Die Kinder Paxias. Laura Feder

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brachte – sie konnte sich in etwa vorstellen, was passiert war, nachdem sie die kriegerische Art der Fremden erlebt hatte – und dann endgültig zurücktrat.

      Das Mädchen setzte sich augenblicklich auf, bewegte ihre Arme prüfend, aber sie machte keine Anstalten anzugreifen. Sie kam sogar Colias indirekter Aufforderung nach.

      „Ich bin Saya vom Volk der Sternwächter.“

      Iain war begeistert. Eines der sagenumwobensten Wesen Paxias, und er hatte sie gefunden. Es gab nur wenige Aufzeichnungen über sie, und diese waren meist widersprüchlich und verschwommen. Ganz selten nur schien etwas von sicheren Quellen zu stammen. Gerade bei dieser Art von Sagen konnte man nur schwer Fiktion von Realität trennen. Alles, was man über sie und ihre Lebensart erfahren konnte, war so unglaublich für sie, die auf Paxia lebten, dass es nicht leichtfiel, auch nur Bruchstücke für wahr zu halten.

      Und er, Iain, hatte nun die einmalige Gelegenheit, diesen Zustand zu ändern.

      Wochenlang würde er mit diesem Wesen gemeinsam Zeit verbringen können, würde alles über sie erfahren, was für neue, authentische Überlieferungen notwendig war. Vielleicht vermochte er sogar, neue Freundschaften zu einem anderen Volk zu knüpfen.

      Es musste möglich sein, Brücken über die unterschiedlichen Verhaltensmuster zu bauen, so dass sie sich ohne Aggressionen und Missverständnisse begegnen und unterhalten konnten.

      Dieses Wesen reizte ihn wie nichts zuvor in seinem Leben und stellte gleichfalls eine Herausforderung dar, die er nicht imstande war abzulehnen. Seine Aufgabe lag vor ihm.

      Colia dagegen nahm Sayas Eröffnung ruhig auf. Auch sie war recht bewandert in den Sagen Paxias, doch als nüchterne Medizinerin bevorzugte sie die Lebenden vor dem Papier. Und als solche war sie an Sayas Gesundheitszustand wesentlich interessierter als an dem Wahrheitsgehalt der toten Überlieferungen. Ihr lag eher daran, mehr über die Anatomie der Sternwächter zu erfahren, um dem Mädchen helfen zu können, statt über irgendwelche Eigenarten ihrer Herkunft zu philosophieren.

      So war sie dann auch die Erste, die nickend das Wort ergriff.

      „Nun dann, Kriegerin Saya, willkommen im Reich des Himmels, Eure Zufluchtsstätte für die Phase Eurer Genesung.

      Gestattet mir, Euch dabei zu helfen, und verratet mir, was ich über Eure Körperfunktionalitäten wissen muss, damit ich dieser Aufgabe auch gewachsen bin.“

      Saya starrte sie überrascht an – angenehm überrascht, weil die Medizinerin der korrekten Ansprache ihres Volkes mächtig war, aber auch ein wenig unangenehm berührt, weil diese dennoch einen Fehler begangen hatte. Diesen konnte sie allerdings schnell ausräumen – diesmal auf wesentlich höflichere Art.

      „Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich als Kriegerin einstuft, Medizinerin, jedoch bin ich vom Rang einer Gelehrten und würde die korrekte Anrede bevorzugen.“

      Das hatten beide nicht erwartet. Ungläubig blickten sie auf die deutlich muskulöse Gestalt Sayas.

      Wenn sie schon keine Kriegerin war, wie stark mochten dann erst diese sein?

      Iain spürte noch immer pochend den Beweis ihrer Kraft – er zweifelte auch keine Sekunde daran, dass sie mit seinem Dolch hätte hervorragend umgehen können, wäre es zu einem echten Kampf gekommen.

      „Das kann ich mir kaum vorstellen“, meinte er dann auch mit skeptischer Miene. „Du bist doch wirklich das personifizierte Bild einer Kriegerin. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?“

      „Soll das heißen, du traust mir keinen Verstand zu?“, fuhr sie ihn zornig an. Im Unterbewusstsein war ihr klar, dass er sie nicht beleidigen wollte. Andererseits hatte sie auch nicht die geringste Lust, ihm ihre Lebensgeschichte auszubreiten. Und sie wusste, Angriff war meistens die beste Verteidigung.

