Håkon, ich und das tiefgefrorene Rentier (P.S. Fröhliche Weihnachten). Katie Volckx

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Håkon, ich und das tiefgefrorene Rentier (P.S. Fröhliche Weihnachten) - Katie Volckx

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Somit endet es in der Regel immer mit Herumknutschen vor der Haustür der Angebeteten. Verstehst du?«

      Ich prustete los. »Klar!«

      Schon beim Betreten der Küche am nächsten Morgen hatte Mami mich gebeten, dass ich am Tisch Platz nehmen solle. Für gewöhnlich half ich ihr beim Eindecken. Doch heute war der Tisch bereits eingedeckt.

      Was ging hier vor sich? Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen? Eine Frage, die ich dringend stellen sollte, denn es schien wichtig zu sein. Doch vor meiner ersten, Lebensgeister erweckenden Tasse Kaffee wagte ich wichtige Fragen lieber nicht zu stellen.

      Besagter Kaffee wurde gerade in eine überdimensionale Tasse vor mir eingefüllt. Von Yva! Das war wirklich gruselig. Normalerweise war ich diejenige, die die Jüngste im Bunde bediente. Doch heute war alles anders.

      Yva setzte sich mir gegenüber, zog ihren Stuhl unnatürlich dicht an den Tisch heran, legte die Arme vor sich ab, verlagerte ihr Gewicht nach vorn, starrte mich mit weiten, fragenden Augen an und schmunzelte.

      Ich nahm meine Tasse auf und trank um mein Leben. Vielleicht würde mir ja eine Backpfeife aus diesem schlechten Film heraushelfen?

      Erst als ich den Becher geleert und ihn wieder abgestellt hatte, riskierte ich es und wollte wissen: »Hast du ein Gespenst gesehen oder weshalb guckst du so beknackt?«

      Auf der Stelle quasselte sie los, als hätte sie nur auf das Startsignal gewartet. »Wer war der Kerl?« Sie setzte ihr niedlichstes Augenklimpern auf. Das tat sie immer, um zu bekommen, was sie wollte.

      Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie meine Familie von dem Abendessen mit Håkon wissen konnte, aber da sie es nicht von mir erfahren hatten, stand es mir auch zu, mich dumm zu stellen. »Welcher Kerl?«

      »Tu doch nicht so.«

      Sowohl Mami als auch Papi, der gerade eben mit seiner morgendlichen Dusche fertig geworden war, gesellten sich zu uns. »Und, wer ist nun dieser geheimnisvolle Typ?«, hakte auch er ohne langes Federlesen nach, nicht wissend, dass Yva bereits dieselbe Frage gestellt hatte und fieberhaft auf die Antwort wartete.

      »Linnéa simuliert Ahnungslosigkeit«, zischelte meine kleine Schwester beleidigt. Wetten, dass sie es jetzt zutiefst bedauerte, dass sie mir eine kleine Gefälligkeit erwiesen hatte? Und da der Kaffee bereits in meine Blutbahn gelangt war, konnte sie ihn mir aus Frust nicht mal mehr wieder wegnehmen.

      »Woher wisst ihr überhaupt von ihm?«

      »Ha!«, kreischte Yva mit einem Mal und schlug mit der flachen Hand so kräftig auf die Tischplatte neben ihrem Teller, dass alles, was sich an Geschirr darauf befand, klirrte. »Hab ich es doch gewusst!«

      Nicht nur ich, auch Mami und Papi fuhren heftig zusammen. »Yva, Kleines, nimm dich zusammen. Das ist doch kein Grund, gleich hysterisch zu werden«, rief Papi sie zur Ordnung.

      »Wie bitte? Das soll kein Grund sein, hysterisch zu werden?«, drückte sie ihre Verwunderung wohl leiser, dafür unerträglich schrill aus. »Linnéa ist neunundzwanzig, ging gerade mal mit drei Jungs, die spätestens nach zwei Monaten die Biege gemacht haben, weil sie sie nicht rangelassen hat, und du sagst, das sei kein Grund, hysterisch zu werden, wenn sie ein Date mit einem Typen hat? Das hat ein Seltenheitswert!«

      »Das hat Intelligenz auch!«, murmelte ich.

      »Wie bitte?«, fragte Yva, da sie mich nicht verstanden hatte oder mich nicht hatte verstehen wollen.

