Håkon, ich und das tiefgefrorene Rentier (P.S. Fröhliche Weihnachten). Katie Volckx

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Håkon, ich und das tiefgefrorene Rentier (P.S. Fröhliche Weihnachten) - Katie Volckx

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keinen der anderen beiden erwähnt hatte, resultierte aus dem ungewöhnlich guten Verhältnis zu Flóki. Darum hielten sie noch heute den Kontakt, wenn auch überwiegend schriftlich, da er bereits ein Jahr nach unserer Trennung aus beruflichen Gründen seinen Wohnsitz gewechselt hatte und nicht mehr so ohne Weiteres erreichbar war.

      »Ich wusste ja schon immer, dass du nachtragend bist, aber so sehr? Überspannst du nicht doch allmählich den Bogen?«, merkte ich an. »Und überhaupt, wie kommst du plötzlich auf ihn? Er ist Geschichte!«

      »Du weißt doch ganz genau, wie gern ich ihn habe.«

      »Ja, aber neun Jahre ist eine lange Zeit. Für dich offensichtlich zu wenig, um über ihn hinwegzukommen.«

      »Na und?!«

      »Dann krall du ihn dir doch, wenn er dir so sehr fehlt.«

      »Soll das ein Witz sein? Der ist steinalt!«

      »Er ist so alt wie ich«, rief ich empört. Streng genommen war er ein Jahr älter als ich.

      »Na, sag ich doch!«

      »Könntet ihr eure sinnlose Diskussion auf ein andermal verschieben? Ich würde jetzt gern in aller Ruhe frühstücken«, erklärte Mami und seufzte dramatisch auf.

      »Meinetwegen«, tat ich gleichgültig.

      Yva fiel es viel schwerer, abzulassen. »Aber wir haben das mit dem Kerl von gestern Abend noch gar nicht geklärt.«

      »Das hast du dir selbst zuzuschreiben, wenn du mir lieber Vorträge über mein verkorkstes Leben hältst und alte Kamellen hervorkramst.« Ich schnappte mir eine Scheibe Brot aus dem Füllkörbchen. Wegen des ganzen Geredes an diesem Morgen blieben mir nun nur noch lächerliche zehn Minuten, um das Brot, das hartgekochte Frühstücksei und zwei weitere Tassen Kaffee herunterzuschlingen, bis ich zur Arbeit musste. Für Leute wie Yva oder Papi oder andere Familienmitglieder wäre das überhaupt kein Akt gewesen, aber ich verabscheute Hektik, besonders dann, wenn sie am frühen Morgen stattfand.

      »Jetzt sag schon, hast du nun was mit dem am Laufen?«, ignorierte sie einfach die Fakten.

      »Er heißt übrigens Håkon und wir sind bloß Arbeitskollegen«, behauptete ich steif und fest, damit sie endlich Ruhe gab.

      »Wer soll dir das bitteschön abkaufen?«

      Stöhnend platzte ich vom Stuhl, sackte mein mit braunem Käse belegtes Brot und das noch ungeöffnete Ei ein und flüchtete auf den Flur. Dort klemmte ich mir das Brot zwischen die Zähne, um mir meinen Mantel ungehindert überwerfen zu können. Das Ei verstaute ich in der Seitentasche des Mantels und die Mütze, den Schal und die Handschuhe sammelte ich in null Komma nichts einhändig ein. Bis zum Auto waren es schlappe fünfzehn Schritte, und diese würde ich auch locker ohne winterfeste Klamotten am Leib überleben.

      »Das ist aber nicht gesund, was du da tust«, rief Mami mir hinterher.

      »Gesünder als mit Yva am selben Tisch zu sitzen ist es allemal!«, widersprach ich eher undeutlich, denn meine Zähne steckten noch immer in dem Brot fest.

      »Bist du denn heute Abend pünktlich daheim? Wir haben uns nämlich vorgenommen, das Chaos im Keller zu beseitigen.«

      »Ja, ja«, entgegnete ich heiter, zog die Tür von außen rasch ins Schloss und brummelte: »Keller! Ohne gescheiten Grund würde keiner der geladenen Gäste dort heruntergehen, Herrgott.« Doch nötig hatte er es.

