zu entschuldigen. Doch trotz seiner Angst schüttelte der Redakteur des Political Register nur bestimmt den Kopf: "Niemals werde ich mich vor diesem überheblichen, irischen Berufsmörder entschuldigen." Arthur zuckte mit den Schultern und nahm seine Pistole:" Zeigen Sie Cobbett wo der Abzug ist“, bat er Cheltenham, „ denn der krakeelende Schreiberling scheint es nicht zu wissen."
Der Schiedsrichter schritt die Distanz zwischen den Kontrahenten ab und wies Cobbett und Arthur ihre Plätze zu. Cobbett fingerte nervös an seiner Waffe herum. Er wusste immer noch nicht so genau, wie man das verflixte Ding spannte. Schließlich half ihm einer seiner Sekundanten. Arthur stand ruhig auf seinem Platz. Ein Duell war nichts Ungewöhnliches für ihn. Viele britische Offiziere hatten diese verhängnisvolle Angewohnheit, Meinungsverschiedenheiten mit der Waffe in der Hand zu regeln. Auch Arthur war kein Engel. Außerdem hatte er für Cobbett nach dessen erneuten, heimtückischen Angriff auf seinen guten Ruf nur Verachtung übrig. Zitternd hob der Journalist die Pistole mit beiden Händen. Sein Gegenüber bewegte sich nicht und blickte ihn aus eiskalten, blaugrauen Augen hochmütig an. Cobbett drückte ab. Der Schuss ging ins Leere. Der Journalist hatte seinen Gegner verfehlt. Nun hob Arthur seine Waffe und fluchte für alle gut hörbar:“ Das war es dann wohl für heute!“. Cobbett wurde bleich. Doch sein Kontrahent war kein Mörder. Der Soldat schoss in die Luft, drückte die leere Pistole dem Nächststehenden in die Hand und drehte sich verärgert um. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm er seinem Sekundanten Oberst Frederick Ponsonby Elmores Zügel aus der Hand, saß auf und ritt von Battersea Commons fort. Arthur hatte