Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer
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„Aus Svartalfheim“, antwortete Wal-Freya.
„Oh wow! Den willst du Thea wirklich anvertrauen?“
„Haha!“, erwiderte Thea langgezogen.
„Wir sollten Wetten annehmen, wie lange sie diesmal braucht, um ihn kaputt zu machen“, nahm Tom die Vorlage an.
„Ihr seid doof! Alle beide.“ Thea streckte ihnen grinsend die Zunge raus.
„Geht jetzt rüber und macht euch aufbruchbereit“, befahl Wal-Freya. „Lass den Rock da, Thea, ich fülle ihn neu auf.“
Thea war die Einzige, die sich während des Aufenthalts in Asgard nicht von ihrem Schwert getrennt hatte. Alle Rüstungsteile lagerten aber in dem Zimmer, das sie und ihre Freunde in Folkwang bezogen hatten. Sie hob den Gürtel an, löste den Knoten, mit dem das Kleidungsstück um ihre Hüfte befestigt war, und reichte es Wal-Freya. Aufgeregt hasteten Juli und Tom voraus. Nur Thea verharrte. Die Fylgja hob ein Augenlid und beobachtete die Situation, ehe sie weiterschlief.
„Magst du mitkommen, Mats?“, fragte Thea ihren Bruder.
Die Freude, mit der sich das Gesicht des Jungen füllte, ließ Theas Herz schneller schlagen. Rasch stand er auf und begleitete sie in den Nebenraum. Fasziniert sah er zu, wie seine Schwester, Juli und Tom ihre Tuniken über den Kopf zogen und sich gegenseitig in die Kettenhemden halfen. Er berührte Toms Schwerter und trat ihm nach mehrmaliger Aufforderung gegen die Beinschiene. Mit gespieltem Schmerz fiel Tom zu Boden, worauf sich Mats übermütig auf den Jugendlichen warf. Die Mädchen beobachteten lachend, wie Tom nach Gnade flehend Arme und Beine ausstreckte. Schließlich packte Thea ihren Bruder und stellte ihn neben Tom ab.
„Großartig gemacht“, lobte Thea ihn. Sie streckte ihm die Faust entgegen, welche Mats stolz mit der eigenen antippte.
„Unglaublich“, bestätigte Juli. „Wenn du so weiter machst, kannst du uns bald begleiten.“ Auch sie stieß ihre Faust gegen die von Mats, als ein Räuspern ihre Aufmerksamkeit zur Tür lenkte. Theas Eltern standen darin.
Mit einem von stiller Traurigkeit begleitetem Lächeln, erwiderte Mirjana Helmken: „Ein Kind in der Ferne reicht mir völlig.“
„Da haben Sie wohl Recht“, stimmte Juli zu.
Wal-Freya trat zwischen die Eltern und legte ihre Hände auf deren Schultern. „Wenn wir erfolgreich sind, werdet ihr sie schon in Kürze wieder in die Arme schließen. Diesmal scheitern wir nicht.“
„Das hoffen wir“, seufzte Herr Helmken.
„Keine Sorge, Thorsten. Unser aller Schicksal liegt in den besten Händen. Seid fröhlich und dankbar. Wir werden niemals vergessen, was eure Familie für all das auf sich genommen hat. Noch eure Kinder und Kindeskinder werden von den Göttern beschützt sein.“ Sie schob sich zwischen den beiden hindurch. Flink leerte sie einen Beutel in Theas linker Hosentasche. „Mondsand“, erklärte sie einsilbig, legte das Säckchen zur Seite und füllte den Inhalt eines anderen in die zweite Tasche. Nun lächelte sie. „Muttererde aus Wanaheim.“ Sie öffnete Theas Gürtel und reihte einige Beutelchen auf dem Leder an. „Ich weiß ja, wie verschwenderisch du damit umgehst“, scherzte sie.
„Ich werde das nicht brauchen, wenn du bei uns bist“, erwiderte Thea. Sie schloss den Riemen und hob Steppjacke, Kettenhemd und Tunika an, sodass Wal-Freya den Rock über ihre Hose wickeln konnte. Thea tastete die gefüllten Täschchen an dem Kleidungsstück ab. Erst dann schaute sie zu ihren Eltern.
„Du siehst aus wie eine Walküre“, sagte ihr Vater mit erkennbarem Stolz und unendlicher Traurigkeit.
