GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY. Heinrich Düllmann

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GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY - Heinrich Düllmann

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noch mit der Angst leben, erwischt zu werden? Wie können wir überhaupt jemals vom Don loskommen und unbeschwert glücklich werden? Ich bin total zerrissen und fühle mich abgrundtief hilflos.

      Wie ein Verrückter renne ich mehrmals durch das Theatergebäude und springe dann die Stufen zu meiner über dem Theater liegenden Wohnung hinauf. Ich muss mich abreagieren, um nicht von meinen Gefühlen zermalmt zu werden. In der Küche präpariere ich mir einen Matetee und gehe dann zum Schreibtisch. Ich versuche, mich durch das Schreiben an meinem Theaterstück abzulenken. Oft schon ist es mir dadurch gelungen, in eine andere Welt einzutauchen und für eine Weile alles andere zu vergessen. So auch heute.

      Bis tief in die Nacht hinein schreibe ich ohne Unterbrechung. Irgendwann bin ich so müde, dass ich mich einfach nur noch aufs Bett werfe.

      Die Hausklingel holt mich aus dem Schlaf. Dieser schrille Ton ist mir schon im Wachzustand ein Gräuel, aber jetzt fahre ich im Bett hoch wie von der Tarantel gestochen. Ich schaue auf mein Handy. Es ist acht Uhr, der Schulbetrieb beginnt. Da ich noch angezogen bin, gehe ich zwar ein bisschen wackelig, aber zielstrebig einen Stock tiefer zur Eingangstür, die zum Theater und zur Wohnung führt. Obwohl ich einen besonders wachen Eindruck zu vermitteln versuche und die wartenden Schülerinnen und Schüler mit einem fröhlichen Guten Morgen begrüße, können sie sich das Lachen nicht verkneifen. Sie sehen sofort, nicht nur an meinem zerknitterten T-Shirt und den strubbeligen Haaren, dass ich gerade erst aufgestanden bin.

      »So sehe ich halt aus, wenn ihr mich aus dem Bett schmeißt«, sage ich lächelnd und fahre mit meinen Händen durch die Haare, um noch verschlafener zu erscheinen. »Gebt mir zehn Minuten, um mich salonfähig zu machen. Überlegt in dieser Zeit, wie die dritte Szene spannend eröffnet werden kann.«

      Es ist ein harter Vormittag, weil ich ständig gegen meine Müdigkeit kämpfen muss. Jedoch halten mich die jungen Leute durch ihre engagierte Mitarbeit auf Trab, sodass die Stunden schnell vorüber sind. Als der Klassenverbund sich um zwölf auflöst, spreche ich Bea an, die gerade den Klassenraum verlassen will.

      »Bis heute Nachmittag, oder wollen wir etwas zusammen kochen?«

      Sie bleibt stehen und schaut mich überrascht an, weil wir noch nie zusammen gekocht hatten.

      »Warum eigentlich nicht?«

      SPAGHETTI BOLOGNESE UND WIE DIE LIEBE HOCHKOCHT

      »Was kann ich tun?«, fragt Bea, als wir in der Küche sind. »Ich weiß gar nicht mehr, ob ich noch kochen kann. Die letzten fünf Jahre habe ich nicht mehr kochen brauchen.«

      »Hast du früher in der Familie nicht gekocht?«

      »Ja und nein. Für die Familie hat immer Mama gekocht. Wir Kinder mussten zuarbeiten, Mandioka waschen und schälen und Salat oder Gemüse putzen. Zweimal die Woche verkauften wir zweihundert Empanadas auf dem Markt in Villarica. Da ging es richtig zur Sache. An diesen Tagen mussten alle in der Familie ran und morgens schon um vier Uhr aufstehen. Bis sechs mussten die Empanadas fertig sein. Je früher wir auf dem Markt waren, umso schneller waren sie verkauft.«

      »Puh, das war aber hart!«, sage ich anerkennend.

      »Ja, aber wir brauchten unbedingt diese Einnahmen für den Lebensunterhalt der Familie, denn mein Vater hatte keine feste Arbeit und brachte als Tagelöhner meistens zu wenig Geld nach Hause.«

      »Oje, ich habe nicht gedacht, dass du aus so einfachen Verhältnissen kommst!«

      »Was kochen wir überhaupt, Richi?«, lenkt Bea vom Thema ab.