      »Ich kann es nicht leiden, wenn jemand in der dritten Person über mich redet, obwohl ich anwesend bin.«

      »Das habe ich doch nur getan, weil ich auf Papis Gesagtes eingehen wollte.«

      »Mag sein, aber ...«

      »Du reagierst doch nur so sensibel, weil du in der Kritik stehst.«

      »Also stehe ich in der Kritik, weil ich Pech in der Liebe habe und noch nicht verheiratet bin und keine Kinder habe? Ist das als Norm in irgendeinem Gesetz verankert, dass es Kritik überhaupt rechtfertigt, oder was?«

      »So hat sie das doch gar nicht gemeint ...«

      »Nein, nein, Papi, ich will das jetzt genau wissen: Mal angenommen, ich würde mich dazu entschließen, Nonne zu werden, würde ich somit in gleicher Weise in der Kritik stehen wie jemand, der Steuern hinterzieht oder Kokain schnupft oder Leute abschlachtet – also jemand, der wirklich etwas Schlimmes verbrochen hat? Ich meine, sollte Kritik nicht genau daraus entstehen? Aus etwas Schlimmen?«

      »Du übertreibst maßlos«, verteidigte sich Yva. »Man beurteilt einen Mörder nicht, man verurteilt ihn. Es gibt da schon einen Unterschied.«

      »Es gäbe dennoch nichts daran zu bemängeln, wenn ich ins Kloster ginge.«

      »Was hast du plötzlich mit dem Kloster? Strebst du an, in eines zu gehen?«, war Papi alarmiert.

      »Spinnst du? Natürlich nicht!«

      »Warum bleibt ihr dann nicht einfach beim Thema?« Genervt warf er sich in die Lehne des Stuhls zurück und strich sich durchs nasse Haar.

      Er hatte es leger nach hinten gekämmt. Für sein Alter hatte er bewundernswert volles Haar. Und sowieso war er eine attraktive Erscheinung. Genauer gesagt sah er Harrison Ford zum Verwechseln ähnlich. Schon als kleines Kind hatte ich da einiges durcheinandergebracht. Mami erinnerte sich zu gern an das erste Mal, als ich ›ihn‹ im Fernsehen gesehen hatte, und zwar im ersten Teil von Indiana Jones. Ich war vom Sessel hochgefahren, hatte mir fassungslos die Augen gerieben und vollkommen aufgelöst geschrien: »Da! Papi!« Minutenlang hatte ich mit ausgestrecktem Arm auf den Bildschirm gezeigt und den Mund nicht mehr zubekommen. Ja, ich war fast geplatzt vor Stolz und Euphorie, als ich noch total davon überzeugt gewesen war, dass mein Papi in Wirklichkeit ein gefeierter Hollywood-Star war. Damals hatte ich auch noch geglaubt, Hollywood läge nur eine Stunde Fahrtweg von uns entfernt. (So lange hatte Papi immer mit dem Auto zur Arbeit benötigt.)

      »Da du gestern Abend zwei Stunden später als gewöhnlich nach Hause gekommen bist, hat Yva den Schluss gezogen, du wärst mit einem Mann aus«, erklärte Mami mit samtweicher Stimme, um Gas aus der explosiven Stimmung zu nehmen. »Und dass du nach wie vor ohne große sexuelle Erfahrung und praktisch Dauersingle bist, ist doch nur die Wahrheit, so unbequem sie auch sein mag.«

      »Ich finde sie ganz und gar nicht unbequem. Ihr macht etwas Negatives daraus, nicht ich! Ich spare mich eben für den Richtigen auf.«

      »Wie kannst du wissen, dass Flóki nicht der Richtige gewesen ist? Du hast ihn doch praktisch vergrault, noch ehe er sich beweisen konnte«, hielt Yva mir enttäuscht vor.

      Flóki war mein erster fester Freund gewesen. Mit neunzehn hatte ich ihn kennengelernt. Bald darauf gingen wir miteinander, jedoch mehr als nur lausige zwei Monate. Unsere Beziehung hielt mehr als ein Dreivierteljahr. Und ich hatte ihn weiß Gott nicht vergrault, es sei denn, ein Ehebund war das Furchtbarste, was ein Mann sich nur vorstellen konnte. Dann könnte der Vorschlag, sich trauen zu lassen, ihn eventuell sehr wohl vergraulen. Doch ich war nicht davon ausgegangen, dass es ihn schon allein bei der Vorstellung an eine feste Bindung kalt überlief. Ich hatte ihn noch beschwichtigen wollen, indem ich die Idee widerrufen hatte, doch damit hatte ich bei ihm auch nichts mehr bewirken können. In diesem Moment war ihm nämlich ein für alle Mal klar geworden, an was für Voraussetzungen ich ein gemeinsames Sexualleben geknüpft hatte. Er hatte

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