Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

Скачать книгу

Hauptgebäude und traf bei den Ställen mit einem Knecht zusammen, der gerade die Pferde von Meneas und seinen Freunden versorgte. Nachdem sie einige Worte gewechselt hatten, stellte er sich in den Schatten der Stallmauer, während der Knecht ins Haus ging.

      Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, dann kam er wieder heraus und eilte zu der Stelle, wo sich die zwielichtige Gestalt versteckt hielt. Sie sprachen so leise, dass es von niemandem gehört wurde, aber wer genau hinsah, der konnte beobachten, dass ein kleiner Geldbeutel von einer Hand in die andere ging. Anschließend machte der Knecht sich wieder schleunigst an die Arbeit und die undurchsichtige Gestalt verließ den Hinterhof in Richtung Marktplatz. Dort mischte sie sich wieder unter die Leute, deren Anzahl mittlerweile merklich spärlicher als am hellen Tag geworden war. Schließlich verschwand der Mann in der Dunkelheit einer engen Seitengasse.

      Es war eine verhältnismäßig milde Nacht, und da sie in Zimmern mit einer ruhigen Lage untergebracht waren, in der sie kaum etwas von dem Verkehrslärm der Stadt hören konnten, schliefen Freno und Anuim bei offenem Fenster. Sie hofften, dass, obwohl sie sich in Guff-Mat befanden, der Hinterhof des Wirtshauses sicher genug war, um vor unliebsamen Überraschungen geschützt zu sein, doch sie täuschten sich.

      In den frühen Morgenstunden schlichen vier finstere Gestalten durch die Gassen der Stadt, stets bemüht, in den Schatten der Häuserwände zu bleiben, um von niemandem beobachtet zu werden. Sie trugen schwarze Gewänder und ihre Köpfe waren mit Kapuzen verhüllt. Sie schienen keine Waffen zu tragen, doch wer sie sah, der konnte sich gut vorstellen, dass sie unter ihrer Kleidung nicht unbewaffnet waren. Die vier Schatten huschten über den Marktplatz und verschwanden zwischen dem „Glockenturm“ und einem danebenstehenden Wohnhaus. Kurz bevor der Letzte von ihnen um die Ecke herum war, blitzte für die Dauer eines Lidschlages im Mondlicht die Klinge eines Schwertes auf. Dann war er mit ihr in der Dunkelheit untergetaucht.

      Freno und Anuim lagen in ahnungslosem Schlummer, als sich vor ihrem Fenster kaum erkennbar der Umriss eines Mannes erhob. Vorsichtig wurde die Gardine mit einer Schwertklinge zur Seite geschoben. Der Fremde horchte einen kurzen Augenblick ins Zimmer. Beide Gäste schliefen unüberhörbar. Die Überraschung schien zu gelingen. Der Späher zischte kurz einige unverständliche Worte zu seinen drei Begleitern und schwang sich behände durch das Fenster, machte einige leise Schritte in den Raum hinein und wartete dann auf die anderen. Als der dritte auf den Dielen des Zimmers landete, knickte er ungeschickt mit dem Fuß auf einem Gegenstand auf dem Boden um und stützte sich geistesgegenwärtig auf der Lehne eines Stuhles, der vernehmlich zur Seite rutschte. Nun brauchten sie nicht mehr vorsichtig zu sein.

      „Schnell, komm´ `rein!“ zischte der Anführer, für menschliche Ohren kaum verständlich, dem vierten im Bund zu und fasste einen anderen, damit er ihm folgte.

      Durch den Lärm wachten Freno und Anuim auf. Während Freno noch halb schlief, griff Anuim zu seinem Schwert, das neben dem Bett stand und zur Taschenlampe, von denen es in jedem Raum wenigstens eine gab. Nur Idomanê und Valea hatten zwei bekommen, nachdem sie Opfer des ersten Überfalles des Ordens von Enkhór-mûl geworden waren.

      Die Lampe war jedoch keine große Hilfe für Anuim, denn in ihrem Lichtkegel sah er nur zwei sich rasch ihm nähernde Gestalten, ein erhobenes Schwert ungemütlich nah vor sich und zwei fahle, runde Flächen, die die Gesichter der Angreifer sein mochten. Es ging alles blitzschnell. Irgendwie gelang es ihm, den auf ihn gerichteten Schwerthieb mit seiner Waffe abzuwehren, dann erhielt er einen heftigen Schlag gegen seinen Kopf, sah einen bunten Funkenregen vor seinen Augen und fiel in eine tiefe Bewusstlosigkeit. So bemerkte er auch nicht mehr, wie Freno von den beiden anderen aus dem Fenster gezerrt wurde.

