Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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eine Intervention auf dem Kontinent nachzudenken. In Anbetracht der ständig wachsenden Bedrohung durch Napoleon war Eile angesagt. Aber ohne Wellesley im Unterhaus hatte die Armee schlechte Karten. Die Marine wurde von liberalen Kräften dominiert. Sie war durch Nelsons beeindruckende Erfolge in ihrer Position so gestärkt, dass sie alleine fast das gesamte Militärbudget verschlang. Die Landstreitkräfte waren in sich gespalten und in ihrer Führung völlig überaltert. Die wenigen Einsätze, die die Rotröcke des Königs in den letzten Jahren auf dem Kontinent und in den amerikanischen Kolonien gesehen hatten waren Fehlschläge gewesen. Einzig Arthur Wellesleys Siegesserie in Indien hob sich positiv in diesem umfassenden Desaster ab. "Arthur, ich möchte Dich um etwas bitten", Richmond drehte dem General den Rücken zu und sah auf die Themse, "Dein Bruder ist aus Indien zurückgekehrt und seine Karten stehen schlecht. Er sich unmöglich benommen und mit tückischen Winkelzügen versucht, die konservative Partei zu erpressen. Er hat außerdem versucht, uns zu benutzen um den Untersuchungsausschuss auszusetzen. Du solltest auch wissen, dass er versucht, sich völlig skrupellos Deiner zu bedienen, um bei allen Beteiligten Druck zu machen." Arthurs Gesicht verzog sich ungehalten. Er hatte die Nase von dieser Geheimniskrämerei um Mornington und Indien gestrichen voll. "Charles, das war noch so ein Punkt, den ich Dir und Deinen Tory-Freunden zur Bedingung machen wollte: Ich werde mich so um meinen Bruder kümmern, wie ich es für richtig halte! Wenn Du, oder die Konservativen, oder die Freimaurerbrüder in irgendeiner Art versuchen sollten, mich davon abzuhalten, dann könnt ihr euch umgehend eine andere Marionette fürs Unterhaus suchen!" Wellesley hatte Richmond so scharf angefahren, dass dieser sich erstaunt umdrehte:" Arthur, tue nicht diesen Schritt aus falscher Loyalität oder Dankbarkeit für Dein erstes, eigenständiges Kommando! Du hast heute keinen einzigen Feind auf dieser Insel; weder bei den Konservativen, noch bei den Liberalen. Die Ostindienkompanie kannst Du als Deine Verbündete betrachten, denn Deine militärischen Erfolge haben ihr Handelsmonopol so ausgeweitet, dass diese Blutsauger Dir schon fast dankbar sind. Du weißt doch nicht einmal warum sie sich mit Richard zanken und es ist vielleicht sogar besser wenn Du es nie erfährst. Also, mische Dich nicht ein. Ich gebe Dir diesen Rat nicht als Führer der konservativen Partei und auch nicht als Freimaurerbruder. Ich gebe Dir diesen Rat als ein Freund."

      Arthur setzte sich in einen Sessel in der Ecke des Arbeitszimmers und stützte seinen Kopf auf die Hände. Lange fixierte er das Muster des Teppichs zu seinen Füßen, ohne ein Wort zu erwidern. Er ließ sich Richmonds Aussagen durch den Kopf gehen. Und er versuchte sie in Übereinstimmung mit seinen eigenen Informationen über Morningtons indische Verwaltung zu bringen. Dem zum Trotz: Richard war sein Bruder. In ihren Adern floss das gleiche Blut. Aus diesem Grund war es seine Pflicht, ihm gegenüber loyal sein, ob er ihn nun mochte, oder nicht. Richard war aber auch der Gouverneur gewesen unter dem Arthur in Indien gedient hatte und unter dessen Verwaltung er das Land hatte aufblühen sehen. Darum wollte er für ihn sprechen. Kalkutta war neun Monate Seeweg von London entfernt und nur ein Mann, der vor Ort gewesen war, konnte in den Augen des Generals verschiedene Handlungsweisen begründen, die den Aktionären der Ostindienkompanie, die in London saßen, aus der Ferne schleierhaft erscheinen mussten. Was konnte sein ältester Bruder nur getan haben, um sich so mächtige Feinde geschaffen zu haben, die ihn mit allen Mitteln politisch und gesellschaftlich zu Fall bringen wollten? Was hatte er selbst in Indien nur angestellt, dass zwei konkurrierende Parteien, die sich nie einig waren, versuchten ihn gemeinsam, mit aller Gewalt und fast schon gegen seinen eigenen Willen zu beschützen und aus dem Konflikt zwischen Mornington und der Ostindischen Kompanie herauszuhalten? Wobei hier jedes Mittel recht zu sein schien:" Charles, ich möchte auf diese Frage nur Ja oder Nein von Dir hören. Dann werde ich entscheiden, wie ich mich in Zukunft zu meinem ältesten Bruder stelle."

      "Sprich weiter Arthur. Ich bin einverstanden." Der Herzog von Richmond akzeptierte den Vorschlag des jüngeren Mannes. Arthur nahm ein Buch vom Tisch und blätterte darin, ohne auf die Seiten zu sehen: “Richard hat Staatsgeldern oder Mitteln der Ostindischen Kompanie veruntreut?"