Thea wurde schwer ums Herz. Sie konnte die Qualen ihrer Eltern nachfühlen, ihre Angst und die quälende Ungewissheit, die ihr Tun begleitete, während sie ihr Kind im nirgendwo der Götterwelt wussten. Nach Theas Begegnung mit Hakon und Amma war das elterliche Gefühl in ihr noch frisch. Überwältigt von einer plötzlich aufkeimenden Trauer fiel sie ihrem Vater in die Arme. Liebevoll drückte er sie an sich. Für die Dauer der Umarmung fühlte Thea eine lang verloren geglaubte Ruhe in sich wiederkehren. Seit sie aus Hel zurückgekehrt war, zerrissen die Erinnerungen an ihre Vergangenheit sie, doch an diesem Platz war sie nicht Fengur, nicht Njal, sie war nur Thea, gesegnet mit den liebevollsten Eltern, die sich ein Kind wünschen konnte.
Ein tiefes Räuspern ließ Thea und alle Beteiligten zur Tür schauen. Dort stand, gestützt auf einen Speer, ein Mann in einem graublauen Mantel. Weißes, zotteliges Haar quoll unter einem Schlapphut auf seine Schultern. Ein Bart, an Mund und Kinn zu kleinen Zöpfen geflochten, floss über seine Brust. Eines seiner Augen war von einer schwarzen Augenklappe bedeckt, das andere blickte grimmig unter der buschigen Braue. An der Seite des Gottes wachten zwei Wölfe.
Mats trat unwillkürlich einen Schritt zurück hinter Tom. Fragend löste Thorsten Helmken die Umarmung, behielt aber einen Arm um die Schulter seiner Tochter.
„Die Eltern unserer Heldin. Es ist mir eine Freude“, begrüßte der Mann die Gäste und nickte leicht zum Gruß.
Während Vater und Mutter die Geste erwiderten, kehrte sich Odin schon von ihnen ab und blickte zu Wal-Freya. „Wir brechen auf. Alles ist vorbereitet.“
Thea bemerkte, wie sich der Griff ihres Vaters verstärkte. Sie drückte tröstend seine Hand. „Alles wird gut werden“, flüsterte sie ihm zu.
Juli schob sich an Thea und Herrn Helmen vorbei. Im Gegensatz zu Thea, die sich stets kleiner und ängstlicher in Odins Nähe fühlte, begegnete ihre Freundin dem Allvater ohne Scheu. „Bist du das wirklich? Ich dachte schon, Gandalf persönlich macht uns seine Aufwartung.“
Odin lachte.
„Jetzt mal echt. Wir sind gerüstet bis zum Hals und du kommst im Freizeitmantel?“
Odin lachte lauter. Er teilte den Umhang und warf ihn über seine Schultern. Die silberne Rüstung, die sich darunter verbarg, ließ Juli ein beeindrucktes „Wooohooo“ ausstoßen. Silberne Armschienen und Schulterplatten, die an Rabenköpfe erinnerten und mit goldenen Mustern verziert waren, ergänzten einen Brustpanzer, der nur wenig Sicht auf die dunkelblaue Tunika gestattete. Darunter befand sich ein Schutz für die Oberschenkel, der bis an die Knie reichte. Beinschienen, über enge schwarze Stiefel gespannt, in denen eine braune Lederhose steckte, rundeten das Bild ab.
„Ich werde doch nicht im Freizeitmantel zu Feuerriesen reisen.“ Er zwinkerte Juli zu und nahm Thea in seinen Blick gefangen. „Bist du bereit?“
Thea war weit davon entfernt zu irgendetwas bereit zu sein. Im Augenblick wollte sie nur das Wiedersehen mit ihren Eltern feiern, aber sie wusste, dass Ragnarök näher rückte. Sie alle waren in Gefahr, wenn sie sich nicht ihrer Aufgabe besann. Sie presste die Lippen zusammen und nickte. Dann sah sie zu Wal-Freya, die bestätigend die Augen niederschlug. Aufmunternd drückte Thea die Hände ihrer Eltern.
„Wir können los“, sagte sie zu Odin.
Der Allvater senkte zufrieden den Blick und verließ die Halle in Richtung der großen Terrasse, die Folkwang mit Sessrumnir verband. Thea und die anderen folgten ihm. Auch die Fylgja schloss sich ihnen an. Sie blickte verwundert und erwartungsvoll zugleich. Auf dem Platz hatte sich eine Schar Walküren versammelt, in ihrer Begleitung warteten eine Vielzahl von Pferden. Die junge Baba Jaga war ebenfalls eingetroffen, zusammen mit ihrem mittleren und älterem Ich. Sie lächelten