Die Kinder Paxias. Laura Feder

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style="font-size:15px;">      Diesem Motto stets getreu, war er seiner inneren Stimme gefolgt und hatte sich in den Ebenensaal begeben. Der Saal umgab halbkreisförmig das größte und höchste Fenster der Burg und war durch Treppenstufen in drei Ebenen unterteilt, von denen die oberen beiden einen kleiner werdenden, halben Ring beschrieben.

      Hier fanden alle wichtigen Veranstaltungen wie Feierlichkeiten, Gesellschaften oder auch Richtsprüche statt. Hauptsächlich an den Abenden füllte er sich mit einer Schar fröhlicher Bewohner und Gäste, die es liebten, die unterste Ebene als Tanzfläche zu verwenden. Er selbst war einer der Fleißigsten, die sich in den Genuss dieses Ortes stürzten.

      Doch an diesem Tag hatte er sich aus einem anderen Grund in den Saal begeben. Für ihn gab es nichts Erholsameres, nichts Heilsameres als die überwältigende Aussicht, die sich dem Beobachter durch das Fenster bot. Dort, wo das gewaltige Gebirge aufklaffte, in steilen Abhängen der Erde zustrebte, in ihr verschwand und den Blick auf die scheinbar unendlichen Weiten Paxias eröffnete – die ungetrübte Natur der Wälder, unberührte Steppen, der sich windende Gebirgsfluss, mündend in einen durch die roten Sonnenstrahlen der Morgensonne verfärbten, glitzernden See.

      Dieser Atmosphäre gab er sich hin, löste sich von allem Erlebten, allem Negativen, machte Raum für die innere Ruhe, den Frieden, die er zu gewinnen suchte – fand – und die ihm neue Stärke gaben.

      Es war wie eine Befreiung für ihn, auf einer Steinstufe sitzend die Geburt eines neuen Tages zu erleben, während er die vergangenen Eindrücke zu verarbeiten begann.

      Dieses Mädchen faszinierte ihn, faszinierte ihn sogar sehr, wie ihm mehr als deutlich bewusst war. Es war nicht allein der Reiz des Unbekannten, der Reiz, eine unerforschte Art der Sagenwesen zu studieren. Der Reiz ging auch von ihr allein aus, von ihrer aggressiven Persönlichkeit. Sie war die Reinform einer Kriegerin.

      Ihr erkennbar weitreichender, schneller Verstand, das ausgeprägte Ehrgefühl und die wilde Schönheit ihrer Art, vereinten sich in seinen Augen zu einem Wesen, das kennenzulernen wie ein Zwang auf ihm lastete und mit jeder Minute an Intensität zunahm.

      Er konnte und wollte sie nicht sich selbst überlassen. Ihre Gegenwart berauschte ihn, forderte ihn heraus. Es trieb ihn, in ihrer Nähe zu verweilen, alles über sie zu erfahren. Ihre Gedanken, Gefühle, ihre Geschichte – nicht nur die Geschichte ihres Volkes –, dieses Wissen sollte ihm gehören. Und sie.

      Es durfte nicht sein, dass sie keine gemeinsame Verständigung fanden. Eine, die nicht auf Missverständnissen durch zu unterschiedliche Verhaltensmuster basierte.

      Sicher gab es ein Entgegenkommen, das ihnen beiden einen Weg ebnete, sofern Saya nur dazu bereit war.

      Bei Paxia, er würde alles dafür tun, um dies zu erreichen!

      Diese Betroffenheit, die ihn seit dem Zeitpunkt erfüllte, da Saya ihm verdeutlicht hatte, dass sie in ihm einen Feind sah, lastete schwer auf ihm. Einen Feind, der sie gewaltsam ihres Zielpunktes entrissen und mit unlauteren Mitteln ihren freien Willen unterjocht hatte. Und statt ihn als Helfer zu akzeptieren, der nur aus Sorge um ihr Wohl auf diese Weise gehandelt hatte, unwissend, dass ihr Volk ein solches Vorgehen als intolerierbar betrachtete, sah sie sein Handeln sogar als feindlichen Affront an.

      Nichts davon hatte in seiner Absicht gelegen. Wenn er auch ihre Denkart zu verstehen begann.

      Ihre Verwunderung und Verärgerung, dass er Janos nicht energisch zurechtgewiesen hatte, wegen seines zugegebenermaßen empörenden Verhaltens, halfen ihm dabei, einige Dinge und Reaktionen, die ihrem Volk zu eigen waren, nachvollziehen zu können.