      Drei

      »Seit dem Abendessen hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet«, beklagte ich mich tags darauf via Handy bei Mailin im Flüsterton. Sie war meine Herzensfreundin und die Einzige, vor der ich keine Geheimnisse hatte. »Und als wäre das nicht schon traurig genug, verspätet er sich heute auch noch ganz zufällig.« Genauer gesagt war er drei Stunden über die Zeit. Das war ihm noch nie passiert.

      »Du bewertest das über. Warum nimmst du das so persönlich? Ich meine, er ist viel zu verantwortungsbewusst und würde das Berufliche niemals unter seine privaten Angelegenheiten stellen, ganz egal, ob er sich davor scheut, dir über den Weg zu laufen. Und auch dafür gibt es ja keinen Grund. Erinnerst du dich denn etwa nicht mehr? Alles verlief reibungslos bei eurem Abendessen.«

      »Natürlich erinnere ich mich noch daran.«

      »Na bitte!«

      Ich warf einen kurzen prüfenden Blick auf meine Armbanduhr, um das Ende meiner zehnminütigen Pause nicht zu verschlafen. Ich hatte mich auf der Toilette verbarrikadiert, weil das der einzige Ort war, an dem man Ruhe und Privatsphäre fand. Es war nicht einmal unappetitlich, denn nicht nur im Laden, auch hier hing dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr die weihnachtliche Duftmischung aus Zimt und Zitrusfrüchten in der Luft statt der beißende Geruch von Klostein und Urin.

      »Und wenn er nur höflich sein und mir nicht sagen wollte, dass er sich mit mir zu Tode gelangweilt hat?«

      »Gütiger Himmel, Linnéa! Manchmal glaube ich wirklich, du machst das mit voller Absicht.«

      »Was meinst du damit?«

      »Dass du, kaum nähert ihr euch an, Gründe suchst, wieder zu mauern.«

      »Irrtum! Ich freue mich über jeden Schritt nach vorn.«

      »Dann gewöhn es dir ab, ihm Dinge zu unterstellen. Du weißt ganz genau, dass er perfekt ist. Aus diesem Grund hast du auch Feuer gefangen.«

      Exakt, er war perfekt. Aber niemand war perfekt. Und erst recht kein Mann. Ausgenommen wenn er homosexuell war. Oder mein Vater. Doch egal wie oft ich es drehte und wendete, ich konnte einfach nichts Übles an Håkon finden. Er war alles, was sich eine Frau nur wünschen konnte.

      Neben in sich ruhend, humorvoll, pünktlich und charmant, war er auch kommunikativ, intelligent, galant, verständnisvoll, spontan und lebensfroh. Obendrein hatte er ein unverkennbares Erscheinungsbild. Es war weniger adonisch als vielmehr apart. Seine hellgrauen Augen zogen mich wie eine Spirale in sich hinein und umklammerten mich fest, sodass es kein Entkommen gab. Darum vermied ich es, ihm allzu oft direkt hineinzublicken. Zwar fielen sie leicht ab, doch es lag so viel Wärme in seinem Blick, dass es mich an manchen Tagen richtig schmerzte, weil ich ihn nicht Mein nennen durfte. Und sein Lächeln war einzigartig. Genau genommen glich es eher einem Schmunzeln. In vielen Fällen wirkte er verlegen dabei. Für ihn war das Fluch und Segen zugleich. So konnte er Frauen, die ihm gefielen, leicht um den Finger wickeln, doch Frauen die ihm nicht gefielen, missinterpretierten den Gesichtszug am laufenden Band. So wie ich!

      Wenigstens war ich trotz blonder Haarpracht kein kleines Dummchen und mir dessen bewusst. Also litt in mich hinein, statt ihm schamlos auf den Pelz zu rücken. Nun, über ein bisschen Würde verfügte ich schon noch!

      »Ich sollte aufhören, mir Hoffnungen zu machen. Er erwidert meine Gefühle nicht. Und wenn er es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht tut, wird er es niemals tun.«

      »Mach dir doch nichts vor, Süße. Solange du Gefühle für ihn hast, wirst du die Hoffnung nicht aufgeben können. Das ist quasi miteinander verknüpft.«

      »Dann sollte ich schleunigst dafür sorgen, dass sich das ändert. Wollen wir uns am Samstag amüsieren und Jungs aufreißen gehen? Für mich, meine ich?« Denn Mailin war ja längst in festen Händen. Nicht nur das, auch Mutter einer zuckersüßen Tochter.

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