Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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      Erest nickte nur. Auch ohne Meneas´ Erklärung, war er schon zu dem gleichen Schluss gekommen. Tjerulf sah Meneas fragend an.

      „Erest wollte ihn nicht töten“, erklärte Meneas.

      Tjerulf nickte verstehend und meinte:

      „Dieses Mal war es jedenfalls kein Fehler. Wie es aussieht, wollten sie Freno lebend, sonst hätten sie ihn hier getötet. Das bedeutet, dass der Orden ihn als Pfand will. Damit wäre Freno zunächst in Sicherheit, wenn auch in einer misslichen Lage.“

      „Mich wollten sie wohl auch“, vermutete Anuim und hob seinen Kopf. „Wahrscheinlich hat mich gerettet, dass Meneas und Erest so schnell aufgetaucht sind.“

      „Möglich“, gab Tjerulf zu, aber ein leichter Zweifel lag in seiner Stimme. „Vielleicht wollten sie aber auch nur einen. Das ist schwer zu sagen. Ich rechne auf jeden Fall damit, dass sie sich in irgendeiner Weise wieder melden.“

      Durhad durchsuchte die Kleidung des dahinschwindenden Körpers. Neben ihm lag das Schwert. Er betrachtete die Waffe näher, es war ein gebogenes Kurzschwert mit einem Griff aus einem schwarzen Material, das sich für Metall zu warm anfühlte und auch mit Sicherheit kein Holz war. Ähnliche Waffen trugen die drei Angreifer, die versucht hatten, Tjerulf umzubringen.

      „Das ist der Beweis, falls noch jemand gezweifelt haben sollte“, meinte er nach kurzer Untersuchung. „Das Zeichen der Schwarzen Distel auf der Klinge, das Symbol des Ordens von Enkhór-mûl.“

      Durhad reichte Erest das Schwert, damit er es sich ebenfalls genauer anschauen konnte, und wandte sich wieder dem Leichnam zu. Nach wenigen Augenblicken hielt er ein doppelt gefaltetes Stück Papier in der Hand. Es war nicht in einem Umschlag gewesen.

      „Hier ist noch etwas“, sagte er und stand auf.

      Er trat ins Licht und faltete das Blatt auseinander. Dann las er vor:

      „Eine letzte Warnung: Kehrt um, dann lassen wir euren Freund wieder frei.“

      „Wie erwartet“, sagte Tjerulf kopfnickend.

      „Wie erwartet vielleicht“, meinte Meneas. „Aber befremdlich.“

      „Warum?“

      „Na ja, weil er - ach Unsinn“, sagte Meneas verdrießlich.

      „Ich verstehe kein Wort.“

      Meneas lachte trocken.

      „Ich wollte fragen, warum er den Zettel in der Tasche hatte, und ob die Priester sein Ende und unsere Durchsuchung eingeplant hatten.“

      „Ja, und?“

      „Und? Ich nehme an, er hätte die Nachricht zurückgelassen.“

      „So wird es sein“, stimmte ihm Tjerulf zu.

      „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Valea.

      Plötzlich blickte Trywfyn von außen durch das Fenster. Das kam so überraschend, dass Erest, der am nächsten stand, erschrocken zusammenzuckte.

      „Ich habe eine Spur“, sagte der Ogmari. „Sie führt zu einem abbruchreifen Haus an der Stadtmauer.“

      Keinem aus Meneas´ Gruppe war aufgefallen, dass Trywfyn, kurz nachdem sie herausgefunden hatten, dass Freno entführt worden war, ebenfalls aus dem Zimmer verschwand.

      „Schnell, führt uns dort hin“, forderte Meneas den Ogmari kurzentschlossen auf.

      Er bewaffnete sich wieder mit seinem Schwert, das er auf einen Stuhl gelegt hatte, griff sich eine Blendlaterne und sprang aus dem Fenster. Tjerulf und Durhad folgten.

      „Halt, wartet!“, rief Idomanê.

      Sie lief aus dem Zimmer und kam kurz darauf mit zwei Lichtschwertern zurück. Eines davon gab sie Meneas, das anderen behielt sie selbst.

