Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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besucht hatten und ihr Handwerk theoretisch und praktisch verstanden, waren eine verschwindend kleine Minderheit. Sie waren bei den Horse Guards wegen ihrer Jugend und ihrer unkonventionellen Art äußerst unbeliebt. Das verknöcherte Establishment der Salonsoldaten versuchte sie mit Sticheleien oder Intrigen aus der Armee zu vertreiben, nur um nicht tagtäglich durch ihre bloße Existenz an die eigenen Unzulänglichkeiten erinnert zu werden. Lediglich wenn England wirklich mit dem Rücken zur Wand stand, kam dieser neue Offizierstyp in der Hierarchie voran. Genauso, wie Paget ohne den Ägyptenfeldzug nie zum General befördert worden wäre, wäre Arthur ohne die massive Bedrohung der britischen Besitzungen in Indien durch die Marattha-Konföderation und ihre französischen Verbündeten immer noch ein frustrierter Oberst auf irgend einem verlorenen Außenposten in der Wildnis am anderen Ende der Welt.

      Trotzdem verfügte England, in dem Augenblick in dem Wellesley Hamburg verließen, über ein stehendes Heer rund einhunderttausend Mann. Dazu kamen noch einmal einhundertsechzigtausend Mann der Miliz, Home Forces und Yeomanry. Allerdings ließ sich diese Menschenansammlung in Uniform nicht mit der französischen Armee vergleichen. Castlereaghs Nachricht mit den Informationen über die Schlacht von Austerlitz hatten Arthur zusammen mit seinen eigene Beobachtungen, während ihrer Zeit in Hamburg schließlich davon überzeugten, dass es vielleicht doch eine gute Idee war , wenn ein paar Berufssoldaten im Unterhaus saßen. Er beschloss, das Angebot der konservativen Partei anzunehmen und sich als Kandidat für einen Sitz im Unterhaus zur Wahl zu stellen. Vielleicht sollte er seinem Freund Henry Paget ins Gewissen reden. Wenn sie beide im Unterhaus saßen, dann konnten sie wenigstens ab und an zu militärischen Fragen am gleichen Strick ziehen. Natürlich würde er sich von den Konservativen nicht unter Druck setzen lassen: Er war in erster Linie Soldat und hatte vor es auch zu bleiben! Er hatte keine Probleme damit seinem Land treu zu dienen, egal ob die Konservativen oder die Liberalen gerade an der Macht waren. Er würde sich keinesfalls auf irgendwelche miesen, kleinen Ränkespiele einlassen, nur um mit Hilfe einer Partei auf der militärischen Karriereleiter nach oben zu fallen. Diese Unsitte, politisch bequeme Gesellen in der Hierarchie aufsteigen zu lassen, auch wenn sie weder den notwendigen Sachverstand, noch ausreichende militärische Qualifikationen hatten, missfiel ihm schon seit Jahren.

      Kapitel 4 Schmutzige Machenschaften

      Rowland Hill hatte seinen Marschbefehl zurück nach England zur gleichen Zeit erhalten, wie Arthur. Im Verlauf der drei gemeinsam in Hamburg verbrachten Monate hatten die beiden Männer sich angefreundet und sich auch auf beruflicher Ebene zu schätzen gelernt. Arthur hatte Hill angeboten, gemeinsam nach London zu reisen und im Hause seines Bruders William zu wohnen, während sie auf ihr nächstes Kommando warten mussten. Hill hatte die Einladung erfreut angenommen. Nach der trüben, deprimierenden Zeit auf dem Kontinent, mit nicht enden wollendem Regen, Nebel und beißender Kälte und grauem Himmel, stand ihm der Sinn nach Vergnügen und Trubel in der Hauptstadt, nicht nach dem beschaulichen Leben, dass er auf dem Landsitz seines Vaters tief in der englischen Provinz führte. Die Überfahrt verlief ruhig. Der Wettergott spielte Wellesleys Brigade keine bösen Streiche mehr und Männer und Pferde kamen gesund nachhause. Doch anstatt im Hafen von Sheerness zusammen mit Rowland Hill eine Postkutsche zu besteigen, erwarteten sie Arthurs jüngster Bruder, William Wellesley-Pole, dessen Frau und der gesamte Richmond-Clan. Über seinen Kopf hinweg war einfach beschlossen worden, dass er und Rowland Hill in Richmond Palace wohnen würden.

      Sarah war glücklich, Arthur wiederzusehen. Auch Hill schloss sie sofort ins Herz. Da sowohl der eine, als auch der andere alle Zeit der Welt zu haben schienen, schleppte die Herzogin die zwei Soldaten kreuz und quer durch das Londoner Gesellschaftsleben; sehr zum Vergnügen ihrer ältesten Tochter, die beide oft begleitete. Hill hatte eine religiöse und karitative Ader, die der von Sarah nicht unähnlich war und er wollte unbedingt ihr Krankenhaus in Lambeth ansehen: Seit er auf dem Ägypten-Feldzug am eigenen Leib die Unzulänglichkeiten des medizinischen Dienstes der Armee zu spüren bekommen hatte, waren Reformen in diesem Bereich sein ganz persönliches Steckenpferd. Seinen Vater, ein politisches Schwergewicht im Oberhaus und seinen Onkel, einen landesweit geachteten und geschätzten Geistlichen der anglikanischen Kirche, hatte er bereits erfolgreich eingespannt, ihm zu helfen. Nun war es ihm auch noch gelungen, Sarah zu verpflichten. Er wollte ein Memorandum für das britische Oberkommando verfassen, in dem er eine Verbesserung der Feldlazarette und des Sanitätsdienstes vorschlug.

