Adler und Leopard Gesamtausgabe. Peter Urban

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Adler und Leopard Gesamtausgabe - Peter Urban

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Herzogin von Richmond sah ihn strafend an: “Mein Junge, Du möchtest heiraten und hast das Allerwichtigste vergessen. Wenn Henry und Charlotte nicht in allerletzter Minute daran gedacht hätten: eine Katastrophe! Bei einer irischen Hochzeitsfeier ist es wichtig, die Traditionen zu achten."

      "Der Brautschleier und das Familienband. ", Arthur schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.

      "Der Brautschleier und das Familienband, alter Junge! Um innerhalb von nur zwei Tagen die beiden Familienwappen sticken zu lassen, haben wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt", Paget hatte Sarahs Arm ergriffen und grinste breit“, und er hat die gute Uniform eingepackt und einen hübschen Ring für seine Zukünftige besorgt. Jetzt müssen wir ihn morgen nur noch in die Postkutsche setzen!"

      Arthur hielt das Geschenk in Händen. Vor lauter Rührung wusste er nicht mehr, was er seinen Freunden sagen sollte.

      Eine Woche später betrat er zum ersten Mal seit fast fünfzehn Jahren wieder irischen Boden. Ohne sich lange aufzuhalten, ritt er vom Hafen nach Dublin. Sein älterer Bruder Gerald Wellesley erwartete ihn bereits. Er war Geistlicher. Gerald sollte Arthur und Katherine Pakenham auch traue, denn das Stadthaus der Familie Longford befand sich in seiner Gemeinde St.George zu Dublin. Arthur warf Satteltaschen und Reitmantel auf ein Sofa und ließ sich in einen Stuhl fallen. Gerald war ein freundlicher Mann, den sein ruhiges und ereignisloses Leben behäbig und ausgesprochen rundlich gemacht hatte. Seine leicht gerötete Nase zeugte vom Geschmack am Wein und seine gesunden, roten Backen von vielen Spaziergängen an der frischen Luft. Während drei seiner Brüder in Indien Karriere gemacht hatten und das Nesthäkchen William sein englisches Erbe angetreten hatte, war Gerald in Dublin geblieben, hatte Theologie studiert und eine Familie gegründet.

      "Hast Du Katherine Pakenham und Lord Longford gesehen?", fragte Arthur, Gerald neugierig.

      " Sie ist eine gottesfürchtige Frau, Bruder. Ein wahres Beispiel für die Gemeinde. Ich kann über Miss Katherine nur Gutes berichten und hoffe, Du wirst mit ihr sehr glücklich werden.", Geralds Stimme war nicht so fest und überzeugt, wie in den Momenten, in denen er von der Kanzel von St.George zu seiner Gemeinde sprach. Arthur seufzte leise: "Hat sie sich seit 1793 sehr verändert?“ Der Geistliche sah ihn verlegen an. Seine Wangen schienen rot zu leuchten: " Nun, mein lieber Arthur, die Jahre sind nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Doch ich möchte noch einmal unterstreichen, dass Miss Katherine einer der Pfeiler von St.George ist."

      "Wann kann ich mir die Stütze Deiner Gemeinde denn endlich ansehen?", erkundigte Arthur sich zwischenzeitlich leicht beunruhigt. Sein Bruder schilderte ihm seine künftige Ehefrau als ein bigottes, altes Mädchen, das sich die Zeit damit vertrieb, dem Herrgott die Füße zu küssen und in die Messe zu rennen. "Ich werde einen Bediensteten losschicken und Lord Longford über Deine Ankunft in Dublin unterrichten.“, bot Gerald an. Dann fragte der Geistliche: „ Wie lange hast Du Urlaub?“

      " Ich muss Ende April wieder bei meinem Regiment sein und das Parlament soll am 1.Mai zum ersten Mal zusammentreffen."

      Am nächsten Morgen um elf Uhr standen Arthur und sein Bruder Gerald vor einem großen Haus am Rutland Square. Arthur versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken, doch innerlich war er aufgerüttelt. Fast fünfzehn Jahre lagen zwischen diesem und seinem letzten Treffen mit Katherine. Gerald hatte seine Jugendliebe am letzten Abend ständig als Pfeiler der Gemeinde und als sehr gottesfürchtige Frau beschrieben und ansonsten nicht viel über sie erzählen wollen. Zwischen Arthurs Erinnerungen an ein bildhübsches, lebhaftes und unternehmungslustiges, junges Mädchen mit zahlreichen Interessen und überschäumender Energie und Geralds Schilderung lagen Welten. Ein Bediensteter von Lord Longford öffnete die Tür und bat die beiden Männer ins Haus. Gehorsam folgten sie ihm in ein frostiges, in düsteren Farben gehaltenes Empfangszimmer mit sauberen Schonbezügen und sorgfältig arrangierten Blumensträußen, die vermutlich speziell für den Anlass bereitgehalten worden waren. Man ließ Gerald und Arthur alleine. Wenige Minuten später tat sich die Tür auf, und Lord Longford kam herein. Er wurde von einer spindeldürren alten Frau mit einem bitteren Zug um den Mund begleitet. Kaum hatte Arthur das Haus am Rutland Square betreten, kehrten seine früheren Empfindungen zurück, wie Flutwellen. Da war diese seltsame Mischung aus Misstrauen und tiefer Abneigung. und die innere Überzeugung, dass Katherines ältester Bruder, Lord Longford immer noch genauso skrupellos, gerissen, unberechenbar, zynisch und spitzzüngig war, wie damals, als er einen jungen Narren im roten Rock verjagt hatte, wie einen räudigen Köter.. Die alte Frau in Longfords Begleitung trieb Arthur den kalten Schweiß auf die Stirn. Er erinnerte sich plötzlich wieder gut an sie, obwohl die Jahre sie nicht verschont hatten: Katherines Großtante Elizabeth! Ihre Augen waren erschreckend durchdringend und ein unheimliches Feuer schien in ihnen zu brennen. Sie war ihm offensichtlich immer noch genauso feindlich gesinnt, wie damals, denn sie betrachtete ihn unter ihrem biederen Witwenhäubchen und den grauen Korkenzieherlocken, wie ein besonders ekelhaftes Insekt, dass sie am liebsten zertreten würde.

