Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns. Thomas Riedel

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Charles Finch: Im Sog des Wahnsinns - Thomas Riedel

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klärte er uns auf«, fuhr Lancaster fort. »Einer von uns wäre sein Feind, sagte er, sein Todfeind … er warnte uns, es wäre kein Spiel, sondern tödlicher Ernst. Richtig bedrohlich wurde es, als er uns darauf hinwies, er habe die beiden Kutschen gebrauchsunfähig gemacht, die Pferde fortgejagt und sein Jagdgewehr wäre geladen. Dann drohte er uns, er würde jeden einfach niederschießen, wenn einer von uns versuchen sollte, es ihm wegnehmen zu wollen. Auf Hilfe von Außerhalb bräuchten wir gar nicht erst zu hoffen, niemand würde uns die Woche vermissen und nachfragen. Dann sagte er uns klipp und klar, wir wären seine Gefangenen. Wenn einer von uns Hilfe holte, würde er alle übrigen töten. Wir hätten nur die Möglichkeit, unversehrt davonzukommen, wenn wir ihm den Erpresser auslieferten. Wir hätten volle Bewegungsfreiheit, solange wir in der Nähe des Hauses blieben. Aber wenn sich einer wegrührte … na ja, das wär’s.«

      »Und Sie glauben auch jetzt noch, dass er einen Massenmord verüben würde, wenn Sie ihm nicht gehorchten?«, fragte Finch, während er langsam seine Hand nach dem Glas ausstreckte.

      »Ja«, antwortete Mrs. Greenwood.

      Nicolas Brown bedachte Finch mit einem schiefen Lächeln.

      »Sie ließen sich ja durch die vorgehaltene Waffe in dieses Haus zwingen, Doktor. Ich muss mich diesbezüglich sehr wundern, wenn Sie, wie es für mich gerade klang, annahmen, er würde das Gewehr nicht benutzen?«

      »Oh, ich dachte schon, er würde es benutzen, Mr. Brown«, gab Finch milde zurück. »Ich war davon überzeugt. Darf ich um Salz und Pfeffer bitten? Ich kann dem Truthahn nicht mehr lange widerstehen.«

      Die anderen sahen ihm mehr oder minder ungeduldig zu, während er aß.

      »Was halten Sie eigentlich von der Sache, Doktor«, konnte sich Mrs. Drummond schließlich nicht zurückhalten.

      Finch hob den Kopf und sah sie an.

      »Schwer zu sagen, Mrs. Drummond. Ich kenne keinen von Ihnen gut genug, um mir eine Meinung zu bilden. Anscheinend zweifeln Sie nicht daran, dass Mr. Greenwood es tödlich ernst meint. Sie sind ja schon seit zwei Tagen hier und haben inzwischen einiges erlebt.«

      »Was hätten wir denn tun sollen?« Mrs. Drummond ließ ihre dunkle Augen aufblitzten.

      »Nun, … vermutlich haben Sie versucht, herauszufinden, wer der Erpresser ist«, erwiderte Finch. »Ist Ihnen das geglückt?«

      »Das ist ja lächerlich!«, rief Mrs. Drummond. »Ryan gibt sich einem Wahn hin. Niemand hat ihn erpresst! Er hat ja gar nichts Böses getan.«

      Danach wollte die Gruppe wissen, wie Ryan ihn hierher gebracht hatte, und Finch schilderte seine Begegnung mit dem Mann auf dem Felsen.

      »Was immer auch an der Sache wahr sein mag«, fügte er hinzu, »Mr. Greenwood ist verzweifelt. Sie halten die Erpressungsgeschichte also für einen Wahn. Wie kommen Sie darauf, Mrs. Drummond?«

      »Weil die Geschichte lächerlich ist«, beharrte sie kategorisch.

      Finch blickte Mrs. Greenwood an.

      »Ist das auch Ihre Meinung?«

      »Nein«, entgegnete sie stirnrunzelnd. »Immerhin stimmt sie ja mit verschiedenen Tatsachen überein. Das Richteramt wurde ihm angeboten, und er lehnte es ab. Nicht anders verhielt es sich mit der Position als Syndikus an seiner ehemaligen Alma Mater. Ich dachte jedes Mal, er scheue die damit verbundene Verantwortung. Aber nach den Angeboten war er immer besonders reizbar und er trank dann auffällig viel.«

      »Und er änderte tatsächlich immerzu seine Pläne«, pflichtete Robert Drummond ihr bei. »In der Kanzlei amüsierte man sich schon darüber. Immer wieder mussten bereits getroffene Reisevorbereitungen in letzter Minute umgeworfen werden.«

      »Hat er sich zu diesen Änderungen geäußert?«, fragte Finch, der aufmerksam zugehört hatte.