      Während Rowland und Sarah die Köpfe zusammensteckten, hatte Arthur sich mit ihrem Vater in dessen Arbeitszimmer eingeschlossen: „Charles, ich habe mir während der langweiligen Wochen in Hamburg ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen.“, eröffnete Arthur das Gespräch. Das Thema behagte ihm nicht. Richmond schmunzelte. Seine Augen blitzten übermütig. Er hatte vor einem viertel Jahrhundert in einer ähnlichen Zwickmühle gesessen, wie Arthur: “Zuerst Castlereagh und dann Pitt! Beide drängeln, Du sollst in die Politik einsteigen! Und nun hast Du fernab Deines kleinen indischen Paradieses Mysore gesehen, wie es wirklich um die britischen Landstreitkräfte steht und Du hast beschlossen, für König und Vaterland dem Drängeln nachzugeben?“ Der Herzog konnte in Arthurs unruhigen Augen und seiner nervösen Stimme lesen, wie in einem offenen Buch. Der nickte betreten. Er fühlte sich, wie ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank. In Indien hatte er gegen die Politik im Allgemeinen eine tiefe Abneigung entwickelt: “Also, es passt mir überhaupt nicht Charles, aber Austerlitz“, setzte er an, “ hat bewiesen, wie teuflisch gut Bonaparte als Kriegsherr ist. Im gleichen Augenblick haben wir im Hannoverschen ganz Europa wieder einmal bewiesen, wie perfide Albion sein kann. Also, man munkelt nicht nur hinter unserem Rücken darüber: Die roten Röcke des Königs marschieren immer nur dann energisch los, wenn eine unserer großen britischen Handelsgesellschaften irgendwo am anderen Ende der Welt Ärger mit dem Preis für Rohseide hat, oder sich der Tee nicht mehr teuer genug verkauft.“ Der Herzog von Richmond grinste. Er kannte sich mit den Männern im roten Rock immer noch gut aus, obwohl er vor rund fünfundzwanzig sein eigenes Schwert an den Nagel gehängt hatte. Er war damals etwas jünger gewesen, als Arthur. „Charles“, seufzte der mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme, “ich...wir...können doch nicht dauernd bloß unsere Knochen für John Company und diese verdammten Geldhaie aus der Leadenhall Street hinhalten. Es geht um unser Land, um unsere Heimat, um unsere Werte!“, sprudelte es ungehalten aus ihm heraus.

      “Versuch einfach einmal für fünf Minuten Deinen jugendlichen Enthusiasmus zu zügeln und mir aufmerksam zuzuhören, mein lieber Arthur.“, schmunzelte Richmond, “So lange der gute Grenville Premierminister ist wird man genau nach diesem Prinzip weitermachen: Marschieren, wenn John Company ruft! Aber diese Regierung wird kein langes Leben haben!“ Die Krone hatte nach William Pitts überraschendem Tod einen Mann in die Downing Street geholt, der vom Zeitgeist der liberalen Partei besessen war. Für ihn existierten nur zwei Dinge von Bedeutung. Lord Grenville war einmal davon überzeugt, dass alleine die See der Schlüssel zu Großbritanniens wirtschaftlicher und politischer Macht war. Und zweitens war er sicher, dass die Royal Navy alleine völlig ausreichte, um Englands Platz im Konzert der europäischen Großmächte zu sichern. Richmond fand, dass Grenville nicht nur vernagelt, sondern auch ziemlich kurzsichtig war: Solange es Napoleon Bonaparte gelang, Hand an alle Häfen auf dem Kontinent zu legen, konnte Grenvilles schöne Marine gar nichts tun und die riesige britische Handelsflotte mit den schönen Waren aus aller Welt lag in Portsmouth, Cardiff oder Sheerness fest. Den Faktor, der die Häfen auf dem Kontinent unter Umständen wieder für sie öffnen konnte - die Landstreitkräfte - betrachtete der aktuelle Premierminister lediglich als eine fette, hungrige und völlig überflüssige Laus, die nur Geld aus dem Staatssäckel saugte. „Ich hab es nicht sonderlich eilig mit der verdammten Politik!“, Arthurs Erleichterung war deutlich hörbar, “Lasse mich wissen, wenn es an der Zeit ist, sich in den Rachen des Löwen zu werfen und sich um diesen berüchtigten Sitz im Unterhaus zu bewerben.“ Richmond nickte. Die Tories waren sich durchaus darüber im Klaren, dass dieser Sepoy-General Arthur Wellesley kein Politiker im klassischen Sinne war. Es würde zwecklos sein, auch nur den Versuch zu unternehmen, ihn der üblichen Parteidisziplin zu unterwerfen oder sonst wie Druck auf ihn auszuüben. Man erwartete lediglich, dass er in militärischen Angelegenheiten zwischen Konservativen und Liberalen vermittelte,

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