Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns. Thomas Riedel

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Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns - Thomas Riedel

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leerte ihr Glas, und er füllte es abermals.

      »Bitte, Charley, keine Vorträge über Seelenfrieden. Das ist doch nur eine Illusion, der sich die Menschen hingeben. Liebe ist etwas, das einfach geschieht. Man kann sie nicht mechanisch herstellen.«

      »Zerstören Sie nicht durch Rückwärtsschauen Ihren Seelenfrieden. Leben Sie in der Gegenwart und haben Sie Freude an ihr«, sagte er eindringlich leise. »Aber ich bitte um Verzeihung.«

      »Howard Lancaster ist ein netter Junge. Wir haben viel gemeinsam. Wir könnten miteinander auskommen. Nur liebe ich ihn nicht, und er liebt mich nicht. Er liebt Kathlyn.«

      »Mrs. Greenwood?«

      »Er hat sie immer geliebt«, fuhr Rhona McDermid leichthin fort. »Immerhin habe ich ihn für diese Woche beschlagnahmt. Der einzige andere Junggeselle ist Nicolas, und der sollte unter den Stein zurückkriechen, unter dem er hervorgekrochen ist.«

      »Sie mögen Mr. Brown nicht?«

      »Er ist im Grunde ein Raubritter«, antwortete sie lachend. »Ich habe temperamentvolle Männer gern, aber ein paar Schüsse möchte ich selbst abgeben.«

      »Das finde ich sehr vernünftig.«

      »Nicolas findet das nicht.«

      Finch holte mechanisch seine Pfeife hervor.

      »Wer hat Ihrer Meinung nach Mr. Greenwood so weit getrieben, Rhona? Was glauben Sie?«

      »Jedenfalls ein gemeiner Kerl«, erklärte sie unumwunden. »Ryan war zu uns allen immer sehr anständig … zumindest bis jetzt. Wenn ihm jemand die Daumenschrauben angelegt hat, so ist das wirklich ein unfairer Zug.«

      »Wenn der Druck nicht aufhört, verdient keine Lebensversicherung mehr viel an uns«, meinte Finch.

      In diesem Augenblick erschien Kathlyn Greenwood in der Tür. Sie trug eine weiße Rüschenschürze um die schlanke Taille.

      »Oh, da sind Sie ja, Doktor«, stellte sie fest. »Wir dachten, Sie würden uns bei Ihrer Rückkehr in der Küche hören.«

      »Miss McDermid und ich haben Bekanntschaft geschlossen«, antwortete er.

      »Haben Sie meinen Mann gesehen?«

      »Ja, auch mit ihm gesprochen?«

      »Und?«

      »Vielleicht spart es Zeit, wenn ich Ihnen allen gleichzeitig Bericht erstatte.«

      »Natürlich. Wir haben in der Küche den Tisch für das Abendessen gedeckt.« Sie warf einen Blick auf den Cocktailshaker neben dem Sessel. »Meinst du nicht, du hast jetzt genug getrunken, Liebes?«, fragte sie.

      »Sei nicht immer so mütterlich, Kathlyn«, kam als Antwort. »Ich hasse es, bemuttert zu werden. Außerdem: werden den Verurteilten nicht immer die letzten Wünsche erfüllt?« Sie hob ihren Martini und zitierte Gustave Flaubert: »Der Gedanke, nicht mehr zu sein, ist so süß! Welch‘ tiefe Ruhe ist über alle Friedhöfe gebreitet!«

      ***

      Kapitel 5

      Der Tisch war eingedeckt worden. Finch sah saftige Steaks, zwei Schüsseln mit grünen Bohnen und Kartoffelbrei sowie eine große Holzschale mit Kopfsalat. Doch niemand machte sich daran, das Essen auszuteilen. Acht Augenpaare richteten sich auf ihn, als er neben Miss McDermid Platz nahm, der er, ganz Gentleman, den Stuhl zurechtgerückt hatte.

      »Also, … was hat sich ergeben?«, erkundigte sich Robert Drummond ungeduldig, und er sprach damit aus, was allen anderen ebenfalls auf den Lippen brannte.