      „Ich gehe mit“, sagte sie entschieden. „Vielleicht können uns diese Dinger helfen.“

      „Gut“, meinte Meneas. „Ihr anderen kümmert euch um Anuim. Und - werft den Leichnam raus. Bis es hell wird, wird er sich aufgelöst haben.“

      Tjerulf, Meneas, Durhad und Idomanê folgten Trywfyn in die Dunkelheit.

      Um diese Nachtzeit waren nur wenige Einwohner der Stadt auf den Straßen. Während die merkwürdige Gruppe der Verfolger über den Marktplatz lief, blickten ihr nur zwei oder drei Augenpaare neugierig hinterher, bis sie in einer schmalen Gasse verschwand. Dort waren sie dann unter sich.

      Trywfyn führte sie um unzählige Ecken und Winkel und er war erstaunlich schnell. Meneas war überrascht, wie gut Tjerulf ihn im Auge behielt, denn immer wieder, wenn der Ogmari in den Schatten eines Hauses geriet, in dem er dann um die nächste Ecke bog, wurde er für Meneas unsichtbar. Er war sicher, dass er den Ogmari sehr schnell verloren hätte, hätte er ihm allein folgen müssen.

      Solange sie durch die Straßen liefen, brauchten sie ihre Taschenlampen nicht, denn das Licht der Monde war hell genug, um sich zurechtzufinden. Schließlich tauchte vor ihnen der schwarze Schatten der Stadtmauer auf. Trywfyn ließ die Gruppe an einer wenig erhellten Stelle anhalten.

      „Dort drüben ist es“, sagte er leise und streckte seinen Arm aus. „Das Haus unterhalb des Wachturms.“

      Sie konnten das Gebäude gegenüber, auf der anderen Seite der Querstraße, die nur wenige Schritte vor ihnen begann, gut erkennen. Das Haus lag in prallem Mondlicht und so zeigte es sich ihnen fast so deutlich wie am Tage, wenn es jetzt in der Nacht auch unheimlich und fahl leuchtend vor ihnen stand.

      Der Ogmari hatte nicht übertrieben. Das Haus konnte nicht bewohnt sein. Die Schindeln auf dem Dach waren teilweise zerbrochen oder fehlten ganz, einige Fenster waren eingeschlagen und ein Teil der Fensterläden hing nur noch schief in den Halterungen. Einer war ganz verschwunden. An einigen Stellen bröckelte der Putz von der Wand und gab Fachwerk und Lehmmauerwerk frei. Nur die Haustür schien noch in Ordnung zu sein. Sie saß gerade und war geschlossen. Aus keinem Fenster schien Licht.

      „Und warum glaubt Ihr, dass Freno ausgerechnet in dieses Haus verschleppt wurde?“, fragte Meneas flüsternd den Ogmari.

      Ein leiser Zweifel war bei dessen Anblick in ihm aufgestiegen, andererseits konnte kein anderes Gebäude besser als Unterschlupf von Geistern, wenn auch verkörperten, geeignet sein.

      „Ich habe sie gerochen“, erklärte der Ogmari.

      Meneas sah Tjerulf fragend an. Er vermutete, dass der Ogmari einen Scherz gemacht hatte, aber Tjerulf nickte nur zur Antwort. Trywfyn hatte ihn also nicht an der Nase herumgeführt. Es war kaum zu glauben.

      „Trywfyn und ich gehen durch die Haustür“, flüsterte Tjerulf. „Durhad, du behältst die linke Seite des Hauses im Auge. Meneas, du und Idomanê, ihr schleicht euch auf die rechte Seite. Das Haus ist bis an die Stadtmauer herangebaut, also kann niemand nach hinten flüchten. Zögert nicht, jemanden, der Ähnlichkeit mit den Helfern der Enkhór-mûl hat, zu erschlagen, wenn er das Haus verlässt. Bedauerlicherweise können wir sie nicht dauerhaft töten. Also los.“

      Leise und flink wie die

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