Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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übernehmen, haften sich zuerst an das Sonnengeflecht. Von dort können sie am leichtesten ihre Macht auf die Organe und den Leib übertragen. Sie bilden sehr schnell und für andere nicht erkennbar einen eigenen Leib, nennen wir ihn Dämonenleib, aus, der dem ursprünglichen aufs Haar gleicht und ihn bis in die kleinste Zelle überlagert. Kurz gesagt, der Geist benutzt den übernommenen Körper, um sich seinen eigenen nach dieser Vorlage bauen zu können. Trotzdem bleibt der andere Körper im Dämonenkörper erhalten. Der Geist des ursprünglichen Wesens wird nicht verdrängt, sondern so weit unterdrückt, dass seine Sinne ihm keine Nachrichten mehr von außen übermitteln können, er jedoch nicht wie beim Tod den Leib verlassen kann. Er fällt sozusagen in ein dunkles Verließ. Erst wenn der Dämon sich wieder davon macht, kommt auch er wieder frei, kann seinen Körper jedoch nicht mehr verwenden, der dann unwiderruflich sterben muss. Bei Freno hatte dieser Vorgang aber erst begonnen und wir waren früh genug bei ihm, um ihm helfen zu können. Daher war es Ughel-do´bec ohne besondere Schwierigkeiten möglich, das fremde Bewusstsein aus dem Sonnengeflecht Frenos zu vertreiben. Die Durchtrennung der Adern war notwendig, um es dann zusammen mit dem im Aufbau begriffenen Dämonenkörper herauszuspülen. Ihr habt die farbliche Veränderung des Blutes gesehen. Damit kam Frenos eigener Körper wieder zum Vorschein und der war von dem ganzen Vorgang nicht betroffen. Jetzt bereitet sich sein Geist gerade darauf vor, zu erwachen. Nun wisst ihr, was wir gemacht haben.“

      „Aha“, machte Meneas, und sein Gesichtsausdruck bewies Tjerulf nicht eindeutig, ob er ihn verstanden hatte.

      „Ughel - wer? War das dieses Unge- ähm - dieses Wesen?“, fragte Idomanê.

      „Ughel-do´bec, ja“, erwiderte Tjerulf. „Er ist ein Wächter aus der Dämonenwelt. Aber ein Ungeheuer ist er nicht, wenn er für menschliche Augen auch von wahrhaft erschreckender Erscheinung ist. Bei gewissen Gelegenheiten stelle ich ihm meinen Körper zur Verfügung. Doch ist jetzt nicht die Zeit, darüber mehr zu sagen.“

      „Dann bist du sozusagen ein Mittler zwischen den Welten, wenn es so etwas gibt“, stellte Meneas erstaunt fest.

      Er ahnte, dass er seinen Freund mächtig unterschätzt hatte und in ihm unbekannte Fähigkeiten steckten. Tjerulf, Durhad, Solvyn und Trywfyn schienen eine Gruppe zu sein, die noch ganz andere Dinge tat, als bloß hinter Altertümern herzujagen, so wie Meneas und seine Freunde.

      „So ähnlich könnte man es beschreiben“, meinte Tjerulf, ließ sich aber auf keine weitere Erklärung ein.

      „Ihr wollt nicht darüber sprechen“, stellte Idomanê fest. „Nun gut, das ist Euer gutes Recht, doch sagt uns wenigstens eines. Ughel-do´bec scheint ein mächtiges Wesen zu sein. Kann er uns nicht vor dem Orden von Enkhór-mûl schützen, oder sie wenigstens ausfindig machen, damit Gnum und Osir etwas gegen sie unternehmen können?“

      „Nein“, antwortete Tjerulf bestimmt und fast ärgerlich und seine Stimme stach wie eine scharfe Klinge. Idomanê spürte es fast am Leib. Sie ahnte, sie hatte einen wunden Punkt berührt. Tjerulf war also nicht Herr jeder Lage. Sie ließ es dabei bewenden, ohne weiter zu fragen und möglicherweise Tjerulfs Zorn zu erregen.

      „Freno kommt wieder zu sich“, unterbrach Durhads Stimme kurz darauf die gespannte Stille.

      Und tatsächlich, seine Arme und Beine bewegten sich, wie es oft beim Erwachen aus dem Schlaf der Fall ist. Dann schlug er die Augen auf. Er sah sich blinzelnd um und schien sich erst zurechtfinden zu müssen. Dann richtete er sich etwas mühselig auf, bis er sich auf seine Ellenbogen stützen konnte. Jetzt konnte er mehr erkennen und machte ein zunehmend verwirrtes Gesicht.