      "Du hast also endlich verstanden, warum niemand will, dass Du Dich in diese heikle Angelegenheit einmischt. Richard war einfach zu gierig. Er hat zu viel genommen und um noch mehr zu bekommen, hat er mit Ämtern gehandelt und von den Maharadschas Bestechungsgelder kassiert. Im Austausch für die miesen, kleinen Geschäfte Deines ältesten Bruders haben dann meist Du und Deine Männer in irgendeinem gottverlassenen Winkel des Subkontinents die Knochen hingehalten."

      "Und Henry ?" Arthurs Stimme klang besorgt. Sein anderer Bruder hatte einen wichtigen Posten als Privatsekretär des Generalgouverneurs bekleidet. Er hätte ohne Probleme seine Finger in diesem schmutzigen Spiel haben und gemeinsame Sache mit Richard machen können. Arthur kannte seine beiden Brüder kaum. Was wusste er eigentlich wirklich über diesen Männern, die den gleichen Familiennamen trugen, wie er? "Henry ist wegen dieser üblen Geschichten aus Indien weggelaufen.“, erklärte Richmond, “Er hat auf eine glänzende Karriere in der Kolonie verzichtet, aber er wollte mit den schmutzigen Machenschaften von Richard nichts zu tun haben. Doch Henry war und ist in einem ähnlichen Dilemma gefangen, wie Du. Richard ist auch sein ältester Bruder. Er kann ihn genauso wenig ans Messer liefern, wie Du. Du bist also nicht der Einzige, den die Familientreue hier in eine gewaltige Zwickmühle bringt.“

      Arthur nickte. Er war erleichtert, dass Henry keine schmutzigen Hände hatte. Doch sein ältester Bruder war korrupt. Der Löwenanteil an den Preisgeldern, die enorme Vergütung als Generalgouverneur … es hatten ihm nicht gereicht. Eigentlich passte dieser Charakterzug gut zu Richard. Sein ältester Bruder hatte schon immer gerne auf großem Fuß gelebt und wurde außerdem von krankhaftem Ehrgeiz zerfressen. Als er den Titel ihres Vaters geerbt hatte, war die finanzielle Situation der Familie katastrophal gewesen. Richard hatte sein Heil in einer Zweckehe mit einer reichen Frau gesucht und sich sofort daran gemacht, seine Situation zu verbessern, indem er sich mit Leib und Seele der Politik verschrieb: Über Beziehungen und Ränkespiele war es ihm schnell gelungen, sich einen Platz an der Sonne zu schaffen. Doch sein Lebenswandel brachte ihn regelmäßig an Rande des Ruins. Die Häuser waren zu groß, die Garderoben seiner Frau zu teuer, der Unterhalt diverser Mätressen extravagant und die Angewohnheit zu spielen, verhängnisvoll. Arthur hatte Richards Bedürfnis sich ständig nach außen darzustellen zu müssen, nie begriffen. Teilweise lag ihr schlechtes Verhältnis eben auch daran, dass sie so grundverschieden waren. Kurz bevor Arthur nach Indien aufgebrochen war, hatte sein Bruder den alten Familienbesitz -Dungan Castle und Kildare, das Geburtshaus ihres Vaters -Kildare- zu Geld gemacht und dabei Arthurs Anteil an Grund und Boden mit in den Kaufvertrag eingebracht, ohne seinen Bruder um Erlaubnis zu bitten. Vom Erlös der Transaktion, hatte Arthur keinen Penny gesehen. Er hatte Kildare, sogar völlig überteuert zurückkaufen müssen, um überhaupt ein Stück heimatlicher Erde für sich zu bewahren. Er hatte keinem seiner Brüder erzählt, dass er Kildare zurückgekauft hatte: Kildare, das Haus in dem ihr Vater zur Welt gekommen war und in das er sich immer zurückgezogen hatte, um seine wunderschönen Melodien zu komponieren. Alle hatten sie den alten Lord Mornington belächelt, weil er eben sein Geld als Professor am Trinity College und Komponist verdienen musste. Aber Arthur hatte ihren Vater hingebungsvoll geliebt, denn er war gütig und sanft gewesen und er hatte es verstanden, anderen Menschen durch seine Melodien und Weisen Freude und Leichtigkeit zu schenken.

      In Indien hatten sich ähnliche Zwischenfälle dann regelmäßig wiederholt. Wenn es um die Verteilung von Preisgeldern aus Kriegserfolgen ging, hatte Richard regelmäßig den größten Batzen für sich einbehalten und den Offizieren und Soldaten nur die Brotkrumen hingeworfen. Arthur hatte zu Geld noch nie ein enges Verhältnis gehabt. Er gehörte zu den Menschen, die nichts damit anzufangen wussten. Sein Lebenswandel war bescheiden. Seine Bedürfnisse beschränkten sich auf den Unterhalt seines Regimentes, die Verpflegung seiner Offiziere und ein neues Reitpferd oder eine neue Uniform von Zeit zu Zeit .In der indischen Wildnis, tief im Herzen des Feindes, war ihm die Sache mit den Preisgeldern eigentlich nie richtig aufgefallen, denn er war zu sehr mit den Marattha und seiner eigenen Armee beschäftigt gewesen. Doch in diesem Augenblick des ruhigen Nachdenkens …

      " Nun, Arthur ! Wie willst Du Dich verhalten?" Richmond ging gespannt in seinem Arbeitszimmer auf und ab. "Es beschämt mich, dass mein Bruder solche widerwärtigen Neigungen hat und sie nicht zügeln kann“, erwiderte Wellesley,

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