Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Muspelheim - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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ein, was in Anbetracht des ruhigen Ritts kein Problem darstellte.

      Tage später stiegen die Temperaturen derart an, dass Juli die Decke auf Skidbladnir zurückließ und Wal-Freya mit einem Grinsen für den Kälteumhang dankte. Zur ansteigenden Hitze begleitete ein stetig anschwellendes Rauschen die Stille. Mit den verstreichenden Stunden wurde es so laut, dass jedwede Unterhaltung im Keim erstickt wurde. Zunächst suchte Thea die Ursache dafür in den Lichtpunkten, die weit hinten am Sternenhimmel loderten und an fliegende Funken erinnerten. Auch die Fylgja beobachtete sie mit wachsamen Augen. Irgendwann deutete Odin mit dem Speer in die Tiefe. Thea stockte der Atem. Unter ihnen rauschte das Meer in einen bodenlosen, tiefschwarzen Abgrund. Dahinter lagen nur Sterne und ein weitreichendes Nichts.

      „Wer sagt, die Menschen der alten Zeit hätten keine Ahnung von der Beschaffenheit der Welt gehabt, der irrt. Wer bis hierhin segelt, fällt unweigerlich ins Leere“, sprach Thea Wal-Freya an.

       „Kein Mensch schafft es, bis an den Rand Midgards zu segeln. Es ist eine Spalte von Ginnungagab. Midgard wurde in diesem Schlund errichtet.“

      Thea wandte sich im Sattel um, denn das gigantische Gefälle entfernte sich ebenso schnell unter Djarfurs Tritten, wie es aufgetaucht war. „Wohin verschwindet das Wasser?“

       „Es verschwindet nicht. Ich denke, es fließt zurück zur Urquelle Hvergelmir, sonst wären die Meere längst verschwunden.“

       „Du vermutest es?“

      Wal-Freya lachte. „Frag Odin, sobald wir wieder eine Unterhaltung führen können. Er hat sein Auge nicht ohne Grund geopfert. Ich war noch nie hier.“ Die Walküre richtete ihren Fingerzeig nach vorn. „Dieser Ort liegt mir zu nahe an jenem.“

      Thea lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Horizont. Überrascht öffnete sie den Mund. Inmitten des leeren Raumes näherte sich eine schwarze Landplatte, durchzogen von Lavaströmen, die sich wie leuchtende Adern von dutzenden rauchenden Vulkanen hinab in die Tiefe wälzten. Die Funken, die Thea zuvor in der Sphäre gesehen hatte, entstammten feuerspeienden Bergen, die in einem fort Magma in die Luft warfen. Zwischen den dunklen Schwaden leuchtete der Himmel über der Landschaft orange und rot, gerade so, als würde er brennen.

      „Das sieht unheimlich aus“, sagte Djarfur.

      „Sehr unheimlich“, stimmte Thea zu. „Hier kann doch nichts und niemand existieren.“

      „Feuerriesen“, antwortete Djarfur. Zeitgleich beschleunigte er, da sich Odin mit einem Mal von der Gruppe absetzte. Mit weit von sich gestrecktem Speer trieb er Sleipnir voran. Je näher die Feuerlandschaft rückte, umso größer wurde Theas Ehrfurcht vor diesem Ort. Ungebremst wälzten sich die Lavaströme durch die Täler. Zum Teil sammelten sie sich in großen Becken, rissen dort die abgekühlte, schwarze Decke auf und trieben die Stücke in kleinen Platten vorwärts. Wie in einem brodelnden Kessel schossen hier und da rotglühende Pfropfen aus der dunklen Masse. Sollten hier jemals Bäume existiert haben, so waren sie längst der Lava zum Opfer gefallen. Weit und breit war nichts zu sehen, außer rußfarbener Untergrund und brennendes Gestein.

      Plötzlich fauchte die Fylgja. Während Thea erstaunt zu ihr sah, hörte sie Djarfur und Wal-Freya gleichzeitig in ihrem Geist tönen: „Vorsicht!“

      Schwindel überfiel sie, den sie anfänglich mit den beiden Stimmen in ihrem Kopf erklärte, dann aber fühlte sie das verhasste Ziehen im Magen, als Djarfur wie ein lebloser Stein in die Tiefe sackte. Aufgebrachtes Krächzen von Hugin und Munin begleitete ihren Fall, der nur einen Augenblick dauerte. Im nächsten Moment wurde sie hart zur Seite gerissen, da das Walkürenpferd nach rechts schnellte. Die Fylgja sprang neben ihrem Schützling her und fauchte warnend. Thea nahm einen brennenden Lavabrocken wahr, der nur knapp an ihr vorbeizischte, dann einen zweiten. Kurz darauf erfüllten Mjölnirs Lichtblitze die Luft. Thor lenkte seinen Wagen hinunter aufs Land, dicht neben ihm ritt Odin, seinen Speer hoch über den Kopf erhoben. Sie hielten auf den Ursprung der Attacke zu. Am Rand des Plateaus hatten sich zwei Dutzend Wesen versammelt. Hoch ragten sie zwischen den Lavaströmen auf. Immer wieder griffen sie in den geschmolzenen Stein, formten ihn zu Bällen und schleuderten diese in Richtung der Ankömmlinge. Die Walkürenpferde tauchten geschickt unter den Angriffen hinweg.