      „Was ist denn hier los?“, fragte er entgeistert und ohne zu ahnen, dass es im Sinne des Wortes geschah. „Und woher kommt all das Blut? Das ist doch nicht meins, oder? Wo sind wir hier überhaupt?“

      Die Flut der Fragen bewies, dass es nach allem nicht allzu schlecht um ihn stehen konnte.

      „Zunächst einmal, wie fühlst du dich?“, antwortete Meneas mit einer Gegenfrage.

      Er war erleichtert darüber, dass Freno keine Fragen nach ihnen selbst gestellt hatte. Das bedeutete, dass er sie immer noch erkannte.

      „Gut“, meinte Freno, der sich ein wenig über die Frage wunderte. „Ich habe Hunger und vor allem Durst, aber sonst geht es mir gut. Nun sag´ schon, wie kommen wir alle hier her und was ist mit mir los?“

      „Weißt du wirklich nicht mehr, was geschehen ist“, wunderte sich Idomanê. „Zumindest wie alles begonnen hat? Die Entführung aus dem Wirtshaus? Deine Verschleppung?“

      Freno blickte vor sich auf den Boden und überlegte. Ächzend richtete er seinen Oberkörper auf, denn die Ellenbogen begannen zu schmerzen.

      „Nein“, sagte er. „Ich weiß zwar, oder glaube es zu wissen, dass mich irgendwer im Halbschlaf packte und aus dem Fenster warf, aber dann war buchstäblich Nacht um mich. Ich nehme an, es war ein Traum. Warum also habt ihr mich hierhergebracht? Was wollen wir im Keller des Wirtshauses?“

      Tjerulf lachte und es klang wirklich belustigt, denn er wusste, es war nicht ungewöhnlich, dass sich zuvor Besessene nach einer Geisteraustreibung nicht mehr daran erinnern konnten, was ihnen widerfahren war. Und das war für sie am besten. Was immer Tjerulf kurz zuvor zu seiner barschen Antwort verleitet hatte, es schien vergessen, denn er hörte sich jetzt wieder so an, wie sie ihn kannten.

      „Ich glaube, ich überlasse es euch, Freno darüber aufzuklären, was geschehen ist“, meinte Tjerulf.

      Er stand auf und verließ den Kellerraum. Meneas und Idomanê schilderten Freno nur mit knappen Worten die Ereignisse, die sie ihm zu verdanken hatten, denn allmählich wollten alle den Keller des alten Hauses wieder verlassen. Er hörte zunächst schweigend und unverkennbar zunehmend zweifelnder zu, und an seinem Gesicht konnten sie erkennen, dass es ihm schwerfiel, ihnen die Geschichte abzunehmen.

      „Und das alles soll mir zugestoßen sein?“, fragte er wenig überzeugt und sah an sich herab und dann hilfesuchend den Morain und den Ogmari an.

      Als diese mit ernstem Gesicht nickten, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen zu glauben. Schließlich waren die Reste des Blutes und der Leichnam des Entführers klare Beweise.

      „Hm“, machte er, „dann wird es wohl so gewesen sein. Ich habe zwar nichts davon gespürt und fühle mich auch nicht so mitgenommen, wie es eigentlich nach einer solchen Tortur zu erwarten wäre, außer dass ich einen Bärenhunger und einen Mordsdurst habe, aber eure Geschichte reicht für mehr als einen Albtraum. Und wenn ich mich umsehe, dann gefällt es mir hier gar nicht. Ich hoffe, ihr seid auch dafür, dass wir hier endlich verschwinden.“

      Natürlich waren sie das, schließlich hatten sie nur noch auf ihn gewartet.

      „Wenn du gehen kannst“, meinte Durhad. „Wir warten nur auf dich.“

      Freno versuchte, auf die Beine zu kommen, als wäre nichts gewesen, aber er spürte schnell und erstaunt seine Schwäche, die seinen Körper so unerwartet erfüllte. Bunte Kreise tanzten vor seinen Augen. Meneas und Durhad konnten ihn gerade noch abfangen, bevor er stürzte.

      „Irgendetwas scheint da doch gewesen zu sein“, stellte Freno fest und lehnte sich an die Wand.

      „Das geht gleich vorüber“, meinte Durhad. „So ergeht es allen.“

      Freno sah den Morain an. Wie auch Trywfyn schien er sich nichts daraus zu machen, dass er noch mit Blut besudelt war. Allerdings hatte Freno sie nicht sofort nach der Geisteraustreibung gesehen, sonst wäre ihm aufgefallen,

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