Emilia will Fotomodel werden. Benny Bohlen

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Emilia will Fotomodel werden - Benny Bohlen

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blondes Haar war fürs erste schnell mit wenigen Bürstenstrichen in Ordnung gebracht. Erst wenn alle aus dem Haus waren, nahm sie sich Zeit für sich. Ihr Mann hatte sich mit dem üblichen flüchtigen Kuss auf die Wange vor zwanzig Minuten verabschiedet, und Emilia würde in wenigen Minuten zur Tür hinausflitzen.

      „Heutzutage scheint es Mode zu sein, stets unpassend gekleidet aufzutreten“, sagte Helene Brandtner verständnislos. Sie bestückte den Toaster mit zwei Weißbrotscheiben. „Man beraubt den Theaterbesuch seines festlichen Rahmens, indem man mit schiefgelaufenen Sportschuhen erscheint, geht in schmuddeligen Jeans ins Konzert und zieht seine älteste Bluse für die Oper an.“

      „Die Leute tragen einfach das, worin sie sich am wohlsten fühlen“, erklärte Emilia.

      „Du hast natürlich recht, Emilia. Aber ich finde, gerade heutzutage, etwas weniger Haut zu präsentieren.“

      „Wie meinst du das, Mami?“

      „Du weißt es genau! Wir wurden mit Flüchtlingen überschwemmt, die jetzt gelangweilt in den Containern hausen und scharf auf junge, hübsche, blonde Mädchen sind!“

      Das fand Emilia überhaupt nicht, aber sie widersprach ihrer Mutter nicht. Solche Diskussionen konnten sich über mehrere Stunden hinziehen, ohne was zu bringen, denn sie hatten beide ihre feste Meinung, von der sie nicht abzugehen bereit waren.

      Die Weißbrotscheiben hüpften aus dem Toaster. Helene Brandtner legte sie auf Emilias Teller.

      „Gibt es irgendetwas Neues in der Schule?“

      „Die hat doch eben erst begonnen.“

      „Deswegen kann es doch schon was Neues geben.“

      „Es geht alles seinen gewohnten Trott“, sagte Emilia und nahm einen Schluck vom lauwarmen Kaffee. Dass Eltern immer auf Sensationen erpicht waren, dachte sie. In diesem Moment läutete Emilias Handy.

      „Oh … es ist Rafael!“

      Sie nahm den Anruf entgegen und bat den Freund, einen kleinen Moment zu warten. Sie wollte mit ihm ungestört telefonieren.

      „Rafael. Sag mal, hat er immer noch diesen schrecklichen Bart, der ihn aussehen lässt, als wäre er permanent schmutzig?“

      „Ich werde ihm zu Weihnachten eine Enthaarungscreme schenken.“

      Emilia sprang vom Küchentisch auf und lächelte der Mutter nochmals zu. Ob sie wusste, dass sie bereits regelmäßig mit Rafael schlief? Wahrscheinlich vermutete sie es, sie verdrängte es aber vehement - wie alles, was ihr unangenehm war.

      In ihrem Zimmer angekommen, sagte sie in das Handy: „Jetzt bin ich allein.“

      „Na, du!“, rief Rafael gut gelaunt in den Hörer.

      „Na, du selber“, gab Emilia keck zurück.

      „Gut geschlafen?“

      „Hervorragend.“

      „Von mir geträumt?“

      Sie kicherte. „Nein, einen Alptraum hatte ich nicht.“

      „Das wagst du nur zu sagen, weil du nicht vor mir stehst. Du bist ein schlimmes Mädchen. Ich werde dich bei der nächsten Gelegenheit übers Knie legen.“

      „Und was weiter?“

      „Das wirst du dann schon sehen. Apropos sehen. Sehen wir uns heute Nachmittag?“

      „Hatten wir das nicht abgemacht?“, fragte Emilia verwundert.

      „Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dabei bleibt“, meinte Rafael. „Kannst dich schon mal freuen.“

      „Worauf?“

      „Auf eine sturmfreie Bude. Meine Eltern sind freundlicherweise für zwei Tage nach München gefahren. Wir haben das Haus für uns allein.“

      „Na, wenn das keine gute Nachricht ist“, kicherte Emilia amüsiert.

      Die Stunden zogen sich wie zähflüssiger Sirup. Am schlimmsten war die letzte mit der Klassenlehrerin Heike Wagenhoff, deren »Lieblingsschülerin« Emilia war.

      „Emilia, sagen Sie uns dies …“ – „Emilia, erklären Sie uns das …“ – „Stellen Sie sich vor, Emilia, Sie haben ein kleines Unternehmen, das rote Zahlen schreibt …“ – „Emilia, schreiben Sie folgendes an die Tafel …“ – „Was muss man hierbei berücksichtigen - Emilia?“ – „Wie würden Sie dieses Problem lösen - Emilia?“

      Manchmal hatte Emilia echt den Eindruck, sie würde sich mit der Wagenhoff allein in der Klasse befinden.

      „Emilia. Emilia. Emilia …“

      Sie kam kaum dazu, an Rafael zu denken, aber wenn er ihr ganz kurz einfiel, wurde sie von einem Gefühl angenehmer Vorfreude erfüllt. Sie war sehr gern mit ihm allein. Wenn seine Eltern nicht da waren, nutzten sie das immer weidlich aus. Was hatten sie in dem großen Haus nicht schon alles angestellt. Ein leises Lächeln erschien auf Emilias Lippen.

      „Emilia, was gibt es zu grinsen?“, wollte die Wagenhoff, die in ihrem Leben wohl noch nie gelacht hatte, unfreundlich wissen.

      „Nichts, Frau Wagenhoff“, antwortete Emilia rasch - und dann war die Stunde endlich um.

      „Heute hatte dich die Wagenhoff mal wieder fast pausenlos im Visier“, sagte Alexander Zedlitz beim Verlassen des Schulgebäudes mitfühlend.

      Emilia zuckte gleichmütig die Schultern und erwiderte: „Dieses eine Jahr verkrafte ich sie noch, aber danach will ich nie wieder von ihr hören.“

      „Sie kann verdammt lästig sein.“

      „Ich habe gelernt, mit ihr zu leben.“

      „Mir würde sie gewaltig auf den Geist gehen“, meinte Alexander. „Wenn du möchtest, nehme ich dich auf meinem Vespa Roller mit.“

      „Ich bin selbst mit dem Mofa da“, erwiderte Emilia.

      „Mein Pech.“

      Das Bedauern war ernst gemeint, denn Alexander hatte sehr viel für Emilia übrig. Deshalb versuchte er auch immer, ihr irgendeinen Gefallen zu tun. Leider gab es Rafael. Alexander wusste, dass es ihm nie möglich sein würde, Rafael auszubooten, aber er war so ehrlich, zuzugeben, dass er es versucht hätte, wenn er auch nur die winzigste Chance gewittert hätte.

      „Alexander Zedlitz!“ Die bissige Stimme der Klassenlehrerin ließ Alexander heftig zusammenzucken.

      „Oje“, stöhnte er und sah Emilia unglücklich an. „Sie hat gesehen, wie ich eine Dose Bier trank.“

      „Kommen Sie zurück, Zedlitz, ich habe mit Ihnen zu reden!“

      „Ach, du dickes Ei“, seufzte Alexander. „Sie hat ein neues Opfer gefunden.“

      „Lass dich nicht unterkriegen“, riet ihm Emilia.

      „Das sagt sich

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