Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Nach zwei Tagen hatten die zehn Weggenossen die Stadt Guff-Mat erreicht. Ihr Ritt war bis dahin, abgesehen von einem verlorenen Hufeisen, ereignislos verlaufen. So ereignislos, dass sich einige bereits Sorgen machten, denn wie Alben Sur angedroht hatte, wollte sein Orden mit allen Mitteln versuchen, sie am Erreichen ihres Zieles zu hindern und wie die Erfahrung gezeigt hatte, schreckten sie auch vor Mord nicht zurück. Der letzte Anschlag lag bereits zehn Tage zurück und je länger sie ungestört blieben, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass sich über ihren Köpfen wieder etwas zusammenbraute. Sie hofften zwar, dass der Orden von Enkhór-mûl ihre Fährte verloren hatte, seit sie ihre Zóex-Büchse den Sinaranern überließen, richtig glauben konnte allerdings keiner von ihnen daran. Schließlich war nur eine geöffnete Sprechschatulle verräterisch, wenn Tjerulf und Gnum die Wahrheit gesagt hatten. Das war jedoch nur selten der Fall gewesen, und trotzdem war der Orden auf ihre Spur gekommen.
Die Stadt Guff-Mat war, obwohl sie eine Stadtmauer besaß, sehr weiträumig angelegt. Die Mauer war ein Überbleibsel aus unruhigeren Zeiten. Obwohl die Tage der Kriege der Vergangenheit anzugehören schienen, hatte der Magistrat der Stadt die Instandhaltung der Stadtmauer bis dahin nicht vernachlässigt, denn wer wusste schon, was kommen würde. Am Stadttor wurden sie jedoch nicht von Wachen aufgehalten.
Abgesehen von der Umfassungsmauer war Guff-Mat eine verkommene Stadt. Die Straßen waren verschmutzt, und während anderenorts bereits unterirdisch Rohre zur Ableitung der Abwässer verlegt worden waren, liefen sie hier noch durch schmale Gossen, die in der Mitte der Straßen lagen und gerade an warmen Tagen einen erbärmlichen Gestank verbreiteten. Und gerade der Tag ihrer Ankunft war sehr warm. Auch ein Großteil der Häuser sah ziemlich heruntergekommen aus und nicht wenige hätten dringend einer Instandsetzung bedurft. Immer wieder wurde ihr Ritt durch die lärmerfüllten Gassen von geschäftig umhereilenden Leuten und herumstreunendem Vieh aufgehalten.
All das trat den Gefährten aber nicht überraschend entgegen, denn dass die Stadt und ihre Bevölkerung in einem schlechten Ruf standen, hatten Meneas und seine Freunde bereits gewusst, bevor Tjerulf sie darauf vorbereitete, denn sie waren schon auf früheren Reisen dort durchgekommen. Aber schließlich war es nur für eine Nacht und immer noch besser, als in der Wildnis ihre Zelte aufzustellen. Bis sie Sigera erreichten, standen ihnen noch einige Nächte im Freien bevor. Und wenn sie nachts nicht noch durch die Straßen schlenderten, um sich die Stadt anzusehen, was sich kaum lohnte, waren sie auch vor Überfällen durch die nicht sehr seltenen Straßenräuber sicher. Trotzdem war Guff-Mat keine Stadt, die zum Verweilen einlud.
Schon während sie durch die Straßen ritten, sorgten Trywfyn und Durhad für eine gewisse Aufmerksamkeit, denn weder Ogmari noch Morain wurden dort oft angetroffen. Die beiden hätten es vorgezogen, außerhalb der Stadt zu übernachten, denn keiner von ihnen hatte eine Vorliebe für diese Art der menschlichen Ansiedlungen und besonders die Erscheinung Guff-Mats war ihnen widerwärtig. Tjerulf jedoch wollte nicht, dass sich die Gruppe aufteilte und schließlich waren der Morain und der Ogmari ihren Freunden zuliebe mitgegangen. Nur Fintas befand, dass er lieber außerhalb der Stadt bleiben und sie am nächsten Tag am Waldrand kurz vor dem südlichen Tor erwarten wollte. Für ihn war es angenehmer, in einem Wald zu übernachten als in einer lärmenden Stadt.
Erstaunt waren die zehn Reiter über den gepflegten Zustand der drei Wirtshäuser. Sie lagen alle am Marktplatz in der Mitte der Stadt und schienen erst vor kurzer Zeit renoviert worden zu sein. Nicht einmal Tjerulf, der noch nach Meneas oder einem seiner Freunde in Guff-Mat war, hatte sie so in Erinnerung. Sie trugen die Namen »Zum Glockenturm«, »Die alte Meierei« und »Marstall«.
