GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY. Heinrich Düllmann

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GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY - Heinrich Düllmann

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noch später. Heute will ich Gnade vor Recht ergehen lassen, denn schließlich bin ich kein Unmensch. Wenn du mir nützlich bist, kannst du weiterleben wie bisher, von mir aus auch mit meiner Hure Bea. Sie ist sowieso für mich gestorben. Hast du mich verstanden, Theaterling? Schau mich an!«

      Ich hebe meinen gesenkten Kopf.

      »Hast du verstanden. Theaterling? Solange du mir nützlich bist, schieben wir einfach deinen Tod noch ein wenig hinaus. Das gefällt dir doch sicherlich, nicht wahr?« Er verzieht seine Visage zu einer furchterregenden Fratze und blickt mich genüsslich an. »Aber bei mir gibt es nichts umsonst. Zwei Dinge verlange ich von dir. Erstens, du hörst sofort mit den sozialkritischen Stücken auf, mit denen du die Tagelöhner gegen uns Großgrundbesitzer aufwiegelst. Ich bestimme ab sofort, was im Theater gespielt wird. Ist das klar?«, donnert er mir entgegen, um dann leise, aber scharf fortzufahren: »Wenn nicht, Theaterling, dann lasse ich dein Theater in Flammen aufgehen!« Er blickt mich konzentriert an und zeigt mir dann pantomimisch, wie ein großes Feuer aufflammt. Er spürt meine Fassungslosigkeit und wiederholt die Gesten nochmals.

      »Zweitens: Du wirst für mich Drogenkurier.«

      Ich schrecke auf und will zu einem Protest ansetzen, den er aber mit einer schnellen Handbewegung unterbindet. »Keine Angst, es ist ein ganz einfacher Job. Einmal im Monat fährst du doch nach Hernandarias, um dort zu unterrichten. Das passt mir gut. Du bringst mir einfach auf der Rückfahrt jedes Mal etwas mit, das mir Freunde aus Brasilien schicken. Wie das funktioniert, erfährst du immer kurz vorher über Handy. Mehr hast du nicht zu tun.«

      Hämisch setzt er noch eins drauf: »Es ist doch eine sehr, sehr kleine Dienstleistung, wenn ich bedenke, was du mir angetan hast!«

      Der Drangsalierer hat aufgehört, mich zu peinigen. Trotz starker Schmerzen kann ich noch klar denken und ermessen, worauf ich mich einlassen würde. Doch bevor ich weiter überlegen kann, setzt Carlos seine Rede ganz sachlich fort.

      »Nur so nebenbei, es lohnt sich nicht, mich zu hintergehen oder zu täuschen oder gar zu betrügen. Das klappt nicht! Viele haben diesen Versuch schon mit dem Tod bezahlt. Willst du unbedingt auch zu denen gehören? Also versuche es erst gar nicht! Ich habe meine Augen und Ohren überall. Du hängst doch an deinem Leben, nicht wahr?« Er macht eine Pause und schreit mich dann an: »Ja oder nein? Bedenkzeit kriegst du nicht.« Er genießt meinen entsetzten Blick in dieser ausweglosen Lage.

      »Ja oder nein!«, schreit er erneut.

      »Ja, aber nur, wenn du Bea endlich in Ruhe lässt und wir ungestört zusammenleben können, ich liebe sie nämlich.«

      Er muss dem Bodyguard wieder irgendein Zeichen gegeben haben, denn ich kassiere erneut einen festen Stoß in die Rippen.

      Carlos sagt emotionslos mit tiefer Stimme: »Diese kleine Strafe war für deine Frechheit, mit mir handeln zu wollen. Dann nimm dir doch die Schlampe, du wirst schon sehen, was du davon hast! Aber wehe dir, wenn du Bea oder sonst jemandem etwas über den Kurierdienst erzählst! Dann mache ich euch beide kalt! Verstanden?«

      Ohne auf meine Reaktion zu warten, verlässt er mit seinen Leibwächtern das Zimmer.

      AUS DER BAHN GEWORFEN

      Entgeistert starre ich auf die Tür. Alles in mir scheint zum Stillstand gekommen zu sein. Ich fasse noch nicht, was passiert ist, und bin wie gelähmt. Als ob meine Augen erstarrt wären, blicke ich weiterhin nur auf die Tür, die mir in diesem Moment wie ein Symbol erscheint, denn ich weiß, dass nichts mehr so sein wird wie früher, wenn ich durch diese Tür gegangen sein werde.