      Sie erwartete von ihm, die Verantwortung für sein Handeln, das in ihren Augen mehr als verwerflich gewesen war, zu tragen und in ihrem Sinne für sie einzutreten, sobald es angebracht war.

      Janos hätte er folglicherweise augenblicklich des Gemachs verweisen müssen.

      Nun verfluchte er sich seines mangelnden Scharfblicks. Mit seinem Fehlverhalten hatte er sich eine Möglichkeit, ihr Vertrauen zu gewinnen zerstört.

      Saya hatte im Gegensatz zu ihm wesentlich mehr Weitsicht bewiesen, sie hatte schnell erkannt, dass Janos keine Kämpfernatur war. Auf ein Duell mit ihr würde er sich in seiner Feigheit nicht einmal mit ihrer Verletzung einlassen. Doch würde er genauso wenig den Mut aufbringen, ihr Gift oder Ähnliches zu verabreichen.

      Eine Kriegernatur wie sie konnte ihm nichts anderes entgegenschleudern, als diese hasserfüllte Verachtung. Selbst er brachte Janos keine wohlwollenden Gefühle entgegen.

      Am stärksten aufgewühlt hatte ihn allerdings die Nachricht ihrer Unsterblichkeit.

      Wie alt mochte sie wohl schon sein?

      Was mochte sie bereits alles erlebt haben?

      Vielleicht war sie viele Jahre oder sogar Jahrzehnte und Jahrhunderte älter als er.

      Wenn dem so war, wie viel konnte man dann von ihr lernen?

      Er war noch recht jung, auch sein bester Freund Cecil, der am gleichen Tag geboren war wie er, hatte noch nicht viel Lebenserfahrung vorzuweisen, verglich man es mit der Ewigkeit, die noch vor ihnen lag.

      Iain hatte sich seinen Gedanken vollständig hingegeben, so dass ihm erst auffiel, dass er nicht mehr allein war, als Colia bereits vor ihm stand.

      Erschrocken keuchte er auf und erhob sich eiligst, ihr in die amüsiert blitzenden Augen sehend.

      „Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde“, erklärte sie ruhig und lehnte sich an das Fenster, massierte den verspannten Nacken mit einer Hand. Seinen erstaunten und beunruhigten Blick quittierte sie mit einem schiefen Grinsen.

      „Unser Gast ist … wie soll man es beschreiben? … Anstrengend.“

      „Wie geht es ihr?“, wollte er wissen. Die Sorge war ihm deutlich genug anzusehen, dass die Medizinerin kurz auflachte.

      „Frag mich lieber, wie es mir geht! Dieses Mädchen ist halsstarrig und aggressiv wie ein wildes Tier und mindestens so gefährlich.

      Ich wollte ihr eine schmerzlindernde Kräutermixtur geben, damit sie meine Untersuchung besser erträgt, die hat sie mir fast ins Gesicht geschüttet. Wenn sie Erfolg gehabt hätte, wäre ich die nächsten Wochen sicher mit einer Binde um die Augen herumgestolpert. Dabei war in der Mixtur nichts Rauschförderndes, worauf ich, wie ich erwähnen möchte, ausdrücklich hingewiesen habe.

      Leider scheint sie mir nicht genug zu vertrauen, um meinen Worten Glauben zu schenken – was ich ja verstehe. Wahrscheinlich wäre es mir an ihrer Stelle nicht anders ergangen. Allerdings wäre es sicher nicht nötig gewesen, jedes Mal nach meinem Arm zu greifen, bevor ich eine Untersuchung begann.

      Ich sage dir Iain, in einer Hand dieses Mädchens steckt mehr Kraft als in einem ausgewachsenen Krieger unseres Volkes, und sie weiß diese sehr genau einzusetzen. Ich hörte meinen Arm bereits knacken, da ließ sie kurz vor dem Bruch von mir ab. Sie wusste genau, wie weit sie gehen durfte, ohne mir ernsthaft zu schaden.

      Niemals zuvor habe ich eine Person so gezielt so große Kraft einsetzen erlebt, nicht einmal Blutergüsse habe ich, die ich als Beweis dir hätte präsentieren können.“

      Iain konnte sich die Szene lebhaft vorstellen, wie die beiden Frauen um die Oberhand bei der Untersuchung rangen. Colia konnte sehr bestimmend werden, und Saya war sicher nicht die Person, die das ohne Widerstand akzeptierte. In

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