      Im gleichen Augenblick wurde die Zimmertür aufgerissen und Meneas und Erest stürzten herein. Sie hatten in dem Raum neben Anuim und Freno geschlafen und waren durch die Geräusche erwacht. Im Licht ihrer Lampe sahen sie, wie eine schwarz gekleidete Gestalt aus dem Fenster zu springen versuchte. Erest kam in den Sinn, ihn mit dem Wurf eines Gegenstandes an der Flucht zu hindern. Das Einzige, was er in den Händen hielt, war sein Schwert und es war keine Zeit, nach etwas anderem zu suchen. Leise fauchend wirbelte die Waffe durch die Luft und traf den Einbrecher so unglücklich, dass ihm die Klinge im Nacken steckenblieb. Seine Bewegungen erstarben, und er rutschte mit seinem Bein von der Fensterbank ab. Mit seinen Armen und dem Kopf nach draußen baumelnd, blieb er im Rahmen liegen. Der Wurf musste ihn sofort getötet haben, denn er rührte sich nicht mehr.

      „Verflucht“, entfuhr es Erest, „ich glaube, ich habe ihn umgebracht. Das wollte ich nicht.“

      „Lass ihn“, sagte Meneas mit harter Stimme. „Kümmern wir uns lieber um Anuim.“

      Er ging zu dem Bewusstlosen und untersuchte ihn.

      „Wo ist Freno?“, fragte Erest, als er sich umgesehen hatte. Er hatte festgestellt, dass ihr Gefährte verschwunden war.

      Erest ging zum Fenster und blickte über den Toten nach draußen. Mit einem unangenehmen Gefühl zog er sein Schwert wieder aus dessen Nacken und wischte es an dem schwarzen Mantel ab. Dann machte er Anstalten, den Entführern zu folgen.

      „Bleib hier“, hielt ihn Meneas zurück. „Das ist allein zu gefährlich.“

      In der Zwischenzeit waren Idomanê und Valea aufmerksam geworden und standen nun ebenfalls mit ihren Schwertern und Blendlaternen in der Tür des Zimmers. Sie brauchten einen kurzen Augenblick, um zu verstehen, was geschehen war. Hinter ihnen lugten die ersten Gesichter anderer Gäste über ihre Schultern, die neugierig versuchten, in das Zimmer zu drängen.

      Meneas stand von Anuim auf und sagte hastig: „Schnell, lauft hinüber zu Tjerulf. Freno ist entführt worden.“

      Ohne weitere Fragen verschwanden die beiden Frauen zwischen den anderen Leuten im Korridor.

      Erest stand immer noch fassungslos bei dem Toten am Fenster und betrachtete sich sein Schwert. Weder mit einem Messer noch mit einem Schwert hatte er jemals so genau zu werfen vermocht, dass die Klinge in ihrem Ziel steckengeblieben war. Mit einer Hand zog er dann den Leichnam in den Raum zurück und schaute noch einmal nach draußen. Der Wunsch, die Entführer zu verfolgen war groß, aber Meneas hatte Recht. Allein war er ziemlich machtlos und außerdem, wie hätte er sie nach der verstrichenen Zeit in der Vielzahl der Gassen finden sollen. Widerwillig ergab er sich der Erkenntnis, dass es besser war, auf Tjerulf zu warten. Und vielleicht konnten ihnen besonders Trywfyn und Durhad helfen. Erest zog seinen Kopf wieder zurück und sah sich um.

      Im Halblicht der Lampe von Meneas, der sich bemühte, Anuim aus seiner Bewusstlosigkeit zu befreien, sah er eine Kerze auf dem Nachtschrank. Die entzündete er und ging damit hinüber zu Anuims Bett.

      „Wie geht es ihm?“, fragte er. „Er ist hoffentlich nur bewusstlos.“

      Wie zur Antwort begann sich Anuim plötzlich zu bewegen und gab ein leises Stöhnen von sich. Meneas stand erleichtert auf.

      „Ich glaube, es ist nicht so böse, wie es auf den ersten Blick aussieht“, meinte er zuversichtlich. „Wohl nur die Wunde an seinem Kopf. Halt´ mir einmal die Lampe.“

      Meneas half Anuim, sich im Bett aufzurichten. Er fühlte sich noch sehr schwach und presste seine Hände gegen den Kopf. Über die rechte Gesichtshälfte lief ein dünnes Rinnsal von Blut. Andere Wunden waren aber nicht erkennbar.

      „Was um alles in der Welt ist denn hier passiert?“, fragte eine aufgeregte Stimme in der Tür. Sie gehörte dem Wirt, der inzwischen von irgendjemandem über die besorgniserregenden Ereignisse unterrichtet worden war.

      „Einbrecher!“, antwortete Erest gereizt. „Sie haben versucht, Eure Gäste zu stehlen.“ Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, dann hätten

Скачать книгу