Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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der Häuser in Port Grimaud war bei allen weitgehend identisch, aber durch die unterschiedliche Farbgebung und Detailänderungen an den Fassaden wurde der Eindruck von Vielfalt und Individualität geweckt. Die Fensterläden ihres Hauses waren geöffnet.

       „Lassen Sie immer alles offen auch wenn Sie nicht da sind?“

       „Nein, der Gardien macht das für uns. Wir rufen ihn von Zuhause an und er stellt die Heizung an, seine Frau macht sauber und wäscht die Wäsche, das ist sehr praktisch“, sagte Frau Beyer, „wir brauchen uns um nichts zu kümmern.“

       „Wenn Sie mich entschuldigen wollen“, meinte Bertram, „ich gehe die paar Schritte nach Hause, meine Frau wartet auf mich. Vielleicht ein anderes Mal.“

       Man verabschiedete sich und versprach, sich bei Gelegenheit zu besuchen.

       „Treten Sie ein, meine Herren“, sagte Beyer und breitete seine Arme zu einer einladenden Geste aus.

       Das Wohnzimmer war gediegen mit provenzalischen Antiquitäten eingerichtet, eine Burgunderuhr, eine geschnitzte Truhe, ein ovaler Esstisch mit Renaissance Stühlen und eine gemütliche Sitzgruppe, Bilder von alten Seglern zierten die Wände. Ein Kamin war zur Feuerung vorbereitet. Eine behagliche Atmosphäre zum Ausspannen und sich Wohlfühlen.

       „Meine Herren, wie wäre es mit einem leichten Weißwein? Wir haben hier einen ausgezeichneten Winzer in der Nähe, die ‘Domaine de la Giscle‘, bei Grimaud, dort kaufen wir immer den Vin Blanc und den Rosé Wein.“

       Man entschied sich sowohl für den Weißen als auch für den Rosé Wein, um beide zu probieren.

       Beyer öffnete die große Glastür zur Kanalseite, und sie traten auf die Terrasse. Es war eine sternenklare Nacht aber kalt, denn der Nordwind heulte und pfiff durch die Takelagen der Yachten, die fest vertäut – mit dem Heck zum Kai – vor den Häusern im Kanal lagen.

       „Es ist wirklich schön hier. Schade, dass es so stürmt. Das stelle ich mir sonst sehr friedlich vor.“ Die vielen Yachten hinter dem Haus im Wasser rissen und zerrten an den Festmacherleinen.

       „Das ist unsere Yacht, hier direkt vor dem Haus“, sagte Beyer mit leichtem Stolz.

       Johannes zeigte sich beeindruckt: „Eine elegante Yacht, man erkennt das italienische Styling.“

       „Sie sind das erste Mal in Port Grimaud?“

       „Ja, ich hatte noch nie die Gelegenheit, hierher zu kommen, habe aber schon viel davon gehört. Professor Bertram hat oft davon erzählt. Er ist immer ganz begeistert von diesem Ort. Wir sind schon oft miteinander gesegelt, aber nie von hier aus.“

       „Es ist wirklich schön hier. Im Winter ist man fast ganz allein, erst zu Ostern erwacht das Städtchen zum Leben, schläft aber anschließend wieder ein. Im Sommer, im Juli und August kann man es vergessen, dann ist es hektisch und laut, dann sind alle Häuser bewohnt, viele werden vermietet, dann verlassen wir fluchtartig den Ort. Aber im Herbst wird es wieder richtig schön. Dann ist es noch warm, aber friedlich, das ist für uns hier die schönste Jahreszeit.“

       „Würde mir auch gut gefallen, aber meine bevorzugte Jahreszeit ist der Sommer, wenn es warm ist.“

       Beyer musterte Johannes etwas genauer: Etwa Mitte 50, wohl im gleichen Alter wie Pauli. Die asketischen Züge verrieten großen Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Seine Augen wanderten unablässig hin und her, als suche er etwas, jedenfalls sollte ihm nichts entgehen. Hinter der jovialen Fassade versteckte sich eine unharmonische Persönlichkeit. ‚Man müsste vorsichtig sein‘, dachte er, ‚man wird ihm nicht in jedem Fall und unbedingt trauen können.‘

       Der Hausherr tischte den Wein in schlanken Karaffen auf. Sie probierten den Weißen und den Rosé und jeder entschied sich dann individuell entweder für den einen oder für den anderen. Nach ein paar Gläsern war der Abend von fröhlicher Heiterkeit geprägt.