      „Sammelt euch hinter mir!“, gellte Wal-Freya.

      Thea bemühte sich vergeblich, zwischen den hektischen Bewegungen Djarfurs Näheres zu erkennen. Erst als Wal-Freya Vala vor Thea, Juli und Tom führte, und die Feuerbälle jäh von einem unsichtbaren Schild abprallten, beruhigte sich das Walkürenpferd und Thea konnte einen Blick auf die Gestalten am Boden erhaschen. Hugin und Munin hatten sich auf Toms Schulter niedergelassen. Sie stießen besorgte Krächzer aus, während sie Odin beobachten. Mit jedem Meter, den sich der Allvater und Thor den Angreifern näherte, wuchsen sie hünenhafter auf. Von der Ferne sahen sie aus, als bestünden ihre unförmigen Köper aus erkalteter Lava. Länger betrachtet war sich Thea dessen ganz sicher. Aus den Augenhöhlen der Ungeheuer glühten Flammen, ebenso aus ihren geöffneten Mündern. Gleichzeitig lief ihnen das geschmolzene Gestein wie Schweiß von der Stirn. Unermüdlich warfen sie Lavabälle nach den Asen, doch sowohl Sleipnir, als auch Tanngrisnir und Tanngnjostr verstanden es, den Geschossen leichtfüßig auszuweichen. Odin schleuderte Gungnir in Richtung eines Giganten. Obwohl die Waffe bei der Größe des Riesen einem Pfeil glich, streckte er ihn nieder, als sei er von einer schweren Axt getroffen worden. Das Glühen in seinen Augen erstarb im gleichen Moment, da sich Gungnir wie von Zauberhand aus seiner Brust löste und zurück in Odins Hand kehrte. Mit einem wütenden Schrei warf der Gigant neben seinem toten Kumpan ein Geschoss in Thors Richtung. Der Donnergott hob Mjölnir über den Kopf, sprang auf den Rand des Wagens und stürzte sich in die Tiefe. Nur einen Augenblick später traf der Feuerball mit einem furchtbaren Laut auf den Wagen. Blökend gerieten Tanngnjostr und Tanngrisnir ins Trudeln. Sie verloren die Kontrolle, stürzen hinab und schlugen zwischen den Füßen der Giganten auf.

      „Wir müssen ihnen helfen!“, rief Djarfur alarmiert.

      „Los!“, erwiderte Thea. Sie zog Kyndill aus der Scheide und presste die Beine fester an Djarfurs Flanken. In rasender Geschwindigkeit hielten sie auf die Feuergiganten zu.

      „Was soll das? Was tut ihr?“, rief Wal-Freya ihnen nach.

      Für einen Moment befürchtete Thea, dass sie an dem Schutzschild der Wanin abprallen würden, doch sie durchbrachen es problemlos. Blitze, von Mjölnir ausgestoßen, tauchten den Platz in gleißendes Licht. Auch der Donnergott versuchte zu seinen Böcken vorzudringen, die, in ihrem Geschirr verheddert, vergeblich darum rangen, aus den Reihen der Giganten auszubrechen. Die Angriffe der Kolosse hatten sich auf Thor und Odin konzentriert, doch jetzt rückten Thea und Djarfur in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Wie ein kleiner leuchtender Flummi rannte die Fylgja neben Thea her. Die Anspannung des Folgegeistes schien unbegründet. Spielerisch wich Djarfur den Lavabällen aus, während er auf die Gestalt zuhielt, die den Böcken am nächsten stand.

      Plötzlich kam Thea in den Sinn, dass sie noch nie auf einem Pferd in eine Schlacht gezogen war – erst recht nicht auf einem fliegenden. „Wie machen wir das jetzt?“, fragte sie gehetzt.

      „Ich zieh an diesem Ding vorbei und du machst irgendeinen Schnickschnack mit deinem Schwert, was sonst?“, erwiderte Djarfur.

      „Irgendeinen Schnickschnack“, wiederholte Thea vorwurfsvoll. Sie duckte sich vor einer Faust weg, die an ihr vorüberfegte. Doch Djarfur hatte bereits reagiert.

      „Ich erledige das Ausweichen, kümmere du dich um die Angriffe“, kommentierte er mit leichtem Tadel. Er machte kehrt, ebenso der

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