Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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nicht, dass Sie sich in irgendeiner Form in mein Leben einmischen. Wir haben einander schon lange nichts mehr zu sagen. Ich bitte Sie höflich, nie mehr hierher zu kommen. Und was Katherine Pakenham angeht werde meine eigene Entscheidung treffen.“ Die Tür des Salons fiel mit einem lauten Knall hinter der alten Lady Mornington ins Schloss. Nachdem seine Mutter in der Nacht verschwunden war, schnappte Arthur sich seinen Mantel und verließ Richmond Palace wütend durch eine Hintertür. Lange lief er ziellos durch die Straßen der Stadt, ohne wahrzunehmen, was um ihn herum eigentlich vorging. Er brauchte die Bewegung, um sich zu beruhigen. Die verdammten Wellesleys oder die Zicke Sparrow mussten ihn genauso wenig zwingen, nach Irland zu fahren, wie Kittys gieriger Bruder Robert. Er war möglicherweise sogar ohne großes Drängeln der Longfords und seiner eigenen leidigen Familie disponiert, mit ihr vor den Altar zu treten. Als er ein blutjunger Offizier in Irland gewesen war, hätte er alles dafür gegeben, Kitty zur Frau nehmen zu dürfen. Sie war seine große Jugendliebe gewesen. Seit Longfords Brief waren viele der alte Erinnerungen zurückgekehrt: Als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, war sie fünfzehn oder sechzehn Jahre alt gewesen und er war gerade eben von der Militärakademie in Angers zurückgekehrt. Sie hatte gesunde, rosige Wangen gehabt und eine Stupsnase. Ihr reizendes kleines Gesicht umrahmten lange dunkelbraune Locken. Sie hatte versteckt hinter einem Buch in einem der großen Fenster der Bibliothek von Pakenham Hall gesessen. Er war mit seiner Verwandten, der irischen Dichterin Maria Edgeworth zum Tee eingeladen worden. Danach traf er Kitty zufällig immer und immer wieder. Irgendwann schrieben sie sich tagtäglich seitenlange, glühende Liebesbriefe. Katherine hatte ihm den Kopf verdreht und er dachte Tag und Nacht nur noch an das Mädchen. Natürlich schworen sie sich in jugendlichem Ungestüm in einer Mondnacht ewige Treue. Kittys Onkel, Kapitän Thomas Pakenham, der nur eine halbe Stunde Fussweg von Pakenham Hall entfernt auf seinem Gut Coolure lebte, hatte damals Verständnis für diese Romanze gehabt. Er hatte Arthur erlaubt, das Mädchen heimlich in seinem Garten zu treffen. Der Kapitän hatte eine glückliche Hand für Pflanzen und Blumen aller Art und sie hatten gemeinsam einen zauberhaften Sommer in einem verzauberten Garten an einem romantischen See verbracht. In einem kleinen Pavillon aus Kletterrosen hatte Katherine immer auf einer Bank gesessen und Arthur hatte im Gras, zu ihren Füßen gehockt und ihr Gedichte vorgelesen. Er hatte sie heimlich durch den Wald nach Hause begleitet und ihr beigebracht, im Herrensattel zu reiten. In klaren, warmen Vollmondnächten, hatte das junge Mädchen sich aus dem Elternhaus geschlichen und sie waren gemeinsam im See geschwommen. Sie hatte ihm sogar gestattet, sie zu Küssen und immer, wenn er sie in seinen Armen halten durfte, hatte sie nicht schüchtern die Augen geschlossen, sondern ihn fordernd und verführerisch angeblickt. Kitty hatte ihn verzaubert und verwirrt. Und manchmal hatte sie ihm schreckliche Angst gemacht, denn sie hatte ihm Dinge ins Ohr geflüstert, die er damals als Offizier und Gentleman nicht einmal zu denken gewagte hätte. Eines Abends hatte Arthur dann seinen ganzen Mut zusammengenommen und war in seiner besten Uniform nach Pakenham Hall geritten, um ihren Vater, den alten Lord Longford um ihre Hand zu bitten. Aber sie hatten ihm nur kalt die Tür gewiesen. Er hatte noch einen zweiten Versuch unternommen, genauso erfolglos, wie der Erste. Doch anstatt ihm die Tür zu weisen, hatten sie gedroht und ihn verjagt, wie einen räudigen Hund. Sie hatten seinem Bruder Richard einen bitterbösen Brief geschickt: Ihre wunderbare Kitty und dieser mittelloser, kleiner Hauptmann ohne Zukunftsperspektiven und ohne Titel: undenkbar! Katherines Bruder hatte ihn damals sogar bedroht. Er hatte Arthur verboten je wieder auch nur einen Fuß auf das Grundstück der Familie zu setzen. Alle Versuche von Kapitän Thomas Pakenham, zwischen seinem älteren Bruder und dem jungen Mann zu vermitteln, scheiterten. Arthur hatte kreuzunglücklich in Dublin gesessen, während Katherine sich in Pakenham Hall die Augen ausweinte. Von Zeit zu Zeit gelang es Kittys jüngsten Bruder Ned, einem Fähnrich, der unweit von Arthurs Regiment stationiert war Briefe hin- und her zu schmuggeln. Die Briefe hatten einen blutjungen und unerfahrenen Arthur damals zu Tode erschreckten und an den Rand der Verzweiflung getrieben: - Kitty schrie, sie wolle lieber sterben, als nicht seine Frau zu werden. Doch der Vater des jungen Mädchens und ihr ältester Bruder Robert blieben hart.

