Emilia will Fotomodel werden. Benny Bohlen

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Emilia will Fotomodel werden - Benny Bohlen

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schlagen.“

      Manchmal hatte Emilia das Gefühl, für Rafael bloß eine angenehme Nebensache zu sein, ein Anhängsel, das auf keinen Fall lästig sein durfte. Er beachtet mich nur, wenn nichts Wichtigeres anliegt, dachte sie bitter und fragte sich, ob sie das überhaupt nötig hatte.

      Rafael umschloss mit beiden Händen ihr Gesicht.

      „Mach nicht so eine saure Miene, bloß weil ich mal Tennis spiele. Ist das denn so ein großes Malheur? Wir können doch auch übermorgen ins Kino gehen.“

      „Und wieso kannst du nicht übermorgen mit Niklas Tennis spielen?“, fragte Emilia und versuchte, sich von seinen Händen zu befreien.

      „Weil er übermorgen keine Zeit hat.“

      „Woher weißt du denn, ob ich übermorgen Zeit habe? Das setzt du einfach voraus, nicht wahr? Emilia hat sich bereitzuhalten - Punktum!“

      „Komm, sei nicht gleich beleidigt!“

      „Lass mich!“, zischte Emilia und wehrte ihn ab, als er sie küssen wollte.

      „Wir hatten es heute Nachmittag so schön, Emilia.“

      „Ich möchte nach Hause.“ Sie riss sich los. „Hoffentlich verlierst du morgen haushoch!“

      Sarah Magenheim brachte zwei Tassen Cappuccino. Emilia konnte nicht umhin, ihre blinde Nachbarin wieder einmal zu bewundern. Es war erstaunlich, wie gut sie sich ohne Augenlicht zurechtfand.

      „Du hast etwas auf dem Herzen“, stellte Sarah fest. „Das erkenne ich an deiner Stimme. Sie klingt nicht so klar und hell wie sonst.“

      Sarah trug sandfarbene Hosen und einen gleichfarbigen, enganliegenden Pullover. Bestimmt wurde sie von Frauen ihres Alters um ihre schlanke Figur beneidet. Sie sieht phantastisch aus, dachte Emilia. Wenn sie doch nur nicht diesen schrecklichen Unfall gehabt hätte. Sie war so ein herzensguter Mensch, freundlich und verständnisvoll.

      Während sie den Cappuccino trank, erzählte Emilia von ihrem gestrigen Ärger.

      „Ich komme mir manchmal wie Rafaels Notnagel vor“, beschwerte sie sich. „Wenn niemand anderes für ihn Zeit hat, trifft er sich mit mir.“

      „Ich glaube, jetzt bist du ein wenig ungerecht“, versuchte Frau Magenheim sie zu beschwichtigen. „Rafael liebt dich.“

      „Wieso geht er dann so wenig auf meine Interessen ein? Er tut immer nur, was er will.“

      „Nicht alle Menschen sind gleich.“

      „Wenn man wirklich liebt, bringt man Opfer, ohne dass es einem etwas ausmacht“, sagte Emilia. „Aber wenn diese Opfer immer nur von mir erwartet werden …“

      Sarah wandte ihr Gesicht Emilia zu. „Das hört sich an, als hätte deine Opferbereitschaft ihre Grenze erreicht. Zweifelst du plötzlich an Rafaels Liebe?“

      „Würde er Verabredungen, die er mit mir getroffen hat, unbekümmert für null und nichtig erklären, wenn ihm mehr an mir läge?“

      „Vielleicht tut er das aus Angst.“

      „Aus Angst?“

      „Aus Angst, sich zu fest an dich zu binden. Manche Männer fürchten, ihre Freiheit zu verlieren, wenn sie sich zu sehr in die Hände einer Frau begeben, und müssen sich deshalb immer wieder beweisen, dass sie noch frei sind.“