      Iain lenkte auch sofort ein.

      „Das wollte ich damit natürlich nicht sagen, verzeih meine Taktlosigkeit. Ich bin nur noch voller Bewunderung für deine Kampfkünste, da wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dass du die Sagen Paxias studierst.“

      Saya akzeptierte mit einem kühlen Nicken die Entschuldigung ihres Gegenübers. Es schien, als wartete Iain auf eine ausführlichere Erklärung ihrerseits, doch für sie war das Thema abgeschlossen, sie wandte sich wieder Colia zu.

      Diese hatte in der Zwischenzeit ihre Utensilien auf dem Nachttisch ausgepackt und sich einen Stuhl an das Bett gezogen. Als sie sich darauf niederließ, sah sie fragend zu Iain auf.

      „Ich glaube, wir können deine Gegenwart für die nächsten Stunden entbehren. Ich will unseren Gast mit ihrer Hilfe gründlich untersuchen, und da bist du ein wenig fehl am Platz. Würdest du uns dann bitte verlassen?“

      Er verbeugte sich leicht, verlegen, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war. Vielleicht hatte er aber auch nur gehofft, ihr nochmals Unterstützung sein zu können. Er verließ die faszinierende Gesellschaft dieses Mädchens nur äußerst ungern – am liebsten würde er sie Tag und Nacht mit Fragen überhäufen.

      Nicht zuletzt reizte es ihn unverändert, ihren Körper zu betrachten, ihn ein weiteres Mal zu berühren …

      Genau deshalb sollte er verschwinden!

      Iain atmete tief durch und wandte sich an Saya.

      „Ich komme später noch einmal vorbei, um zu sehen, ob du etwas brauchst. Vielleicht können wir beide uns dann auch etwas näher kennenlernen, damit solche Missverständnisse wie eben nicht noch einmal vorkommen. Als Gelehrte interessiert es dich sicher auch, einiges über das Reich des Himmels zu erfahren.“

      Sein letzter Satz war ein diplomatischer Appell an ihre Verhandlungsbereitschaft, wie ihr klar war, und sie respektierte seine Fähigkeit, seine Ziele damit zu erreichen. Sie erkannte auch, dass es ihm vollkommen bewusst war, dass sie ihn durchschaute und es ihn nicht im Mindesten störte. Sie bevorzugte aber den direkten Weg. Es war an der Zeit, auch ihm das zu Bewusstsein zu bringen.

      „Iain!“, rief sie ihn deswegen noch einmal an, als er die Tür fast erreicht hatte. Er wandte sich ihr fragend zu.

      „Ich erkenne deine Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft an. Doch wenn ich noch einmal mit Drogen betäubt werde oder mir in einer sonstigen Weise die Kraft meiner Sinne geraubt wird, dann werde ich dir deinen eigenen Dolch durch das Herz stoßen!“

      Es war genau dieser letzte Satz, den Janos hörte, als er in den Raum stürzte, Iain nur mit knapper Mühe ausweichend. Schwer atmend blickte er aus weit aufgerissenen Augen auf das Wesen im Bett.

      „Was willst du hier, Janos!“ Iains Stimme klang streng, mit hochgezogener Braue musterte er den Berater.

      Dieser jedoch schien seine Worte gar nicht wahrzunehmen. Er baute sich vor dem jungen Mann auf. Eine Schutzwand, lächerlich in ihren Ausmaßen, bedachte man die Tatsache, dass Iain von erheblich beeindruckenderer Statur war, welcher sich der kleine, schmale Kanzler – entgegen jeglicher Reckversuche – kaum je würde nähern können.

      Auch die weit von sich gestreckten Arme, um Iain hinter sich zu halten, und das vor Zorn tiefrote Gesicht konnten nichts anderes in Saya auslösen, als gärende Verachtung.

      Verachtung für das absolut intolerierbare Eindringen in dieses Gemach, mit einem Verhalten, dem die Begriffe unverschämt und unentschuldbar nicht annähernd gerecht werden konnten und vor allem – an

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