       „Sollten wir nicht lieber etwas Essen gehen?“ meinte Frau Beyer, „ich merke den Wein schon jetzt.“

       „Ich glaube, wenn wir so weiter trinken, ist auch morgen nicht an einen Rückflug zu denken, sagte Pauli, ihr Jungen, ihr bleibt aber bei Wasser, verstanden? ihr müsst uns morgen heil nach Stuttgart fliegen!

       „Versteht sich von selbst“, sagte Andreas etwas vorwurfsvoll. Dabei blickte er gleichgültig aus dem Fenster.

       „Darf ich mal mit meiner Frau telefonieren? erkundigte sich Pauli.

       „Ja, sicher, bedienen Sie sich“, sagte Beyer und wies mit der Hand zur Anrichte.

       „Hier auch Pauli“, hörte man ihn sagen, „wir kommen heute nicht zurück, die Maschine steht noch in Fréjus. Wir sind jetzt in Port Grimaud bei einer Familie Beyer, die wir auf dem Flugplatz kennengelernt haben. Stammt aus Stuttgart … Wir konnten nicht starten wegen des starken Mistrals … Ja, mit der Maschine ist alles ok, sie ist fest am Boden verankert … Nein, es kann nichts passieren … Wir bleiben über Nacht … Sehen uns morgen, sage bitte morgen Frau Feiner in der Firma Bescheid. Nein, sie ist jetzt nicht mehr dort. Wer hat angerufen? … Oderbruch? … Sage ihm, wir fliegen morgen früh los und werden gegen 10 Uhr in der Firma sein … Schönen Abend noch … Adele, gute Nacht.“

       Die sechs gingen in das nahe gelegene Restaurant ‘Oasis‘. Die Inhaberin, Madame Berliet, begrüßte die Gäste.

       Man wählte den Tisch am Fenster mit Blick auf die Marina gleich neben der Bootswerft. Es lagen noch viele Boote aufgebockt auf Land. Zu dieser frühen Jahreszeit wurden die Yachten in der Werft überholt und auf die Segelsaison vorbereitet.

       „Was für eine Verschwendung, jeder will seine eigene Yacht und nutzt sie dann durchschnittlich nur fünfzehn Tage im Jahr“, bemerkte Beyer etwas wehmütig.

       „Nutzen Sie ihre Yacht häufiger als das?“

       „Ich fürchte nein, aber ich will auch nicht auf meine eigene Yacht verzichten, es ist doch etwas anderes als eine Charter-Yacht.“

       „Da haben Sie recht, auch ich schlafe nicht gern in fremden Betten.“

       „Man kann es nicht immer vermeiden, wenn man so viel auf Reisen ist wie ich, aber hier in Frankreich sind wir zu Hause, an Land und auf dem Schiff! „

       Die Chefin des Hauses war eine typische Südfranzösin, untersetzt, etwas korpulent, nicht gerade schön, aber doch irgendwie attraktiv und von gewinnender Freundlichkeit. Man fühlte sich in ihrem Lokal immer gut aufgehoben. Der Reihe nach wurde bestellt, Pauli wählte Gigot, Johannes Dorade, Herr und Frau Beyer Loup de Mèr, Michael und Andreas wählten ‘Steak au poivre‘.

       „Dazu unser Rosé de la Maison?“, erkundigte sich die Wirtin.

       „Der

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