Der Bienenkönig. Helene Hammerer

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Der Bienenkönig - Helene Hammerer Romane aus dem Bregenzerwald

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bei mir.“ „Nein, nein“, beeilte sich Rosina zu versichern, „Willi, der Briefträger, hat es zu mir gesagt und ich dachte, dass du es wissen solltest.“ Bei dem Gedanken an Willi plagte sie gleich wieder das schlechte Gewissen und sie errötete leicht. „Ich habe nur drei Völker, da reicht es leicht für deine Bienen auch noch.“

      Ludwig zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe 50 Völker und werde auf 100 aufstocken. So viele brauche ich, dass ich davon leben kann.“ Ambros pfiff durch die Zähne: „Wenn du davon leben willst, musst du gut sein, ich kenne hier keinen, der das könnte.“ Ludwig zuckte die Achseln: „Sie betreiben die Imkerei nur als Hobby, das ist etwas anderes.“ Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass Ludwig Elektriker war und dass seine Eltern eine Elektrofirma hatten, die sein Bruder übernehmen wollte. „Ich fühle mich mehr zur Natur hingezogen“, erklärte er. „Im Garten werde ich dich um Rat fragen“, wandte er sich an Rosina. Diese erklärte, ihm gerne zu helfen, und so verabschiedeten sie sich in bestem Einvernehmen.

      4

      In den kommenden Tagen regnete es, aber nachdem inzwischen Mitte April war, fing die Löwenzahnblüte bald an. Vom Nachbarhaus her hörte man jeden Tag Hämmern und den hohen Ton einer Kreissäge. Ludwig war offensichtlich fleißig am Umbauen. Er sollte langsam seine Bienen herbringen, dachte Rosina und als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, baute der junge Mann am selben Tag Gestelle vor dem Haus, um die Völker aufzustellen. Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und vor Ludwigs Haus standen bunt bemalte Bienenkästen. Rosina lief hinauf, um sich die Bienen anzusehen, aber ihre Freude verflog jäh, als sie die Bienen näher betrachtete. Sie hatten einen orangen Streifen zwischen den hellen und braunen. „Du hast die englischen Killerbienen!“, beschuldigte sie Ludwig, der aus dem Haus kam. „Von Killerbienen kann keine Rede sein“, wehrte sich dieser, „meine Bienen sind sehr sanftmütig.“ „Ha, jeder weiß, dass sie andere Völker ausrauben und dann ihren Honig stehlen“, ereiferte sich die junge Frau. „Wer hat dir denn so einen Quatsch erzählt? Wohl auch dieser Willi?“, erkundigte sich Ludwig und griff sich an die Stirn. „Das ist kein Quatsch, wir hatten einen Vortrag darüber“, verteidigte sich Rosina und marschierte heimwärts.

      Sollte sie Xaver anrufen und ihm die Neuigkeit berichten, fragte sie sich, ließ es dann aber doch bleiben. Sie wollte ihren Nachbarn nicht in Schwierigkeiten bringen, die bekam er sicher früh genug. Stattdessen rief sie Gina an, um ihrem Ärger Luft zu machen, aber diese nahm das alles nicht ernst und lachte nur. „Lass ihn einmal anfangen, dann siehst du schon, ob an den Gerüchten etwas dran ist“, riet sie ihrer Freundin. „Ich bin für leben und leben lassen.“ „Du hast leicht reden, du bist ja keine Imkerin“, protestierte Rosina. „Bei uns Kunsthandwerkern ist das nicht anders, da sind die Konkurrenz und der Futterneid auch groß“, erwiderte Gina und damit hatte sie Recht. Am Abend wollte sie noch Ware vorbeibringen und verabschiedete sich, weil Tonio gerade nach ihr rief.

      Rosina ging in die Küche, um frische Mandeltaler zu backen, die sie am nächsten Tag mit auf den Markt nehmen wollte. Die feinen, mit Himbeergelee gefüllten Mürbteigkekse waren unter ihren Kunden sehr beliebt und so buk sie fast jede Woche frische. Normalerweise half ihr Valli gerne dabei, aber sie war zum „Feind“ übergelaufen und verbrachte den Nachmittag wieder einmal bei dem neuen Nachbarn. „Ludwig macht die Elektroleitungen neu und ich muss ihm dabei helfen“, hatte sie beim Mittagessen verkündet. „Ich könnte dich zum Backen brauchen“, wandte ihre Mutter ein, doch Backen war langweilig, wenn man im Gegenzug Elektroleitungen verlegen konnte. Also schaltete Rosina das Radio ein und knetete einen geschmeidigen Mandelteig, rollte ihn aus und stach Kreise aus. Aus den Deckeln stach sie kleine Herzen aus und buk alles schön goldgelb. Dann füllte sie Himbeergelee in den Spritzbeutel und gab auf jeden Boden einen Klecks Marmelade. Routiniert setzte sie die Kekse zusammen und bestreute sie mit Staubzucker. Sobald die Kekse nicht mehr verrutschten, kamen sie in kleine Zellglasbeutel, die Rosina mit einer rot-weiß karierten Schleife verschloss. Die fertigen Säckchen stellte sie ordentlich in eine Transportkiste und war am späten Nachmittag recht zufrieden mit dem Ergebnis.