      »Ich sprach mit ihm, …«, erwiderte Finch.

      »Ja, und wie betrachten Sie die Sache nun?«, unterbrach ihn Brian Chandler forschend.

      »Und meiner bescheidenen Ansicht nach gedenkt er seine Drohung wahr zu machen«, beendete er seinen Satz.

      »Das meine ich nicht. Ich möchte wissen, wie es mit ihm steht? Ist er verrückt?«, setzte Chandler nach.

      »Spielt es eine Rolle, ob er verrückt ist oder nicht, Mr. Chandler? Entscheidend ist doch wohl eher, ob er blufft oder nicht. Meiner Ansicht nach blufft er nicht.«

      »Bestimmt nicht«, bekräftigte Mrs. Greenwood.

      »Na und?«, warf Nora Burdett ein. »Wir können doch nicht hier sitzen und warten, bis es soweit ist. Was sollen wir tun?«

      »Wäre es nicht am besten, wenn wir uns dem Essen widmen, solange es noch warm ist?«, schlug Finch vor.

      »Wie können Sie von uns erwarten, zu essen!«, rief Victoria Drummond.

      »Wir haben immerhin ein Aktivum, Mrs. Drummond«, entgegnete Finch gelassen. »Die Zeit! Er hat uns noch vier Tage gegeben.«

      »Doktor Finch hat recht, Victoria«, mischte sich ihr Ehemann ein. »Wir müssen logisch und ruhig überlegen, was wir tun wollen.«

      Howard Lancaster zerlegte das Fleisch und bediente alle. Dann wurden die Schüsseln herumgereicht. Doch als das Essen auf den Tellern lag, war der Appetit noch immer nicht erwacht.

      »Ich werde das unheimliche Gefühl nicht los, dass er uns irgendwie belauscht und uns auslacht«, bemerkte Mrs. Drummond.

      »Und wenn schon?«, versetzte Lancaster. »Bis jetzt hat noch keiner von euch einen klugen Einfall gehabt.«

      »Es gibt nur eine Möglichkeit … Wir überfallen ihn«, meinte Chandler. »Einige von uns würden dabei etwas abbekommen, vielleicht auch sterben, aber nicht alle.«

      »Ich ernenne dich zum Schwadronführer, Brian«, spottete Brown. »Immer drauf Kameraden … und all das, was, alter Knabe?!«

      »Hast du etwa einen besseren Vorschlag?«, konterte Brown errötend.

      »Aber klar!«, erwiderte Chandler. »Wir sind neun. Wir fliehen in neun verschiedene Richtungen. Sogar mit seinem Repetiergewehr kann er nicht gleichzeitig überallhin schießen.«

      »Nicht schlecht, General«, erwiderte Lancaster trocken und salutierte im Sitzen. »Wir sind hier vier Meilen von der nächsten größeren Straße entfernt. Abgesehen von der Schneise besteht die ganze Gegend hier aus dichtem Wald. Er knallt zuerst denjenigen von uns ab, dem das Los zufällt, die Schneise zu benutzen, und die übrigen jagt er aufs Geratewohl. Er kennt den Wald wie seine Westentasche. Wir nicht!«

      »Bevor ich diese heldenhaften Maßnahmen bedenke, würde ich lieber mit dem Gedanken spielen, dass wir alle ohne Blutvergießen von hier wegkommen könnten«, warf Finch ein.

      »Wie denn?«, kam es im Chor.

      »Ich möchte annehmen«, führte er aus, »dass ein Erpresser unter uns weilt, der jetzt hier am Tisch sitzt.« Er blickte ausdruckslos ringsum. »Ich glaube nicht, dass er sich freiwillig zu erkennen geben wird. Er fürchtet Mr. Greenwoods Rache. Er hofft, dass wir als Gruppe ihn irgendwie mit heiler Haut davonkommen lassen. Er weiß etwas, das wir übrigen nicht wissen … Mr. Greenwoods Vergehen. Das kann er natürlich nicht offenbaren, ohne sich selbst zu verraten.

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