Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Muspelheim - Alexandra Bauer страница 8

Die Midgard-Saga - Muspelheim - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

Скачать книгу

war ein Scherz“, stellte er fest.

      „Natürlich!“ Juli zwinkerte. „Aber es hat funktioniert. Es hat sie abgelenkt.“

      Thea seufzte. „Ich kann nichts dafür. Ich vermisse meine Familie. Wir reisen schon wieder fort und sie werden weiterhin auf uns warten. Habt ihr denn nie Sehnsucht nach euren Eltern?“

      Juli zuckte mit den Schultern. „Ab und zu ein bisschen. Aber da sind wir eben anders. Im Gegensatz zu dir habe ich Eltern, die ohnehin kaum zu Hause sind. Ich bin nicht so eng mit ihnen wie du mit deiner Familie. Und jetzt aufstehen! Du wirst dich ein wenig von Thor ablenken lassen. Er hat dich einbestellt.“

      „Das ist lieb. Sag ihm, er soll mir nicht böse sein, aber bis wir aufbrechen, möchte ich hierbleiben. Außerdem bin ich nicht hungrig.“

      „Das sagst du ihm schön selbst. Er ist im Stande und schickt mich die Treppe noch einmal runter“, versetzte Juli.

      Baba Jaga kicherte. „Du hättest Juli mal fluchen hören sollen, bevor sie sich endlich in Bewegung gesetzt hat.“

      „Ja! Und ihr Gesicht, als sie Thor mit seinem Wagen hat davonfahren sehen“, gluckste Tom.

      „Er ist weggefahren?“, staunte Thea.

      Juli zuckte mit den Schultern. „Ja. Er sagte allerdings, er sei gleich wieder da und bis dahin sollst du in Thrudheim sein.“ Sie beugte sich zu ihrer Freundin hinunter und stieß ihr sachte mit der Faust auf den Arm. „Nun komm!“

      Mit einem Lächeln erhob sich Tom und half Thea auf. Ohne Gegenwehr schloss sie sich ihren Freunden an.

      Ihr Weg führte sie die goldene Treppe hinauf, neben der sich die Götterpaläste zu einem einzigen Gebilde verwoben. Thrudheim, der Ort, an dem Thors Palast Bilskirnir stand, offenbarte sich erst hinter einem dichten Tannenwäldchen. Die Freunde waren den Weg schon so oft gegangen, dass es ihnen keine Mühe machte, den versteckten Pfad zu finden. Die weite Hügellandschaft, die dem Wald folgte, mischte sich mit vielen kleinen Schonungen, über die sich weithin sichtbar der goldene Weg zu Thors Halle schlängelte. Als sie das leuchtende Gebäude mit dem reetgedeckten Dach erreichten, klopfte Juli an die Tür. Ohne auf ein Zeichen von innen zu warten, trat sie ein. Sie waren gern gesehene Besucher in Asgard und das Ausharren auf Einlass hatte man ihnen rasch abgewöhnt.

      Sif stellte gerade eine Fleischplatte auf der großen Tafel ab. Lächelnd schaute sie von ihrer Arbeit auf und begrüßte die Ankömmlinge. Seufzend überschaute Thea die Speisen. Sie hatte Recht behalten. Natürlich hatte Thor zum Festmahl gerufen. Röskva und Thjalfi bestätigten den Verdacht, als sie weitere Köstlichkeiten auf dem Tisch anrichteten. Nicht ohne die drei zusätzlichen Gedecke außer Acht zu lassen, nahm Thea Platz. Vielleicht erwartete Thor seine Kinder Magni, Modi und Thrud. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf ihre Fylgja gelenkt, da sich diese unvermittelt schnurrend und leise maunzend an der Haustür rieb.

      Juli setzte sich neben ihre Freundin und knuffte ihr in die Seite. „Und das wolltest du dir entgehen lassen!“

      Die sich öffnende Tür nahm Thea die Antwort von den Lippen. Mit einem breiten Grinsen trat Thor ein. In seiner Begleitung befand sich ein blonder Junge, dessen Kleider sofort verrieten, dass er aus Midgard stammte. Er trug Jeans, Sneakers und einen Pullover. Kurz hinter ihm erschienen eine Frau und ein Mann. Fröhlich stieß die Fylgja ihr Köpfchen an die Beine der Ankömmlinge. Thea glaubte ihren Augen kaum. Quiekend sprang sie auf und stürzte ihren Eltern in die Arme. Eine Woge des Glücks umfing sie. Niemals hätte sie diese Begegnung für möglich gehalten.

