Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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irischen Provinz geheiratet. Du brauchst Dich hier in London vor niemandem zu schämen oder Dich zu verstecken, Lady Wellesley. Und da ich nicht viel hermache, sollten wir nach dem Essen gleich zum Schneider, damit Dein neues Kleid Dir morgen auch richtig passt." Dann legte Arthur eine ovale Schatulle vor Kitty auf den Tisch. Ein ermunterndes Lächeln und sie öffnete das Geschenk. Ein Paar Kameen-Ohrringe mit kleinen Perlen und die passende zarte Halskette lagen auf dunkelblauen Samt. " Sie sind wunderschön. Ich danke Dir, mein Lieber!" Alle Förmlichkeiten außer Acht lassend umarmte sie den General. Obwohl Arthur eigentlich eine Abneigung gegen öffentliche Gefühlsausbrüchen jeder Art hatte, ließ er sich diese Dinge von seiner Frau seit ihrer Hochzeit gefallen: "Irgendwann werde ich Dir vielleicht einmal Diamanten schenken können, Katherine", flüsterte er ihr zu. Dann legte er den Kopf schief, " wenn Herr Bonaparte und seine Marschälle weiterhin Unfug machen, werden wir möglicherweise... Und die Preisgelder sind immer eine ganz nette Sache!"

      "Oh, Arthur! Sage nicht so etwas! Ich brauche keine Diamanten. Und ich möchte nicht die Witwe eines gefallenen Helden sein!"

      "Du bist ein gutes Mädchen, Kitty ! Komm, wir müssen zum Schneider. Das Kleid ist fast fertig, aber jetzt braucht er Dich um alles ordentlich anzupassen. Die Königin soll morgen die schönste Frau Londons kennenlernen!"

      "Arthur, warum hast Du mich eigentlich bis heute weder Deiner Mutter, noch Deinem Bruder, Lord Mornington vorgestellt?", Kitty hatte sich untergehakt und sie durchquerten die City zu Fuß auf dem Weg zu einem Schneider in der High Street. "Ich habe zu beiden kein gutes Verhältnis und möchte so wenig, wie möglich mit ihnen zu tun haben. Es gibt einen guten Grund, warum ich jeden Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen habe. Und Mornington ist ein altes Ekel. Mit ihm gibt es dauernd nur Streit. Lass gut sein! Wir werden unsere eigene Familie haben. Gerald kennst Du ja aus Dublin, Henry und William sind ganz erträglich und wir haben einen wirklich liebenswerten Freundeskreis hier in London."

      Kapitel 7 Das indische Pulverfass

      Kitty kam morgens einfach nicht mehr aus dem Bett. Jedes Mal, wenn sie versuchte aufzustehen, knickten ihre Beine unter dem Körper weg. Arthur zog die Decke über sie und strich ihr sanft die langen Haare aus dem Gesicht. Dann öffnete er das Fenster, damit frische Frühlingsluft ins Schlafzimmer kam. "Du solltest vielleicht mehr Spazierengehen oder draußen im Garten arbeiten, anstatt Dich dauernd im Haus zu vergraben, Katherine." Sie seufzte:" Ich traue mich kaum noch einen Meter von einem Stuhl oder Sessel weg, Arthur. Mir ist dauernd schwindelig."

      "Warte. Ich werde Dir Deinen Tee und Toast nach oben bringen. Wir werden hier gemeinsam frühstücken, bevor ich ins War Office muss. Ich werde heute Abend eine gute Freundin mitbringen. Lady Sarah Lennox ist nicht nur die Tochter meines alten Freundes Richmond, sondern auch ein ausgezeichneter Arzt. Vielleicht weiß sie ja, was mit Dir los ist." Arthur sorgte sich um seine Frau. Er fühlte sich ein wenig mitschuldig an ihrem geschwächten Zustand. Seit sie in London angekommen waren, zog er sie jeden Abend mit; auf Bälle, in die Oper, ins Theater, zu Essen mit Freunden oder zu gesellschaftlichen Verpflichtungen, die er als hoher Offizier wahrnehmen musste. Selbst am Wochenende schleppte er sie zu Bootsfahrten auf die Themse oder zu Jagdgesellschaften nach Kent. Es kam selten vor, dass sie einmal vor zwei Uhr morgens ins Bett gingen. Und ans Schlafen dachten sie dann auch nur ganz selten. Er hatte die gute Absicht gehabt, sie abzulenken und zu amüsieren und ihre Lebensgeister zu wecken. Dabei hatte er sie vielleicht einfach körperlich überanstrengt. Wellesley hatte plötzlich solche Angst um seine Frau, dass er an diesem Tag dem War Office und seine Pflichten früher den Rücken kehrte, als sonst. Auf direktem Wege begab er sich zur Universität von London im Stadtteil Bloomsbury. Die Mitarbeiter des Lehrstuhls von Prof. Dr. James McGrigor kannten ihn schon seit Langem und Dr.Hume, ein junger Mediziner aus Schottland holte Sarah Lennox aus dem Laboratorium. Sie umarmte Arthur herzlich: " Die Ehe bekommt Dir, alter Freund. Du siehst ausgezeichnet aus! "

