Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban
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Sollte sich diese Gruppe in den Whigs durchsetzen, bedeutete dies für die gesamte adelige Führungselite des Landes, Konservative und Liberale vereint, den Verlust ihrer Privilegien und ihrer Einkommensquellen aus der Landwirtschaft. Sie würden alles an Diejenigen verlieren, deren Vermögen auf Handel und Dienstleistungen basierten. Englands Mittelschicht war jedoch nur daran interessiert, mehr Geld zu verdienen. Die Vormachtstellung ihres Landes in der Welt interessierte sie nicht.
"General Wellesley, falls Sie es schaffen, den Widerstand im Unterhaus zu brechen, versprechen wir Ihnen das Oberkommando über diese Expeditionsarmee gegen den französischen Kaiser! Sobald wir Grenville und seine Regierung zu Fall gebracht haben, wird Lord Portland ein neues Kabinett zusammenstellen und Ihr Freund Robert Castlereagh kehrt ins Kriegsministerium zurück."
" Meine Gruppe der Liberalen im Oberhaus und Ponsonbys Freunde im Unterhaus würden in diesem Fall natürlich voll hinter einer Interventionspolitik stehen." Henry Pagets Vater Lord Uxbridge nickte dem fetten Buckingham wohlwollend zu. Arthur sah die beiden Altmeister der Politik entgeistert an. Dann erhob er sich langsam vom Tisch und ging. Dabei schüttelte der Soldat ungläubig den Kopf. Robert Castlereagh und Henry Paget eilten ihm hinterher. "Ihr versucht also wirklich mich mit einem gottverdammten Kommando zu kaufen! Und dann auch noch zusammen mit den Whigs. Wofür haltet Ihr mich eigentlich? Für einen dahergelaufenen, korrupten Strauchdieb! So nicht.“, zischte Arthur böse,
“Entweder Ihr legt endlich Eure Karten auf den Tisch und erzählt mir, was Ihr wirklich vorhabt, oder ich nehme den nächstbesten Posten im finstersten Winkel Englands an und Ihr könnt Euch einen anderen Idioten im roten Rock für Eure miesen, kleinen Ränkespiele suchen!”
"Bitte Arthur, im Namen des Allmächtigen Baumeisters und des Eides, den wir alle geschworen haben: komm zurück und lasse uns alle gemeinsam vernünftig miteinander reden.“ Castlereagh versuchte seinen Freund zu beruhigen. “Wir sprechen hier nicht als Politiker, als Konservative oder Liberale miteinander, sondern als Freimaurerbrüder, die sich alle den gleichen Idealen verpflichtet haben. Du warst so lange in Indien, dass Du die Entwicklungen in England nicht verstehst. Die Logen streiten nicht mehr miteinander. Das hat sich auch auf die Politik ausgewirkt. Das Parteiensystem hat sich geändert. Umso verrückter König George wurde, umso mehr haben sich die aufgeklärtesten Mitglieder der beiden Parteien angenähert. Wir betreiben hier keine Ränkespiele." Henry Paget zog Arthur wieder in das Separee und drückte ihn in seinen Stuhl zurück.
In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages, verließ ein müder, aber halbwegs überzeugter General Wellesley das Hotel Carlton. Sie hatten mit Engelszungen auf ihn eingeredet und ihm hoch und heilig geschworen, dass die üblichen Parteiintrigen bis zu einer Niederringung Napoleons beiseitegelegt worden wären. Die liberalen und die konservativen Freimaurerbrüder der vier größten Logen des Landes hatten einen Pakt geschlossen. König George III, der arme, alte Knobbs, war so verrückt wie immer. Er war außerdem krank und konnte jeden Tag sterben. Sein ältester Sohn und Thronfolger George Augustus Frederick Prinz von Wales, war ein notorischer Trunkenbold, Spieler und Schürzenjäger. Die Verantwortung für sein Land interessierte ihn nicht. Sollte er je England regieren, würde dies gewiss in einer Katastrophe enden. Lediglich Frederick von York, der jüngere Sohn des alten Knobbs machte den Verschwörern ein wenig Hoffnung. Obwohl er dem Prinzen von Wales, was die Laster anbetraf, in nichts nachstand, war er ein fähiger Verwalter und machte seine Arbeit als Oberkommandierender der Streitkräfte ordentlich. Seine vielen privaten Skandale beeinflussten seine Amtsgeschäfte scheinbar nicht. Und Henry Pagets Vater Lord Uxbridge verfügte über Informationen, mit deren Hilfe sie Frederick von York im Notfall zwingen würden, im Sinne der Verschwörer zu handeln. In dieser Zeit der Krise konnten nur noch alle über die üblichen Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten, um das Schlimmste zu verhindern. Während der gesamten, im gleichmäßigen Trab zurückgelegten Strecke vom Carlton nach Richmond Palace, dachte Arthur sich immer neue Mittel und Wege aus, das Angebot seiner Freimaurerbrüder, in die Politik einzusteigen, zurückzuweisen. Jeder beliebige andere, halbwegs kompetente Offizier könnte im Unterhaus genau die gleiche Rolle spielen, die man ihm zudachte. Man war doch sicher in der Lage einen zuverlässigen Mann zu finden, der in den letzten zehn Jahren die Entwicklungen in England und Europa vor Ort miterlebt hatte. Doch konnte er sich aus der Verantwortung ziehen, wenn es um seine Heimat ging. Konnte er den Schwur brüderlicher Solidarität verleugnen, den er vor langer Zeit in Irland einmal geleistet hatte. Der alte Buckingham und Lord Uxbridge hatten seine schwache Stelle getroffen. Arthur war ein glühender Patriot und bereit, für sein Vaterland alles zu tun, sogar über seinen eigenen Schatten springen. Und er hatte noch nie in seinem Leben einen Schwur gebrochen.
