Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer
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Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Muspelheim - Alexandra Bauer страница 5
Thor knurrte widerstrebend und wieder war es Sif, die ihren Gatten sanft, aber bestimmt auf seinen Platz zog.
„Wir verwehren niemandem das Gastrecht“, erinnerte sie.
Der Wardone blickte in die Runde, dann setzte er sich. Thea konnte über das Verhalten der Asen nur staunen. Tom rückte unwohl in seinem Stuhl zurück, als sich der Krieger auf den freien Platz zu seiner Rechten niederließ. Er leerte einen Becher und bediente sich an den Speisen, während er die Anwesenden schweigend betrachtete.
„Richte deiner Herrin aus, dass es auch für sie ein schlechtes Ende nehmen wird, wenn sie ihren Entschluss nicht überdenkt“, sprach Odin nach einer Weile.
„Das Totenreich wird es immer geben“, erwiderte der Wardone, leerte einen zweiten Becher und erhob sich. „Aber ich werde ihr deine Worte überbringen.“ Sein Blick fiel auf Thea. „Vielleicht ließe sie sich besänftigen, wenn ihr ...“
Nun sprang Wal-Freya auf. „Vergiss es! Hel irrt, wenn sie glaubt, dass sie einen Anspruch auf Thea hat.“
Ein dünnes Grinsen huschte um den gestutzten Bart des Kriegers. „Ist es das Schwert, das ihr fürchtet zu verlieren oder den Menschen?“
„Beides“, antwortete Odin für Wal-Freya. „Thea wird in Asgard bleiben. Darüber werde ich nicht verhandeln.“
Ein Blitz fuhr durch Theas Körper. In Asgard bleiben, hallte durch ihren Kopf. War es das, was Odin plante? Hatte er sie deshalb nicht nach Midgard zurückgehen lassen? Er hatte gesagt, er wäre um ihr Wohlbefinden besorgt. Natürlich stand Kyndills Sicherheit für ihn im Mittelpunkt. Das Schwert durfte nicht in falsche Hände geraten. Nur sie war in der Lage es zu führen – und Loki, wie alle seit ihrem Abenteuer in Hel wussten. Noch immer waren Thea die Auswirkungen der Ereignisse in Hel auf ihr Dasein nicht ersichtlich. Von einem auf den anderen Tag wusste sie nicht mehr, wohin sie gehörte. Nach Hel? Nach Midgard?
„Mach dir keine Sorgen“, drang Wal-Freyas Stimme in ihren Geist. „Wir werden die Dinge richten und du wirst bald wieder bei deiner Familie sein.“
„Es klang so endgültig“, erklärte sich Thea.
„Hier in Asgard hat Hel keine Macht über dich. Deswegen bist du hier. Wir wollen weder dich, noch Kyndill an die Totenwelt verlieren.“
Der Wardone verneigte sich leicht. „Habt Dank für eure Gastfreundschaft. Es wird nicht viel Zeit verstreichen, bis wir uns wiedersehen.“
Das Tafelgeschirr erzitterte, da Thor die Tischkante umklammerte und gegen die Wut kämpfte, die in ihm aufkochte. Ungeachtet dessen machte der Wardone kehrt und verließ in Heimdalls Begleitung die Halle.
Odin überblickte die Anwesenden, dann ließ er sich auf seinen Sitz nieder.
„Loki scharrt also eine Armee von Toten um sich“, knirschte Tyr.
„Die Weissagung nimmt Gestalt an“, fügte Saga hinzu.
Odins Auge richtete sich auf seine Frau. „War es das, wovon du sprachst?“
„Ragnarök war uns nie so nah wie in diesem Augenblick“, antwortete Frigg unheilvoll.
„Das ist doch viel zu früh, oder nicht?“, japste Tom.
Frigg nickte stumm.
„Das müssen wir verhindern!“, rief Juli.