      „Und wo ist der Rest?“, beschwerte sich Juli. „Hast du nur Theas Eltern mitgebracht?“

      „Deine sind an einem Ort, den die Menschen Malaysien nennen. Ich wäre nicht rechtzeitig vor unserem Aufbruch zurückgewesen. Außerdem habt ihr beide nicht den Eindruck gemacht, dass es euch so wichtig ist.“

      „Selbstverständlich wäre es das! Na ja, irgendwie ist es auch wieder typisch, wie immer sind sie nicht zu Hause.“

      Thor lachte erheitert und nahm Platz.

      Die Familie öffnete den Kreis. Einladend winkte Theas Mutter den Jungen heran, der die Szene still beobachtete.

      „Komm zu uns, Mats. Das ist deine Schwester!“

      Thea durchfuhr ein Blitz. Die Ähnlichkeit des Jungen mit ihrem kleinen Bruder war nicht von der Hand zu weisen, doch er war um wenigstens zwanzig Zentimeter gewachsen. Er wirkte so viel älter, zudem schien er keine Erinnerungen mehr an sie zu haben.

      „Was hat das zu bedeuten?“, flüsterte Thea. Sie ahnte die Antwort bereits, wagte aber nicht, den Gedanken weiter zu führen.

      Thor brummte abwehrend.

      „Es sind zwei Jahre vergangen“, sagte ihre Mutter mit erstickter Stimme.

      Erschrocken legte Thea die Hand über den Mund. Ihr Vater drückte sie an sich, als sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Du kannst nichts dafür“, wisperte er und gab ihr einen Kuss aufs Haar.

      Sif trat heran. „Komm Mirjana, setz dich zu uns, oder möchtest du, dass ich dich Ilona nenne?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Das ist in Ordnung.“

      Thea musterte ihre Mutter. Auch Wal-Freya sprach von ihr niemals als Ilona. Möglicherweise hatten die nordischen Götter Gefallen an ihrem Zweitnamen gefunden.

      Sif nickte und deutete auf die Plätze an der Tafel. „Setzt euch alle, wir haben nicht viel Zeit, doch wir können ein paar Fragen aus dem Weg räumen und über Vergangenes sprechen.“

      Thea löste sich aus der Umarmung und kniete zu ihrem Bruder nieder. Behutsam ergriff sie seine Hände. „Erkennst du mich denn gar nicht?“

      „Wir haben ein Bild von dir im Wohnzimmer stehen. Mama und Papa haben immer von dir gesprochen. Sie haben mir aber nie gesagt, wohin du gegangen bist.“ Sein Blick fiel auf Kyndill.

      „Das hätte auch eher an ein Märchen erinnert“, antwortete Thea betrübt. Sie sah zu ihrem Vater. „Zuletzt waren wir in Hel ...“ Lokis Worte drangen in ihr Gedächtnis. „Er hatte Recht. Loki sagte, der Strom der Zeit würde ihn Hel anders verlaufen.“ Sie warf einen Blick zu Tom und Juli, die diesen erschüttert erwiderten.

      „Thor sagte, es ist noch nicht so weit, dass ihr zurück nach Midgard kommt“, flüsterte ihre Mutter.

      „Setzt euch!“, erneuerte Sif ihre Aufforderung. Sie kam heran, nahm sanft die Hand der Mutter und führte sie an den Tisch. Die Fylgja blieb mit zufriedenem Blick zurück und rollte sich zum Schlafen vor der Tür ein.

      Mirjana Helmken schloss Juli und Tom in die Arme, bevor sie neben Juli Platz nahm. Thea setzte sich zu ihr, gleich dann folgte ihr Vater. Auch er ließ sich nicht nieder, ohne zuvor Juli und Tom zu begrüßen. Etwas verhalten rückte Mats an den Tisch. Seine Achtsamkeit ruhte auf Thor, der ihm freundlich zuzwinkerte.

      „Keine Sorge, Junge. In Asgard brauchst du nichts und niemanden zu fürchten.“

      „Zwei Jahre, Thor?“, wiederholte Thea mit Schrecken. Sie griff nach dem Arm ihrer Mutter. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich ihre Eltern in der Zeit gefühlt hatten. „Wie ist das möglich?“

      Thor

Скачать книгу