Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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aber schwer, sie jetzt noch zu glauben. Ich habe nie irgendwelche Spuren dieses sagenhaften Wesens entdeckt.“

      „Ich erzähle dir nur, was gesagt wird“, meinte Ohner. „Es hieß lange, Manbod hat die Gegend verlassen und auch für mich war es immer nur ein Märchen, um sich am Lagerfeuer zu unterhalten. Er soll sich wieder gezeigt haben, heißt es.“

      „Wer erzählt solche Geschichten?“, fragte Trywfyn.

      In seiner Stimme lag ein gelinder Zweifel. Andererseits wollte er die angebliche Beobachtung nicht von vornherein als Gerücht abtun. Es mochte etwas Wahres an dieser Geschichte sein. Vielleicht hatte sich in den Drachenbergen ja tatsächlich etwas ereignet, was die Furcht vor diesem Wesen wieder hatte aufkeimen lassen, ohne dass es tatsächlich gesehen wurde. Vielleicht ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch. Eines jedoch war klar. Jede Legende hatte einen wahren Kern und selbst, wenn es dort keinen Drachen mehr gab, so war Trywfyn überzeugt davon, dass in jener Gegend wenigstens eines dieser Ungeheuer gelebt hatte. Sein Großvater hatte ihm mehr als einmal erzählt, dass er selbst vor langer Zeit einen Drachen dort oben gesehen hatte und Trywfyn konnte beschwören, dass sein Großvater weder ein Aufschneider noch ein Lügner war. Wenn das Gerücht wirklich der Wahrheit entsprach und wieder ein Drache aufgetaucht war, dann musste es eine Bedeutung haben. Möglicherweise war das der Grund für seine Rastlosigkeit in letzter Zeit und für seinen Wunsch, wieder heimzukehren.

      „Leute, die es gehört haben wollen“, antwortete Ohner. „Es wird von Unruhe, Lärm und sonderbaren Schatten erzählt. Mehr jedoch weiß ich auch nicht.“

      „Mich wundert, dass Rahor und Erbror davon nichts erwähnten“, murmelte Trywfyn und erklärte dann etwas lauter: „Das waren die beiden, die ich im Gasthaus traf. Ist der angebliche Drache der Grund für die Verstärkung der Landwachen?“

      „Das kann sein“, meinte Ohner. „Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Walgeister wandern und das wiederum mag mit der Ursache für das Gerücht zu tun haben. Auf jeden Fall ist es wahr, dass die Walgeister wieder unterwegs sind und sie überwacht werden.“

      „Das ist ein böses Zeichen“, sagte Trywfyn bestürzt. „Dann muss sie jemand aufgeschreckt haben. Sie waren lange Zeit ruhig. Mag sein, dass die Gerüchte mehr Wahrheit enthalten als gedacht und es wird Zeit, dass ich wieder zurückkehre. Wohin ziehen sie?“

      „Angeblich von Norden herab“, antwortete Ohner. „Das könnte stimmen. Mir begegneten immerhin zwei von ihnen, aber die könnten von überall hergekommen sein?“

      „Wie bist du ihnen entkommen?“, fragte Trywfyn. Er wusste, dass das nicht einfach war.

      „In einen Felsen“, erklärte Ohner grinsend. „Ich sah sie glücklicherweise früh genug, früher als sie mich hätten sehen können. Aber du magst Recht haben. Irgendetwas hat sie aufgeschreckt und vielleicht waren es wahrhaftig Drachen. Falls das wahr ist, dann brechen wieder Zeiten an, in denen Helden gefragt sind. Ich jedenfalls kann nun wieder heimkehren, denn meine Aufgabe ist erledigt.“

      „Wie meinst du das?“, fragte Trywfyn.

      „Nun, ich habe denjenigen getroffen und unterrichtet, den ich unterrichten sollte“, meinte Ohner. „Tolle Krummbein schickt mich, um dich aus den genannten Gründen nach Hause zu rufen und ich kann ihm sagen, dass du die Nachricht erhalten hast und wieder zurückkehrst. Allerdings betrifft seine Nachricht nur die Tatsachen: den Zug der Walgeister, die Verstärkung der Landwachen und die Unruhe bei den Drachenbergen. Nicht jedoch die Gerüchte über die möglichen Ursachen. Aber nun kennst du sie auch.“

      „Gut, dann sag´ ihm, ich werde ich wenigen Tagen wieder zurück sein“, gab Trywfyn Ohner mit auf den Weg und entließ ihn.

      Dieses Mal ging Ohner in die entgegengesetzte Richtung und niemand hielt ihn mehr auf.

