Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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       In dieser Gegend wurde dem Piloten bei guter Sicht oft freigestellt, bis zu welcher Mindest-Flughöhe der Sinkflug fortgesetzt werden konnte. Nördlich von Nizza sind die Berge noch fast 3000 Meter hoch und bei Motorausfall kann es bei zu geringer Flughöhe schnell kritisch werden, um noch sicher einen geeigneten Landeplatz zu erreichen. Anderseits muss man nach Überqueren der letzten Berge einen steilen Sinkflug einleiten, um nicht zu weit auf das Mittelmeer hinauszufliegen. Als er die vorgegebene Flughöhe erreicht hatte, erbat er die Freigabe, nach Sichtflugregeln zum Flugplatz La Mole zu fliegen. Das wurde bestätigt, allerdings mit der Warnung von Starkwind in Küstennähe in der Umgebung von St. Tropez, verbunden mit der Empfehlung, in Nizza zu landen: „WL, we have a strong Mistral with 55 knots from the west, 280 degrees. We recommend landing at Nice airport.”

       „Das hat uns noch gefehlt. Die haben Mistral da unten und wollen, dass wir in Nizza landen. Der Wind bläst mit etwa 80 km/h, das ist ganz schön happig. Was meinst du, sollen wir nach La Mole fliegen oder in Nizza landen?“ fragte Arnim seine Frau.

       Elinor antwortete genervt: „Das weiß ich doch nicht, das musst du entscheiden, du bist der Pilot. Ich bin immer für Sicherheit, das weißt du, geh kein Risiko ein.“

       „Aber der Wind liegt in La Mole genau auf der Bahn, es wird zwar ruppig werden, aber es wird schon gehen. Da müssen wir eben mit viel Gas landen. Die Bahn ist ja lang genug und breit ist sie auch. Außerdem haben wir unseren Wagen da unten stehen, wie sollen wir von Nizza nach La Mole kommen mit all dem Gepäck, das du mitschleppst.“

       „Dass du mir immer das viele Gepäck vorwirfst, das meiste ist doch für dein Boot.“

       „Ist jetzt auch egal, für wen das ist, jedenfalls haben wir einen Haufen Zeug dahinten, das kriegen wir in kein Taxi. Ich versuche in La Mole zu landen.”

       “Nice Control, we prefer landing in La Mole, thanks for your advice.”

       “WL, you are cleared from present position direct to St. Tropez. Report when leaving my frequency.”

       “Will comply.”

       Die Maschine drehte nach Westen und beim Passieren von 2000 Fuß Höhe tanzte sie auf und ab, wurde hin und her geschleudert. Alle nicht festgezurrten Gegenstände wurden von den Sitzen geschleudert und fielen zu Boden.

       „Hätten wir doch das ganze Zeug besser sichern sollen.“

       „Ich habe dir immer gesagt, du bist zu nachlässig.“

       „Siehe bloß zu, dass uns nichts ins Cockpit fliegt, das wäre fatal. Ist so schon schwierig genug.“

       „Ich kann mich selbst kaum halten, wie soll ich noch die Sachen festhalten?“

       Ein kurzer Blick über die Schulter genügte. Das blanke Chaos. Alles lag wild durcheinander.

       „Hoffentlich rutscht nichts unter den Sitzen hindurch nach vorne zwischen die Pedale. Dann habe ich kein Seitenruder mehr.“

       Arnim wusste, dass Elinor daran auch nichts ändern konnte und meldete sich über St. Tropez vom Tower von Nizza ab, um anschließend Kontakt mit den Flugplatz La Mole aufzunehmen.

       „Elinor, stell bitte die Tower Frequenz von La Mole ein.“

       „Welche ist das?“

       „Keine Ahnung, sieh im Handbuch nach.“

       Das war leichter gesagt als getan. Auch das Handbuch lag nicht mehr da, wo es vorher gelegen hatte. Aber Elinor schaffte es: „119,75 ist die Frequenz.“

       „Stell sie bitte ein“, sagte er leicht gestresst.

       Die Bucht von St. Tropez öffnet sich nach Nordosten. Trotz der schützenden Nähe des Ufers war die Wasserfläche von Schaumkronen übersät. Die Sicht reichte bis zu den schneebedeckten Alpen, das Cap Roux schien wie zum Greifen nah. Arnim hätte gern – wie er es sonst immer tat – die Gegend betrachtet, doch die bevorstehende Landung in den Bergen beunruhigte Pilot und Co-Pilotin zunehmend.

       „Glaubst du, wir werden es schaffen?“ Die Stimme von Elinor klang alles andere als zuversichtlich. „Wir hätten lieber nach Nizza gehen sollen. Willst du nicht umkehren? Es ist doch nicht weit.“

       „Nein, wir müssen dann einen VFR-Flugplan nach Sichtflugregeln machen und den IFR-Plan canceln. Die Franzosen verstehen uns sowieso nicht. Wir versuchen die Landung wie geplant.“

       Die Lage an Bord wurde zunehmend kritisch. Die kleine Maschine war kaum noch zu kontrollieren. Die Scherwinde schleuderten sie mal in die Höhe, dann wieder abrupt in die Tiefe. Das Tal von Grimaud nach La Mole kam in Sicht. Flughöhe 600 Fuß. Eindrehen in den Endteil zur Landebahn 27.

       „Klappen auf 10 Grad. Übernimm du das bitte, ich brauche beide Hände am Steuer. Klappen 15 Grad. Fahrwerk ausfahren. Ich muss näher an den Luv-Hang sonst verlieren wir zu schnell an Höhe.“

       Die Maschinen tanzte wie irrsinnig auf und ab.

       „Du kannst die Maschine nicht halten, wir werden am Hang zerschellen.“ Elinors Stimme war schrill, ein deutliches Zeichen für die beginnende Angst: „Fliege aus dem verdammten Tal raus, mach schnell, ich halte es nicht mehr aus.“

       Arnim musste endlich einsehen, dass es zu gefährlich war, die Landung in den Bergen zu erzwingen. Also griff er zum Mikrofon:

       „La Mole, this is D-IBWL, on short final for runway 27.“

       „WL, this is La Mole, the airport is closed because of heavy winds, I say again, airport is closed, confirm.

       „Verdammt, das hat uns noch gefehlt. Der Flugplatz ist wegen Starkwind geschlossen.

       Die Nerven lagen blank.

       „Ich habe dir doch gesagt, es geht nicht, du musst umkehren.“

       „Wie stellst du dir das in dem engen Tal vor? Wir können nur nach Westen durchstarten.“

       Es begann schwierig zu werden.

       „Klappen und Fahrwerk rein!“ Auch Armins Stimme hatte nicht mehr den gewohnt sonoren Klang. Der Stress der letzten Viertelstunde begann seine Wirkung zu zeigen. Die Motoren heulten unter Vollgas auf.

       „Hast du die Landeklappen eingefahren?“

       „Nein, welcher Hebel ist das?“

       „Der da rechts von der Mittelkonsole“, und er zeigte mit der Hand auf

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