Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

Скачать книгу

Du glaubst, Richard würde auch nur einen Finger für Dich krumm machen, wenn Du in Schwierigkeiten stecken würdest?“, Richmond schüttelte den Kopf. Er konnte nicht verstehen, wie ein erwachsener Mann nur so stur sein konnte, um sehenden Auges für einen abgebrühten Halunken direkt ins offene Messer zu laufen, “ Erinnere Dich zurück, Arthur. Du warst damals zwölf Jahre alt. Ein Kind. Und Richard er war damals zweiundzwanzig. Er hat Dich skrupellos in eine Lage manövriert, in der Du, um der Ehre Deines Vaters Willen, wie ein Mann handeln musstest. Du bist damals ganz alleine zu Garetts Gläubigern gegangen und hast jedem einzelnen schriftlich gegeben, dass Du seine Schulden bis zum letzten Penny übernimmst. Ich erinnere mich noch an Tagen, da wusste ein achtzehnjähriger Fähnrich nicht, wie er ein Stück Brot auf seinen Teller bekommen sollte, während ein anderer Wellesley sechsspännig ins Carlton fuhr, um dort zu speisen - natürlich mit einer seiner Mätressen am Arm!" Richmond sah den General unglücklich an. “Mein Junge, Du bist entweder fürchterlich naiv oder schrecklich gutgläubig."

      " Du hast sicher Recht, Charles“, antwortete Arthur“, aber ich werde mir trotzdem nicht die schlechten Eigenschaften meines ältesten Bruders zulegen, nur um Dir oder den Konservativen einen Gefallen zu tun. Mag sein, dass Richard dem Teufel seine Seele verkauft, nur um Geld und Macht zu bekommen. Mag sein, dass er die eigene Familie verrät und verkauft, aber seine Lebenseinstellung ist nicht meine und wird es auch nie sein. Richard und ich, wir glauben an sehr unterschiedliche Götter.", er stand auf und verließ das Arbeitszimmer, ohne auf eine Antwort des Herzogs von Richmond zu warten.

      Kapitel 5 Im Namen des allmächtigen Baumeisters aller Welten

      Die monumentale Kathedrale im Herzen der Hauptstadt war zum Bersten gefüllt. Sogar draußen auf dem Parvis drängte sich eine schwarze Menschentraube. Man hatte das große Portal nicht geschlossen, damit alle die es wünschten William Pitt die letzte Ehre erweisen konnten. Ein eisiger Wind ließ die Kerzen flackern. Die Totenmesse für den überraschend verstorbenen Premierminister wurde in St.Paul‘s gelesen. Es war beißend kalt. Auf den endlosen Gottesdienst folgten endlose Elogen an den großen Staatsmann. Arthur lies alles gelangweilt über sich ergehen. Dieses Staatsbegräbnis war eine Angelegenheit, der er sich als Offizier im Generalsrang nicht entziehen konnte. Also fror er an der Seite von Henry Paget, seinem Kameraden aus der Kavallerie still vor sich hin. Er hatte den Tod von William Pitt zutiefst bedauert. Großbritannien hatte einen eminenten Politiker, er selbst einen väterlichen Freund verloren. Er musste an seine letzte Begegnung mit Pitt zurückdenken: Kurz vor seinem Kommando im Hannoverschen; der Premierminister hatte krank und verbraucht ausgesehen. Er war völlig überarbeitet gewesen; die Sorge um England, die ständigen Intrigen und Streitereien im Unterhaus, der zügellose Missbrauch der Portweinflasche. Pitt war nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen. Arthur hatte bereits an diesem Abend, spät im November 1805 gefühlt, dass er ein Mann gegenüber stand, der nicht mehr lange zu leben hatte. Zum Abschied hatte der Premierminister ihm damals erklärt:“ England wird sich durch eigene Anstrengungen aus dieser schrecklichen Lage retten und dann wird ganz Europa unserem Beispiel folgen und das Joch der französischen Hegemonie abwerfen. Geduld, junger General. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Doch eines Tages wird dieses Land Sie dringend brauchen. Vergessen Sie nie, dass Sie England dienen, auch wenn die Dinge die Sie tun müssen, Ihnen schwerfallen werden oder gegen Ihre moralischen Werte und Ihren Ehrenkodex stehen. Sollte es Ihnen gelingen, dies zu begreifen, dann werden Sie es eines Tages sehr weit bringen.“

      Während der nächste Redner in der eisigen Kathedrale zum Pult hinaufstieg um die nächste nichtssagende Eloge an den toten Pitt herunterzubeten, gingen Arthur diese Worte durch den Kopf: Wollte er es eigentlich weit bringen? Hatte er irgendwelche anderen Talente, außer den Militärischen? War er ehrgeizig? Henry Pagets spitzer Ellbogen traf den Iren schmerzhaft in die Rippen und riss ihn aus seiner Grübelei: “Schläfst Du im Stehen, Arthur?“ Der Kavallerieoffizier war ein Jahr älter als Wellesley und in vieler Hinsicht sein genaues Gegenteil. Henry Paget war impulsiv, aufmüpfig bis zur Rebellion, dickköpfig, ein Schürzenjäger und Hitzkopf, der sich wegen eines Ja oder Nein duellierte. Er trank, er spielte nächtelang...Doch er war auch ein brillanter Soldat. Er war gebildet, weitgereist und ein treuer ehrlicher und gutherziger Freund, mit dem Arthur gerne seine Zeit verbrachte. „Schlägt Dir der Sitz im Unterhaus etwa schon wieder aufs Gemüt?“, flüsterte Henry Paget ihm zu,“ Arthur, Du verkaufst doch deswegen nicht gleich Deine Seele an den Teufel! Wenn diese Veranstaltung hier zu Ende ist, dann lade ich dich zu einem leckeren Essen ein und wir beide reden einmal ganz vernünftig miteinander.“