      "General Wellesley.“ Longford begrüßte ihn nicht mit Handschlag sondern mit einem herablassenden Kopfnicken. Dann kam er ohne Umschweife zur Sache: “ Seit unserem letzten Zusammentreffen hat Ihre Situation sich in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht eher gebessert. Aus diesem Grund ist meine jüngere Schwester erfreut darüber, dass Sie nach fast eineinhalb Jahrzehnten endlich in der Lage sind, ordentlich und in aller Form um ihre Hand anzuhalten."

      Arthur wich entsetzt einen Schritt zurück: "Sir, ich würde Ihre Schwester gerne persönlich fragen, ob Sie nach einer so langen Zeit der Trennung sicher ist, dass sie meine Frau werden möchte."

      Longford wimmelte Arthur ab und überrollte ihn: "General, meine Schwester ist sicher und was wesentlich wichtiger ist, ich bin mir sicher, dass diese Ehe die beste Lösung für unsere beiden Familien ist." Arthur fing an, leise zu kochen: "Bei allem nötigen Respekt, Longford“ sagte er, “Ihre Schwester Katherine und ich, wir sind beide erwachsene Menschen! Ich möchte sie gerne sehen und alleine mit ihr sprechen." Arthur war höflich geblieben, doch der Unterton seiner Stimme bedeutete dem Gegenüber, dass kein Widerspruch geduldet wurde. Robert Lord Longford erkannte, dass er keinen verschüchterten Jungen mehr vor sich hatte, wie im Jahr 1793 sondern einen harten, unbeugsamen Mann, der gewohnt war, zu befehlen. Sein übergroßer Mund wurde schmal. Longford war leicht erregbarer Mensch und anderen Menschen gegenüber für gewöhnlich rücksichtslos und rüpelhaft Sowohl in der Politik, als auch im gesellschaftlichen Leben verfolgte der irische Aristokrat ehrgeizige Ziele. Er besaß sehr viel Land und noch mehr Geld. Doch seine unverheiratete Schwester Katherine behinderte ihn schon seit vielen Jahren an der Umsetzung seiner Pläne. Er versuchte schon seit ewigen Zeiten, sie an irgendjemanden zu verheiraten, der drüben in England und vor allem in der Londoner politischen Szene Einfluss hatte, um endlich selbst den Sprung nach London machen zu können. Doch niemand der Longfords Anforderungsprofil entsprach wollte Kitty. Nicht einmal die opulenteste Mitgift konnte sie wenigstens halbwegs attraktiv machen. Seine jüngere Schwester war ein echtes Problem. Als er zufällig von der Rückkehr der drei Wellesley-Brüder aus Indien hörte, erinnerte sich Longford plötzlich an den erfolglosen Heiratsantrag zurück, den ein bettelarmer, abgerissener Soldat Kitty im Jahr 1793 gemacht hatte. Wenn es ihm gelang, diesen Mann so in die Ecke zu drängen, dass er seinen uralten Antrag wiederholte, dann konnte er endlich den Schleider des Vergessens über einen gewaltigen Haufen Ärger, Sorgen und ungute Gefühle werfen. Aus dem abgerissenen Rotrock von 1793 war zwischenzeitlich ein akzeptabler General geworden…und Sir Arthur Wellesley war seine allerletzte Chance, Kitty loszuwerden. Sobald sein Mühlstein Sir Arthurs Mühlstein geworden war, würde er mit dessen lebhaften und hoch ambitionierten ältesten Bruder Lord Mornington ins Geschäft kommen können. Er hatte die finanziellen Mittel, während Mornington die Kontakte in London und in entsprechenden politischen Kreisen hatte…: "Tante Elisabeth“, sagte er plötzlich mit honigsüßer Stimme, “ wären Sie so freundlich, meine Schwester zu holen.“

      Die alte Frau kehrte kurze Zeit später mit ihrer Nichte zurück. Als Arthur seine ehemalige Jugendliebe wiedersah, konnte er

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