Als er in Richtung West End bei Court Road um die Ecke bog, kam ihm ein hoch aufgeschossener, magerer Straßensänger entgegen. Sein trällernder Singsang erzählte in simplen Reimen von einer jungen Frau, die sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Liebsten aus dem Krieg wartete. Wenige Meter weiter, blieb der Sänger stehen. Sogleich scharten sich Passanten um ihn, die den Rest der Geschichte mitbekommen wollten. Arthur hielt sein Pferd an und hörte dem Mann müßig zu. Jemand warf dem Sänger ein paar Pennys hin. Ein Gemüsehändler, der seinen Karren mitten auf der Straße schob, pries brüllend seine Waren an. Von der Whitefield Road humpelte ein Krüppel mit einem Korb voll Streichholzschachteln herbei. Es hatte wenig Sinn, die Pflastersteine platt zu stehen. Kurz entschlossen setzte der Offizier sein Pferd in Bewegung und ritt an die Themse zurück. Es war fünf Uhr morgens und London erwachte zum Leben. Richmond Palace lag noch im Dunkeln. Nur in der Küche brannte Licht. Sarah war vermutlich gerade dabei, zu frühstücken, um sich auf den Weg in ihr Krankenhaus zu machen. Arthur versorgte zuerst sein Pferd, dann stieg er die Stufen des Hintereingangs hinauf. Miss Baxter, die dralle Haushälterin der Richmonds öffnete ihm die Tür und machte angesichts seiner abgekämpften Erscheinung riesengroße Augen: "Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht, Sir Arthur! Und der Herzog ist auch noch nicht zu Hause. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan." Gehorsam folgte Arthur, Miss Baxter in die warme Küche, die in hellen freundlichen Farben gehalten war und aus der es verführerisch duftete. Sorgfältig arrangierte Strohblumensträuße aus Rosen und weißen Astern standen auf den Fensterbänken. Entlang der Wände hingen blank gescheuerte Pfannen und Töpfe aus Messing. Sarah saß auf einer hölzernen Eckbank mit blau-weißen Kissen und hielt eine große Tasse Kaffee in der Hand. Vor ihr lag die Times aufgeschlagen:" Sieh an, der Streuner ist wieder zurückgekehrt. Hast Du Papa mitgebracht?“
"Charles sitzt noch mit Bucky und dem Rest der Bande im Hilton!"
"Ah, die Verschwörer sind unter sich. Haben sie Dich in ihren erlauchten Kreis aufgenommen?"
"Eher mit der Pistole im Rücken hineingestoßen, Sarah!" Miss Baxter stellte einen großen Teller mit Rühreiern und Toast und eine Tasse vor Arthur. Sarah schenkte ihm Kaffee und Milch ein:"Und wie stehen die Aktien heute, Sepoy-General? Unterhaus ja oder nein ? "
"Ja ! Aber zum Teufel, warum ausgerechnet ich? Einen schlechteren Redner hätten die Herren sich wirklich nicht aussuchen können. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, von dem, was heute hier in England Tagesordnung ist. Während meiner zehn Jahre in Indien muss ich Einiges verschlafen haben."
"Mein lieber Freund, deswegen bist Du ja so interessant. Du wirkst, wie eine überparteiliche Stimme der Vernunft. Ein Mann der Fakten, kein verrückter Traumtänzer.", frotzelte ihn Sarah. Ihre Augen blitzten