      Als ich meine Arme ein wenig bewege, spüre ich heftige Schmerzen, die bisher von der Gefühlsstarre unterdrückt wurden. Jede Bewegung tut jetzt weh. Es sind aber nicht nur die körperlichen Schmerzen, die mich quälen, sondern es melden sich auch meine verletzten Gefühle, die bohrende Fragen ins Gehirn senden. In meinem Kopf hämmert es wie beim Einsetzen von Kopfsteinpflaster. Argumente werden wie bei einem Tischtennismatsch hin und her geschlagen.

      Wehre dich gegen den Erpresser!

      Ich habe Angst, dann alles zu verlieren.

      Wenn du dich nicht wehrst, hast du schon verloren.

      Aber so kann ich noch leben und Bea auch.

      Leben nennst du das?

      Ja, so gibt es noch Hoffnung.

      Vom Abwarten? Du musst kämpfen!

      Ich werde mich wehren, aber nicht jetzt und sofort.

      Richi, jedes Aufschieben macht dich schwächer und abhängiger, begreife das doch endlich!

      Mag sein, aber ich kann nicht anders!

      Ich muss was tun, um diesem Schlagabtausch zu entgehen. Ich entschließe mich, aufzustehen und mich anzuziehen. Schnell jedoch wird der Versuch durch die starken Schmerzen zunächst einmal ausgebremst. Ich suche nach geschickten Bewegungen, die mir das Anziehen etwas erträglicher machen. Durch Zufall entdecke ich, dass Rückwärtsgehen am wenigsten schmerzt. Aber beim Anziehen tut jede Bewegung weh, sodass ich nur langsam vorankomme. Zum Glück ist das Gedankenmatch beendet. Die Argumente sind in vielen Sätzen durchgespielt worden.

      Endlich bin ich angezogen und gehe rückwärts Richtung Tür. Kurz vorher drehe ich mich um und überlege … Ich drehe mich wieder um, weil ich eigentlich nicht durch diese Tür gehen will. Aber wohin sonst? Deshalb drehe ich mich erneut in Richtung der halb geöffneten Tür. Ich starre auf sie, doch als wieder die quälenden Gedanken in mir hochkommen, schleiche ich durch sie hindurch. Jeden einzelnen Schritt durch die Wohnung und noch mehr über die Treppenstufen muss ich mir hart erarbeiten. So intensiv bin ich noch nie durchs Haus gegangen. Als ich auf dem Gehweg ankomme, habe ich mir eine fast unauffällige Fortbewegung angeeignet. So laufe ich zum Arzt, der gleich um die Ecke seine Praxis hat. Er diagnostiziert Rippenbrüche, Prellungen, Blutergüsse und Verstauchungen.

      »Nichts Schlimmes, aber es braucht Zeit zum Heilen. Ich verschreibe Ihnen eine Salbe und Schmerztabletten, damit werden Sie gut über die Runden kommen. Hals und Beinbruch, so sagt man doch bei euch Theaterleuten, nicht wahr?«

      Ich hatte schon mehrmals versucht, Bea anzurufen, doch immer ohne Erfolg. Als ich sie nach meiner Rückkehr in der Wohnung nochmals anrufe, klingelt irgendwo ein Handy. Das Geräusch kommt aus dem Schlafzimmer. Ich finde das Telefon unter dem Bett. Es ist bei Carlos‘ Eindringen und in der Hektik wohl darunter gerutscht. Bea wird mich bestimmt bald anrufen, denke ich. Mit der Salbe schmiere ich mich, so gut es geht, ein, denn meine Beweglichkeit ist immer noch stark eingeschränkt und die empfindlichen Stellen schmerzen bei der kleinsten Berührung. Deshalb nehme ich auch sofort zwei Schmerztabletten.

      Mein Handy klingelt, es ist Bea.

      »Wie geht es dir?«

      »Gut kann ich nicht sagen, aber es geht. Die Rippenbrüche werden mir noch länger zu schaffen machen.«

      »Was haben sie denn mit dir angestellt?«

      »Außer Schlägen ist nichts gewesen, könnte ich sagen, aber leider ist es nicht so. Carlos zwingt mich, die sozialkritischen Stücke aus dem Programm zu nehmen. Er versteht sie als Hetzkampagne gegen die Reichen. Außerdem will er über unser Programm bestimmen! Wenn ich ihm nicht gehorche, wird er das Theater in Brand setzen lassen. Du kannst dir vorstellen, wie sehr er mich damit getroffen hat! Wo bist du jetzt, Bea?«

      »Ich

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