      »Spaghetti Bolognese mit grünem Salat.«

      »Lecker, das habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen.«

      Ich gebe ihr den Salat. »Wasch und zerpflück ihn, ich werde in der Zwischenzeit alles zusammenstellen, was wir für eine gute Bolognese brauchen.« Ich hole die Zutaten aus dem Kühlschrank und von den Regalen und stelle sie auf die Ablage.

      Bea blickt vom Spülbecken zu mir rüber und schmunzelt mich an. »Ich dachte, wir kochen ein einfaches und schnelles Gericht!« Sie kommt zu mir und schaut sich alles an. »Hackfleisch, Spaghetti, Zwiebeln, Tomaten, Salz und Pfeffer, vielleicht noch Knoblauch, das würde mir vollkommen reichen.« Bei der Aufzählung hält sie jede Zutat demonstrativ hoch und positioniert sie dann an einen anderen Platz.

      »Mir reicht das nicht, Bea! Das ist die Basis, okay, aber für einen guten Geschmack brauchst du unbedingt noch Oregano, Peperoni, Karotten, Sellerie, Petersilie, selbst gemachte Rinderbrühe, einen guten Rotwein und zum Abschmecken immer einen kräftigen Spritzer Worcestersoße, die mir Freunde aus Deutschland mitbringen.«

      Wie Bea nahm auch ich jede aufgezählte Zutat in die Hand und hielt sie ihr lächelnd vors Gesicht.

      »Worcestersoße, igitt, das kann ich mir ja überhaupt nicht vorstellen! Meine Mutter hat immer einen Teelöffel Guayaba-Marmelade hineingetan. Mmh, das hat gut geschmeckt! Solltest du auch mal probieren!«

      Ich nehme sie in die Arme und küsse sie. »Alles braucht einen krönenden Abschluss. Das ist nicht nur in der Liebe so, sondern auch beim Kochen. Bei der Bolognese ist das für mich die Worcestersoße. Ich hoffe, dass du es nachher auch schmeckst und zu honorieren weißt!«

      Wir küssen uns nochmals und gehen wieder an die Arbeit. Während ich die Zwiebeln schneide, beschäftigt Bea sich wieder mit dem Salat. Ich schneide auch tapfer weiter, als mir die Tränen in die Augen steigen und die Nase zu kribbeln beginnt.

      »Hatschi«, unterbreche ich dann doch und gehe zu ihr hin.

      »Bist du schon überfordert?«, sagt sie und leckt mir mit der Zunge die Tränen ab. Als ich sie küssen will, legt sie ihre Hand auf meinen Mund. »Jetzt nicht, sonst werden wir nie fertig. Lass mich die Zwiebel schneiden!«

      Während Bea schneidet, stelle ich die Töpfe auf den Gasherd.

      »Holt dich Carlos heute auch wieder ab?«

      »Nein, er ist unterwegs. Das war gestern sowieso eine große Ausnahme. Seit zwei Wochen hatten wir keinen Kontakt mehr. Doch gestern … bei ihm weiß ich nie, woran ich bin. Er ist unberechenbar.«

      »Wie bist du überhaupt an diesen Kerl geraten?«

      »Willst du mir den Appetit verderben?«

      »Natürlich nicht. Aber ich verstehe einfach nicht, wie du dich mit solch einem Schurken einlassen konntest!«

      Sie erregt sich heftig und antwortet aggressiv: »Meinst du etwa, ich hätte mit einem solchen Mistkerl angebändelt, wenn ich schon damals gewusst hätte, was für ein gemeiner und hinterhältiger Schuft er ist?« Sie blickt mich streng und ziemlich ärgerlich an.

      »Natürlich war er ganz anders, als ich ihn kennenlernte, er war sehr charmant, humorvoll und äußerst sympathisch. Aber das erzähle ich dir später einmal, jetzt wollen wir kochen. Die Zwiebeln sind geschnitten. Was kommt jetzt?«

      »Jetzt brate ich das Hackfleisch an.«

      »Nicht zuerst die Zwiebeln?«

      »Nein, das geht überhaupt nicht. Zuerst das Fleisch, dann die Zwiebeln.«

      »Wenn du meinst«, antwortet sie wenig überzeugt.«

      »Bea,

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