      Als Gina und Tonio nach dem Abendessen vorbeikamen, trollten sich die Kinder gleich zum Spielen in Vallis Zimmer. Tonio war der einzige Bub, der in Vallis Augen nicht „blöd“ war und bei ihm verhielt es sich umgekehrt mit Mädchen genauso. Da Gina zu jeder Tages- und Nachtzeit Kaffee trinken konnte, kochte ihr Rosina eine Tasse und bot ihr frische Mandelkekse an. „Mhm, da hatte ich doch wieder einen guten Riecher“, grinste Gina und biss genüsslich in das Gebäck. Anschließend zeigte sie der Freundin die neuen Töpferwaren. Seit einigen Jahren kreierte sie vermehrt Dekorationen für Haus und Garten und der letzte Schrei waren ihre Gartenfrösche und die Zierstäbe, auf die verschiedene Elemente aus Ton aufgereiht wurden und deren Abschluss eine Spitze zum Anschrauben bildete. Diese hatte Gina in Zusammenarbeit mit einem Schlosser entwickelt. Rosina hatte den Verdacht, dass mehr dahinter steckte, als nur berufliche Zusammenarbeit, aber in diesem einen Fall war Gina sehr zurückhaltend mit Informationen. „Ich kenne Alwin seit Kindertagen“, lautete ihr Kommentar, als ob das alles andere ausschließen würde.

      Gemeinsam beluden sie Rosinas alten Ford Kombi und dann wollte Gina alles über den neuen Nachbarn hören. „Scheint ein interessanter Typ zu sein“, meinte sie und hob vielsagend die Augenbrauen. „An deiner Stelle würde ich die Sache mit den Bienen nicht zu wichtig nehmen, Rosie.“ Diese nickte und sagte nichts mehr, denn Gina verstand sie in diesem Punkt nicht.

      5

      Am Samstag machte sich Rosina schon morgens um sechs Uhr auf den Weg. Das Wetter versprach schön zu werden und dies wiederum versprach ein gutes Geschäft. An einem schönen Frühlingstag kamen die Leute scharenweise auf den Markt und mit der Frühlingsstimmung kam auch die Kauflaune. Rosina stellte mit Hilfe ihres Standnachbarn Reinhold, der Schnäpse und Liköre verkaufte, den Stand auf und verteilte ihre Waren darauf. Inzwischen war sie darin ein Profi und die Kundinnen schätzten dies und kauften fleißig. Zu Mittag packte sie die restliche Ware wieder ordentlich in die Kisten und fuhr zurück nach Sonnleiten. Xaver hatte versprochen, mit ihr die Frühjahrskontrolle der Bienenvölker zu machen, also beeilte sie sich, heimzukommen. An Markttagen schaute Kilian auf Valli, machte ihr Frühstück und briet für sie und sich selbst Spiegeleier mit Speck und Bratkartoffeln zum Mittagessen. Dass das Fett und die Eier nicht gut für seine Diabetes waren, kümmerte ihn nicht. „Einmal stirbt jeder“, meinte er gelassen.

      Als Rosina zu Hause eintraf, war Valli schon wieder ausgeflogen und Kilian hielt noch sein Mittagsschläfchen. Also lud sie ihre Kisten aus, stellte sie ins Arbeitszimmer und aß statt des Mittagessens ein Käsebrot. Um drei Uhr erwartete sie Xaver, doch dieser kam nicht. Als sie zur Haustür hinausschaute, stand sein Auto bei Ludwig und Rosina sah die beiden Männer neben den Bienenstöcken stehen. Oh je, dachte sie, Xaver wird sich furchtbar aufregen. Eine Viertelstunde später fuhr Xaver mit dem Auto vor. Gleich öffnete er den Kofferraum, holte seinen Imkerschutzanzug heraus und zog ihn an. Außerdem den Hut mit Schleier und Gummistiefel. In der Rauchmaschine machte er mit Hilfe seiner Spezialmischung aus Tannennadeln und Kräutern Rauch und als Rosina aus dem Haus kam, begaben sich die beiden ins Bienenhaus. „Der Neue hat diese englische Biene“, meinte Xaver düster, „du musst dich in Acht nehmen.“ Rosina nickte und sie machten sich an die Arbeit.

      Xaver öffnete den Deckel des ersten Bienenstocks, fuhr mit der Rauchmaschine darüber, damit die Bienen auf den Waben sitzen blieben und schaute dann mit Rosina jede Wabe aufmerksam an. Bald fanden sie die ersten Brutzellen und ziemlich genau in der Mitte des Volkes die Königin. „Siehst du, sie hat schon ein schönes Brutnest angelegt“, meinte Xaver stolz. „Wir hängen vorne und hinten noch leere Waben ein, damit du den Blütenhonig schleudern kannst, falls es welchen gibt.“ Rosina nickte, soviel wusste sie inzwischen. Das zweite Volk sah schlechter aus. Es waren nur noch wenige Bienen im Stock und die Brut wies Lücken auf. „Die Königin ist schlecht begattet“, erklärte Xaver.“ „Muss ich nicht eine neue Königin haben?“, fragte

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