Doppel-Infarkt. Arnulf Meyer-Piening

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Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening

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können mir ja mal Ihre Unterlagen schicken, am besten direkt an mich persönlich und vertraulich. Hier ist meine Geschäftskarte mit meiner Privatanschrift in Pforzheim. Ich will keine Unruhe im Unternehmen. Sie wissen ja, ein Berater bringt immer Besorgnis bei den Mitarbeitern mit sich. Wenn mein Bruder Fritz hört, dass ich einen Berater ins Haus hole, sieht der gleich rot.“

       „Ihr Bruder ist auch in Ihrem Unternehmen beschäftigt?“

       „Ja, beschäftigt ist der richtige Ausdruck, die Frage ist nur, was dabei herauskommt! Er leitet unsere größte Tochtergesellschaft.“

       Bayer las die Karte aufmerksam. Dr. Leopold Pauli war geschäftsführender Gesellschafter der Pauli GmbH & Co, KG mit Sitz in Pforzheim, sein Bruder Fritz war offenbar von ihm abhängig, möglicherweise aber auch umgekehrt. Beyer würde sich später Notizen über das Gespräch machen, wie er es bei ähnlichen Gelegenheiten immer tat. Man konnte nie wissen, wozu man die Information brauchen konnte. Der erste Kontakt war hergestellt, das weitere musste man abwarten. Er war sich sicher, dass früher oder später eine berufliche Verbindung hergestellt werden würde. Aber beunruhigend war dieser Rechtsanwalt Johannes. Er wollte offensichtlich den Berater aus einer engeren geschäftlichen Beziehung mit Pauli heraushalten. Aber warum? In welcher Beziehung standen die beiden miteinander? Es gab sicher eine Form der gegenseitigen Abhängigkeit.

       Madame Berliet unterbrach das Gespräch und erkundigte sich nach den Dessertwünschen: „Vous désierez un dessert? Nous avons ce soir un Mousse au Chocolat ou un Crème Caramel, excellants les deux. “ Die Entscheidung fiel schnell. Niemand konnte bei Mousse au Chocolat widerstehen. „Es ist sicher nicht vernünftig, aber wer kann schon immer vernünftig sein“, meinte Beyer. „Nun, Sie haben doch keine Gewichtsprobleme, was soll ich da sagen?“, seufzte Pauli.

       „Es sind nicht der Fette allein, es sind die Cholesterine, die verursachen die Probleme“, mischte sich Johannes ein.

       „Sie können ja morgen am Strand Joggen, dann ist wieder alles in Ordnung.“

       „Hoffentlich.“

       Der Abend wurde mit einem Kaffee und einem Cognac beschlossen. Dr. Pauli ließ sich die Bezahlung der Rechnung nicht nehmen. „Mit Dank für den schönen Abend und ihre Einladung in Ihrem Hause“ sagte er.“

       „Der Dank ist auf unserer Seite“, sagte Beyer.

       Man verabschiedete sich aufs Herzlichste.

       „Vergessen Sie nicht, Ihre Unterlagen zu schicken“, sagte Pauli. „Mache ich auf jeden Fall. Auf Wiedersehen und guten Flug.“

       Ein Taxi war gerufen worden und fuhr die Herren nach Fréjus zurück.

       Arnim und Elinor verbrachten noch ein paar traumhafte Tage an der Côte mit Schwimmen und Spaziergängen im Park von St. Tropez. Sie folgten immer wieder gern dem felsigen Küstenweg, auf dem man bis nach Marseille gehen konnte. Aber sie verweilten am Grab des Dichters Olivier: ‘Et respice finem‘, war auf dem Stein gemeißelt.

       „Sehr sinnreich“, sagte Arnim.

       „Was heißt das?“, ich war nie besonders gut in Latein.