      Arthur packte Henry am Handgelenk und zog ihn unauffällig näher: " Wo stehst Du eigentlich? Wir wären, wenn ich mich breitschlagen lassen, die einzigen Berufssoldaten im Unterhaus: ein Whig und ein Tory. Trotzdem sind wir Brüder und bekennen uns beide zum Allmächtigen Baumeister .Du weißt genau, dass ich alleine nicht viel unternehmen kann." Henry Paget grinste breit, während die Umstehenden missbilligend auf die beiden Störenfriede blickten: "Arthur, was glaubst Du eigentlich, wer auf die Idee gekommen ist, Dich zu überreden? Wir müssen irgendwann auf dem Kontinent etwas zustande bringen und zwar nicht nur mit lumpigen dreitausend oder viertausend Mann, sondern mit einem vernünftigen Feldheer. Wenn England sich mit der Seeherrschaft zufrieden gibt, werden wir bald so isoliert sein, dass wir im Konzert der europäischen Mächte nicht einmal mehr die Pikkoloflöte spielen können. Die amerikanischen Kolonien verlieren wir gerade. In Kanada sitzen die Franzosen. Du hättest wirklich Pitts Rat folgen und Dich wieder einmal bei den Logenbrüdern sehen lassen sollen, anstatt dauernd in Deinem Elfenbeinturm aus Ehrenkodex, Unparteilichkeit und Verfassungstreue herumzusitzen. Ost und West werden immer den Sohn der Großen Witwe treffen!"

      "Und Schutz finden im Schatten der Schwingen Jehovas.", Wellesley nickte Paget zu, "So sei es mein Freund."

      Nachdem die endlose Totenfeier vorbei war, zerstreute die Menge sich rasch. Arthur hatte in St.Paul’s auch seinen Bruder Richard bemerkt. Seit dessen Rückkehr aus Indien hatten die beide sich noch nicht getroffen. Obwohl es kein Geheimnis war, dass Arthur bei den Richmonds wohnte, hatte sein ältester Bruder ihn weder besucht, noch kontaktiert. Er hatte wohl gehofft, der Jüngere würde den ersten Schritt machen. Arthur bugsierte Henry Paget zu einer Seitentür der Kirche: "Lasse uns verschwinden. Da hinten steht mein heiß geliebter Bruder und lauert bestimmt nur auf eine Gelegenheit, mir die Ohren voll zu heulen." Der Kavallerieoffizier schmunzelte: "Ah, Du hast also endlich beschlossen, auf unsere guten Ratschläge zu hören und Dich aus Richards Streitereien mit der Ostindienkompanie herauszuhalten. Sehr vernünftig." Arthur schüttelte den Kopf: "Ich habe nur gesagt, dass mir nicht danach ist, sein Gejammer anzuhören. Henry, ich mag meinen ältesten Bruder nicht und er kann mich genauso wenig leiden. Trotzdem ist und bleibt Richard. Ich habe lediglich beschlossen, ihn dieses eine Mal ausbaden zu lassen, was er selbst verschuldet hat und wofür man ihm berechtigte Vorwürfe machen kann. Was den Rest anbetrifft...“ Die beiden Freunde ritten durch das Stadtzentrum bis zum Carlton Hotel. Das Restaurant des Carlton hatte einen guten Ruf und trotz des Krieges, einen ganz ausgezeichneten französischen Küchenchef. " Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, dass ich noch ein paar gemeinsame Freunde zum Essen eingeladen habe, Arthur." bemerkte Henry Paget beiläufig. In einem Séparée warteten bereits der Herzog von Portsmouth, der Herzog von Buckingham, Richmond, Castlereagh, Lord Portland, Pagets Vater Lord Uxbridge, Lord Ponsonby, George Canning und Arthurs eigener Bruder Henry.

      Arthur war verärgert, weil sein Kollege von der Kavallerie ihn so überrumpelt hatte. Um den Tisch saß ein ganz bestimmter Teil der politische Elite Englands versammelt. Diese Männer waren darüber hinaus auch noch der Großmeister und die Meister der vier wichtigsten Londoner Logen, die sich zum alten, schottischen Ritus bekannten. Nachdem sie alle sich höflich für die Überraschung entschuldigt hatten, erklärte der alte Buckingham Arthur, dass die Konservativen bereit waren auf seine Bedingungen einzugehen. Er sollte über den Wahlkreis Rye in Wales ins Unterhaus gebracht werden: Alle hofften, er würde dort dann einen Weg finden, sich zumindest mit den vernünftigsten Liberalen so weit zu verständigen, dass diese sich der Verschickung eines Expeditionskorps auf den europäischen Kontinent

Скачать книгу