      Für einen kurzen Augenblick grübelte Trywfyn über die Neuigkeiten nach. Noch waren es zu wenige und vor allem zu ungesicherte, um sich ein Bild von der Lage zu machen, aber in einem Punkt zweifelte er an den Worten Ohners: Falls es tatsächlich Drachen in den Drachenbergen gab, dann waren sie nicht der Grund für die Unruhe der Walgeister. So viel verstand er davon. Dafür musste es andere Ursachen geben.

      „Was hast du denn zu deinem Landsmann gesagt, bevor er beinahe in die Knie ging?“, fragte Meneas, als Trywfyn wieder zu ihnen kam. „Er konnte sich ja einen Augenblick kaum auf den Beinen halten. War es wegen der Äpfel?“

      Trotz der bedenklichen Nachrichten aus seinem Land musste Trywfyn lachen.

      „Nein, aber unter uns Ogmari ist mein Name nicht nur ein Name“, antwortete er. „Er hat auch eine Bedeutung und zeigt Wirkung, wie ihr gesehen habt.“

      Über die Bedeutung dieser Worte ließ er Meneas aber im Unklaren. Stattdessen sprang er wieder auf sein Pferd. Meneas konnte noch das schwache Lächeln im Gesicht von Tjerulf erkennen, bevor er sein Pferd wieder in Bewegung setzte. Ratlos schüttelte Meneas seinen Kopf und folgte ihm.

      Es dauerte jedoch nicht lange, da setzte sich Trywfyn mit seinem Pferd neben das von Tjerulf.

      „Es wird wirklich Zeit, wieder nach Hause zu kommen“, meinte er zu ihm. „Ohner hat mir bedenkliche Neuigkeiten berichtet. Er sprach von Drachen, Walgeistern und der Verstärkung der Landwachen. Wir müssen herausfinden, was in Ogmatuum vor sich geht.“

      „Walgeister?“, wiederholte Tjerulf und sah Trywfyn erschrocken an.

      „Ja“, bestätigte Trywfyn. „Irgendetwas Seltsames geschieht und ich hoffe, dass es nur zufällig mit den Ereignissen der letzten Zeit zusammenfällt, die uns widerfahren sind.“

      „Was sind Walgeister?“, fragte Meneas.

      „Ihr würdet sie als Vampire bezeichnen“, erklärte Tjerulf. „Sie tauchen nur selten auf. Sie zählen zu den merkwürdigsten Geschöpfen Elverans, obwohl es keine weltlichen sind, sondern eben Geister. Und ihre Nahrung besteht nicht aus Blut, sondern aus den Lebenskräften irdischer Wesen. Eine Begegnung mit ihnen ist äußerst gefährlich.“

      „Ich höre davon zum ersten Mal“, meinte Meneas.

      „Das wundert mich nicht“, erwiderte Trywfyn. „Wie gesagt, sie sind selten und es scheint sie nur in einigen Gegenden Ogmatuums zu geben, unter anderem im Norden des Landes. Es sind weder Tiere noch Menschen, Morain oder Ogmari. Es ist allerdings recht lange her, dass sie das letzte Mal aufgetaucht sind. Für gewöhnlich leben sie unerkannt und gefahrlos für andere in Felsen und Pflanzen, aus denen sie ihre Lebenskräfte beziehen. Davon, dass sie teilweise ihren Lebensraum mit dem unsrigen teilen, merken wir für gewöhnlich nichts. Werden sie jedoch durch außergewöhnliche Vorgänge aufgestört, dann verlassen sie ihre Wohnungen, treten an die Erdoberfläche und suchen neue Plätze. Wir nennen es »die Walgeister wandern«. Von all ihrer üblichen Nahrung, den Kräften Elverans, abgeschnitten sind sie dann darauf angewiesen, sich von Landlebewesen zu ernähren und da machen sie keinen Unterschied zwischen Menschen, Ogmari, Morain und Tieren. Sie zehren aber nicht von deren Blut, wie die Beschreibung »Vampire« vermuten ließe, sondern von deren geistigen Kräften. Das sichtbare Ergebnis ist allerdings ähnlich - und schauderhaft.“

      „Dauert es lange, bis sie wieder vom Erdboden verschwinden?“, fragte Freno, der hinter ihnen ritt und dem Gespräch mit Unbehagen zuhörte.

      „Das lässt sich schwer sagen“, meinte Trywfyn. „Wenn aber die Landwachen alarmiert wurden, dann sind sie schon vor einer ganze Weile aufgetaucht.“

      „Wie sehen sie aus und was ist mit

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