       „Es ist der Schluss eines Zitats, welches aus der mittelalterlichen Sammlung Gesta Romanum stammt. Insgesamt heißt es ins Deutsche übertragen: Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende.“

       „Das sollten wir immer tun, jetzt zum Beispiel, indem wir zurückkehren.“

       Es war warm und sonnig, das Meer tiefblau, der Eukalyptus duftete und sie entspannten sich prächtig. An nächsten Tag fuhren sie zur Chartreuse de la Verne, einem alten Kloster oben im Maure Gebirge, um von dort Richtung La Mole zu wandern. Sie genossen von dort oben einen unvergleichlichen Blick auf die Bucht von St. Tropez und bis hinüber zu den Hyères Inseln. Viel zu schnell gingen die unbeschwerten Tage vorüber und sie mussten wieder zurück nach Hause fliegen. Diesmal verlief der Flug angenehm und problemlos.

       „Ich bin mal gespannt, ob wir den Pauli wieder treffen werden.“

       Beyer dachte nach: „Eine gemeinsame Segeltour wäre sicher interessant. Vielleicht ergibt sich später mal ein Beratungsauftrag, man kann nie wissen.“

       „Dann wirst du aber vorsichtig sein müssen, der Pauli scheint mir eine zwiespältige Persönlichkeit zu sein,“ gab Elinor zu bedenken, „freundlich jovial auf der einen Seite und radikal autoritär auf der anderen. So wie er mit seinen Söhnen sprach. Auf jeden Fall ist er schwer zu durchschauen, mit dem würde ich keine Segeltour machen wollen.“

       „Traust du ihm nicht?“

       „Doch, eigentlich schon. Ich finde ihn sympathisch, aber ich fühle mich in seiner Gegenwart – wie soll ich es ausdrücken – etwas unbehaglich. Er hat keine Segelerfahrung, aber er ist sehr beherrschend, das wird auch auf See nicht anders sein, das kann nicht gut gehen. Ich glaube nicht, dass er sich in ein Team einfügt und unterordnen kann, was aber an Bord eine Grundvoraussetzung ist.“

       Arnim stimmte seiner Frau zu, auch er konnte Pauli nicht richtig einschätzen: „Nun ja, es ist ja noch nichts entschieden. War auf jeden Fall ein netter Abend mit ihm und seinen Söhnen.“

       „Finde ich auch. Nette Kerle die beiden. Was meinst du? Wäre der ältere nicht etwas für unsere Tochter?“

       „Weiß nicht. Sarah wird sich ihren Mann lieber selber auswählen wollen.“

       „Nun, war ja nur ein kurzer Gedanke. Ist ja auch noch nicht aktuell.“

      3.

      Beobachtung auf der Bank

      Ich blickte gedankenverloren auf das junge Liebespaar, welches sich an den Wegesrand auf die Wiese gesetzt hatte. Sie hat Ähnlichkeit mit unserer Tochter Sarah, dachte ich. Ja, damals war sie noch nicht verheiratet gewesen, inzwischen hatte sie einen sehr netten jungen Mann geheiratet. Es war sicher gut, dass sie damals nicht einen der Söhne des Firmeninhabers geheiratet hatte, das heißt, eine Verbindung hatte gar nicht wirklich zur Debatte gestanden, denn niemand hatte einen ernsthaften Vorstoß in dieser Richtung gemacht. Nur sein Vater hatte bei einem Besuch in unserem Hause einmal versonnen vor ihrem Bild gestanden und voller Bewunderung gesagt: „Sie haben eine attraktive Tochter!“

      Wir konnten das nur bestätigen und ich dachte damals, dass sein ältester Sohn eigentlich ganz gut zu ihr passen würde. Damit hatte es allerdings sein Bewenden gehabt. Ja, seine Söhne: Was die wohl machen? Sie sollen in Amerika sein. Ob sie sich wohl von ihrem dominanten Vater freigeschwommen haben? Gut möglich.

      Ich erhob mich von der Bank vor dem ‘Steinernen Kreuz‘ und ging langsam den Weg hinunter zum Baldeney See, mit den vielen Segelbooten. Die Schritte fielen mir schwer. Ich fühlte meinen Herzschlag im Hals und im Kopf, meine Brust schnürte sich zusammen.

      ‚Ich werde mich entspannen‘, dachte ich, ‚ich darf

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