Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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sichtbar wieder zu verschließen. Die durchtrennten Adern, die sich nach den Schnitten unter die Haut zurückgezogen hatten, verbanden sich unsichtbar unter den verheilenden Wunden und selbst die gewaltige Bauchverletzung war bald nicht mehr zu sehen. Abgesehen von dem Blut, von dem nicht wenig um Freno verteilt war, deutete nichts mehr auf den Eingriff hin. Nach wenigen Minuten war Frenos Körper so unversehrt wie zuvor und von erstaunlich gesunder Farbe.

      Tjerulf drehte Freno auf die Seite und löste ihm die Handfesseln. Durhad durchschnitt die Stricke an den Füßen. Nirgends waren erstaunlicherweise Druckstellen zurückgeblieben. Dann legten sie Freno wieder auf den Rücken und standen auf.

      „Der Geist war stärker als erwartet“, gab Tjerulf zu. „Doch es ist vorüber. Nicht mehr lange, und Freno wird zu sich kommen. Dann wird er sich an nichts mehr erinnern.“

      Tjerulf drehte sich um und wäre beinahe über Idomanê gestolpert, die hinter ihm lag.

      „Oh, was hat sie?“, fragte er scheinheilig.

      Es dauerte einige Zeit, bis Meneas wieder etwas sagen konnte. Er stand so steif an der Wand, dass es wie angewurzelt aussah, und hätte er sich nicht nach hinten anlehnen können, hätte er das Schicksal von Idomanê geteilt, auch ohne ohnmächtig zu sein. Wer ihn genau betrachtete, der konnte feststellen, dass seine Gesichtsfarbe ungesunder aussah als die von Freno.

      Durhad und Trywfyn kümmerten sich um die Frau, die sich bald wieder regte. Tjerulf fühlte sich nach der Geisteraustreibung erschöpft und setzte sich auf eine Holzkiste, die in dem Raum stand.

      „Wir werden einige Zeit warten müssen, bis Freno wieder zu sich kommt“, erklärte er. „Bis dahin sollten wir etwas ausruhen.“

      Tjerulf hatte freiwillig nichts anderes getan als das, wozu Freno in dem Augenblick, als Trywfyn den Entführer tödlich verletzt hatte, von dessen Geist gezwungen worden war. Er hatte seinen Körper einem mächtigen Geist aus einer anderen Welt zur Verfügung gestellt.

      Es war den Geistern, denen sich der Orden von Enkhór-mûl bediente, unter gewöhnlichen Umständen nicht möglich, die Körper ihrer Opfer zu übernehmen, solange diese bei Bewusstsein waren. Freno jedoch hatte es bereits während der Entführung zur Hausruine durch die überwältigende Ausstrahlung der feindlichen Geister verloren. Daher hatte er jegliche Widerstandskraft gegen sie eingebüßt. Nachdem sie ihn dort versteckt hatten, waren zwei der Entführer zu ihren Auftraggebern, den Priestern von Enkhór-mûl, aufgebrochen, während sie einen dritten bei Freno als Wache zurückgelassen hatten. Dass Tjerulf und Meneas nur einen der Entführer vorgefunden hatten, war also kein Zufall gewesen. Sie hatten es für unmöglich gehalten, dass es Frenos Freunden gelingen würde, ihr Schlupfloch ausfindig zu machen. Was mit Freno weiter geschehen sollte, war bis dahin noch nicht entschieden gewesen, aber wären seine Freunde tatsächlich wieder umgekehrt, dann hätte die Möglichkeit bestanden, dass sie ihn wieder laufen gelassen hätten.

      In seinem Schrecken über die unerwartete Entdeckung hatte die Wache versucht, Freno umzubringen. Der Schrei, den die Freunde Frenos gehört hatten, als sie in den Keller vordrangen, war ein Schrei des Hasses und der Verzweiflung des letzten Entführers gewesen, denn diese Geister besaßen keine wesentlichen übermenschlichen Kräfte und er fühlte sich in diesem Augenblick seiner Entdeckung den Eindringlingen gegenüber unterlegen, ja er spürte sogar ein wenig Angst. Die Geister des Enkhór-mûl waren nur bedingt fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und der hier hatte nicht recht gewusst, was er tun sollte. Einer der wichtigsten Gründe, warum der Orden sie einsetzte, war der Umstand, dass sie unter gewöhnlichen Umständen nicht getötet werden konnten. Die Geister konnten wohl ihren Körper verlieren, doch dann kehrten sie wieder in ihre Welt zurück und konnten von neuem gerufen werden.