      „Was ist denn so schlimm an dieser freiwillig eingegangenen Unfreiheit? Man nimmt aus Liebe Rücksicht aufeinander …“

      „Sei mal ehrlich, Emilia“, sagte Sarah lächelnd. „Angenommen, du würdest etwas ganz fest wollen, es würde Rafael aber nicht passen. Würdest du ihm zuliebe darauf verzichten?“

      Emilia zögerte. „Ich glaube schon.“

      Sarah hob die Hand und sagte: „Aber du bist nicht sicher.“

      „Ich würde versuchen, Rafael zu einem Einverständnis zu bewegen, und ihn nicht vor vollendete Tatsachen stellen, wie er es tut.“

      „Wenn jemand an der Liebe seines Partners zu zweifeln beginnt, stimmt mich das bedenklich“, meinte Sarah. „Zumeist ist die anfängliche Begeisterung vorbei, und man sieht langsam klarer, erkennt, wie der andere wirklich ist, und nun kommt es darauf an, ob man tolerant genug ist, seine Fehler zu übersehen, oder ob sie immer mehr zu einem trennenden Keil werden.“

      Was ihre Nachbarin sagte, machte Emilia nachdenklich. Bis vor kurzem hatte sie Rafael schnell verzeihen können, doch nun fiel es ihr mit jedem Mal schwerer, aber das war nicht ihre Schuld. Rafael strapazierte ihre Geduld und ihr Verständnis immer unbekümmerter. Er glaubte wohl, mit ihr könne er machen, was er wollte. Sie würde ihm alles vergeben. Aber irgendwann würde das Maß voll sein!

      Während Rafael sein Können auf dem Tennisplatz unter Beweis stellte, ging Emilia mit Lisa ins Kino, denn sie hatte keine Lust, sich von Rafael ein weiteres Mal versetzen zu lassen. Anscheinend interessierte ihn der Film nicht sonderlich. In diesem Fall war es besser, wenn sie ihn sich allein ansah, weil sie sich hinterher bestimmt über seine abfälligen Bemerkungen ärgerte.

      Okay, es war eine rührselige Geschichte, und da sich Männer anscheinend schämten zu weinen, versteckten sie sich hinter überheblichen Kommentaren. Lisa und Emilia hingegen heulten wie Schlosshunde und verließen das Kino mit rotgeweinten Augen.

      „Ein schöner Film“, schniefte Lisa gerührt.

      „Ja, wunderschön.“

      „Und so lebensecht.“

      Emilia nickte. „Die Schauspieler waren großartig.“

      „Mir hat die junge Mutter so wahnsinnig leidgetan, als sie sich von ihrem Baby trennen musste.“

      „Mir auch“, gab Emilia zu.

      „Ich möchte nie in eine solche Situation kommen.“

      „Ich auch nicht“, sagte Emilia leise und putzte sich die Nase.

      „Das Kind, das man liebt und auf das man sich so sehr gefreut hat, hergeben zu müssen, weil einen die Umstände grausam dazu zwingen, ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Solche Fälle gibt es wirklich.“

      „Das macht einen ja so betroffen.“ Emilia würde der Film noch lange beschäftigen.

      „Ich muss noch ins Inkognito. Kommst du mit?“

      Emilia schüttelte den Kopf. „Ich gehe nach Hause.“

      Lisa zeigte mit dem Daumen auf das Plakat neben dem Kinoeingang.

      „Das wäre kein Film für Rafael gewesen. Er hätte über deine Tränen gelacht, und du hättest dich über ihn geärgert. Ich habe übrigens mit Julian gesprochen, das kannst du Rafael ausrichten, wenn du ihn siehst. Mit dem Fernseher wird es noch eine Weile dauern. Hoffentlich verliert Rafael inzwischen nicht die Geduld, aber Julian fliegt für zwei Wochen in den Urlaub.“

      Emilia zuckte die Achseln. „Rafaels Problem. Wenn er nicht warten will und

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