      Arthur war in diesen Tagen an seinem Liebeskummer und an seiner aussichtslosen Lage fast verzweifelt. Er machte sich bittere Vorwürfe und schimpfte sich einen Nichtsnutz und Versager. Irgendwann verbrannte er dann hoffnungslos und tieftraurig Kittys Briefe aus guten und aus schlechten Tagen. Um seine Jugendliebe zu vergessen, stürzte er sich schließlich in die Arbeit. Die Regimentsbuchhaltung, Gewaltmärsche durch grauenhaftes Gelände, Schießübungen: Um nachts zu schlafen und nicht mehr an Kitty zu denken, hatte er entgegen der Gebräuche bei Allem mitgemacht und wie seine Soldaten schweres Gepäck durch den Dreck geschleppt. Er wusste noch heute ganz genau, was jeder Rotrock im Tornister trug und wieviel alles wog. Arthur hatte im Frühjahr 1793 einen radikalen Schlussstrich gezogen und die Träume seiner Jugend, die Musik, die Poesie und das süße Nichtstun zu Grabe getragen. Dann war er nach Flandern in den Krieg gezogen und hatte gehofft, eine gnädige Kugel oder ein scharfes Schwert würden ihn von seinem Liebeskummer erlösen. Doch er war zurückgekommen…um eine Erfahrung reicher und mit einer Beförderung. Daraufhin hatte er den nächsten Fluchtversuch gewagt. Arthur hatte sein letztes Geld zusammenkratzte und war mit dem ersten, verfügbaren Truppentransport aus Irland ans andere Ende der Welt geflohen. Jahrelang in Indien, hatte es ihm geradezu masochistische Freude bereitet, sich für seine sorglose Jugend, das Kartenspielen, den Wein, die Träumereien und die Geige zu bestrafen. Er hatte den Krieg zu seinem Lebensinhalt gemacht, Charlotte gefunden und Kitty vollkommen vergessen. Dann waren der Erfolg, die Ehre, der Titel und dieser Ruf der Unbesiegbarkeit gekommen und am Ende sogar Geld. Aber der Krieg hatte ihm auch alles genommen: seine geliebte Charlotte, ihr ungeborenes Kind und sein Herz! Katherine Pakenham hatte diesen Gang seines Lebens indirekt ausgelöst. Vielleicht war sie aus diesem Grund die Möglichkeit für einen neuen Anfang, eine zweite Chance, nachdem er seit Charlottes gewaltsamem Tod in Seringapatam fünf Jahre im Fegefeuer zugebracht hatte. Vielleicht konnte ja Kitty seine Uhr zurückdrehen, die verlorene Zeit und eine verlorene Jugend zurückholen und… die Träumereien am Ufer eines kleinen Sees im County Meath.

      Kapitel 6 Kitty

      Die Parlamentswahlen verliefen, wie von Buckingham und Lord Uxbridge im Carlton prophezeit ganz in Arthurs Sinn. Er durfte sich über einen Sitz im Unterhaus freuen. Anfang März 1806 zog er für den Wahlkreises Rye in die ehrwürdige Versammlung ein. Rye lag direkt an der Kanalküste und nur wenige Kilometer von Hastings entfernt, wohin die Horse Guards ihn abgeschoben hatten um eine Garnison zu kommandieren. Es war ein echter Außenposten am Ende der Welt. Da die Eröffnung des neuen Parlaments allerdings erst für Anfang Mai anstand, fand er endlich die Zeit, nach Irland zu reisen um sich seinen familiären Angelegenheiten zu widmen. Er hatte einen Monat Urlaub von der Armee genommen und sich mit Hilfe seiner Freunde in London nach einem kleinen Haus umgesehen. So gut wie täglich kamen Briefe aus Irland an und Arthur schickte Post an Miss Pakenham. Wenigstens auf dem Papier, schien ihre Beziehung zueinander nicht unter der dreizehnjährigen Trennung gelitten zu haben. Selbst Sarahs Bedenken, die vor allem auf dem ersten, von Katherines Bruder Robert verfassten Brief beruhten, zerstreuten sich, wenn Arthur ihr abends manche Passagen aus Kittys Briefen laut vorlas. Sein Unbehagen war fast vollständig verflogen. Er spürte sogar eine leise Ungeduld und freute sich darauf, seine Jugendliebe wiederzusehen. Mit der Idee sie heiraten zu müssen, hatte er sich in seinem Inneren inzwischen irgendwie abgefunden.

      Die Tür des großen Salons von Richmond Palace tat sich auf und Henry Paget stolzierte in voller Uniform und mit einem großen Paket unter dem Arm herein. Er spähte erst, wie ein Verschwörer zu Sarah und zu ihrer Mutter Georgiana hin. Dann wandte er sich Arthur zu: "Also, wenn Du morgen in die Postkutsche steigst, um endlich mit Deinem süßen Junggesellendasein zu brechen, dann solltest Du dieses Paket auf jeden Fall mitnehmen. "Er machte einen großen Bogen um den Sessel seines Freundes und legte das geheimnisvolle Paket vorsichtig auf einen Ecktisch. Dann ließ er sich neben Sarah aufs Kanapee fallen: "Wenn ich nicht sofort ein großes Glass Whisky bekomme, falle ich tot um. Meine Frau Charlotte hat mich wegen diesem Ding regelrecht verrückt gemacht und dabei durch ganz London gehetzt!" Der Butler der Richmonds reichte Paget ein Kristallglas auf einem silbernen Tablett. Alle sahen Arthur neugierig an.

      " Willst Du denn

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