„Ich will nicht, dass meiner Familie etwas passiert“, stimmte Thea zu. „Egal was zu tun ist, ich werde es wagen. Der Wardone sagte, Loki sammelt die Toten. Er ist also noch in Hel. Wir gehen zurück und legen ihm endgültig das Handwerk!“
Odin seufzte. „Das wird nicht gelingen.“
„Klingt, als willst du das Feld räumen“, staunte Thor.
Odin schüttelte den Kopf und richtete sein Auge auf Thea. „Mit dem, was ich tat, habe ich die Zukunft nie verändert, auch wenn du das glaubst.“
„Das ist richtig“, flüsterte Thea. „Wir alle haben sie verändert. Stück für Stück. Mit unserem Plan, Ragnarök zu verhindern, haben wir es auf die Spitze getrieben. Weil wir nach Hel gegangen sind, ist Ragnarök kein fernes Ereignis mehr. Mit unserem Versuch, Balder zu befreien, haben wir die Tötengöttin gegen uns aufgebracht – und nicht zuletzt ich, weil ich vor ihr geflohen bin. Deswegen lässt sie Loki jetzt gewähren.“
Gefjon schüttelte zeitgleich mit Wal-Freya und Frigg den Kopf. „Es war richtig, dass du dich ihrem Zugriff entzogen hast. Nicht auszudenken, wenn du und Kyndill in ihre Gewalt geraten wärt. Du trägst keine Schuld. Ragnarök rückte an jenem Tag näher, da Loki sein Schicksal abwandelte.“
„Wir legen ihm das Handwerk! Ohne Wenn und Aber!“, beharrte Juli.
„Es muss eine andere Lösung geben. Auf diese Weise haben wir es zu oft versucht, er schlüpft uns nur wieder durch die Finger“, widersprach Thor.
„Es ist zu viel geschehen, als dass die Gefangennahme Lokis das Gefüge wieder ins Lot rücken wird“, bestätigte Frigg.
„Soll heißen?“, fragte Tom zerknirscht.
Tyr brummte. „Es ist bereits zu viel geschehen. Ragnarök ist nah, obwohl die Zeit dafür noch nicht gekommen ist. Wir müssen unseren Weg weiterverfolgen und es aufhalten. Wie wir jetzt wissen, liegt die Lösung nicht in der Befreiung Balders.“
„Aber worin sonst? Wenn sich Loki zu fangen als aussichtslos erweist, bleibt uns nichts anderes als Balder zu befreien!“, rief Ullr.
„Es gibt noch eine Sache, die wir versuchen können“, brummte Odin.
Alle blickten auf den Allvater.
Odin wartete lange, ehe er antwortete: „Mehrere Ereignisse erschüttern die Welt an Ragnarök. Aber Muspels Söhne sind es, die sie vernichten werden. Der Völva nach schwingt Surtr sein Flammenschwert und entfacht damit einen Feuersturm, der sich gierig über alle Welten frisst, bis dieser sie verzehrt.“
„Ein zweites Flammenschwert? Das ist ja verrückt“, sagte Tom mit zu viel Begeisterung, wie Thea fand.
Bedächtig nickte Odin. „Ja, ein zweites. Wir sollten unseres dazu benutzen, um das andere zu zerstören.“
„Das ist doch verrückt!“, wehrte Wal-Freya ab. „Was soll Kyndill gegen Surtalogi bewirken?“
„Feuer bekämpft man mit Feuer. Vielleicht hat uns das Schicksal Kyndill nur für diesen Zweck in die Hand gespielt“, erwiderte Odin.
Wal-Freya schnappte nach Luft, Thor hingegen sprang auf. „Seit Jahren rede ich davon! Lasst uns diese Feuerriesen endlich in die Schranken weisen.“
„Und wie sollen wir das anstellen? Wir schaffen es niemals, ungesehen nach Muspelheim zu reisen“, protestierte Wal-Freya.
„Um Ragnarök zu verhindern, bleiben uns nicht mehr viele Optionen“,