Für eine Gruppe von zehn Reitern war es nicht möglich, Unterkunft in der gleichen Herberge zu finden. Obwohl Guff-Mat eine größere Stadt von mehreren Tausend Einwohnern war und drei Wirtshäuser besaß, fanden sie keines, das noch Platz für sie alle hatte. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich auf zwei Herbergen aufzuteilen. Im »Marstall« war nur noch ein Zimmer frei und so gingen Meneas und seine Freunde in das Wirtshaus »Zum Glockenturm«, während Tjerulf, Solvyn, Trywfyn und Durhad in dem Wirtshaus »Die alte Meierei« abstiegen.
Der Glockenturm, nach dem die Herberge ihren Namen erhalten hatte und gleich nebenan stand, war kein Anbau einer Kirche. Auf Elveran gab es keine Religionen, die derartige Gotteshäuser errichtet hatten. Dieser Glockenturm, und Guff-Mat besaß noch vier weitere davon, diente zur Alarmierung der Einwohner bei Bränden, die damals nicht selten vorkamen.
Meneas und Tjerulf verabredeten sich für den nächsten Morgen für den Zeitpunkt des Sonnenaufganges am südlichen Stadttor.
In der Herberge zogen Durhad und Trywfyn nicht weniger neugierige Blicke auf sich als auf der Straße. Als sie die Gaststube betraten, richteten sich die Blicke der anderen Gäste auf sie und verharrten dort lange genug, um aufdringlich zu wirken. Das ungewöhnliche gleichzeitige Auftreten eines Morain und eines Ogmari verursachte keine Feindseligkeit, aber lästiges Interesse. Doch nach kurzer Zeit wandten sich die Leute wieder ab und setzten ihre Gespräche fort.
Erst später, vor dem Abendessen, und nachdem sie ihre Sachen auf ihre Zimmer gebracht hatten und wieder die Gaststube betraten, fiel Tjerulf, Solvyn, Durhad und Trywfyn auf, dass es noch weitere nichtmenschliche Gäste in dem Wirtshaus gab. In einer hinteren Ecke und von der Beleuchtung kaum erhellt, stand ein Tisch, an dem zwei Landsleute von Trywfyn Platz genommen hatten, die ebenfalls in der »Meierei« übernachteten. Dank Trywfyn waren die beiden schnell damit einverstanden, dass die kleine Gruppe ihnen Gesellschaft leistete. Da der Ogmari schon seit einiger Zeit nicht mehr in seiner Heimat gewesen war, nahm er die Gelegenheit wahr, möglichst viele Neuigkeiten zu erfahren. So hörten sie von merkwürdigen Dingen, die sich dort in den letzten Wochen zugetragen hatten und das die Zahl der Ogmari-Landwachen so groß geworden war, wie in vielen vergangenen Jahren nicht mehr.
Als Meneas und seine Freunde das Wirtshaus »Zum Glockenturm« betraten, war es fast dunkel geworden. Sie waren an diesem Tag weit geritten und jeder von ihnen spürte die Anstrengung. Ein geschäftiger Mann kam ihnen entgegen. Er stellte sich als der Wirt des Gasthauses vor. Bei einer so großen Gruppe von Gästen erschien es ihm ratsam, sich selbst um sie zu kümmern und es nicht, wie bei anderen Gelegenheiten, seinen Bediensteten zu überlassen, nach ihren Wünschen zu fragen. Es gab in diesem Gasthaus noch drei freie Zimmer, gerade genug für die sechs Reiter. Sie waren nicht zu früh angekommen, um die Zimmer für sich in Anspruch zu nehmen, denn nur kurze Zeit später mussten einige andere Reisende abgewiesen werden.
Der Wirt selbst half Meneas und seinen Freunden, das Gepäck auf ihre Zimmer zu bringen, nachdem er zwei Knechte beauftragt hatte, sich um die Pferde zu kümmern, die noch draußen im Hof bei Freno warteten.
Die Zimmer waren klein und jedes enthielt zwei Betten. Sie waren recht sparsam ausgestattet und es gab keine Waschgelegenheit. Zum Waschen und zur Erledigung ihrer Notdurft mussten sie in ein stallartiges Gebäude auf den Hinterhof gehen. Wenn die Zimmer auch besser waren, als man in dieser Stadt erwarten konnte, so hielten sie doch nicht, was die Fassade des Wirtshauses versprach. Jeweils zwei von ihnen mussten sich eins teilen: Meneas und Erest, Idomanê und Valea sowie Freno und Anuim. Immerhin lagen die Zimmer alle nebeneinander in einem ruhigen, von der Straße abgewandten Seitenflügel, der sich zu ebener Erde auf den Hinterhof der Herberge erstreckte. Auf ein Bad verzichteten sie angesichts der Umstände und nach einem kurzen Abendessen in der Gaststube gingen sie schlafen.
Die Ankunft der zehn Reiter in der Stadt war nicht nur von einem Teil der Einwohner bemerkt worden. Gleich nachdem sie das Stadttor durchquert hatten, heftete sich eine unauffällige Gestalt an ihre Fersen. Sie verfolgte sie bis zu den Wirtshäusern und sah noch zu, wie sich die Gruppe aufteilte. Als die Fremden