GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY. Heinrich Düllmann

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GEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY - Heinrich Düllmann

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schicke dir Lisa, die soll dich verarzten, und morgen sprechen wir wieder. Und – versuche erst gar nicht zu fliehen. Es ist zwecklos! Du weißt ja, ich habe scharfe Hunde und aufmerksame Bodyguards. Wenn die dich ich in die Finger kriegen …«, sagte er und verschwand.

      Fünf lange Jahre bin ich nun schon in seinen Händen und tue bedingungslos, was er will.«

      Bea nimmt ihren Kopf von meiner Schulter und blickt mir in die Augen.

      Ich halte ihrem intensiven Blick stand und sage nichts. Es erstaunt mich, wie emotionslos sie diese letzte Passage mit den Dialogen erzählt hat, so, als ob sie gar nicht selbst darin verwickelt gewesen wäre. Ihr Körper hat sich entspannt und wir nehmen uns wieder in die Arme.

      »Danke, dass du mir das erzählt hast.«

      »Ich danke dir auch, Richi, es hat mir sehr geholfen, dass ich meine Scham überwinden konnte und du mich ermutigt hast, dir endlich meine grauenhafte Situation zu schildern.«

      Nach einer Pause, in der wir zärtlich umarmt bleiben, nimmt sie meinen Kopf zwischen ihre Hände und fragt mich mit einem zögerlichen Klang in der Stimme: »Liebst du mich immer noch?«

      »Ja, wie verrückt!« Ich stelle das Gas ab, denn jetzt gibt es kein Halten mehr. Küssend verlassen wir die Küche. Bis zum Schlafzimmer kommen wir nicht mehr. Wir lassen uns auf dem nackten Holzboden des Wohnzimmers nieder und übergeben uns der Lust. In diesem Moment fühlen wir uns grenzenlos und können uns das erste Mal hemmungslos und ungebremst lieben.

      Als wir nach dem Duschen wieder angezogen in der Küche stehen, frage ich Bea: »Hast du Hunger?«

      »Und wie! Vor allem freue ich mich schon auf den Spritzer Worcestersoße.«

      »Dann werde ich die Bolognese nochmals aufkochen und abschmecken.«

      »Mach das, ich kümmere mich inzwischen um die Spaghetti.«

      Sie prüft sie mit einer Gabel und ruft dann entsetzt: »Oje, sind die weich geworden! Wenn deine Soße nicht so gut schmeckt, wie du mir vorgeschwärmt hast, können wir die Spaghetti den Schweinen zum Fraß geben!«

      ERWISCHT UND GEDEMÜTIGT

      Die Zeiten, in denen wir uns außerhalb des Theaterlebens begegnen können, bleiben weiterhin sehr begrenzt. Wir sprechen jetzt zwar intensiver und offener miteinander, dennoch haben wir noch keine befriedigende Lösung für unsere Zukunft gefunden. Dafür genießen wir die kurzen Momente des Beisammenseins ausgelassen und können es gar nicht erwarten, bis sich wieder eine neue, meist spontane Gelegenheit bietet. Es sind immer wieder bezaubernde und glückliche Augenblicke, in denen wir uns wie auf einen anderen Stern katapultiert und der Alltäglichkeit völlig entrückt fühlen. In dieser Alltäglichkeit jedoch werden wir zerrissen, weil wir uns und unsere Liebe zueinander in der Öffentlichkeit verleugnen müssen. Bisher waren wir immer nur Stunden allein beieinander, um uns nicht verdächtig zu machen. Weder im Theater noch in der Rosa Villa können wir sicher sein, nicht verraten zu werden.

      Wie glücklich waren wir, als Bea erfuhr, dass Carlos für eine Woche in den etwa achthundert Kilometer entfernten Chaco fahren würde. Wir wollten zwar in diesen Tagen auch vorsichtig sein, uns aber mehr Zeit als sonst füreinander nehmen, um uns endlich einmal unbeschwert zu vergnügen und uns ein bisschen besser kennenzulernen. Wir verabreden uns zu einem günstig erscheinenden Zeitpunkt.

      Wir sind im Schlafzimmer, liegen unbekleidet ohne Decke auf dem Bett und lieben uns. Plötzlich geht die Tür auf und drei Personen poltern ins Zimmer. Wir schrecken auf, lösen uns abrupt aus unserer Umarmung und starren in den Raum. Wir sehen Carlos und zwei hünenhafte Männer, die ihn rechts und links eskortieren.