      Als Tjerulf und die anderen das Versteck erreicht hatten und Trywfyn den Körper des Wächters tötete, war dessen Geist in seiner Verwirrung nicht geflohen, sondern in den Körper des bewusstlosen und daher widerstandsunfähigen Freno eingedrungen. Dort hatte er gehofft, unentdeckt zu bleiben, und später in Sicherheit aus dem Körper fliehen zu können. Dann hätte er tatsächlich einen Toten hinterlassen. Doch die körperliche Veränderung von Freno hatten ihn schnell verraten, denn zu seinem Unglück gehörten Tjerulf und seine Freunde zu den wenigen, die sich in solchen Dingen auskannten.

      „Was war das?“, waren die ersten Worte, die Meneas fand.

      Allmählich begann er, seine Fassung wieder zurückzuerlangen, die das Geschehen arg beansprucht hatte. Aber immerhin hatte er es bis jetzt fertiggebracht, an der Wand stehenzubleiben. Idomanês Verstand hatte weit eher nachgegeben. Durhad und Trywfyn hatten ihr bei ihrer Rückkehr aus der Bewusstlosigkeit geholfen und nun saß sie, immer noch blass, das heißt hellblaugrau, mit dem Rücken an die Wand gelehnt da und schwieg. Bei genauer Betrachtung konnte man erkennen, wie es in ihr arbeitete.

      „Was?“, fragte Tjerulf und lächelte.

      „Das“, erwiderte Meneas einsilbig und zeigte auf Freno, der vor ihnen lag und scheinbar ruhig schlief. Meneas war noch nicht dazu in der Lage, sich über Tjerulfs Scheinheiligkeit zu ärgern.

      „Also gut, ich will es dir sagen“, erklärte sich Tjerulf schließlich bereit. „Offensichtlich habt ihr einer Geisteraustreibung noch nie beigewohnt und nichts anderes habt ihr eben, zumindest teilweise“, und damit warf er einen Blick auf Idomanê, „miterlebt. Der Geist oder das Bewusstsein des Entführers“, jetzt deutete er auf den schwindenden Leichnam an der Wand, „war in Freno eingedrungen, nachdem Trywfyn ihn verwundet hatte. Ein sicheres Anzeichen dafür, und eigentlich zunächst das einzige, waren seine winzigen Pupillen in den Augen. Aber täusche dich nicht, Meneas. Dieser Zustand wäre nur vorübergehend gewesen. Morgen hätte Freno auf euch einen fast natürlichen Eindruck gemacht, äußerlich auf jeden Fall. Nur sein Verhalten hätte sich für euch auf unerklärliche Weise verändert. Und so lange er Freno beherrscht hätte, wäre er der perfekte Spion der Priester gewesen.“

      „Wie lange wäre dieser - Geist - in Freno geblieben?“, fragte Meneas. „Und was wäre geschehen, wenn er ihn wieder verlassen hätte, falls das freiwillig möglich gewesen wäre?“

      Wie bereits erwähnt, waren Meneas und seine Freunde bereits früher auf einigen ihrer Reisen auf Geister unterschiedlicher Art gestoßen, zuletzt waren es die Sinaraner gewesen. Sie waren ihnen also nicht fremd. Das Besondere in diesem Fall jedoch war die Geisteraustreibung. Einem solchen Ereignis waren sie bisher tatsächlich noch nie begegnet.

      „Durchaus“, bestätigte Tjerulf. „Aber wann, kann keiner sagen, und ich bin ziemlich sicher, dass es dieser Geist, der gerade erst im Erwachen begriffen war, selbst noch nicht wusste. Auf jeden Fall wäre Freno dann wirklich gestorben. Manch ein plötzlicher Tod mag auf diese Weise verursacht werden, wovon die Leute nie etwas erfahren.“

      „Und um Freno zu helfen, war so eine Schweinerei nötig?“, entrüstete sich Idomanê. Sie hatte sich jetzt so weit erholt, dass sie an dem Gespräch teilnehmen konnte. „Und Eure Verwandlung.“

      Durhad und Trywfyn lachten leise und wissend. Sie wussten natürlich die Antworten. Tjerulf saß kurz mit gesenktem Haupt da und überlegte. Dann blickte er auf und erklärte weiter:

      „Ich weiß, es war kein schöner Anblick und es hätte unter anderen Umständen auch andere Möglichkeiten gegeben. Hier jedoch konnte es nur auf diese Art geschehen. Aber ich kann Euch versichern, Freno wird sich an nichts erinnern, wenn er zu sich kommt. Ja, er wird nicht einmal den Schmerz gespürt haben. Und wie ihr seht, liegt er unversehrt da und sieht auch nicht allzu mitgenommen aus, oder?“

      Tjerulf hatte Recht. Nun fiel Meneas und Idomanê auch auf, dass selbst das schwarze Blut begonnen hatte zu schwinden.

      „Trotzdem“,

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