      " Und trotzdem habe ich Sorgen, Sarah. Kitty fühlt sich seit ein paar Tagen gar nicht gut. Ihr ist dauernd schwindelig. Sie kann nicht essen, ohne dass ihr dabei fürchterlich schlecht wird. Mir wäre wohler, wenn Du sie Dir einmal ansehen könntest!" Sarah schmunzelte schelmisch. Dann schloss sie die Tür ihres Büros. "Kommt ihr beide gut miteinander aus, Arthur?", fragte sie ihn gespielt streng. Wellesley nickte brav. " In jeder Beziehung?" Wieder nickte er. "Das Gefühlsleben?" Er errötete leicht. "Was meinst Du damit, Sarah?" "Habt ihr getrennte Schlafzimmer?" Arthur schüttelte den Kopf. Seine Wangen waren feuerrot angelaufen. "Meine Ferndiagnose ist in diesem Fall: Du wirst Vater! Ich vermute, ihr spielt nicht nur eine Runde Whist miteinander, bevor Ihr einschlaft!” Sarah schüttelte den Kopf. Das Grinsen war breit und schlitzohrig. ”Ich komme aber trotzdem mit und sehe mir Deine Frau einmal an. Aber ich habe das Gefühl, dass Du ganz beruhigt sein kannst: Ihr habt im April geheiratet und wir haben jetzt August. Kitty geht es den Umständen entsprechend sicher glänzend." Der Offizier war verwirrt und stotterte." Glaubst Du wirklich, Sarah? Sie ist zart und eher von kränklicher Natur. Außerdem ist Katherine schon Mitte Dreißig. Soweit ich weiß, ist das kein gutes Alter mehr, um Kinder zu bekommen." Sarah Lennox schlug Arthur kräftig auf die Schulter: "Na so schlimm steht es jetzt auch wieder nicht um Kitty. Und die Sache mit dem Alter ist ein Gerücht… Als erfahrener Arzt bin ich mir allerdings ganz sicher. Die Symptome, die Du beschreibst, sind sozusagen klassisch."

      Kurze Zeit später schneite ein überaus nervöser Arthur Wellesley bereits um fünf Uhr nachmittags in der Harley Street N°11 herein. Im Schlepptau hatte er Sarah Lennox, im strengen, schwarzen Kleid, mit ihrer großen Arzttasche und der Nickelbrille auf der Nase. Bei Sarahs Anblick in dieser beruflichen Verkleidung fühlte Katherine sich sichtlich unwohl. Dr.Lennox mutmaßte, dass Wellesleys Frau Schlimmes befürchtete. Das Vertrauen der Bevölkerung in Bader, Quacksalber und andere Ärzte war sehr begrenzt. Zuerst schickte sie Arthur aus dem Haus in den Garten, um mit seiner Frau ungestört zu sein. " Ihnen ist also schwindlig, Katherine! Und Sie können nichts essen! Sie haben weiche Knie! Sie sind frisch verheiratet! Ich würde sagen, Sie werden Mutter, meine Liebe!" Kitty strahlte Sarah an:" Wirklich?"

      "Wenn ich Sie untersuchen darf, sage ich es Ihnen mit Sicherheit! Seit ich Sie zum letzten Mal gesehen habe, haben Sie außerdem ein wenig zugenommen. Ein verhältnismäßig sicheres Zeichen für Nachwuchs!"

      Eine Stunde später holte Sarah Arthur aus dem Garten. Mit einem entwaffnenden Lächeln erklärte sie ihm, dass im Dezember oder spätestens Januar mit einem Baby zu rechnen sei. "Katherine, wenn Sie vielleicht ein paar Wochen an der See verbrächten, in angenehmer Gesellschaft und so weiter...mit frischer Luft, Sonne und viel Bewegung! Lange Strandspaziergänge sind genau das Richtige für eine werdende Mutter… Also, Sie sind kerngesund und brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen." Sie legte Arthurs Frau die Hand auf den Bauch. " Das Baby hat es da drinnen ruhig und gemütlich. Nur Ihr Körper muss sich noch daran gewöhnen, dass er jetzt zwei Menschen zu versorgen hat. In ein paar Wochen vergeht das Schwindelgefühl. Im Regelfall dann, wenn Sie anfangen, richtig rundlich zu werden, meine Liebe. Ich gratuliere Euch beiden von ganzem Herzen!" Resolut schloss die junge Frau ihre schwarze Arzttasche und verabschiedete sich. An der Tür drehte sie sich noch einmal zu Arthur:"Amüsiert Euch gut weiter. Getrennte Schlafzimmer empfehle ich erst vierzehn Tage vor der Geburt. Außerdem werde ich regelmäßig nach Kitty sehen. Du kannst beruhigt sein. Wir werden den oder die kleine Wellesley schon sicher auf die Welt bringen!"

      Auf dem Heimweg von der Harley Street nach Richmond Palace begegnete Sarah Lennox im St.James Park Freddy Ponsonby. Obwohl sie üblicher Weise ein diskreter Mensch war, musste sie ihm einfach von dem anstehenden, freudigen Ereignis im Hause ihres gemeinsamen Freundes Arthur Wellesley erzählen. Die liebste Aufgabe, die Sarah als Arzt übernahm, war es Kindern auf die Welt zu helfen. Ihre Begeisterung steckte Ponsonby sofort an. Er wusste, dass Arthur in Indien eine geliebte Frau und ein ungeborenes Kind hatte begraben müssen. Am nächsten Tag wusste bereits der gesamte Freundeskreis der Wellesleys Bescheid und eine der Ponsonby-Schwestern, die vier Kindern das Leben geschenkt hatte und als Expertin in Nachwuchsfragen galt, wurde kurzerhand abkommandiert, um mit

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