Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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       Das Essen war ausgezeichnet, und die sechs, so flüchtig sie sich auch kannten, verstanden sich ausgezeichnet. Man scherzte wie unter alten Freunden. Sogar Pläne für den kommenden Sommer erwogen und eine gemeinsame Segeltour nach Sardinien mit Zwischenstation in Korsika wurden geschmiedet.

       „Wir müssen mal sehen, wie wir mit der neuen Yacht zurechtkommen, da kann ein erfahrener Skipper sehr hilfreich sein.“

       Pauli war voll überschäumender Begeisterung.

       „Wie der wohl als Vorgesetzter ist? ging es Beyer durch den Kopf. Er fand Pauli sympathisch, offen, aber in einigen Punkten merkwürdig unbesonnen und naiv. Während der kurzen Gesprächsphasen, die sich auf die aktuelle politische Lage bezogen, war eine extreme konservative Grundeinstellung zu erkennen. Besondere Kritik konzentrierte er auf den Arbeitsminister und insbesondere auf die Gewerkschaften, die seiner Meinung nach für die kritische Arbeitslage in Deutschland allein und ausschließlich die Verantwortung trügen. Die gelegentlichen Einwände seiner Söhne wurden mit unerwarteter Schroffheit zurückgewiesen, so dass sich diese im weiteren Gesprächsverlauf kaum noch zu einer eigenständigen Meinungsäußerung bewegen ließen. Allenfalls zustimmendes Nicken oder leichtes Neigen des Kopfes signalisierten ihre aufmerksame Gesprächsteilnahme. Besonders polemische und radikale Äußerungen ihres Vaters wurden wortlos mit einem kaum merklichen Blickwechsel zwischen den beiden begleitet.

       Frau Beyer hatte die beiden jungen Männer seit längerer Zeit aufmerksam gemustert. Der ältere mochte so um die zweiundzwanzig Jahre alt sein, der jüngere wohl um die zwei Jahre weniger. Beide sahen gut aus, sportlich und liebenswürdig. Der ältere könnte was für unsere Tochter Sara sein, dachte sie insgeheim. Merkwürdig allerdings die Unsicherheit, wahrscheinlich aber nur in Gegenwart des Vaters.

       „Und was machen Sie, meine Herren?“ fragte Frau Beyer in einer Gesprächspause.

       „Wir studieren in Karlsruhe auf der Technischen Hochschule.“

       „Beide die gleiche Studienrichtung?“

       „Nein, ich studiere Maschinenbau und Michael studiert Elektrotechnik“

       „Dann werden Sie bestimmt eines Tages die Firma Ihres Vaters übernehmen.“

       „Ja, vielleicht, wenn wir gut sind. Jedenfalls möchte es Vater gerne.“

       „Und Sie?“

       „Ich wohl auch, aber ich hätte mir auch ein Medizinstudium vorstellen können“, meinte Andreas. „Mein Bruder Michael wollte eigentlich Soziologie studieren, aber Vater hielt das für brotlose Kunst.“

       „Ja, ja, die Väter, die haben immer ihre eigenen Pläne mit ihren Söhnen, nicht wahr mein Schatz?“ Frau Beyer warf einen vielsagenden Blick auf ihren Mann.

       „Man muss sie leiten und beraten, sie wissen oft noch gar nicht was sie wollen.“

       „Ich bin ganz Iihrer Meinung, Herr Beyer“, und Pauli nickte dabei zustimmend.

       „Man muss sie leiten. Nach dem Examen sollen sie in einer meiner Tochtergesellschaften, vielleicht in den USA oder England ihre ersten beruflichen Erfahrungen sammeln, anschließend kommen sie zu mir in die Zentrale, damit sie lernen, wie man ein Unternehmen erfolgreich führt“, sagte er in bestimmten Ton, der keinen Widerspruch duldete.

       Bei diesen letzten Worten war eine gespannte Atmosphäre eingetreten. Die Söhne erwiderten nichts und die anderen hielten sich aus Höflichkeit mit ihrer Meinung zurück.

       Dr. Johannes überbrückte die Stille und erzählte eine weitere Serie von Witzen, wobei die Christuswitze auf ein geteiltes Echo stießen. Etwas unvermittelt wandte er sich an Beyer.

       „Wie ich höre sind Sie Unternehmensberater, bei welcher Firma, wenn ich fragen darf“, fragte er mit leicht ironischem Unterton.

       „Ich bin Partner bei Kanders Management Consultants mit Sitz in Chicago.“

       „Das sind die Herren, die einen Haufen Geld verdienen indem sie ihren Klienten nach seiner Uhr fragen und ihm anschließend sagen, wie spät es ist.“

       Die Bemerkung war offensichtlich als Provokation gemeint, Beyer ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen.

       „Ja, Sie haben recht, es gibt tatsächlich Führungskräfte, selbst im Vorstand großer Aktiengesellschaften, die nicht wissen, was die Uhr geschlagen hat. Denen muss man dann helfen, die kritischen Zeiten zu erkennen.“

       „Wissen Sie denn immer wie spät es ist? Dann sind Sie sicher einer von diesen Super-Gurus?“

       „Nein, aber manchmal sehen Externe einige Dinge klarer, weil sie mehr Distanz haben und nicht durch die lange Zeit im Unternehmen betriebsblind geworden sind.“

       „Ich kann das mit der Betriebsblindheit nicht mehr hören, jeder Berater erzählt mir dasselbe.“

       „Wenn ich es richtig verstanden habe, dann sind Sie Rechtsanwalt?“

       „Ja, seit fast 40 Jahren!“

       „Aber dann sind Sie doch auch eine Art Berater?“

       „Das kann man nicht vergleichen, wir verhelfen unseren Mandanten zu ihrem Recht.“

       „Und wir Berater zu ihrem beruflichen Erfolg, das ist der Unterschied“, sagte Beyer mit gezügelter Aggressivität. Aber er versuchte sie zu unterdrücken, schließlich wollte er den bisher so harmonisch verlaufenden Abend nicht gefährden.

       Pauli vermittelte zwischen den beiden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Er kannte seinen Anwalt nur zu gut und wusste, wie zynisch er werden konnte, wenn er sich bedrängt fühlte.

       „Es ist wirklich schlimm, wie schlecht manche Konzerne geführt werden. Denken Sie beispielsweise an unser hoch gepriesenes Vorzeigeunternehmen im Ländle, unser Muster-Autobauer. Der jetzige Vorstandsvorsitzende ist ein Unglück für das Unternehmen. Auf unserer letzten Beiratssitzung berichtete Professor Bertram über eine Aufsichtsratssitzung bei Daimler, in dem der Vorsitzende in aller Offenheit wegen seiner Firmen- und Modellpolitik kritisiert worden war. Aber dieser Mann ist gegenüber anderen Meinungen völlig unzugänglich, hält sich für Deutschlands Vordenker Nummer eins und wirtschaftet den Konzern an den Rand des Abgrunds. Haben Sie mal für Mercedes gearbeitet?“

       „Ja, wir haben eine Logistik-Studie im Fahrzeug-Bereich gemacht. Es ging dabei um die Verbesserung des Lieferservice insbesondere im Ersatzteilwesen.“

       „Interessant, wir könnten sicher auch so eine Studie gebrauchen, ich höre von unseren Kunden immer wieder Klagen über fehlerhafte und unvollständige Lieferungen“, sagte Pauli.

      

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