      »Nein. Das hätte er nicht nötig, hat er mir einmal gesagt, schließlich sei er immer noch sein eigener Herr. Zumeist hieß es nur: Ich habe es mir anders überlegt.«

      »Es kam aber auch vor, dass er ohne ersichtlichen Grund ein Mandat niederlegte«, meldete sich Nora Burdett jetzt zum ersten Mal zu Wort, »nachdem er den Fall unmittelbar zuvor erst übernommen hatte.«

      »Demnach könnte die Geschichte, die er Ihnen erzählt hat, also mit den Tatsachen übereinstimmen«, bemerkte Finch. »So wie ich Sie verstanden habe, kennen Sie ihn alle schon seit Ihrer Kindheit. Gibt es möglicherweise irgendetwas Ungeklärtes in seinem Leben? Vielleicht eine Zeitspanne, von der Sie nichts wissen?«

      »Nichts«, antwortete Mrs. Greenwood.

      »Ein Rechtsanwalt schafft sich bei einem Prozess manchmal Feinde«, fügte Finch ergänzend hinzu.

      »Aber wie könnte ein Mandant ihn erpressen?«, erwiderte Drummond zweifelnd. »Ich kann mich an keinen einzigen Prozess erinnern, hinter dem unsere Kanzlei nicht hundertprozentig hätte stehen können.«

      »Außerdem vergessen Sie dabei, dass der Erpresser einer von uns sein soll, Doktor«, erinnerte Brown lächelnd.

      »Falls die Geschichte, die er Ihnen erzählt hat, keine Erfindung ist«, versetzte Finch.

      »Schauen Sie, wir haben es uns überlegt«, sagte Drummond. »Seit seinem zehnten Jahr hat es in Ryans Leben kaum einen Tag gegeben, an dem nicht mindestens einer von uns mit ihm zusammen war. Wir gingen zusammen zur Schule, und wir spielten miteinander. Howard studierte mit ihm. Kathlyn heiratete ihn sogar.«

      Finch wandte sich an Greenwoods Frau.

      »Der Brief, den Sie zitierten, Mrs. Greenwood, enthielt die Drohung einer Anzeige beim Anwalt der Krone. Das lässt unwillkürlich an ein Verbrechen denken.«

      »Seit zwanzig Jahren gab es in Aylesbury kein unaufgeklärtes größeres Verbrechen«, versicherte Drummond. »Höchstens kleinere Diebstähle. Ryan gehört zu den reichsten Männern in Großbritannien, so dass er es nicht nötig hat, einen Menschen zu berauben.«

      »All das schließt doch aber nicht aus, dass ein Unschuldiger für ein Verbrechen büßen musste, während sich Ihr Freund seiner gerechten Strafe entzog.«

      »Das ist doch reiner Blödsinn!«, schnaubte Drummond.

      »Nun gut, …«, beschwichtigte Finch schulterzuckend, »betrachten wir es einmal aus einem anderen Winkel. Was geschah am Samstagabend, nachdem er seine Erklärung abgegeben und sein Ultimatum gestellt hatte?«

      »Ryan befahl uns, in den oberen Stock hinaufzugehen«, antwortete Mrs. Greenwood. »Die Tür zum Treppenhaus lässt sich abschließen, und diese Tür schloss er hinter uns ab.«

      »Man braucht ganz sicher kein Akrobat zu sein, um aus einem Fenster des oberen Stockwerks zu springen«, meinte Finch.

      »Daran dachten wir am Samstag überhaupt nicht«, gestand Lancaster. »Es lässt sich schwer erklären, aber das Ganze war so unwirklich, so unsinnig, dass wir alle uns an den Gedanken klammerten, es könne sich nur um einen dummen Spaß handeln. Wir sprachen ernsthaft darüber, aber wir glaubten es nur halb. Stillschweigend hofften wir aber, Ryan würde uns am nächsten Morgen auslachen, und damit wäre die Sache erledigt.«

      »Aber das war nicht der Fall?«

      Lancaster

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