      Seine tiefe Stimme donnert uns an. »Erwischt, ihr Hurenpack! Ich werde euch zeigen, was es bedeutet, den Don zu hintergehen!«

      Wir sitzen zitternd vor Angst im Bett und pressen uns ganz fest aneinander.

      Carlos schaut auf Bea und schreit sie an: »Ich will dich nie wieder sehen! Du hast mich betrogen! Das verzeihe ich dir nie!«

      Inzwischen sind die beiden Muskelprotze an die Bettseiten gekommen und reißen uns auseinander. Carlos geht an die Seite von Bea.

      Nach seinem Tobsuchtsanfall hat er sich etwas beruhigt und er spricht jetzt mit fast melancholischer Stimme. »Was habe ich nicht alles für dich getan, Bea? Ich habe dich aus dem Sumpf der Armut geholt, dir ein Leben in Luxus ermöglicht, dir große Freiheiten gegönnt, die ich meinen anderen Frauen so nie gewährt habe. Du konntest Sprachen lernen, Schauspielunterricht nehmen, Freundinnen einladen und, und, und … Ach!« Von einem Moment zum anderen verändert er sich wieder, wahrscheinlich wird ihm der Anflug von Sentimentalität bewusst, die er nun ganz und gar nicht an sich leiden kann. Er richtet sich wieder machtbewusst auf und erhebt seine Stimme, die wie ein Keulenschlag wirkt.

      »Hau ab! Und das ganz schnell, bevor ich mich vergesse. Ich lasse dich leben, weil du viel für mich getan hast. Du kannst machen, was du willst, aber verschwinde jetzt! Hau ab!«

      Der Bodyguard packt sie und wirft sie auf den Boden.

      Bea richtet sich auf, blickt auf Carlos und fleht ihn an: »Was ist mit Richi? Lass ihn doch auch frei, er hat doch überhaupt nichts getan!« Sie will zu mir rennen, doch das Muskelpaket nimmt sie einfach unter den Arm. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen und schreit:

      »Lass ihn frei, lass ihn frei!«

      Doch der Bodyguard lässt sich auch von ihrem Fuchteln und Strampeln nicht beeinflussen, sondern schnappt sie noch fester und wirft sie in hohen Bogen durch die Tür, sodass sie vor Schmerz laut aufschreit.

      Carlos ruft ihr höhnisch hinterher: »Jetzt werde ich mich um deinen Geliebten kümmern! Verschwinde, bevor ich es mir doch noch anders überlege!«

      Ich versuche ihr zu folgen, doch der andere Hüne packt mich so hart, dass auch ich vor Schmerz aufschreien muss und nicht von der Stelle komme.

      »Zu spät, mein Lieber, das hättest du dir vorher überlegen sollen. Mit meiner Frau ins Bett zu gehen, das ist sehr gefährlich, du hinterhältiger Ehebrecher«, reagiert er genüsslich auf meinen Ausreißversuch.

      »Deine Frau? Dass ich nicht lache. Du hast ihr doch schon lange alle Gefühle abgetötet, du Barbar!«

      »Halt die Klappe, Theaterling. Sie war meine Frau, mein Besitz! Und was mir gehört, das gehört mir und steht nicht zur Disposition!« Er knallt mir die Worte brüllend an den Kopf und gibt dabei seinem Bodyguard einen Wink, der sofort handelt und mir einige schmerzhafte Ellbogenchecks verpasst.

      Carlos steht jetzt vor dem Bett, die Hände in die Hüften gestemmt und die Ellenbogen dabei weit abgewinkelt. Den Bauch hat er eingezogen, sodass der eher kleine Mann viel größer und noch furchterregender erscheint. Er wippt mit den Zehenspitzen und ein dreckiges Grinsen legt sich über seine Visage. Er genießt es, seine Worte wie einen guten Wein durchzubeißen, in jedes Wort so viel Bösartigkeit zu legen, dass mir schon der Klang seiner Stimme wehtut und mich im Innersten aufwühlt. Er zelebriert geradezu seine Hässlichkeit. Es scheint einstudiert, denn der Rhythmus der Sprache wird durch gezielte Stöße und Schläge des Leibwächters auf meinen Körper gespielt.

      »Theaterling«, redet er mich wieder zynisch an und legt seine ganze Abneigung in dieses eine Wort. »Theaterling, hier spielt das Leben, nicht auf deiner Bühne. Bei dir ist Blabla, bei mir sprechen die nackten Tatsachen. Und Tatsache ist,

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